Stadtteilspaziergänge

Fakten - Täterorte - Opferorte * Nationalsozialismus

1809

12. Mai 1809

Tirol * General Carl Philipp Joseph von Wrede hält vor seinen Soldaten eine Rede, in der er auf die Vorgänge des Vortags eingeht:

„Ich habe heute und gestern, an den Tagen, wo ich über so manche tapfere Tat der Division zufrieden zu sein Ursache hatte, Grausamkeiten, Mordtaten, Plünderungen, Mordbrennereien sehen müssen, die das Innerste meiner Seele angegriffen und mir jeden frohen Augenblick, den ich bisher über die Taten der Division hatte, verbittern.

Wahr ist es Soldaten! Wir haben heute und gestern gegen rebellische, durch das Haus Österreich und dessen kraftlose Versprechungen irre geführte Untertanen unseres allergeliebten Königs gekämpft, aber wer hat Euch das Recht eingeräumt, selbst die Unbewaffneten zu morden, die Häuser und Hütten zu plündern und Feuer in Häusern und Dörfern anzulegen.

Soldaten! Ich frage Euch, wie tief sind heute und gestern Euere Gefühle von Menschlichkeit gesunken?“.


1833

18. Oktober 1833

München-Maxvorstadt * Der Grundstein für den Obelisken auf dem Carolinenplatz wird gelegt. Er ist ein Denkmal für die im Russlandfeldzug Napoleons umgekommenen bayerischen Soldaten.


1862

29. November 1862

Weißenburg * Gustav von Kahr wird in Weißenburg geboren. 


1889

20. April 1889<p><em><strong>Braunau am Inn</strong></em> * Adolf Hitler, der spätere deutsche Reichskanzler, wird in Braunau am Inn in Österreich geboren.&nbsp;</p>

1891

Dezember 1891

München * Mit dem „Deutsch-Sozialen-Verein“ wird in München erstmals eine antisemitische Gesellschaft gegründet.

Er fordert unter anderem die „Aufhebung des Emanzipationsgesetzes von 1869“, das die jüdische Bevölkerung erstmals offiziell vor dem Gesetz gleichstellt.

Darüber hinaus die „Beschränkung der Gewerbefreiheit“, die „Einführung von Befähigungsnachweisen“ sowie ein „Verbot der neuen, die Existenz der ortsansässigen Detailhändler und des heimischen Handwerks bedrohende Verkaufsformen“, worunter in erster Linie die gerade aufkommenden „Warenhäuser“ gemeint sind.


1893

Ab Oktober 1893

München * Im „Deutschen Volksblatt“ wird die von den Antisemiten propagierte Aktion „Kauft nicht bei Juden“ mit dem Abdruck einer Liste jüdischer Geschäftsinhaber in München begleitet.

Ziel ist dabei der Boykott der jüdischen Geschäfte durch die „christlichen Konsumenten“.


1899

1899

München * Das Kaufhaus Hermann Tietz, der spätere Hertie, wird als erstes Kaufhaus in München eröffnet. Der Kaufhausbesitzer muss sich mehrmals vor Gericht den Anschuldigungen der Antisemiten erwehren, dass er durch ihre niedrigen Löhne die Verkäuferinnen zur Prostitution treiben würde. Das bringt zwar den Anschuldigern hohe Geldstrafen ein, hat aber auch Auswirkungen auf das Geschäft des Warenhauses Tietz. 


1900

März 1900

München-Hackenviertel * Als der Wiener Gemeinderat Lucian Brunner im Münchner „Kreuzbräu“ im Auftrag des Historikers und Pazifisten Ludwig Quidde für den liberalen „Demokratischen Verein“ einen Vortrag halten soll, kommt es durch Parteigänger der „Christlich-Sozialen-Vereinigung“ zu Ruhestörungen und einer Massenschlägerei.

Als Quidde das Rednerpult betritt, „ging ein wütendes Gejohle und Gepfeife an, unterbrochen von Rufen: [...] „Raus mit dem Juden".

Am Veranstaltungslokal bringen die Antisemiten ein Plakat mit folgender Aufschrift an: „Hier werden wegen Kohlemangels Juden verbrannt“.


1905

1905

München * Paul Nicolaus Cossmann konvertiert vom jüdischen zum katholischen Glauben.

Während des Ersten Weltkriegs tauscht er seine liberalen Ideen gegen einen skrupellosen Nationalismus ein.

In den „Süddeutschen Monatsheften“ wird er später verbissen die „Dolchstoß“-Theorie propagieren.


1912

1912

München-Maxvorstadt * Paul Ludwig Troost, der Architekt des „Hauses der Deutschen Kunst“ und der „Parteibauten am Königsplatz“, lebt bis zu seinem Tod am 21. Januar 1934 in der Kaulbachstraße 10, EG, links.

Er gilt als der Architekt, der in seinen Planungen bereits die Grundzüge der nationalsozialistischen Stadtplanung festgelegt hat, wie sie später im gesamten Deutschen Reich zur Ausführung kommen.


1917

31. Juli 1917

Ypern * Die dritte Flandernschlacht, auch dritte Ypernschlacht genannt, beginnt. Sie endet am 6. November 1917 mit enormen Verlusten an Soldaten und Kriegsmaterial, weswegen die Flandernoffensive für die „Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges“ steht. 

14. September 1917

Petersburg * Der russische Ministerpräsident Alexander F. Kerenski proklamiert die Republik und beruft eine neue Regierung. 


1918

1918

München-Maxvorstadt * In den Räumen des heutigen Bayerischen Hauptstaatsarchiv an der Ludwigstraße 14 sowie Schönfeldstraße 3 und 5 ist bis 1919 das Bayerische Kriegsministerium untergebracht.

22. Januar 1918

München * In einem Gespräch mit dem Münchner Polizeipräsidenten versichert der Landessekretär der Bayerischen SPD, Erhard Auer, dass „die Unabhängigen in Bayern, besonders in München, nicht viel Boden“ haben. Bei den organisierten Arbeitern besteht somit keine Streikgefahr. Anders ist die Sache „bei den vielfach noch nicht organisierten weiblichen Arbeiterinnen“

7. März 1918

München * Der in der Reichsbahnhauptwerkstätte München als Werkzeugschlosser beschäftigte Anton Drexler ruft den Freien Arbeiterausschuss für einen guten Frieden ins Leben. Die Gründung erfolgte in Anlehnung an eine fast gleichnamige und gleiche Ziele verfolgende Organisation in Bremen. Aus dem Freien Arbeiterausschuss für einen guten Frieden wird später die Deutsche Arbeiterpartei - DAP hervorgehen. .

Es ist eine antisemitische und antimarxistische Gruppierung, die nie mehr als vierzig Mitglieder zählt und der es um eine Versöhnung der Arbeiterschaft mit der nationalen Rechten geht. Die bürgerlichen Parteien haben in ihren Augen versagt und der Marxismus erscheint ihnen für ihre nationalistischen Ziele ungeeignet. 

Nach dem 7. Juni 1918

München-Au - München-Stadelheim * Ohne Mitteilung über eine Änderung in seinem Status als Untersuchungsgefangener wird Kurt Eisner - laut seinem Gefängnis-Tagebuch - zwischen dem 6. und 15. Juni 1918 vom Gerichtsgefängnis Neudeck in die staatliche Strafanstalt in Stadelheim verlegt.

Er wird in Stadelheim in der Zelle 70 untergebracht. In dieser Zelle sollte später auch der Eisner-Mörder Anton Graf von Arco auf Valley, ab 1923 der Putschist Adolf Hitler einsitzen. Der SA-Führer Ernst Röhm wird in der Nacht vom 30. Juni 1934 in der Zelle 70 erschossen. 

14. August 1918

München * Die Zentralpolizeistelle für Bayern stellt in einem Bericht fest, dass die Januarstreiks nur darauf angelegt waren, „die Offensive im Westen zu verhindern“

2. Oktober 1918

München * Gast der ersten öffentlichen Veranstaltung des „Freien Arbeiterausschusses für einen guten Frieden“ ist Karl Harrer, ein Mitglied der Thule-Gesellschaft und Sportjournalist bei der national-liberal orientierten München-Augsburger Abendzeitung. 

Um 10. Oktober 1918

München * Karl Harrer wird von der Thule-Gesellschaft beauftragt, Arbeiter für die völkische Politik zu gewinnen. Zu diesem Zweck ruft er einen Arbeiter-Ring ins Leben. Noch vor dem Sturz der Monarchie in Bayern - gründen Harrer und Anton Drexler gemeinsam den Politischen Arbeiterzirkel, der sich - laut seiner erst am 24. März 1919 festgelegten Satzung - als „eine Vereinigung ausgewählter Persönlichkeiten zwecks Besprechung und Studium politischer Angelegenheiten“ versteht. 

Die vom Vorstand zu Mitgliedern des Zirkels ernannten Personen werden zum Stillschweigen über die Tätigkeit und die personelle Zusammensetzung der Gruppe verpflichtet, woraus alleine schon der Einfluss der exklusiven und elitären Thule-Gesellschaft erkennbar ist. 

Die dominierende Figur und der geistige Führer dieses Politischen Arbeiterzirkels, dem zum größten Teil Arbeitskollegen Drexlers angehören, ist demzufolge auch nicht Drexler, sondern Karl Harrer, der vor diesem zwar vorwiegend, aber nicht ausschließlich im Hotel Vier Jahreszeiten tagenden kleinen Kreis - besonders im Winter 1918/19 - auch ständig Vorträge zu verschiedenen aktuellen Themen hält. 

7. November 1918

München-Maxvorstadt * Um 20:12 Uhr ergreift ein Unteroffizier „im Auftrag des Soldatenrats“ vom Hauptbahnhof Besitz. Demnach gibt es zu diesem Zeitpunkt wohl offiziell einen Soldatenrat. 

7. November 1918

München-Kreuzviertel * Gegen 22:30 Uhr steht Kurt Eisner am Präsidentenpodium und erklärt im Namen des Arbeiter- und Soldatenrats die Dynastie Wittelsbach für abgesetzt und die bayerische Republik für gegründet.

Er fährt fort: „Jetzt müssen wir zur Bildung einer Regierung fortschreiten. […] Der, der in diesem Augenblick zu Ihnen spricht, setzt Ihr Einverständnis voraus, dass er als provisorischer Ministerpräsident fungiert.“

Der anschließend einsetzende begeisterte Applaus bestätigt ihm die Annahme. Kurt Eisner ist damit bayerischer Ministerpräsident. 


1919

5. Januar 1919

München-Hackenviertel * Eine Woche vor der bayerischen Landtagswahl wird im Fürstenfelder Hof, in der Fürstenfelder Straße 14, die Deutsche Arbeiterpartei - DAP durch den Werkzeugschlosser Anton Drexler und den Sportjournalisten Karl Harrer sowie 22 weiteren Anwesenden gegründet. 

Die Deutschen Arbeiterpartei - DAP geht aus dem Münchner Freien Arbeiterausschuss für einen guten Frieden hervor, der am 7. März 1918 ebenfalls von Drexler gegründet worden war. Als Vorsitzender der neuen Partei wird Anton Drexler gewählt. 

Zu den ersten Mitgliedern der DAP zählen fast ausschließlich Arbeitskollegen Drexlers aus den Münchner Eisenbahnwerken. Die ersten Parteiversammlungen finden in Hinterzimmern kleiner Bierlokale statt. Der wenig begeisternde Redner Drexler hält zumeist kaum motivierende Reden, die oft in der Geräuschkulisse des Lokals untergehen.

Während der Politische Arbeiterzirkel eindeutig eine Schöpfung der Thule-Gesellschaft ist, soll die Deutsche Arbeiterpartei - aus taktischen Erwägungen - als Gründung Anton Drexlers erscheinen.

Vorbereitet wird die konstituierende Parteiversammlung von einem Dreier-Ausschuss, der sich aus Harrer, Drexler und Michael Lotter zusammengesetzt. An der eigentlichen Versammlung nimmt Harrer allerdings nicht teil. 

Umgekehrt werden Drexler und Lotter keine Mitglieder der Thule-Gesellschaft, verkehren aber als ständige Gäste in den Logenräumen im Hotel Vier Jahreszeiten, wo sie bald auch Personen wie Dietrich Eckart und Gottfried Feder kennenlernen.

In den von der Gründungsversammlung angenommenen Richtlinien der Deutschen Arbeiterpartei heißt es, dass die DAP eine aus „allen geistig und körperlich schaffenden Volksgenossen zusammengesetzte sozialistische Organisation“ ist. Die Deutsche Arbeiterpartei will

  • „die Adelung des deutschen Arbeiters. Die gelernten und ansässigen Arbeiter haben ein Recht, zum Mittelstand gerechnet zu werden. Zwischen Arbeiter und Proletarier soll ein scharfer Trennungsstrich gezogen werden. [...]
  • Das Großkapital ist als Brot- und Arbeitgeber zu schützen, sofern nicht rücksichtsloseste Ausbeutung des Arbeiters diesem ein menschenwürdiges Dasein unmöglich macht. 
  • Die DAP sieht in der Sozialisierung des deutschen Wirtschaftslebens einen Zusammenbruch der deutschen Volkswirtschaft. [...] Darum darf es nicht Sozialisierung, sondern Gewinnbeteiligung für den deutschen Arbeiter heißen. [...].“ 

Hier zeichnete sich deutlich eine eigentlich mittelständische Orientierung dieser pseudosozialistischen und antisemitischen Organisation ab.

Die anfallende Parteiarbeit der zunächst auf München beschränkten winzigen Vereinigung wird im Wesentlichen von dem mit dem Politischen Arbeiterzirkel nicht identischen Arbeitsausschuss der DAP bewältigt, der in den Anfängen auch die Führung der Gesamtpartei inne hat und dem im Sommer 1919 neben Anton Drexler und Karl Harrer weitere vier Personen angehören. Anton Drexler, der Vorsitzende der Deutschen Arbeiter Partei - DAP, bleibt es bis zum Juni 1921.

20. Februar 1919

München * Einen Tag bevor Anton Graf von Arco auf Valley zur Waffe greift, legt er seine Motive schriftlich nieder:  

  • „Eisner strebt nach der Anarchie, er ist Bolschewist, er ist Jude, er fühlt nicht deutsch, er untergräbt jedes deutsche Gefühl, er ist ein Landesverräter. [...]
  • Ich hasse den Bolschewismus, ich liebe mein Bayernvolk, ich bin ein treuer Monarchist und guter Katholik. Über alles achte ich die Ehre Bayerns.“

Arcos Zimmermädchen Walburga Kästele, die Arcos Wohnung in der Prinzregenten Straße 18 betreut, bestätigt die Entschlossenheit des jungen Grafen: „Gegen Abend des 20. Februar nach 6 Uhr sagte Arco ohne besondere Einleitung, als ich zu seiner Bedienung in seinem Zimmer war: Morgen erschieße ich den Eisner. 

Er sagte das ganz lustig und hat dazu gelacht. Ich glaubte ihm nicht und sagte, das getraue er sich doch nicht, worauf er erwiderte: Doch, doch, ich mache es, der muss weg er ist ein Bolschewik und Jude.“

24. Februar 1919

Baden - München * Erich Mühsam kommt aufgrund der schwierigen Verkehrsverbindungen erst jetzt wieder in München an, obwohl er am 21. Februar von der Ermordung Kurt Eisners erfahren hatte. 

3. März 1919

Berlin * In Berlin werden Polizeireviere gestürmt und über 1.000 Gewehre und Maschinengewehre erbeutet. Fünf Polizeibeamte kommen ums Leben. 

10. April 1919<p><em><strong>München</strong></em> * Am Abend wird in der&nbsp;Chirurgischen Klinik&nbsp;ein Anschlag auf Erhard Auer verhindert. Die bewaffneten Eindringlinge können überwältigt und verhaftet werden.&nbsp;</p>
18. April 1919<p><em><strong>München</strong></em>&nbsp;* Die&nbsp;Kasernenräte&nbsp;werfen aus fahrenden Autos gegen die&nbsp;Regierung Hoffmann&nbsp;gerichtete Flugblätter ab.&nbsp;</p>
5. Mai 1919

München-Haidhausen * Der 19-jährige Konrad Zeller sagt als Zeuge der Erschießungen im Hofbräukeller folgendes aus: „Gleich nach unserer Ankunft im Hofbräukeller mussten wir in Reihe antreten. Jemand, wer weiß ich nicht, gab den Befehl: ‚Ludwig raus‘. Ludwig wurde von 2 Soldaten hinter das Auto geführt. Gleich darauf krachte es 2 oder 3 mal. Ich glaube, dass Ludwig sofort erschossen worden ist“.

Gegen Mittag werden die übrigen elf Perlacher von Erschießungskommandos hingerichtet. Bei den Ermordeten handelt es sich um den bereits erwähnten Hafnermeister Josef Ludwig sowie die Hilfsarbeiter Artur Koch, Johann Keil, Sebastian Hufnagel, Albert Dengler, sowie den Arbeiter Albert Krebs, der Schweizer Staatsbürger war, weiters um den Schreiner Georg Jakob, den Maurer Josef Jakob, den Eisenbahnarbeiter Georg Eichner, den Arbeiter Konrad Zeller, den Korbmacher August Stöber und den Former Johann Fichtl.

Josef Ludwig ist Vorsitzender des Perlacher Arbeitersrats, dem aus dem Kreis der Ermordeten noch Josef Jakob und August Stöber angehören. Außerdem ist Ludwig Mitglied im Gemeindeausschuss und steht dem wichtigen Lebensmittelausschuss vor. 

Von den zwölf Ermordeten sind zehn Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - USPD. Zwei der Getöteten sind Junggesellen; insgesamt werden zehn Frauen zu Witwen, die sich um 46, davon 35 minderjährige Kinder [!], sorgen müssen. 

Um den 15. August 1919

München * Eintritt des Kreises um den völkischen Dichter Dietrich Eckart in die Deutsche Arbeiterpartei - DAP.

16. Oktober 1919

München-Haidhausen * Adolf Hitler hält im Hofbräukeller am Wiener Platz die erste parteipolitische Rede seines Lebens.

9. Dezember 1919

Berlin - München * Die Reichswehr übernimmt das Kommando über das Bayerische Kriegsministerium. Bayern bildet fortan den Wehrkreis VII der Reichswehr.


1920

29. Februar 1920

Berlin * Reichswehrminister Gustav Noske verfügt die Auflösung der Marinebrigade Ehrhardt. Durch den am 10. Januar in Kraft getretenen Versailler Friedensvertrag wurde 

  • das deutsche Heer auf 100.000 Mann sowie
  • die Marine auf 15.000 Mann beschränkt.

Das bedeutet einen massiven Personalabbau der etwa 400.000 Mann starken Reichswehr. Auch die Freikorps sollen aufgelöst werden. 

13. März 1920<p><strong><em>Berlin</em></strong> * In Berlin findet der rechtsradikale Kapp-Putsch&nbsp;statt.&nbsp;Parallel dazu fordern in München der Regierungspräsident von Oberbayern&nbsp;Gustav von Kahr, Polizeipräsident&nbsp;Ernst Pöhner und Wehrkreiskommandant&nbsp;Arnold von Möhl den von der SPD&nbsp;gestellten bayerischen Ministerpräsidenten&nbsp;Johannes Hoffmann zum Rücktritt auf.&nbsp;</p> <p>Was in Berlin scheitert, gelingt in München.&nbsp;Gustav Ritter von Kahr bildet - unter Beteiligung der Bayerischen Volkspartei - BVP&nbsp;- eine rechtskonservative Regierung, die alle rechtsextremen Gruppierungen sowie militanten Verbände fördert und schützt.&nbsp;</p> <p>Ministerpräsident&nbsp;wird Gustav von Kahr, der&nbsp;zu dieser Zeit auch Adolf Hitler kennenlernt und&nbsp;den er als <em>„Trommler“</em> für die nationale Sache&nbsp;einspannen will, um mit seiner Hilfe den Kommunismus&nbsp;und den Marxismus&nbsp;abzuwehren und um die <em>„gestörte Ordnung“</em> in Deutschland wieder ins rechte Lot zu bringen.&nbsp;</p> <p>Die rechtsradikalen Verbände können umgekehrt von Bayern aus ihren ideellen Boden vorbereiten.<br /> Gustav von Kahr ist die Integrationsfigur all jener Kräfte in Bayern, die durch einen Staatsstreich&nbsp;die parlamentarische Demokratie&nbsp;abschaffen und die staatliche Unabhängigkeit Bayerns&nbsp;von Berlin vorbereiten wollen.</p>
16. März 1920<p><strong><em>München</em></strong> * Der <em>Antisemitismus&nbsp;</em>wird gewalttätig.</p> <ul> <li>Der konservative Ministerpräsident&nbsp;Gustav von Kahr (BVP) kündigt in seiner ersten Regierungserklärung an, gegen die <em>„Überfremdung durch Stammesfremde“</em> einzuschreiten und erklärt die <em>„Reinhaltung des eigenen Volkes von fremden Elementen“</em> zum Gebot der Stunde.&nbsp;Er meint damit den besonders verhassten <em>„Teil der jüdischen Rasse“</em>, die Ostjuden.</li> <li>Münchens Polizeipräsident&nbsp;Ernst Pöhner hält es für nicht ausgeschlossen, wenn <em>„wegen der unerträglichen Teuerung etwas unternommen, etwa einige Juden aufgehängt würden“</em>. Gegen die gewalttätigen und gewaltbereiten Antisemiten&nbsp;unternimmt die Münchner Polizei allerdings nichts.</li> <li>Nun wird die Situation für die jüdischen Mitbürger unerträglich.&nbsp;Viele verlassen die Stadt.</li> </ul>
1. April 1920<p><strong><em>München-Lehel</em></strong> * Nach seiner Entlassung aus dem Aufklärungskommando&nbsp;der Reichswehr&nbsp;am 31. März 1920 lebt Adolf Hitler zur Untermiete bei einer Frau Reichert in einem kleinen Zimmer in der Thierschstraße 41.</p>
1. Mai 1920

München-Obergiesing * Im Rahmen der „Maifeiern“ wird im „Ostfriedhof“ von den „Münchner Freien Gewerkschaften“ der Grundstein für ein Denkmal für die „Toten der Revolution - 1919“ errichtet. 

31. Mai 1920

München * Ein „Konsertium von Münchner und auswärtigen Vaterlandsfreunden“ kauft Bayerns einzige weltweit beachtete Tageszeitung auf: die Münchner Neuesten Nachrichten. Die Mehrheit hält die Gutehoffnunghütte. Sie will die Zeitung für die Propagierung ihrer Ziele benutzen und macht sie zu einem „Bollwerk für nationale Erneuerung gegen Sozialismus und republikanische Politik“.

Das besondere Interesse der Redaktion gilt der Dolchstoß-Theorie, nach der das siegreiche deutsche Heer im Ersten Weltkrieg von den Umstürzlern in der Heimat zur Kapitulation gezwungen worden sein soll. Diese „Schmach“ soll durch die Wiederaufrüstung getilgt und Deutschland zu einer Weltmacht gemacht werden. Finanziert durch die deutsche Schwerindustrie und einflussreiche politische Kreise spielen die Münchner Neuesten Nachrichten eine wichtige Rolle bei der Entstehung der rechtsradikalen „Ordnungszelle Bayern“. Professor Paul Nicolaus Cossmann wird politischer Leiter der Zeitung.

1. Juli 1920

München * Paul Nicolaus Cossmann verpflichtet den fanatischen Nationalisten und Sozialistenhasser Dr. Fritz Gerlich als Chefredakteur der Münchener Neuesten Nachrichten. Gerlich unterstützt damit indirekt Adolf Hitlers Aufstieg.

5. September 1920

München-Au * Adolf Hitler hält im Münchner-Kindl-Keller eine Rede vor 3.000 Zuhörern, in der er die Juden verurteilt, da sie hinter dem Elend Deutschlands stecken. Wenn man erst mal die Macht habe, so sagt Hitler weiter, dann „werde man den Fetzen von einem Friedensvertrag zerreißen”.

Der NSDAP-Parteivorsitzende führt aus, dass Deutschland zwar geknebelt und wehrlos ist, sich aber nicht vor einem Krieg gegen Frankreich scheuen darf. Seine Rede beendet er mit dem Schiller-Wort: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, nicht trennen uns in Not und Gefahr“.


1921

1921

München-Haidhausen * Pater Rupert Mayer tritt bei einer NS-Veranstaltung im „Bürgerbräukeller“ ans Rednerpult, um den Anwesenden seine ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus darzulegen.

8. April 1921<p><strong><em>München</em></strong> * Welche antisemitische Stimmung in Bayern weit verbreitet ist, zeigt ein Beitrag des Schriftstellers Ludwig Thoma, den er anonym im viel gelesenen <em>„Miesbacher Anzeiger“</em> drucken lässt:&nbsp;</p> <p><em>„In München haben wir mit der Hinrichtung des Eisner den Nachweis geliefert, dass es uns nicht an Temperament fehlt. [...] &nbsp;Immerhin waren dies nur Vorspiele zu größeren Kuren, die wir uns gelobt haben für den Fall, dass sich die Beschnittenen bei uns noch einmal mausig machen. Dann geht‘s in die Vollen.“</em></p>
26. August 1921

Bad Griesbach im Schwarzwald * Der ehemalige Reichsminister der Finanzen, Matthias Erzberger, wird in Bad Griesbach im Schwarzwald ermordet. Die Attentäter sind Heinrich Tillessen und Heinrich Schütz, die der rechten Organisation Consul, dem Freikorps Oberland und dem Germanenorden angehören. Den Auftrag zu diesem politischen Fememord gab ihnen der Kapitänleutnant Manfred von Killinger im Monat des Anschlags. 

28. September 1921

München * Generalleutnant Otto Hermann von Lossow übernimmt die Befehlsgewalt über die in Bayern stationierte 7. Division.


1922

1. Mai 1922

München-Obergiesing * Das Denkmal für die „Toten der Revolution - 1919“ im Ostfriedhof wird feierlich enthüllt.

  • Auf der Vorderseite trägt es die Inschrift: „Den Toten der Revolution - 1919“,
  • auf der nach Osten gerichteten Fläche stehen die Worte: „Zum Gedenken an Kurt Eisner 1867-1919“.
  • In der nach Westen orientierten Seite ist ein Vers von Ernst Toller eingemeißelt: „Wer die Pfade bereitet, stirbt auf der Schwelle. Doch es neigt sich vor ihm in Ehrfurcht der Tod“.

Eine Bronzeplakette am Sockel erinnerte an Kurt Eisner, dessen Urne man in dem würfelförmigen Denkmal beigesetzt hat. 


1923

Um April 1923

Maxvorstadt * Es kommt zur ersten persönlichen Begegnung zwischen Adolf Hitler und Dr. Fritz Gerlich in der Richard-Wagner-Straße 27.

Gerlich zweifelt bereits zu dieser Zeit an Hitlers intellektuellen Fähigkeiten.

26. September 1923

München * Der gerade zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten ernannte Gustav Ritter von Kahr verhängt den Ausnahmezustand in Bayern.

  • Damit unterstellt er die in Bayern stationierten Einheiten der Reichswehr seinem Kommando.
  • Gleichzeitig verbietet er das Erscheinen der sozialdemokratischen Zeitung Münchener Post. 
26. September 1923

München * Die bayerische Regierung ernennt Gustav Ritter von Kahr - aus Protest gegen den Abbruch des Ruhrkampfes durch die Reichsregierung - zum Generalstaatskommissar, auf den die gesamte exekutive [= vollziehende] Gewalt übergeht. Er hat damit diktatorische Vollmachten.

Gustav von Kahr, Otto von Lossow, der Befehlshaber des Wehrkreises VII, und der Chef der Landespolizei, Hans Ritter von Seisser, regieren den Freistaat Bayern als Triumvirat und bereiten zusammen mit Rechtsradikalen in Norddeutschland den Staatsstreich in München und Berlin vor. 

November 1923

München-Haidhausen * Dr. Fritz Gerlich ist mit Begeisterung dabei, als unter Mitwirkung des „Generalstaatskommissars“ Gustav Ritter von Kahr der „Staatsstreich gegen das Reich“ vorbereitet wird.

Kahrs Rede im „Bürgerbräukeller“ stammt aus den Redaktionsräumen der „Münchner Neuesten Nachrichten“.
Dr. Fritz Gerlich hat an ihr mitgearbeitet.

8. November 1923<p><strong><em>München-Haidhausen</em></strong> * Adolf Hitler stürmt mit einem bewaffneten Stoßtrupp den Bürgerbräukeller, in dem die Freie Vereinigung von Erwerbsständen&nbsp;zu einer Veranstaltung eingeladen hatte, und erklärte die <em>„Nationale Revolution“</em> für <em>„ausgebrochen“</em>.</p> <p>Am nächsten Tag machen sich die Putschisten&nbsp;auf den Weg in die Innenstadt. An der Feldherrnhalle&nbsp;kommt es zu einer Schießerei mit der Landespolizei. Sechzehn Putschisten&nbsp;und vier Polizisten kommen dabei ums Leben.</p>
9. November 1923<p><strong><em>München-Maxvorstadt</em></strong> * Beim Hitler-Ludendorff-Putsch&nbsp;ist das Kriegsministerium&nbsp;ein Zwischenziel des <em>„Marsches nach Berlin“</em>, der jedoch an der Feldherrnhalle&nbsp;gestoppt wird.</p> <p>Ernst Röhm besetzt im Auftrag Hitlers mit 400 Bewaffneten sein eigenes Bürohaus, in dem er Stabsoffizier&nbsp;war. Ohne Erfolg!</p>
11. November 1923<p><strong><em>Landsberg am Lech</em></strong> • Adolf Hitler kommt in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech in Schutzhaft.&nbsp;</p>
14. November 1923<p><strong><em>Landsberg am Lech</em></strong> • Adolf Hitler, der sich seit dem 11. November 1923 in Landsberg am Lech in Schutzhaft befindet, wird nun in Untersuchungshaft genommen. Für die Dauer des Prozesses [ab 1. April 1924] wird er nach München verlegt.&nbsp;</p> <p>&nbsp;</p>

1924

26. Februar 1924<p><em><strong>München-Neuhausen</strong></em> • Bis zum 1. April 1924 findet die Hauptverhandlung an 25 Verhandlungstagen gegen die Angeklagten Adolf Hitler, Erich Ludendorff, Ernst Pöhner, Wilhelm Frick, Heinz Otto Kurt Pernet, Ernst Röhm, Hermann Kriebel, Friedrich Weber, Wilhelm Friedrich Karl Brückner und Robert Wagner statt.&nbsp;</p> <p>Ursprünglich sollte die Verhandlung im Gerichtsgebäude am Mariahilfplatz in der Au durchgeführt werden, dann erwog man aus Sicherheitsgründen die Gefangenenanstalt Landsberg am Lech als Verhandlungsort. Schließlich entschied man sich aber für die Räume der ehemaligen Kriegsschule in der Blutenburgstraße in München.</p>
29. Februar 1924

Berlin * Reichswehrminister Otto Geßler enthebt Generalleutnant Otto Hermann von Lossow seiner Funktion als Generalkommandant der VII. Division.

1. April 1924<p><strong><em>Landsberg am Lech</em></strong> • Adolf Hitler und die anderen Verurteilten [Pöhner, Weber und Kriebel] treten am Tag der Urteilsverkündung ihre Strafe in der Strafvollzugsanstalt Landsberg am Lech an. Dort ist ein Gebäude zur <em>„Festungshaftanstalt Landsberg“</em> deklariert worden.&nbsp;</p> <p>Während seiner Haft kann Hitler zahlreiche Besucher empfangen. Dies steht ihm als Festungshäftling zwar grundsätzlich zu, doch wird ihm wesentlich mehr als nach der Hausordnung für den Vollzug der Festungshaft zulässig ist von der ihm wohlgesonnenen Anstaltsleitung genehmigt. Hitler schreibt in Landsberg den ersten Teil seines Buchs <em>„Mein Kampf“</em>.&nbsp;</p>
1. April 1924<p><strong><em>München-Neuhausen</em></strong> • Der Prozess gegen die Beteiligten am Hitler-Ludendorff-Putsch wird mit einem Urteil beendet.&nbsp;</p> <ul> <li>Hitler wird wegen Hochverrats zur gesetzlichen Mindeststrafe von fünf Jahren Festungshaft und einer Geldstrafe von 200 Goldmark verurteilt, ebenso Kriebel, Weber und Pöhner.&nbsp;</li> <li>Brückner, Röhm, Pernet, Wagner und Frick erhalten wegen Beihilfe jeweils ein Jahr und drei Monate Festungshaft sowie 100 Goldmark als Strafe auferlegt.&nbsp;</li> <li>Ludendorff wird mit der wenig glaubwürdigen Begründung, dass er keine Kenntnis von den eigentlichen Plänen Hitlers gehabt hätte, freigesprochen.&nbsp;</li> <li>Den Verurteilten Hitler, Pöhner, Weber und Kriebel wird durch Beschluss des Volksgerichts nach Verbüßung eines weiteren Strafteils von sechs Monaten Bewährung für den Strafrest in Aussicht gestellt.&nbsp;</li> <li>Für Brückner, Röhm, Pernet, Wagner und Frick wird diese Bewährung sofort bewilligt.&nbsp;</li> </ul> <p>Die Staatsanwaltschaft hatte für Hitler eine Strafe von acht Jahren beantragt.&nbsp;</p> <ul> <li>Von der zwingenden Ausweisung Hitlers als Ausländer nach § 9 Absatz 2 des Gesetzes zum Schutze der Republik sieht das Volksgericht ausdrücklich ab.&nbsp;</li> <li>Ebenso berücksichtigt es nicht, dass der 1922 wegen Landfriedensbruch verurteilte Hitler bereits unter Bewährung stand und ihm daher nicht erneut Bewährung gewährt hätte werden dürfen.&nbsp;</li> <li>Die Volksgerichte sind für die ihnen zugewiesenen Fälle in Bayern erste und letzte Instanz, so dass gegen ihre Urteile keine Rechtsmittel statthaft sind. Das Urteil ist somit sofort rechtskräftig.</li> </ul>
13. April 1924<p><em><strong>Landsberg am Lech</strong></em> * Anton Graf von Arco auf Valley verlässt die Festung Landsberg am Lech - bereits vier Jahre nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Festungshaft - wieder als freier Mann.</p> <p>Er wird wegen Strafunterbrechung entlassen, ohne dass die sonst übliche Bewährungsfrist ausgesprochen wird.&nbsp;Ein lebenslanger Gefängnisaufenthalt war für Arco eh nie ernstlich in Betracht gezogen worden.</p> <p>Bei seiner Rückkehr nach Schloss Sankt Martin wird der Kurt-Eisner-Mörder von der Bevölkerung jubelnd empfangen.&nbsp;</p>
Um den 10. Mai 1924

Landsberg * Bereits vier Jahre nach seiner Verurteilung verlässt Anton von Arco auf Valley die Festung Landsberg wieder als freier Mann. Bei seiner Rückkehr nach Schloss Sankt Martin wird der Graf von der Bevölkerung jubelnd empfangen und die farbentragende katholische bayerische Studentenverbindung Rhaetia nimmt im Rahmen einer Festkneipe im Sommer 1925 den aus der Haft entlassenen Mörder in ihren Reihen auf. 

Anton von Arco ist durch seinen Mord am bayerischen Ministerpräsidenten zum Helden der nationalen Rechten aufgestiegen. Dass er dabei von den Leibwächtern schwer verletzt wurde, macht auch noch einen Märtyrer aus ihm. 

12. Mai 1924<p><em><strong>München</strong></em> • Die Staatsanwaltschaft München I stellt das Ermittlungsverfahren gegen Kahr, Seißer und Lossow mit der Begründung ein, dass bei den Beschuldigten ein Vorsatz, sich an dem Putsch zu beteiligen, nicht erwiesen sei.&nbsp;</p>
Bis zum 15. Mai 1924<p><strong><em>München-Neuhausen</em></strong> • Drei weitere Prozesse gegen die am Hitler-Ludendorff-Putsch Beteiligten finden noch bis Mitte Mai 1924 statt wegen der Angriffe auf die <em>„Münchener Post“</em>, der Beschlagnahme von Banknoten in Druckereien und Waffendiebstahls.</p>
20. Dezember 1924<p><strong><em>Landsberg am Lech</em></strong> • Adolf Hitler wird, auch aufgrund der günstigen Prognosen des Anstaltsleiters und gegen die Auffassung der Staatsanwaltschaft, auf Bewährung aus der Festungshaftanstalt entlassen.</p>
20. Dezember 1924

Landsberg * Adolf Hitler wird - nach nur neun Monaten - vorzeitig aus der Festungshaft aus Landsberg entlassen. 


1925

16. Februar 1925

München * Der Ausnahmezustand und das Verbot der NSDAP werden in Bayern aufgehoben. Damit ist der Weg für eine Parteineugründung frei. Das auch, nachdem Hitler dem bayerischen Ministerpräsidenten Heinrich Held [BVP] die Erklärung gegeben hatte, nur mehr im Rahmen der Verfassung agieren zu wollen. 

27. Februar 1925

München-Haidhausen * Adolf Hitler gründet nach seiner Haftentlassung im Bürgerbräukeller die NSDAP neu. In seiner Rede über „Deutschlands Zukunft und unsere Bewegung“, in der er den Bürgerkrieg ankündigt und bemerkt, es gehe dabei entweder der Feind über seine Leiche oder er über die Leiche des Feindes. Das führt zu Hitlers Redeverbot in öffentlichen Versammlungen. Bis zum 5. März 1927 kann die NSDAP nur mehr geschlossene Veranstaltungen durchführen.

März 1925

München-Kreuzviertel * Unversöhnlich zeigt sich Erzbischof Michael von Faulhaber gegenüber dem am 28. Februar 1925 verstorbenen, der SPD angehörenden Reichspräsidenten Friedrich Ebert.

Der Kardinal verweigert ihm ein Trauergeläut in seiner Diözese, weil der Verstorbene ja auf dem Boden einer Verfassung stand, die „auf eine Trennung von Staat und Kirche abzielte“. Außerdem war Friedrich Ebert als „Mitglied und Führer einer politisch grundsätzlich religions- und kirchenfeindlichen Partei, nicht durch die Wahl des deutschen Volkes ‚Reichspräsident‘ geworden“

26. April 1925

Berlin - Deutsches Reich * Im Alter von 77 Jahren wird Paul von Hindenburg als Vertreter des antirepublikanischen Reichsblock zum Reichspräsidenten gewählt. 


1926

1926

München * Da Anton von Arco nach dem Krieg seinen erlernten Beruf eines „Leutnants“ nicht mehr ausüben kann, arbeitet er bei der neu gegründeten „Lufthansa“. 

Bald darauf verdient er sein Geld als „Immobilienmakler“ und als „Vortragsreisender“, wo er seine politischer Ideen propagiert und von seinem Heldenstatus profitiert. 


1928

1928

München * Nach einer Auseinandersetzung mit der Verlagsleitung verlässt Dr. Fritz Gerlich die „Münchner Neuesten Nachrichten“.

Ab 1928

München * Dr. Fritz Gerlich bewegt sich verstärkt in katholischen Kreisen.

Im „Konnersreuther Kreis“ finden sich konservative Katholiken zusammen, die die „Weimarer Republik“ retten wollen und „gegen die immer schärfere Radikalisierung des deutschen politischen Lebens eine Zeitung zu schaffen, um der Gefahr dieser Entwicklung mit der Macht des Naturrechts und der Festigkeit der christlichen Grundsätze entgegenzutreten“.


1929

November 1929

München-Haidhausen * Adolf Hitler zieht aus seinem kleinen Zimmer im Lehel hinauf in das noble Viertel um das „Prinzregententheater“, in eine 317 Quadratmeter große Neun-Zimmer-Wohnung.

Sein sozialer und politischer Aufstieg ist durch das Großbürgertum gefördert und finanziert worden.
Hugo Bruckmann hilft Hitler bei der Finanzierung der Wohnung, nachdem sich der Vermieter zunächst skeptisch zeigt, ob denn der neue Mieter überhaupt in der Lage ist, die Jahresmiete von 4.176 Reichsmark bezahlen zu können.
Erst nachdem Bruckmann für die pünktliche Bezahlung der Miete bürgt, wird der Mietvertrag abgeschlossen.

Geli Raubal, Hitlers Nichte, zieht ebenfalls in die Wohnung ihres Onkels am Prinzregentenplatz 16 ein.
Das „Medizinstudium“ gibt „Geli“ nach einem Semester auf, da sie „Wagner-Sängerin“ werden will.
Hitler bezahlt den Gesangsunterricht.
Doch ihre begrenzte Begabung und das Leben im Glanz des aufstrebenden Polit-Stars lenkt sie stark von intensiver Gesangsarbeit ab.

8. Dezember 1929

München * Bei der Kommunalwahl erringt  

  • die SPD 17 Sitze und wird damit stärkste Fraktion.  
  • Die BVP verliert leicht und erreicht 12 Sitze.  
  • Die NSDAP kann 8 Sitze erreichen.  

Karl Scharnagl [BVP] wird erneut Oberbürgermeister. 


1930

9. September 1930

München * Pater Rupert Mayer schreibt einen Brief an Kardinal Michael Faulhaber und die Bischofskonferenz, in dem sich der Jesuit wiefolgt äußert: 

„Die völkischen Hetzereien können wir uns nicht groß genug vorstellen. So herrscht in unserem katholischen Volk eine beispielslose Verwirrung. Unbegreiflich, aber wahr ist es, daß der Hitlerschwindel wieder die weitesten, auch katholischen Volkskreise erfasst hat“.

18. November 1930

München * Die Bischöfe beschäftigen sich in einer Diözesansynode auch mit dem Nationalsozialismus. Domdekan Prälat Dr. Anton Scharnagl referiert über dieses Thema. Seine Ausführungen beginnen mit den Worten: „Der Nationalsozialismus ist politische Partei und Weltanschauung zugleich“ und kommt zum Ergebnis, dass der Nationalsozialismus mit den Aussagen der katholischen Glaubenslehre unvereinbar sei.

Dr. Scharnagl begründet danach seine Thesen mit den

  • von den Nationalsozialisten propagierten germanischen Christentum,
  • der Ablehnung des Alten Testaments,
  • der Forderung nach einer deutschen Volkskirche,
  • die Ablehnung der Bekenntnisschule und
  • einer rassisch definierten Sittlichkeit, die die kinderlose Frau als minderwertiges Mitglied der Volksgemeinschaft betrachtet. 

In den angefügten Feststellungen wird der Sachverhalt in nie mehr wiederholter Deutlichkeit schließlich auf den Punkt gebracht: „Der Nationalsozialismus ist eine Häresie und mit der christlichen Weltanschauung nicht in Einklang zu bringen.“  

Das im Februar 1931 veröffentlichte Amtsblatt Nr. 4 schwächt allerdings entscheidende Passagen bereits wieder ab. 


1931

1931

Berlin * Der „Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund - NSDStB“ übernimmt in der „Deutschen Studentenschaft“, dem Dachverband der „Allgemeinen Studentenausschüsse“, die Führung. 

18. September 1931

München-Haidhausen * Die 23-jährige „Privatstudierende“ Angelika Maria „Geli“ Raubal begeht in Adolf Hitlers Wohnung am Prinzregentenplatz 16 Selbstmord durch Erschießen. Es handelt sich dabei um eine Tochter von Hitlers Halbschwester Angela Raubal.

Die schweren Verletzungen und die weitere Umstände, über die die Münchener Post berichtet, signalisieren der Öffentlichkeit den Verdacht auf ein Verbrechen. Die Staatsanwaltschaft beauftragt deshalb sofort den Polizeiarzt, die Leiche nochmals zu untersuchen.

21. September 1931

München - Wien • Die Ermittlungsbehörden geben überraschend den Leichnam von Hitlers Nichte Geli Raubal zur Bestattung frei, ohne eine Obduktion anzuordnen. Ungewöhnlich rasch wird die Tote nach Wien überführt, wo sie bereits am 23. September auf dem Zentralfriedhof beerdigt wird.


1932

5. März 1932

München * Dr. Fritz Gerlich überschreibt die Zeitung „Der gerade Weg“ mit den Worten: „Nein! Nein! Nein! Kein Katholik darf nationalistisch wählen“.

6. März 1932

München * Dr. Fritz Gerlich kommentiert Auszüge aus Hitlers „Mein Kampf“ und identifiziert Alfred Rosenberg, den Chefredakteur des Völkischen Beobachters, als den eigentlichen „geistigen und weltanschaulichen Führer des Nationalsozialismus“, der „turmhoch über dem kleinen Dekorationsmaler aus Braunau steht“.

Rosenberg hat in seinem Buch „Mythos des 20. Jahrhunderts“ klar Position gegen deutsch-christliche und speziell katholische Ideen bezogen.

1. April 1932<p><em><strong>München-Trudering</strong></em> * Die bis dahin eigenständige Gemeinde Trudering&nbsp;wird nach München eingemeindet.&nbsp;Um Mehrfachbenennungen von Straßennamen zu vermeiden müssen Straßen umbenannt werden.&nbsp;</p>
10. April 1932<p><strong><em>Deutsches Reich</em></strong>&nbsp;* Bei der Stichwahl um das Amt des Reichspräsidenten&nbsp;zwischen Paul Hindenburg und Adolf Hitler erzielt der Führer der NSDAP&nbsp;im Wahlkreis Oberbayern-Schwaben&nbsp;mit 24,9 Prozent das drittschlechteste Ergebnis im gesamten Reich (36,8 Prozent).&nbsp;</p>
10. April 1932<p><strong><em>München</em></strong> * Dr. Fritz Gerlich schreibt im <em>„Geraden Weg“ </em>die Zeilen:&nbsp;<em>„Den Führern der NSDAP kann man nicht den Vorwurf machen, sie verschwiegen ihre letzten Ziele.“</em></p>
31. Juli 1932

München * Dr. Fritz Gerlich beschreibt in der Zeitschrift „Der gerade Weg“ die Konsequenzen einer Naziherrschaft für das ganze Land: „Nationalismus bedeutet: Feindschaft mit den benachbarten Nationen, Gewaltherrschaft im Inneren, Bürgerkrieg, Völkerkrieg. Nationalsozialismus heißt auch: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not.“

15. Dezember 1932

München * Die Zeitschrift „Der gerade Weg“ erscheint zweimal wöchentlich.


1933

1933

München-Graggenau * In der Münchner Residenz wird eine Ausstellung zur Erinnerung an Richard Wagner eröffnet.

„Reichsstatthalter“ Franz Xaver Ritter von Epp stellt dabei fest: „Die Nationalsozialisten empfinden Wagner als den deutschesten Mann, den nur einer gleichen Blutes voll zu verstehen vermag“.

30. Januar 1933

Berlin * Der Tag der sogenannten Machtübernahme. Adolf Hitler wird vom Reichspräsidenten Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er leitet eine Koalitionsregierung bestehend aus NSDAP, DNVP und Stahlhelm.

Februar 1933

Zürich * Anita Augspurg und ihre Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann emigrieren nach der „Machtübernahme Hitlers“ am 30. Januar 1933 nach Zürich.

Sie befinden sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Mittelmeerreise.

1. Februar 1933

Berlin * Auflösung des Reichstags durch die zwei Tage zuvor ernannte Reichsregierung.

2. Februar 1933

Berlin * Das Demonstrationsverbot der Kommunisten in Preußen wird eingeführt.

21. Februar 1933

Berlin * Hermann Göring will in den Polizeiverwaltungen in Preußen SPD-Mitglieder durch „national gesinnte“ Beamte ersetzen.

27. Februar 1933

Berlin * In der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933 brennt der Reichstag in Berlin ab.

28. Februar 1933

Berlin * Die Verordnung des Reichspräsidenten Hindenburg „Zum Schutz von Volk und Staat“, die sogenannte Reichstagsbrandverordnung wird erlassen. Damit werden unter anderem Grundrechte außer Kraft gesetzt und willkürliche polizeiliche Schutzhaft ohne richterliche Kontrolle ermöglicht.

5. März 1933

Deutsches Reich - Berlin * Trotz NS-Terror und verfassungswidriger Behinderung von KPD, SPD und Zentrum erreicht die NSDAP nur 43,9 Prozent. Es reicht aber für eine knappe absolute Mehrheit für die Regierungskoalition aus NSDAP, DNVP und „Stahlhelm“.

5. März 1933

München-Kreuzviertel - München-Maxvorstadt * In ihrer unbedingten Gegnerschaft zum Bolschewismus und zur Freidenker- und Gottlosenbewegung sind sich katholische Kirche und NSDAP einig. In einem Schreiben teilt Kardinal Michael von Faulhaber dem päpstlichen Nuntius Alberto Vassallo di Torregrossa mit: 

„Verbot auf die gesamte kommunistische Propaganda und auf die sozialdemokratischen Freidenkerverbände ausgedehnt, die ebenso radikal wie die eigentlichen Proletarier gegen christlichen Glauben und christliche Sitte wüteten. [...] Sicher müssen neben den staatlichen Gewaltmitteln heute die kirchlichen Kräfte neu erweckt werden, um den Vormarsch des russischen Bolschewismus zum Weltbolschewismus in Deutschland aufzuhalten.“

8. März 1933

München * Die letzte Ausgabe der Zeitschrift „Der gerade Weg“ erscheint. Dr. Fritz Gerlich bezeichnet darin Hitler und dessen Politik als „undemokratisch und verbrecherisch“. Die Auflage der Zeitschrift liegt bei 1,25 Millionen Exemplare.

9. März 1933

München-Kreuzviertel * Sturz der konservativen Regierung Held in Bayern durch die Nationalsozialisten. Bayern wird als Letztes der deutschen Länder in Hitlers Herrschaft eingefügt. Ritter Franz-Xaver von Epp wird Reichskommissar für Bayern, Heinrich Himmler kommissarischer Polizeipräsident in München.

Nach dem 9. März 1933

München-Isarvorstadt * Die Gedenktafel für Kurt Eisner im Gewerkschaftshaus an der Pestalozzistraße wird von den Nazis entfernt. Sie gilt seither als verschollen.

9. März 1933

München-Graggenau * Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Bayern. Max Amann hisst die Hakenkreuzfahne am Münchner Rathaus. Nun beginnt die systematische Ausschaltung ihrer politischen Gegner.

12. März 1933

Berlin * Die Hakenkreuzfahne wird zur Reichsflagge.

13. März 1933<p><strong><em>Rom-Vatikan - Berlin</em></strong> * Papst Pius XI. drückt Adolf Hitler öffentlich seinen Dank dafür aus, dass er als erster Staatsmann klar und deutlich vom Bolschewismus&nbsp;abgerückt ist.&nbsp;</p>
15. März 1933<p><strong><em>München</em></strong> * Bayerns Ministerpräsident&nbsp;Heinrich Held von der konservativen Bayerischen Volkspartei - BVP&nbsp;muss der nationalsozialistischen Gewalt weichen und zurücktreten.</p>
17. März 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Die&nbsp;SS-Leibstandarte Adolf Hitler wird gegründet.&nbsp;</p>
19. März 1933<p><strong><em>München-Graggenau</em></strong> * Liesl Karlstadt steht in den Kammerspielen&nbsp;für Therese Giehse auf der Bühne, weil diese - aufgrund ihrer jüdischen Abstammung - in die Schweiz emigrieren musste.</p>
20. März 1933<p><strong><em>Dachau</em></strong>&nbsp;* Das Konzentrationslager Dachau&nbsp;wird geöffnet. Einen Tag später folgt das KZ Oranienburg<em>.&nbsp;</em></p>
20. März 1933<p><strong><em>Berlin - Rom-Vatikan</em></strong> * Abschluss des Kokordats&nbsp;zwischen dem Deutschen Reich&nbsp;und dem Vatikan.&nbsp;</p>
21. März 1933

Oranienburg * Das Konzentrationslager Oranienburg wird geöffnet.

21. März 1933

München - Dachau * Im Völkischen Beobachter und in den Münchner Neuesten Nachrichten erscheint eine von Heinrich Himmler, dem Reichsführer SS und zugleich kommissarischen Polizeipräsidenten von München, veranlasste Pressemeldung mit der Überschrift „Ein Konzentrationslager für politische Gefangene“.

In der Meldung ist zu lesen: „Am Mittwoch [nächster Tag] wird in der Nähe von Dachau das erste Konzentrationslager eröffnet. Es hat ein Fassungsvermögen von 5.000 Menschen.“  Weiter heißt es, dass dort „die gesamten kommunistischen und - soweit notwendig - Reichsbanner- und marxistische Funktionäre, die die Sicherheit des Staates gefährden, zusammengezogen“ werden. 

Abschließend erklärt Himmler: „Wir haben diese Maßnahme ohne jede Rücksicht auf kleinliche Bedenken getroffen in der Überzeugung, damit zur Beruhigung der nationalen Bevölkerung und in ihrem Sinn zu handeln.“ 

22. März 1933<p><strong><em>Dachau</em></strong> *&nbsp;Im KZ Dachau&nbsp;werden die ersten Menschen inhaftiert. Am Vormittag gegen 10 Uhr steigen im Zuchthaus Landsberg&nbsp;die ersten 50 Gefangenen auf Lastwagen, die sie nach Dachau bringen. Gegen Mittag trifft der Transport an der ehemaligen Pulverfabrik&nbsp;ein, vor deren Eingang sich eine&nbsp;Menschenmenge Schaulustiger versammelt hat. Das Konzentrationslager Dachau&nbsp;wird von der 2. Polizei-Hundertschaft&nbsp;der Bayerischen Landespolizei&nbsp;bewacht.</p> <p>Der Münchner Rechtsreferendar&nbsp;Claus Bastian trägt die Gefangenennummer 1.&nbsp;Über 200.000 werden ihm folgen. In den zwölf Jahren der Nazi-Herrschaft werden im KZ Dachau&nbsp;41.500 Menschen ermordet, verhungern oder an Krankheiten sterben.&nbsp;</p>
23. März 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Adolf Hitler stellt in seiner Regierungserklärung fest, dass die Reichsregierung&nbsp;im Christentum&nbsp;die <em>„unerschütterliche Grundlage des Dritten Reiches“</em> erblicke.&nbsp;</p>
24. März 1933<p><strong><em>München</em></strong><em> * </em>Kardinal&nbsp;Michael von Faulhaber fordert seine bayerischen Amtsbrüder auf, <em>„trotz allem mehr Toleranz gegen die neue Regierung zu üben, die heute nicht bloß im Besitz der Macht ist, was unsere Grundsätze nicht umstoßen könnte, sondern rechtmäßig wie noch keine Revolutionspartei in den Besitz der Macht gelangte.“&nbsp;</em></p>
29. März 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Die nationalsozialistische Regierung führt die Vollstreckungsmethode&nbsp;des Erhängens&nbsp;wieder ein.</p>
30. März 1933<p><strong><em>München-Kreuzviertel - Chicago</em></strong> * Der Münchner Erzbischof&nbsp;Michael von Faulhaber rechtfertigt die Ausschreitungen gegen die Juden&nbsp;und schreibt dazu seinem Amtsbruder&nbsp;George Mundelein nach Chicago:&nbsp;</p> <p><em>„Die unwahren Berichte über blutige Greueltaten in Deutschland, die in amerikanischen und anderen ausländischen Zeitungen erschienen sind, und die Angriffe gegen die neue Regierung in Deutschland wegen ihres Kampfes gegen den Kommunismus, haben die deutsche Regierung veranlaßt, Gegenmaßnahmen zu ergreifen und vom 1. April ab den Boykott gegen alle jüdischen Geschäfte mit aller Strenge durchzuführen.“</em></p>
1. April 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Die NSDAP ruft zum reichsweiten <em>„Judenboykott“</em> auf.&nbsp;Über 600 jüdische Firmen in München werden boykottiert,<em> „zum Schutz der Inhaber und zur Belehrung des Publikums durch Posten gesichert und durch Plakatierung gekennzeichnet“</em>.&nbsp;Der reichsweite <em>„Boykott jüdischer Geschäfte“</em> dauert bis zum 3. April an.</p>
1. April 1933<p><strong><em>München</em></strong> * Heinrich Himmler wird zum Politischen Polizeikommandeur Bayerns&nbsp;ernannt.&nbsp;</p>
5. April 1933<p><strong><em>München-Kreuzviertel</em></strong> * Der Geistliche Dr. Alois Wurm, der gleichzeitig Herausgeber der Monatsschrift <em>„Seele“</em> ist, wendet sich an Kardinal&nbsp;Michael von Faulhaber.&nbsp;Wurm hat&nbsp;einen Artikel gegen den <em>„Judenboykott“</em> an eine bayerische Zeitung geschrieben, diese den aber nicht abgedruckt.&nbsp;</p> <p>Aus diesem Grund appelliert der Priester an Faulhaber, in der katholischen Presse zur Orientierung der Katholiken klare Aussagen zum Vorgehen gegen die Juden zu machen.&nbsp;Schließlich, so Wurm weiter, sei es mit der katholischen Lehre nicht vereinbar, wenn ein Mensch unschuldig, nur wegen seiner Rasse gehasst oder verfolgt werde.</p> <p>Scheinbar ist&nbsp;dem Kardinal&nbsp;der Ton des Geistlichen zu fordernd.&nbsp;Jedenfalls reagiert Michael von Faulhaber sehr ungehalten auf diesen Brief.&nbsp;</p>
Seit etwa 6. April 1933

Berlin * Die „Deutsche Studentenschaft“, der Dachverband der „Allgemeinen Studentenausschüsse“, wirbt bei den Studenten der einzelnen Hochschulen per Rundschreiben zur Mitarbeit an einer vierwöchigen Aktion „gegen den jüdischen Zersetzungsgeist und für volksbewusstes Denken und Fühlen im deutschen Schrifttum“

6. April 1933<p><strong><em>Krustin</em></strong> * Erich Mühsam wird in das KZ Sonnenburg&nbsp;bei Krustin an der Oder gebracht.&nbsp;</p>
7. April 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Das <em>„Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“</em>&nbsp;tritt in Kraft.&nbsp;Es ermächtigt die neuen Machthaber zur Entlassung oder Zwangspensionierung politisch <em>„unzuverlässiger Elemente“</em> und von Beamten jüdischer Herkunft.</p>
8. April 1933<p><strong><em>München-Kreuzviertel</em></strong> * In seinem Antwortschreiben an den Geistlichen Dr. Alois Wurm erklärt sich Kardinal&nbsp;Michael von Faulhaber gleich im ersten Satz als nicht zuständig, sich für Juden einzusetzen und fordert im Gegenzug Dr. Wurm zum Handeln auf.&nbsp;</p> <p>Natürlich findet auch er, dass <em>„dieses Vorgehen gegen die Juden [...] derart unchristlich [ist], daß jeder Christ, nicht bloß jeder Priester, dagegen auftreten müsste“</em>.&nbsp;</p> <p>Aus Faulhabers Sicht bestehen aber für die <em>„kirchlichen Oberbehörden [...] weit wichtigere Gegenwartsfragen; denn Schule, der Weiterbestand der katholischen Vereine, Sterilisierung sind für das Christentum in unserer Heimat noch wichtiger, zumal man annehmen darf, und zum Teil schon erlebte, daß die Juden sich selber helfen können, daß wir also keinen Grund haben, der Regierung einen Grund zu geben, um die Judenhetze in eine Jesuitenhetze umzubiegen.&nbsp;</em></p> <p><em>Ich bekomme von verschiedenen Seiten die Anfrage, warum die Kirche nichts gegen die Judenverfolgung tue.&nbsp;Ich bin darüber befremdet; denn bei einer Hetze gegen die Katholiken oder gegen den Bischof hat kein Mensch gefragt, was man gegen diese Hetze tun könne.<br /> Das ist und bleibt das Geheimnis der Passion“</em>.&nbsp;</p>
Seit etwa 10. April 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Der nationalsozialistisch orientierte Bibliothekar Dr. Wolfgang Herrmann erstellt im Auftrag des <em>„Verbandes Deutscher Volksbibliothekare“</em> Listen, die die Grundlage für die <em>„Bücherverbrennungen“</em> liefern.&nbsp;Sie werden am 26. April in der <em>„Berliner Illustrierten Nachtausgabe Nr. 97“</em> abgedruckt.&nbsp;</p>
11. April 1933<p><strong><em>Dachau</em></strong> * Die <em>„SS“</em> übernimmt das Kommando im KZ Dachau.&nbsp;</p>
12. April 1933<p><strong><em>Dachau</em></strong> * Die ersten Gefangenen werden im KZ Dachau&nbsp;ermordet. &nbsp;Das ist nur ein Tag, nachdem die SS&nbsp;das Kommando übernommen hat.&nbsp;</p>
13. April 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Die Deutsche Studentenschaft&nbsp;gibt ihre Thesen <em>„Wider den undeutschen Geist!“</em> heraus.&nbsp;Darin wird unter anderem den Juden der Gebrauch der deutschen Sprache untersagt. Denn:</p> <ul> <li><em>„Der Jude kann nur jüdisch denken“</em>. Und weiter: <em>„Schreibt er deutsch, dann lügt er“</em>.</li> <li><em>„Der Deutsche, der deutsch schreibt, aber undeutsch denkt, ist ein Verräter!“</em></li> </ul>
26. April 1933

Deutsches Reich * In der „Berliner Illustrierten Nachtausgabe Nr. 97“ werden die vom nationalsozialistisch orientierte Bibliothekar Dr. Wolfgang Herrmann erstellten Listen abgedruckt und den „Studentenschaften“ von ihrem Dachverband zugänglich gemacht. 

Die Listen bilden die Grundlage für die „Bücherverbrennungen“.

26. April 1933

München-Graggenau * Die SPD protestiert gegen die Ernennung des „Reichskanzlers“ Adolf Hitler und des „Reichsstatthalters“ Franz Ritter von Epp zu „Münchner Ehrenbürgern“.  

Das ist der Anlass, weshalb die NSDAP-Stadträte die SPDler bei der nächsten Sitzung aus dem Sitzungssaal prügeln werden.  

In einer Erklärung lehnt die NSDAP „jede weitere Zusammenarbeit mit den marxistischen Arbeiterverrätern“ ab.  
Die SPD-Stadträte fordert sie auf, „sofort und ein für allemal aus der Gemeindevertretung zu verschwinden“

28. April 1933

München-Kreuzviertel * Der Bayerische Landtag tritt an diesem und dem darauffolgenden Tag letztmalig für die nächsten 13 Jahre zusammen. Der Landtag wird nach dem Ergebnis der Reichstagswahlen,vom 5. März 1933 gebildet. Von den 103 Abgeordneten gehören 51 Abgeordnete der NSDAP an, 30 der Bayerischen Volkspartei - BVP, 17 der SPD und 5 der Kampffront. Von einer freien Volksvertretung kann allerdings keine Rede mehr sein.

Der Landtag hat nur mehr das Ermächtigungsgesetzes zur endgültigen Selbstausschaltung als Verfassungsorgan zu erlassen. Ansonsten dienen die beiden Sitzungen vornehmlich der Demonstration der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Bayern. 

29. April 1933

München-Kreuzviertel * Im Bayerischen Landtag wird das Ermächtigungsgesetz verabschiedet.

Lediglich die 16 anwesenden SPD-Abgeordneten stimmen gegen die vollständige Machtergreifung Hitlers.
Damit wird die bayerische Parlaments-Tradition mit einem Federstrich beendet. 

2. Mai 1933

Deutsches Reich * Die „Freien Gewerkschaften“ werden im gesamten Reich mit brutaler Gewalt aufgelöst. 

6. Mai 1933

München * Die Hitlerjugend - HJ führt in München die erste Bücherverbrennung durch. 

10. Mai 1933

Berlin * Das gesamte Vermögen der SPD wird beschlagnahmt. 

11. Mai 1933

München-Maxvorstadt * Im „Vorstand der Löwenbräu AG“ wird über die „Angriffe der nationalsozialistischen Machthaber“ diskutiert.

Das Protokoll vermerkt, „gewisse Anzeichen, die auf den künftigen Wegfall städtischer und staatlicher Bierlieferungen und darüber hinaus auf die Möglichkeit eines Boykottes abzielen“.

Daraufhin stellen einige jüdische Vorstandsmitglieder ihre Mandate zur Verfügung.
Joseph Schülein zieht sich auf sein „Gut Kaltenberg“ zurück.

Dr. Hermann Schülein bleibt - aufgrund seiner unersetzlichen Fachkompetenz - formal im „Löwenbräu-Vorstand“, muss aber als Vorsitzender zurücktreten.

12. Mai 1933

Wien * Oskar Maria Graf veröffentlicht in der marxistischen Wiener Arbeiter-Zeitung unter der Überschrift „Verbrennt mich! - Ein Protest“ seine Nachverbrennung.  

„Laut ‚Berliner Börsencourier‘ stehe ich auf der ‚weißen Autorenliste‘ des neuen Deutschlands, und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes ‚Wir sind Gefangene‘, werden empfohlen:
Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des ‚neuen‘ deutschen Geistes zu sein!  
Vergebens frage ich mich: Womit habe ich diese Schmach verdient?

[...] Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen.
Verbrennt die Werke des deutschen Geistes!
Er selbst wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!“

Oskar Maria Graf

12. Mai 1933

München * Der Völkische Beobachter stellt zufrieden fest: 

„Die Löwenbrauerei kann nunmehr mit vollem Recht als ein deutsches Unternehmen bezeichnet werden. [...] Damit entfallen die bisherigen Anwürfe“.

Um den 15. Mai 1933

München * Die Münchner Neuesten Nachrichten antworten auf Oskar Maria Grafs „Nachverbrennungs-Aufruf“ derart:  

„Wir haben bisher die Bücher von Oskar Maria Graf [...] für viel zu unbedeutend gehalten. [...]
Aber wenn der Herr Dichter durchaus will, nun wir sind gar nicht so. [...]
Also hinein mit ihm ins Feuer!“
 

Um den 15. Mai 1933

Berlin * Den Nationalsozialisten sind die Kaufhäuser als „Prototypen wurzellosen kapitalistischen Gewinnstrebens“ ein Dorn im Auge. Adolf Hitler erlässt eine „Errichtungs- und Erweiterungssperre für Warenhäuser“. Die Gewerbekapitalsteuer für solche Unternehmen verdoppelt sich in dieser Zeit.

Vor den Kaufhäusern verteilen Nazis Flugblätter mit Boykottaufrufen. Sprechchöre verkünden: „Wer im Warenhaus kauft, ist ein Lump!“ Selbst die Kaufhaus-Verkäuferinnen sind von den brauen Machthabern nicht gerne gesehen, weil die materielle Abhängigkeit von männlichen Vorgesetzten und der stete Kontakt mit einem anonymen Publikum ihre Tugend überfordern könnte. Außerdem verlockt die Atmosphäre der Kaufhäuser zu „Vergnügungs- und Putzsucht“.  

Vor allem aber fürchtet die NSDAP, dass sich durch diesen neuen Frauenberuf die „selbstbewusste, unabhängige, arbeitende Frau“ emanzipieren und „Mutterschaft und Haushalt“ nicht mehr als das erstrebenswerte Ziel ansehen könnte. 

22. Mai 1933

München * Sämtliche Münchner SPD-Stadträte werden in Schutzhaft genommen. 

Juni 1933

Bayern - München * In ganz Bayern leben etwa 42.000 „Glaubensjuden“, also Mitglieder der jüdischen Relegionsgemeinschaften.

Das entspricht 0,55 Prozent der Gesamtbevölkerung.

9.005 davon sind in München ansässig.

Juni 1933

München-Au * Der NS-Stadtrat bestimmt, dass für die „Auer Sommerdult“ keine „Personen jüdischer Abstammung“ zugelassen werden.

22. Juni 1933

München-Graggenau - München-Trudering * Der von den Nationalsozialisten dominierte Stadtrat lässt aufgrund der durch die Eingemeindung Truderings am 1. April 1932 notwendigen Straßenumbenennungen ein sogenanntes Kolonialviertel entstehen. 

Die NSDAP kommt damit den alten Forderungen der Kolonialverbände und der Kriegerschaft Deutscher Kolonialtruppen entgegen. Die Straßen dieses Viertels setzen seither zusammen aus reinen Länderbezeichnungen - aber auch aus Ehrungen für einige der grausamsten Offiziere der Kolonialgeschichte des Deutschen Reiches. 

22. Juni 1933

München * Der NS-Stadtrat Hans Zölberlein fordert die Entfernung des Grabmals, das Kurt Eisner und dem Gedenken der Toten der Revolution gewidmet ist, da es „ein Ärgernis für jeden guten Deutschen und alten bayerischen Soldaten“ darstellt.

  • Nachdem die Nationalsozialisten im Jahr 1933 den Gedenkstein zertrümmert haben, übergeben sie Kurt Eisners Urne dem Neuen Israelitischen Friedhof an der Ungererstraße.
  • Auch Gustav Landauers Grab wird für erloschen erklärt. „Der Abbruch der Denkmäler und die Beseitigung der Aschen hat unverzüglich zu erfolgen.“  Die Urnen von Eisner und Landauer werden der Israelitischen Kultusgemeinde übergeben, die auch noch die Kosten zu tragen hat. 
22. Juni 1933

Berlin * Die SPD wird im gesamten Reich verboten. Die Mandate der SPD-Abgeordneten erlöschen damit. 

28. Juni 1933

München-Maxvorstadt * Die Akademie des Deutschen Rechts wird vom Rechtsanwalt Hans Frank gegründet.

4. Juli 1933

München * Die Bayerische Volkspartei - BVP löst sich auf. Zuvor hat Heinrich Himmlers Bayerische Politische Polizei - BPP nahezu alle wichtigen Funktionäre und sämtliche BVP-Land- und Reichstagsabgeordnete verhaften lassen. 

8. Juli 1933

Rom-Vatikan - Berlin * Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich wird paraphiert. 

11. Juli 1933

München * Die Nazi-Stadträte regeln, dass die Asche verstorbener Juden nicht mehr auf christlichen Friedhöfen beigesetzt werden darf.

14. Juli 1933

Berlin * Im Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses bestimmten die Nationalsozialisten, dass Menschen in acht Krankheitsfällen - auch gegen ihren Willen - sterilisiert, also unfruchtbar gemacht werden können. Die aufgeführten Krankheiten sind: 

  • angeborener Schwachsinn,
  • Schizophrenie,
  • manisch-depressives Irresein,
  • Epilepsie,
  • Veitstanz,
  • erbliche Blindheit und Taubheit und
  • schwere körperliche Mißbildungen.

Außerdem können Personen, die an schwerem Alkoholismus leiden, unfruchtbar gemacht werden.

In den Jahren von 1933 bis 1945 werden aufgrund dieses Gesetzes circa 400.000 Männer und Frauen mit erblichen Krankheiten sterilisiert. Nach den Grundsätzen nationalsozialistischer Erbgesundheitspflege gehört die Maßnahme der Sterilisation zur künstlichen Ausmerze, die bis zur Vernichtung lebensunwerten Lebens geht.

20. Juli 1933

Rom-Vatikan - Berlin * Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich wird vom - katholischen - Vizekanzler Franz von Papen und vom Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli im Vatikan unterzeichnet.

  • Das Vertragswerk bestätigt die bestehenden Länderkonkordate mit Bayern, Preußen und Baden und
  • den Fortbestand der katholischen theologischen Fakultäten an den Universitäten,
  • sichert den katholischen Religionsunterricht an allen Schularten und
  • die Beibehaltung und Neueinrichtung von Bekenntnisschulen,
  • die Freiheit des Bekenntnisses und
  • der öffentlichen Ausübung der Religion,
  • den staatlichen Schutz für Geistliche, 
  • den Schutz des Beichtgeheimnisses und
  • den Schutz der katholischen Organisationen. 
  • Außerdem wird die Militärseelsorge und
  • das eigene kirchliche Steuerrecht garantiert.


Die Kirche gesteht hingegen den neuen Machthabern nur wenig zu:

  • Entpolitisierung des Klerus,
  • Treueeid der Bischöfe gegenüber dem Deutschen Reich und seinen verfassungsmäßig gebildeten Regierungen.

Die Reichsregierung macht der Kirche sehr große Zugeständnisse mit dem Ziel, internationale Anerkennung zu erhalten und die deutschen Katholiken für die Bewegung zu gewinnen, solange deren Macht noch nicht gefestigt ist.   

Keine der anderen neunzehn Weimarer Regierungen, auch nicht die Koalitionen mit Zentrumsbeteiligung, war der katholischen Kirche so weit entgegengekommen. 

25. Juli 1933

München * Durch das Verbot der KPD und SPD sowie der Auflösung der BVP wird das Stadtratsgremium auf 40 Sitze reduziert.  

Aus dem Kreis der NSDAP rücken 17 Stadträte in den nun rein nationalsozialistischen Stadtrat nach. Damit ist die Machtergreifung der Nazis in München abgeschlossen. 

September 1933

München-Theresienwiese * Personen jüdischer Abstammung werden „im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ zur Verabreichung von Speisen und Getränken und zur „Veranstaltung von Lustbarkeiten“ nicht mehr auf dem „Oktoberfest“ zugelassen.

Dies gilt auch für Angestellte, Mitarbeiter, Gehilfen oder Mitspieler.

1. September 1933

München * Der Scharfrichter Johann Reichhart gehört verschiedenen Untergliederungen der NSDAP an.

10. September 1933

Rom-Vatikan - Berlin * Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich tritt in Kraft. 

23. September 1933

München-Berg am Laim • Der NSDAP-Stadtrat W. Holzwarth stellt den Antrag auf Umbenennung der Schüleinstraße und des Schüleinplatzes in Berg am Laim. In seiner Begründung gibt er an, dass der „Kommerzienrat Joseph Schülein keine besonderen Verdienste, weder in sozialer Hinsicht, noch um die Stadtgemeinde München im Besonderen, nachgewiesen werden können“ und aus diesem Grund „keine Veranlassung besteht, dass in einem nationalsozialistischen Staate eine Strasse und ein Platz nach einem Juden benannt werden. 

Schülein war Hauptaktionär und Aufsichtsrat-Vorsitzender der Löwenbrauerei und bei seinem nicht unbeträchtlichen Einkommen und grossem Vermögen, dürfte es wohl nicht als besonderes Verdienst anzurechnen sein, wenn er von diesen Geldern wieder einen kleinen Bruchteil der Allgemeinheit für bestimmte Zwecke zur Verfügung stellte. [...]

Ausserdem hat meines Wissens gerade Schülein dafür gesorgt, dass der grösste Teil der Landbrauereien Bayerns [mehrere 1.000 Betriebe] durch die Löwenbrauerei aufgekauft wurden. Sämtliche aufgekauften Betriebe wurden sofort geschlossen, wodurch die in Bayern blühende Land-Bier-Industrie vollständig vernichtet wurde. Die daraus sowohl für die einschlägige Industrie und das Handwerk, als auch für den Arbeitslosenmarkt entstandenen und zugefügten Schäden sind gar nicht zu übersehen.“

1. Oktober 1933

München * Kommandierender General im Wehrkreis VII wird Wilhelm Adam.

15. November 1933

Unterhaching * Ohne Zeremoniell wird der Bau der Reichsautobahn München - Salzburg begonnen. 

7. Dezember 1933

München-Berg am Laim * Die Berg am Laimer Schüleinstraße und der Schüleinplatz werden aufgrund des Antrags des NSDAP-Stadtrats in Halserspitzstraße und Halserspitzplatz umbenannt.


1934

6. Januar 1934

München-Kreuzviertel * Kardinal Michael von Faulhaber wird nicht müde, Adolf Hitler gegen Angriffe zu verteidigen. „Ich betone wiederholt: Der Reichskanzler will Christentum, man kann nicht sagen, er will Heidentum.“ 

30. Januar 1934

München-Kreuzviertel * Am ersten Jahrestag der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten lässt Kardinal Michael von Faulhaber das Erzbischöfliche Palais mit Fahnen schmücken. In sein Tagebuch schreibt er: „Die Übernahme war legal, also feiern.“ 

2. Februar 1934

Oranienburg * Erich Mühsam wird in das KZ Oranienburg gebracht. 

26. März 1934<p><em><strong>München-Kreuzviertel</strong></em> * Kardinal Michael von Faulhaber schreibt:<em> „Ich nehme Hitler in Schutz, dass er guten Willen und staatsmännische Fähigkeiten habe.“&nbsp;</em></p>
30. Mai 1934

München-Maxvorstadt * Die päpstliche Nuntiatur in München wird aufgelöst. 

31. Mai 1934

München * Der päpstliche Nuntius Alberto Vassallo di Torregrossa beendet offiziell seine Tätigkeit in München. 

30. Juni 1934

München * Der sogenannte Röhm-Putsch.

30. Juni 1934

Dachau * Dr. Fritz Gerlich wird in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins KZ Dachau gebracht und noch in der selben Nacht erschossen.

3. Juli 1934

Oranienburg * Das zur Leibstandarte Adolf Hitler gehörende Wachpersonal im KZ Oranienburg fordert Erich Mühsam zum Selbstmord auf. Doch Mühsam weigert sich. 

10. Juli 1934

München-Kreuzviertel * Kardinal Michael von Faulhaber traut den Kurt-Eisner-Mörder Anton Graf von Arco auf Valley mit Gabrielle Gräfin von Arco-Zinneberg in der Dreifaligkeitskirche.

Arco hatte den Gründer des Freistaats Bayern am 21. Februar 1919 hinterrücks ermordet, war zunächst zum Tode verurteilt, aber am nächsten Tag zu lebenslänglicher Festungshaft begnadigt worden. Nach fünf Jahren wurde er aus der Haft entlassen.

Anton Graf von Arco auf Valley war durch seine Tat in monarchistischen und konservativen Kreisen hoch angesehen. Deshalb ist es dem Münchner Erzbischof und Kardinal ein persönliches Anliegen, die Trauung durchzuführen. 

10. Juli 1934

Oranienburg * Mithäftlinge finden Erich Mühsam im KZ Oranienburg erhängt an einem Pfahl in der Latrine. 

24. Juli 1934

München-Kreuzviertel * Kardinal Michael von Faulhaber schreibt an Adolf Hitler:

„Was die alten Parlamente und Parteien in sechzig Jahren nicht fertigbrachten, hat Ihr staatsmännischer Weitblick in sechs Monaten weltgeschichtlich verwirklicht. […] 
Uns kommt es aufrichtig aus der Seele: Gott erhalte unseren Reichskanzler“

20. Oktober 1934

München-Angerviertel * Die deutschlandweit erste, groß angelegte Razzia der Nazis gegen Homosexuelle. Im Zentrum dieser Maßnahme steht der Gasthof Schwarzfischer in der Dultstraße, zusammen mit dem Arndthof am Glockenbach und diversen einschlägig bekannten Parks, Bedürfnisanstalten und Privatwohnungen.  

Insgesamt werden bei dieser Aktion 145 Männer festgenommen und in die Ettstraße gebracht. Dort wird abgeglichen, ob es sich um Wiederholungstäter handelt, die sich anschließend Umerziehungsmaßnahmen unterziehen müssen. 39 Festgenommene kommen ins KZ Dachau, viele werden auch nach ihrer Freilassung noch jahrelang schikaniert. Wiederholungstäter ist, wer in der berüchtigten Rosa Liste verzeichnet ist. Dieses Verzeichnis der Homosexuellen besteht bereits seit der Kaiserzeit. 

15. November 1934

Vorstadt Pasing * Während der Predigt in der Pasinger Kirche Maria Schutz wird auf Pater Rupert Mayer ein Attentat verübt, das jedoch sein Ziel verfehlt.


1935

2. Juni 1935

Berlin * Wohnungskündigungen gegenüber jüdischen Mietern sind möglich.

29. Juni 1935

München - Holzkirchen * Der erste Abschnitt der Reichsautobahn München – Salzburg bis Holzkirchen wird eingeweiht. 

17. August 1935

Berlin * Anfertigung einer zentralen Judenkartei durch die Geheime Staatspolizei - Gestapo.

13. September 1935

Dachau * Karl Valentins Schwiegersohn Ludwig Freilinger wird zusammen mit drei Freunden im KZ Dachau inhaftiert. Die Vier hatten den Aufhausener Bürgermeister der Veruntreuung von Teilen der Winterhilfssammlung verdächtigt und sind dann wegen „staatsfeindlicher Äußerungen“ in Schutzhaft genommen worden.

Der Komiker hat gegenüber dem Schlosser ein angespanntes Verhältnis, weil er ihm nicht den richtigen Mann für seine Tochter Gisela sieht. 

15. September 1935

Nürnberg * Mit den Nürnberger Gesetzen wird die völlige Entrechtung der Juden in Deutschland eingeleitet. Sie teilen sie in sogenannte Voll-, Halb- oder Viertel-Juden ein. Das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre verbietet die Eheschließung zwischen Juden und Nichtjuden sowie den außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen ihnen. 

Für „Verbrechen der Rassenschande“ werden hohe Zuchthausstrafen oder KZ verhängt. Unter Zuhilfenahme der „Verordnung gegen Volksschädlinge“ können Angeklagte sogar zum Tode verurteilt werden. Das Reichsbürgergesetz macht Juden zu Bürgern zweiter Klasse. 

Anton von Arco gehört damit zu den Halbjuden, doch sein Ruhm als Eisner-Mörder schützt ihn vor weiteren Verfolgungen. 

1. Oktober 1935

München * Nachfolger von Wilhelm Adam als Kommandierender General im Wehrkreis VII wird General Walter von Rückenau, der als einer der wenigen Vertrauten Adolf Hitlers im Generalstab gilt.

18. Oktober 1935

Berlin * Das Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes, auch Ehegesundheitsgesetz genannt, wird verkündet. Es soll alle - nach Ansicht der Nationalsozialisten unerwünschten und nach ihrer Auffassung minderwertigen Nachkommen verhindern.

Das Gesetz verbietet in einer Reihe von Fällen die Eheschließung. Deshalb müssen die Verlobten vor der Eheschließung „durch ein Zeugnis des Gesundheitsamtes [Ehetauglichkeitszeugnis] nachweisen, daß ein Ehehindernis nach § 1 nicht vorliegt“.

  • Als Ehehindernis gilt, wenn einer der Partner an einer mit Ansteckungsgefahr verbundenen Krankheit leidet, die nach nationalsozialistischer Ansicht eine erhebliche gesundheitliche Schädigung des Partners oder der Nachkommen befürchten ließ.
  • Darüber hinaus wurde mit dem Ehetauglichkeitszeugnis bescheinigt, dass die Eheschließung nicht gegen das Blutschutzgesetz verstößt.
  • Das Ehegesundheitsgesetz schreibt ja vor: „Eine Ehe soll ferner nicht geschlossen werden, wenn aus ihr eine die Reinhaltung des deutschen Blutes gefährdende Nachkommenschaft zu erwarten ist.“
  • Damit ist nicht nur das Verbot der Ehe zwischen Juden und Nicht-Juden gemeint, sondern nach dem Gesetzeskommentar auch die Verheiratungen mit „Negern und Zigeunern“.

Später wird die Vorschrift noch auf die Eheschließung zwischen Deutschen und Angehörigen osteuropäischer Volker ausgedehnt.

9. November 1935<p><strong><em>München-Maxvorstadt</em></strong> * Die Särge der Toten des Hitler-Ludendorff-Putsches&nbsp;von 1923 werden in der Nacht mit einem Fackelzug durch das Siegestor&nbsp;getragen und am Tag in den neu erbauten Ehrentempeln am Königsplatz&nbsp;aufgestellt.</p>
12. Dezember 1935

Berlin * Der Lebensborn e.V. wird auf Veranlassung des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, in Berlin gegründet und ist von Anfang an in die nationalsozialistische Rassenpolitik eingebunden. Himmler will die „erbgesundheitlich wertvolle Sippe deutscher nordisch bestimmter Art“ erhalten und vermehren, wobei die SS die „Elite des Herrenvolkes“ der Deutschen werden soll. 

Der Gedanke des „guten Blutes“ basiert auf der nationalsozialistischen Rassenkunde und der Gedankenwelt des Sozialdarwinismus, in der behauptet wird, es gibt minderwertige Rassen und eine hochwertige, die nordische Rasse, zu der die Mehrheit der Deutschen zu zählen sei.


1936

1936

München-Haidhausen * „Rüstungsminister“ Albert Speer, ein enger Vertrauter und schon aus diesem Grund ganz bestimmt kein Kritiker des als „Führer“ bezeichneten „Parteivorsitzenden“, „Reichskanzlers“ und „Reichspräsidenten“ Adolf Hitler, beschreibt dessen Neun-Zimmer-Wohnung am Prinzregentenplatz 16 folgendermaßen: 

„Ich wurde zunächst in einen Vorraum eingelassen, der mit Andenken oder Geschenken niedrigen Niveaus vollgestellt war.

Auch die Möblierung zeugt von schlechtem Geschmack. [...] Hitlers Wohnung war die eines Privatmannes von mittleren Einkommen, etwa eines Studienrats, des Filialleiters einer Depositenkasse, eines kleinen Geschäftsmannes.

Die Einrichtung war von kleinbürgerlichem Zuschnitt. Reichgeschnitzte, massiv eichene Herrenzimmermöbel, Bücher hinter Glastüren, gestickte Kissen mit zärtlichen Inschriften oder kräftigen Parteiwünschen. In einer Zimmerecke stand eine Richard-Wagner-Büste, an den Wänden hingen, in breiten Goldrahmen, idyllische Malwerke der Münchner Schule.

Nichts verriet, daß der Inhaber dieser Wohnung seit drei Jahren deutscher Reichskanzler war. [...]“

1936

Berlin * Heinrich Himmler bestimmt die Aufgaben des „Lebensborn e.V.“ im Detail. 

Mindestens vier Kinder sollen in jeder SS-Familie aufwachsen, da die „Frage vieler Kinder [...] nicht Privatangelegenheit des einzelnen, sondern Pflicht gegenüber seinen Ahnen und unserem Volk“ ist. „Falls unglückliche Schicksalsumstände der Ehe eigene Kinder versagen, soll jeder SS-Führer rassisch und erbgesundheitlich wertvolle Kinder annehmen und sie im Sinne des Nationalsozialismus erziehen [...]“

Punkt 2 bestimmt als Aufgabe des Vereins: „Rassisch und erbbiologisch wertvolle werdende Mütter unterzubringen und zu betreuen, bei denen nach sorgfältiger Prüfung der eigenen Familie und der Familie des Erzeugers [...] anzunehmen ist, daß gleich wertvolle Kinder zur Welt kommen“

Wenn schwangere Frauen nachweisen können, dass unter ihren Vorfahren keine „Juden“ sind, und wenn ihnen zudem „SS-Ärzte“ ihre so genannte „erbbiologische Gesundheit“ bestätigen, wird ihnen - um eine Abtreibung zu verhindern - die Aufnahme in ein „Entbindungsheim“ des „Lebensborn e.V.“ versprochen. 

Die Verwirklichung der rassischen Komponente der NS-Weltanschauung zielt auf die Ablösung der alten Führungsschichten durch eine neue, biologisch geformte nationalsozialistische Elite.

21. Juli 1936

München * In den Münchner Neuesten Nachrichten erscheint ein Artikel, der wegen der Wohnungsknappheit vor dem Zuzug nach München warnt. Im Reichsinnenministerium diskutiert man einen Gesetzesentwurf für „eine Beschränkung unerwünschten Zuzugs“.

August 1936

Berlin * Der Valentin-Karlstadt-Film „Die Erbschaft“ wird von der NS-Filmzensur wegen „Elendstendenzen“ verboten.

15. August 1936

Steinhöring * Das erste Entbindungsheim des Lebensborn e.V. wird in Steinhöring bei Ebersberg eingeweiht und als Musterheim „Hochland“ bezeichnet. Der Verein kauft das ehemalige Caritas-Kinderheim für 55.000 Reichsmark vom Bayerischen Staat und baut es später um 540.000 RM aus und um.

4. Oktober 1936

Berlin * Der Übertritt von Juden zum Christentum hat laut Erlass des Reichsinnenministeriums keine Bedeutung für die Rassenfrage.

23. Oktober 1936

München * Der ehemalige päpstliche Nuntius Alberto Vassallo di Torregrossa verlässt München. 

4. November 1936

Obersalzberg * Kardinal Michael von Faulhaber ist ein Leben lang stolz auf seine Aussagen vom Deutschen Katholikentag. Er brüstet sich sogar damit noch bei seiner - problematischen - dreistündigen Unterredung mit Adolf Hitler auf dem Obersalzberg: „1922 habe ich den marxistischen Umsturz von 1918 und 1919 als ‚Meineid und Hochverrat‘ bezeichnet und trotz aller Bedrohungen das Wort nicht zurückgenommen.“

Nach seinem selbst verfassten Protokoll trat er Adolf Hitler mit folgenden Worten gegenüber: „Sie sind als das Oberhaupt des Deutschen Reiches für uns gottgewollte Autorität, rechtmäßige Obrigkeit, der wir im Gewissen Ehrfurcht und Gehorsamkeit schulden.“

24. November 1936

München-Kreuzviertel * Kardinal Michael von Faulhaber erstattet seinen Amtsbrüdern auf der Bayerischen Bischofskonferenz Bericht über das Treffen mit Adolf Hitler und schwärmt ihnen von der „Harmonie am Obersalzberg“ vor. Daraufhin beschließen sie, ihre „loyale und positive Einstellung gegenüber der heutigen Staatsform und gegenüber dem Führer zum Ausdruck zu bringen“.

30. Dezember 1936

München-Kreuzviertel * In dem von Kardinal Michael von Faulhaber selbst verfassten Hirtenbrief schreibt er: „Der Führer möge versichert sein, dass wir Bischöfe ihn in seinem weltgeschichtlichen Abwehrkampf gegen den Bolschewismus mit moralischen Mitteln in jeder Weise unterstützen.“ 


1937

1937

München-Maxvorstadt * Die „Kaulbach-Villa“ in der Kaulbachstraße 15 wird vom „Gauleiter“ und „Innenminister“ Adolf Wagner bewohnt.

1937

München * Die Nationalsozialisten feiern den „Rückgang der Viel-Leserei“

Die Buchentleihungen und die Zahl der Lesesaal-Besucher ist seit der Machtübernahme um mehr als 30 Prozent zurückgegangen. 

7. April 1937<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Pater Rupert Mayer erhält Redeverbot für das gesamte Reichsgebiet wegen <em>„staatsabträglichen Reden“</em> durch das Reichssicherheitshauptamt&nbsp;in Berlin.</p>
28. April 1937

Berlin * Die Polizeidienststellen werden verpflichtet, Personen, die einer geplanten Emigration verdächtigt werden, der Finanzbehörde anzuzeigen.

1. Mai 1937

München * Der „Scharfrichter“ Johann Reichhart wird Mitglied der NSDAP.

12. Juni 1937

Berlin * Durch einen Geheimerlass des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich, werden „jüdische Rasseschänder“ und Partnerinnen in „rassenschänderischen Beziehungen“ nach Verbüßung der Haftstrafe in ein Konzentrationslager eingewiesen.

22. Juli 1937

München * Am 22. und 23. Juli 1937 findet die Hauptverhandlung vor dem Sondergericht München statt. Pater Rupert Mayer wird wegen Kanzelmissbrauchs und Verstoß gegen das Heimtückegesetz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Haftstrafe muss der Verurteilte nicht absitzen, weil er sich laut Urteilsbegründung, „im Felde äußerst tapfer benommen hat“ sowie „schwer kriegsbeschädigt ist“.

Obwohl Rupert Mayer als Überzeugungstäter eingestuft wird („... sich der Angeklagte bewußt war, daß das Kirchenvolk seinen Äußerungen eine weit stärkere Bedeutung beimaß als den Äußerungen irgendeines mehr oder weniger bekannten Geistlichen.“), zögert der NS-Staat, wegen dessen Popularität und der Machtstellung der katholischen Kirche noch härter gegen den Priester vorzugehen.

25. August 1937

Berlin * Die Zuständigkeiten der Scharfrichter im Deutschen Reich werden neu festgelegt. Es gibt reichsweit drei Scharfrichter.

8. November 1937

München-Isarvorstadt * Im Bibliotheksbau des Deutschen Museums wird die Ausstellung „Der ewige Jude“ eröffnet. Sie hilft die folgenden antisemitischen Pogrome vorzubereiten.

11. November 1937

München-Bogenhausen * Die ehemalige Thomas-Mann-Villa in der Poschingerstraße 1 (heute: Thomas-Mann-Allee 10) wird dem Lebensborn zur Verfügung gestellt. Dieser richtet hier seine Zentrale ein, nachdem der Vereinssitz von Berlin nach München verlegt wird.


1938

Januar 1938

München-Bogenhausen * Der „Lebensborn e.V.“ bezieht die ehemalige „Thomas-Mann-Villa“ in der Poschingerstraße 1.

Er muss keine Miete bezahlen und einzig für die laufenden Kosten und Unterhaltskosten aufkommen.

22. Januar 1938

München * Die Stadt richtet die Sonderbaubehörde Ausbau der Hauptstadt der Bewegung ein. Stadtbaurat Hermann Alker leitet die Behörde.

15. Februar 1938

München * Walter von Reichenau übergibt das Kommando im Wehrkreis VII an General Eugen Ritter von Schobert.

3. Juli 1938

München-Ludwigsvorstadt * Der Turm der evangelischen Matthäuskirche wird gesprengt. 

8. Juli 1938

München * Martin Bormann, Stabsleiter im Braunen Haus, verlangt die genaue

  • Erfassung jüdischer Hauseigentümer,
  • an Nicht-Juden vermietete Wohnungen von jüdischen Hauseigentümern,
  • an Juden vermietete Wohnungen,
  • eigenen Wohnraum und leerstehende Wohnungen,
     
  • um so eine planmäßige Lösung von Mietverhältnissen mit Juden möglich zu machen,
  • eine Einengung zu erreichen,
  • mehrere Familien in größere jüdische Wohnungen zusammenzulegen,
  • Juden von Nicht-Juden zu trennen und
  • dabei möglichst keine Ghettobildung zuzulassen“.
17. August 1938

Berlin * Die „Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen“ tritt in Kraft. Die Verordnung beinhaltet eine „Richtlinie über die Führung von Vornamen“. Darin dürfen neugeborene Juden nur solche jüdische Vornamen führen, die in einer Liste aufgeführt werden. Juden, die keinen typisch jüdischen Vornamen tragen, müssen einen zusätzlichen Vornamen annehmen - „Sara“ oder „Israel“

18. August 1938

Halle * Das Amtsgericht Halle fällt ein Urteil zur Vertreibung der Juden aus „arischen“ Wohnhäusern. Darin heißt es unter anderem:

  • „Auch in der Hausgemeinschaft können eigennützige Interessen der einzelnen keinen Bestand haben. Eine wahre Hausgemeinschaft im Sinne dieses Denkens kann aber nur von gleichgesinnten, deutsch denkenden Personen und Hausbewohnern arischer Abstammung gebildet und gepflegt werden; sie ist mit Personen jüdischer Herkunft wegen des bestehenden Rassenunterschiedes schlechterdings unmöglich.
  • Da der nationalsozialistische Staat aber auf das Bestehen und die Pflege einer wahren Hausgemeinschaft einen besonderen Wert legt und von jedem Volksgenossen diese Einstellung im Sinne der Hausgemeinschaft fordert, so kann dem Vermieter und den Mietern arischer Abstammung im Interesse der Erhaltung dieser Hausgemeinschaft nicht zugemutet werden, diese mit Mietern jüdischer Abstammung zu bilden und zu pflegen und mit diesen in derselben Hausgemeinschaft zu leben.
  • Dem Vermieter muß deshalb das Recht zugesprochen werden, Mieter jüdischer Abstammung aus dieser Hausgemeinschaft auszuschließen und von diesen Räumung ihrer Wohnung zu fordern.
  • Leistet ein solcher Mieter jüdischer Abstammung dem Räumungsverlangen des Vermieters keine Folge oder lehnen die Mieter arischer Abstammung eine Hausgemeinschaft mit ihnen ab, so stört er damit die zwischen dem Vermieter und den anderen Mietern arischer Abstammung bestehende Hausgemeinschaft und macht sich durch sein weiteres Wohnenbleiben diesen gegenüber einer erheblichen Belästigung im Sinn des § 2 Mieterschutzgesetz schuldig“.
5. Oktober 1938

Berlin * Die Ausweise der Juden müssen mit einem roten „J“ versehen werden.

27. Oktober 1938

Deutschland - Polen * Das Deutsche Reich lässt 17.000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit verhaften und an die polnische Grenze transportieren. Da der polnische Staat zunächst die Einreise seiner Staatsbürger verweigert, vegetieren die Menschen im Grenzgebiet in der Zwischenzeit dahin.

Unter den 17.000 befinden sich auch die Eltern des Herschel Gryspan, der wenige Tage später - wegen homosexueller Beziehungen - den Legationssekretär Ernst vom Rath an der Deutschen Botschaft in Paris schwer verletzen wird.

7. November 1938

Paris * In den Morgenstunden dieses Tages verletzt der 17-jährige Herschel Grynspan in Paris den an der Deutschen Botschaft beschäftigten Ernst vom Rath mit fünf Kugeln schwer.

8. November 1938

München * Die nationalsozialistische Propaganda stilisiert Herschel Gryspans Bluttat zum politisch motivierten Mordanschlag aus Hass an den Deutschen hoch. Die Münchner Neuesten Nachrichten schreiben:

„Wenn die internationale Judenschaft glaubt, mit Meuchelmorden das Judenproblem in Deutschland lösen zu können, dann nimmt Deutschland diese Herausforderung an und wird nicht zögern, sie so zu beantworten, wie sie Elementen gegenüber notwendig ist, die den Mord aus dem Hinterhalt als politische Waffe betrachten.“

9. November 1938

München-Graggenau * Im Alten Rathaus treffen sich Hitler, Goebbels, Göring, Himmler und der Rest der NSDAP-Führungselite zu einem „geselligen Beisammensein“, als die Nachricht vom Tode des deutschen Legationssekretärs Ernst vom Rath eintrifft.

Da der Täter jüdischer Abstammung ist, liefert Raths Tod den Vorwand für eine groß angelegte jüdische Kampagne, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingehen wird.

9. November 1938

München-Lehel * Die Ohel-Jakob-Synagoge in der Herzog-Rudolf-Straße geht in der Reichskristallnacht in Flammen auf. 

9. November 1938

München-Graggenau * Nach Bekanntwerden des Todes von Ernst vom Rath hält Reichspropagandaminister Joseph Goebbels umgehend eine antisemitische Hasstirade in der er zur Rache und zur Vergeltung am Weltjudentum aufruft.

Die Nationalsozialisten sind bestens vorbereitet, denn noch kurz vor Mitternacht ergeht ein Fernschreiben an alle deutschen Polizeistellen. Darin heißt es:

  • „Es werden in kürzester Frist in ganz Deutschland Aktionen gegen Juden, insbesondere gegen deren Synagogen stattfinden.
  • Sofern sich in Synagogen wichtiges Archivmaterial befindet, ist dieses durch eine sofortige Maßnahme sicherzustellen.
  • Es ist vorzubereiten die Festnahme von etwa 20.000 bis 30.000 Juden im Reiche. Es sind auszuwählen vor allem vermögende Juden.“

Der SS-Gruppenführer und Chef der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, präzisiert die Befehle in einem weiteren Fernschreiben.

  • Dort ist zu lesen, dass die Polizei und die Dienststellen der NSDAP gemeinsam die Demonstrationen leiten sollen.
  • Und: „Es dürfen nur solche Maßnahmen getroffen werden, die eine Gefährdung deutschen Lebens oder Eigentums nicht mit sich bringen. Zum Beispiel Synagogenbrände nur, wenn keine Brandgefahr für die Umgebung ist“.

Durch ein im Jahr 1937 angefertigtes Verzeichnis der Münchner jüdischen Gewerbebetriebe wissen die NS-Parteiorgane und Schlägertrupps genau wo sie zuschlagen und so die „verbrecherische Tat des jüdischen Mordbuben“ rächen müssen.

9. November 1938

München * Noch in der Nacht finden - unter passiver Anteilnahme sehr vieler Schaulustiger - die seit längerer Zeit geplanten Ausschreitungen gegen die Juden statt.

  • In München werden ein Jude ermordet sowie 900 Menschen verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht.
  • Rund 700 Geschäfte und Betriebe werden demoliert und die Synagogen in der Herzog-Rudolf-Straße und in der Reichenbachstraße zerstört.
  • Die Münchner Hauptsynagoge war bereits im Juni 1938 abgerissen worden.

Die Bilanz dieser später auch noch beschönigend „Reichskristallnacht“ genannten Juden-Pogrome bedeutet für Deutschland:

  • 91 Ermordete, zahllose Verletzte, Misshandelte und Vergewaltigte,
  • 191 zerstörte Synagogen,
  • 7.500 zerstörte und ausgeraubte Geschäfte,
  • Verwüstung unzähliger Wohnungen und
  • fast aller jüdischer Friedhöfe,
  • rund 30.000 Einlieferungen in Konzentrationslager.

Die reichsweit organisierten antijüdischen Ausschreitungen dauern auch noch am 10. November an.

10. November 1938

Berlin * Propagandaminister Joseph Goebbels erlässt einen „Aufruf an Alle!“. Er lautet:

  • „Die berechtigte und verständliche Empörung des deutschen Volkes über den feigen jüdischen Meuchelmord an einem deutschen Diplomaten in Paris hat sich in der vergangenen Nacht in umfangreichem Maße Luft verschafft.
  • In zahlreichen Städten und Orten wurden Vergeltungsaktionen gegen jüdische Gebäude und Geschäfte vorgenommen.
  • Es ergeht nunmehr an die gesamte Bevölkerung die strenge Aufforderung, von allen weiteren Demonstrationen und Aktionen gegen das Judentum, gleichgültig welcher Art, sofort abzusehen.
  • Die endgültige Antwort auf das jüdische Attentat in Paris wird auf dem Wege der Gesetzgebung beziehungsweise der Verordnung dem Judentum erteilt werden.“
12. November 1938

Berlin * Hermann Göring, der Beauftragte für den Vierjahresplan zur Kriegsvorbereitung, erlässt eine Sühneverordnung, die zur Finanzierung der Aufrüstung gedacht ist.

  • Die Juden deutscher Staatsangehörigkeit müssen zusammen eine Milliarde Reichsmark wegen „ihrer feindlichen Haltung gegenüber dem deutschen Volk und Reich“ zahlen.
  • Weiterhin werden alle Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben ausgeschaltet.
  • Und schließlich gibt es die Verordnung zur Wiederherstellung des Straßenbildes.
  • Sie besagt: „Alle Schäden, welche durch die Empörung des Volkes über die Hetze des internationalen Judentums gegen das nationalsozialistische Deutschland an jüdischen Gewerbebetrieben und Wohnungen entstanden sind, sind von dem jüdischen Inhaber oder jüdischen Gewerbetreibenden sofort zu beseitigen.
  • Die Kosten der Wiederherstellung trägt der Inhaber der betroffenen jüdischen Gewerbebetriebe und Wohnungen. Versicherungsansprüche von Juden deutscher Staatsangehörigkeit werden zugunsten des Reiches beschlagnahmt.“

In München wird eine eigene Arisierungsstelle in der Widenmayerstraße 27 eingerichtet, die die Enteignung und Gettoisierung der jüdischen Bevölkerung durchführen soll.

18. November 1938

München * Innerhalb des isolierten jüdischen Lebensbereiches wird die Israelitische Kultusgemeinde gezwungen, die staatlichen Terror-Maßnahmen durchzusetzen und zu organisieren. So kündigt der Völkische Beobachter an:

„Die Israelitische Kultusgemeinde richtet im Einvernehmen mit den zuständigen Stellen ab sofort eigene Verkaufsstellen ein, in denen die in München ansässigen Juden ihren notwendigen Bedarf decken können. Zutritt zu diesen Verkaufsstellen haben nur Juden.“

22. November 1938

München * Der Völkische Beobachter begründet die Vertreibung der Juden aus arischen Wohnhäusern so:

  • „Es besteht ein dringender Bedarf an Wohnraum, und es ist nicht einzusehen, dass arbeitende deutsche Menschen ohne Unterkunft sind oder sich auf primitivste Weise behelfen müssen.
  • Deshalb müssen die ausgewiesenen Juden ihre Wohnungen vorher auf eigene Kosten renovieren und ihren Hausrat und ihre Möbel zurücklassen.“

Die auf diese Weise freigewordenen, voll eingerichteten Wohnungen werden in der Regel von verdienten Parteigenossen bezogen.

28. November 1938

München * Eine Berliner Anweisung zur Erfassung der jüdischen Wohnungen wird in München unverzüglich umgesetzt. Man ordnet an, eine Namens- und Adressenliste der noch ansässigen jüdischen Mieter zu erstellen und verpflichtet Hausbesitzer, keine Neuvermietungen an jüdische Personen ohne städtische Genehmigung abzuschließen.


1939

1939

München-Haidhausen * Adolf Hitler erwirbt die Immobilie am Prinzregenten Platz 16.

1939

München-Graggenau * Nachdem bekannt wurde, dass der verstorbene Geschäftsmann Karl Rosipal, der „Stifter des Glockenspiels“ am Neuen Rathaus, „nicht ganz arischer Herkunft“ war, schreckt der antisemitische Oberbürgermeister Fiehler nicht davor zurück, die „Stiftung“ rückgängig zu machen und die gestiftete Summe den Erben zurückzuzahlen.

1939

München-Maxvorstadt * Das „Haus des Deutschen Rechts“ in der Ludwigstraße 28 wird seinem Zweck übergeben. 

Hans Frank will das Justizwesen zu einer „Waffe von ungeheuerer Bedeutung für das deutsche Volk“ umgestalten.

1. Januar 1939

Berlin * Der Arbeitspflichtdienst für alle Mädchen unter 25 Jahren wird eingeführt. 

1. Januar 1939

Berlin * Alle deutschen Juden mussten als zweiten Vornamen „Sara“ oder „Israel“ annehmen und in ihre Ausweise eintragen lassen. Ab diesem Zeitpunkt mussten sie ihre Briefe mit dem diskriminierenden Vornamen unterzeichnen, Briefköpfe, Praxisschilder und ähnliches ändern und ergänzen. Verstöße werden mit Gefängnishaft bestraft. 

24. Januar 1939

Berlin * Gestapo-Chef Reinhard Heydrich erhält den Auftrag, die „Endlösung der Judenfrage“ vorzubereiten.

2. Februar 1939

München-Maxvorstadt * Martin Bormann, Leiter der Partei-Kanzlei der NSDAP, gibt die vertrauliche Anweisung, in Reden der Partei alle christlichen Redewendungen und Begriffe zu vermeiden. 

15. März 1939<p><strong><em>Prag</em></strong> * Deutsche Truppen marschieren in das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren&nbsp;ein.&nbsp;</p>
17. April 1939

Deutsches Reich * Bei einer Volkszählung bezeichnen sich 95 Prozent aller Deutschen als „Angehörige einer christlichen Kirche“

20. April 1939

München * Unter „herzlichem und dankbarem Gedenken“ - auch der Münchner evangelischen Gemeinde - begeht Adolf Hitler seinen 50. Geburtstag. 

28. April 1939

Berlin * Adolf Hitler kündigt den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. 

30. April 1939

München * Juden müssen „arische“ Wohnhäuser verlassen und in „Judenhäuser“ ziehen.

Mai 1939

München * Sämtliche „Rundfunkgottesdienste“ werden eingestellt. 

14. Mai 1939

Berlin * Aus Anlass der Muttertagsfeiern werden erstmals „Ehrenkreuze der deutschen Mutter“ an kinderreiche Frauen verliehen. Frauen mit vier bis fünf Kindern erhalten den Mutterorden in Bronze, für mehr als sechs Kinder gibt‘s den Orden in Silber, und für mehr als acht Kinder wird das Mutterkreuz in Gold vergeben. Die Orden hängen an einem blauen Band mit der Aufschrift: „Das Kind adelt die Mutter“. 

Hinter vorgehaltener Hand wird das  Mutterkreuz auch als „Karnickelorden“ bezeichnet. Nationalsozialistische Politik drängt die Frauen zurück an Herd und Kinderbett. Außerhalb des Hauses gelten Frauen nur wenig. 

Reichspropagandaminister Joseph Goeppels meint zur Rolle der Frau: „Die Frau hat die Aufgabe, schön zu sein und Kinder zur Welt zu bringen. [...] Die Vogelfrau putzt sich für den Mann und brütet für ihn die Eier aus.“ 

22. Mai 1939

Berlin - Rom * Ein Militärbündnis mit Italien wird abgeschlossen, der sogenannte „Stahlpakt“.

9. Juni 1939

München-Maxvorstadt * Pater Rupert Mayer gibt anlässlich einer Vorladung bei der Gestapo folgende schriftliche Erklärung ab:

  • „Ich erkläre, daß ich im Falle meiner Freilassung trotz des gegen mich verhängten Redeverbotes nach wie voraus grundsätzlichen Erwägungen heraus predigen werde. 
  • Ich werde auch weiterhin in der von mir bisher geübten Art und Weise predigen, selbst dann, wenn die staatlichen Behörden, die Polizei und die Gerichte meine Kanzelreden als strafbare Handlungen und als Kanzelmißbrauch bewerten sollten.“
23. August 1939

Berlin - Moskau * Abschluss des geheim gehaltenen Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes und Einigung über die Aufteilung Polens. 

25. August 1939

England - Polen * England schließt mit Polen einen Beistandspakt. 

1. September 1939

Deutsches Reich - Polen * Deutschland überfällt Polen ohne Kriegserklärung. Damit beginnt der Zweite Weltkrieg. 

1. September 1939

Berlin * Der Euthanasiebefehl Hitlers, wird zwar erst Ende Oktober 1939 geschrieben, aber auf den 1. September 1939 rückdatiert. „Träger minderwertigen Erbgutes“ (siehe 14. Juli 1933) gelten den Nazis als „lebensunwertes Leben“. Das geheime Ermächtigungsschreiben Adolf Hitlers hat die planmäßige Tötung von 100.000 Erwachsenen und 20.000 Kindern zur Folge. 

Die Verwirklichung des Euthanasieprogramms soll vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden, weshalb die unmittelbar Hitler unterstellte Kanzlei des Führers der NSDAP mit der Vorbereitung und Durchführung der Tötungsmaßnahmen beauftragt wird. Die Euthanasie-Aktion wird inoffiziell als Aktion T 4 bezeichnet, nach dem Sitz der zuständigen Dienststelle in der Berliner Tiergartenstraße 4.

Um keinen Verdacht zu erregen, werden in den Tötungsanstalten eigene Standesämter zur Ausstellung der Todesurkunden eingerichtet. Die Angehörigen erhalten eine Mitteilung, dass der Kranke „unerwartet an einer Krankheit“ gestorben und bereits eingeäschert worden ist.

2. September 1939

München * Mit einem Aufruf des Geistlichen Verwaltungsrates stellt sich die evangelische Kirche hinter Hitler und seinen Krieg mit Polen. 

3. September 1939

London - Paris - Berlin *  England und Frankreich erklären Deutschland den Krieg. 

5. September 1939

Berlin * Wenige Tage nach dem Kriegsbeginn wird eine Verordnung gegen Volksschädlinge erlassen. Sie bildet eine weitere rechtliche Grundlage für Todesurteile. Die Verordnung räumt ausdrücklich auch die Todesstrafe durch Erhängen ein.

20. September 1939

Berlin * Juden müssen sämtliche Radioapparate abliefern.

28. September 1939

München-Lehel * Die Arisierungsstelle in der Widenmayerstraße 27 nimmt ihre Tätigkeit auf.

1. Oktober 1939

München * Zum Erntedankfest wird in den evangelischen Kirchen eine „Kanzelabkündigung des Geistlichen Vertrauensrates“ verlesen. Darin wird für „die Ernte auf den polnischen Schlachtfeldern Gott gedankt“

3. Oktober 1939

München * Auf Anordnung des Landeskirchenrates der evangelischen Kirche werden nach dem Einmarsch in Warschau die Kirchenglocken sieben Tage lang von 12 bis 13 Uhr geläutet. 

6. Oktober 1939

Polen *  Kämpfe in Polen werden beendet. Polen wird Generalgouvernement. 

18. Oktober 1939

München * Ein Verbot der Versendung kirchlicher Druckschriften an Wehrmachtssoldaten wird erlassen. 

3. November 1939

München-Maxvorstadt * Pater Rupert Mayer wird wegen „Wahrung des Beichtgeheimnisses“ und dem Verdacht konspirativer Kontakte zur Widerstandsgruppe der Monarchistischen Bewegung verhaftet. Er wird zwei Monate im Wittelsbacher-Palais gefangen gehalten.

Nach dem 8. November 1939

München-Kreuzviertel * Kardinal Michael von Faulhaber schreibt nach dem Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler im Bürgerbräukeller diesem ein Telegramm und beglückwünscht ihn zu seiner „glücklichen Rettung“. Zudem bittet er Gott, „er möge auch ferner seinen schützenden Arm über Sie halten“

8. November 1939

München-Haidhausen * Die von Georg Elser im Bürgerbräukeller installierte Bombe explodiert zum vorgesehenen Zeitpunkt, doch Hitler verlässt die Veranstaltung der „Alten Kämpfer“ dreizehn Minuten zu früh.

9. November 1939

München * Nach dem Attentat auf Hitler im Bürgerbräukeller wird die kirchliche Presse angewiesen, das „besondere Walten der Vorsehung“ hervorzuheben. 

19. November 1939

München * Das Evangelische Gemeindeblatt druckt ein „Dankgebet für die Bewahrung Adolf Hitlers“ beim Attentat im Bürgerbräukeller ab. 

21. Dezember 1939

Berlin * Mit einem Führererlass wird der Architekt Hermann Giesler zum Generalbaurat für die Hauptstadt der Bewegung ernannt.

23. Dezember 1939

Sachsenhausen-Oranienburg * Pater Rupert Mayer wird in das KZ Sachsenhausen-Oranienburg bei Berlin überführt und erhält Einzelhaft. Dort verschlechtert sich sein Gesundheitszustand infolge von Hunger und seiner Kriegsverletzung, sodass die Behörden befürchten, der Pater werde als Märtyrer sterben.


1940

Ab 1940

Deutsches Reich * In der Zeit des Nationalsozialismus von 1940 bis 1945 vollstreckt der Scharfrichter Johann Reichhart 2.805 Todesurteile.

Um 1940

Europa * Im „Deutschen Reich“ (einschließlich Österreich) besitzt der „Lebensborn e.V.“ neun „Entbindungsheime“ und zwei „Kinderheime“.

Für die Geburt unehelich gezeugter Kinder deutscher Besatzungstruppen eröffnet der „Lebensborn e.V.“ in Belgien, Frankreich, Luxemburg und Norwegen insgesamt zwölf „Entbindungsheime“.

Alleine in Norwegen kommen 8.000 bis 9.000 Kinder zur Welt.
Jedes „Lebensborn-Heim“ besitzt ein eigenes „Standesamt“ und eine „polizeiliche Meldestelle“.

Ab 1940

München-Untergiesing * Im Zweiten Weltkrieg missbraucht man das „Schyrenbad“ als „Sammelstelle zur Möbelbergung“ für die ausgebombten Untergiesinger Bürger.

1. Januar 1940

Steinhöring * Nach dem Umbau des Lebensbornheims Hochland in Steinhöring bietet es jetzt Platz für 50 statt für 30 Mütter. Die Kinderbettenzahl ist von 55 auf 109 aufgestockt worden.

15. Januar 1940

München-Kreuzviertel * Der ebenfalls geplante Abriss des jüdischen Gemeindehauses in der Herzog- Max-Straße 3-5 kommt nicht zur Ausführung. Die Gebäude werden daraufhin dem Rasse- und Siedlungs-Hauptamt der SS zur Verfügung gestellt. Daraufhin verlegt die Zentrale des Lebensborn e.V. ihren Sitz von der Poschinger Straße 1 in die Herzog-Max-Straße 3-7.

18. Januar 1940

Haar-Eglfing * Die ersten 25 Patienten werden aus der Heilanstalt in Haar-Eglfing in Bussen in die Tötungsanstalt Grafeneck bei Münsingen im Landkreis Reutlingen gebracht. Noch am selben Tag werden sie dort ermordet. 

19. Juli 1940

Berlin * Den jüdischen Mitbürgern werden aufgrund der nationalsozialistischen Rassepolitik von der Reichspost die Telefonanschlüsse gekündigt.

7. August 1940

Ettal * Pater Rupert Mayer wird wegen seines bedrohlichen Gesundheitszustandes und auf Anordnung des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, für den Rest des Krieges ins Kloster Ettal verbannt. Er muss im Kloster leben, darf das Klostergelände nicht verlassen und keine Messen in der Öffentlichkeit zelebrieren.


1941

Ab 1941

Berlin * Der „Lebensborn e.V.“ wirkt bei der Eindeutschung „rassisch wertvoller“ Kinder aus den besetzten Gebieten mit. 

Mehrere hundert Kinder im Alter von wenigen Monaten bis 17 Jahren werden - gegen den Willen oder ohne Wissen der Eltern - aus Norwegen, Polen, dem früheren Jugoslawien oder der ehemaligen Tschechoslowakei nach Deutschland geschickt.

Der „Lebensborn e.V.“ gibt ihnen deutsche Namen, erzieht sie in seinen Heimen ausschließlich in deutscher Sprache zu deutscher Lebensweise und vermittelt sie in deutsche Pflege- oder Adoptionsfamilien.

Die äußeren Merkmale der Kinder müssen sie als „reinrassisch“ und zur Vermehrung des „guten Blutes“ geeignet erscheinen lassen, denn - so hat Heinrich Himmler SS-Führern im besetzten Polen erklärt: „Das, was in den Völkern an gutem Blut unserer Art vorhanden ist, werden wir uns holen, indem wir ihnen, wenn notwendig, die Kinder rauben und sie bei uns großziehen“.

Frühjahr ??? 1941

München * Die „Zwangsevakuierung“ von Juden in sogenannte „Judenhäuser“ und „Judenwohnungen“ beginnt.

1941

München-Untergiesing * An der Claude-Lorrain-Straße wird ein achteckiger, fensterloser „Hochbunker“ gebaut, dessen Wände aus 2,40 Metern dicken Betonmauern bestehen, der nur über wenige Luftschlitze verfügt und in dem 450 „Schutzsuchende“ Platz finden können.

Der Münchner Stadtverwaltung ist inzwischen mehrfach bewiesen worden, dass das „Abwehrfeuer“ aus den „Fliegerabwehrkanonen“, kurz „Flak“ genannt, die alliierten Luftverbände nicht von den Bombenabwürfen abhalten kann.

Deshalb setzt man jetzt auf „Luftschutzräume“, die angeblich Schutz vor jeder erdenklichen Gefahr bieten - so gegen Splitter detonierender Bomben und Geschosse sowie gegen den Einsturz eines Hauses.
Als der sicherste Ort galt bei einem Luftangriff der Keller, dem angeblich auch „Sprengbomben“ nichts anhaben können.

Aber was macht man in einem Stadtviertel, in dem nicht jedes Haus über einen massiv gebauten Keller mit „Luftschutzraum“ verfügt und durch seine Nähe zur Isar kein Keller sein konnte?
Die Antwort sind die übers Stadtgebiet verteilten „Hochbunker“.

Im Erbauungsjahr des Untergiesinger „Hochbunkers“ - 1941 - werden keine Bombenabwürfe vermeldet.

April 1941

München * Mitten im Zweiten Weltkrieg zeigen die Nazis nochmals großes Entgegenkommen für Anton Graf von Arco auf Valley.

Der „Reichsjustizminister“ ordnet an, dass die Verurteilung Arcos wegen Mordes aus der Strafliste zu streichen ist.
Auch das Delikt einer Autofahrt im Zustand der Volltrunkenheit wird vom „Reichsjustizministerium“ gnadenhalber nicht verfolgt.

Offenbar benötigt Arco wieder einen Führerschein, wozu ein blütenweißer Strafregisterauszug notwendig ist. 

April 1941

München * Im „Stadtbauamt“ wird eine Liste für „Wiedervermietungen freigewordener Judenwohnungen“ erstellt.

Die Neuvermietung im Haus Richard-Wagner-Straße 11 wird schon Monate zuvor geplant, bevor die letzten Juden aus dem Haus in die „Deportationslager“ abtransportiert sind.

April 1941

München * „Kultusminister“ Adolf Wagner lässt die „Kruzifixe“ aus den Schulräumen entfernen und durch „zeitgemäßen Wandschmuck“ ersetzen.  

Die Verordnung führt zu massiven Elternprotesten. 

24. Juni 1941

München-Bogenhausen * Der Lebensborn e.V. erwirbt die Bürgermeister-Villa in der Ismaninger Straße 95 in Bogenhausen. Zu diesem Zweck genehmigt Heinrich Himmler die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 750.000 RM. Die Villa wird zur Unterbringung von Lebensborn-Dienststellen gebraucht, die in der Herzog-Max-Straße 3-7 keinen Platz mehr haben. So zum Beispiel die Krankenkassenabteilung

In einem Rundschreiben vom 24. Juni 1941 wird die Eröffnung der Verwaltungsstellen als „Dienststelle Ismaningerstraße 95“ bekannt gegeben. Unter der Anschrift Ismaninger Straße 95 findet sich die einzige offizielle Eintragung des Lebensborn e.V. in einem Münchner Adressbuch.

18. Juli 1941

München-Berg am Laim * Das als Heimanlage für Juden bezeichnete Sammellager an der Clemens-August-Straße 9 in Berg am Laim wird geöffnet.

August 1941

Berlin * Hitler lässt die Tötungsaktionen aus dem „Euthanasiebefehl“ einstellen, weil trotz strengster Geheimhaltung Tatsachenberichte an die Öffentlichkeit dringen.

Dennoch fallen bis 1945 noch Tausende von Menschen in den „Heilanstalten“ der „Euthanasie“ zum Opfer.

August 1941

München * Das „Reichssicherheitshauptamt“ stellt fest, dass in München und Umgebung verstärkt Flugblätter und Klebezettel mit Aufrufen zum Widerstand gegen das NS-Regime in Umlauf sind.

Darin tauchen Angriffe wie „Bluthund Hitler verrecke!“ oder „Vernichtet den Faschismus!“ auf. 

18. August 1941

München-Bogenhausen - München-Berg am Laim * Elisabeth und Rosa Braun und einige Mitbewohner des Hauses Maria-Theresia-Straße 23 werden in die sogenannte „Heimanlage für Juden“ in Berg am Laim, im Kloster der Barmherzigen Schwestern, eingewiesen.

1. September 1941

München * Alle jüdischen Bürger müssen ab dem 6. Lebensjahr den gelben Judenstern sichtbar tragen.

23. Oktober 1941

Berlin * Heinrich Himmler lässt allen Polizeidienststellen im Reich mitteilen, das die „Verhinderung der Auswanderung jüdischer Menschen“ angeordnet ist. Damit ist auch keine Flucht mehr möglich.

20. November 1941

Kaunas/Litauen * Der erste Transport von 1.000 Münchner Juden nach Kaunas.

20. November 1941

Kaunas/Litauen * Die 54-jährige Elisabeth „Sara“ Braun wird nach Kaunas in Litauen gebracht und mit etwa 3.000 anderen Juden aus dem Hinterhalt mit Maschinengewehren niedergeschossen.

1. Dezember 1941

Berlin * Die Gestapo verbietet Juden den Verkauf, die Vermietung, die Verpachtung oder das Verschenken ihres mobilen Eigentums.

11. Dezember 1941

Berlin * Reichskanzler Adolf Hitler erklärt Amerika den Krieg.

12. Dezember 1941

Berlin * Juden dürfen öffentliche Telefone nicht mehr benutzen.


1942

1942

Berlin * Der „Lebensborn e.V.“ beschäftigt in seiner Zentrale 220 Personen.

Bei Kriegsende werden es insgesamt 700 Angestellte sein.

Ab Ende 1942

München-Bogenhausen * Da in der „Bürgermeister-Villa“ in der Ismaninger Straße 95 Dienstwohnungen des „Lebenborn e.V.“ untergebracht werden, müssen die Büros in die Mathildenstraße 8/9 umziehen.

Februar 1942

München-Bogenhausen * Im Auftrag des „Jesuiten-Ordensprovinzials“ August Rösch nimmt Alfred Delp -  als Experte für Fragen der Katholischen Soziallehre, insbesondere der Arbeiterfrage - Verbindungen zum „Kreisauer-Kreis“ auf, um die Erneuerung des Staates auf der Grundlage der christlichen Soziallehre nach dem absehbaren Zusammenbruch des Dritten Reiches zu bewirken. 

Die Gruppierung um Graf James von Moltke gewinnt bis 1944 an Breite. 

Neben Priestern beiderlei Konfession, Offizieren, Adeligen und meist konservativen Politikern arbeiten auch Sozialdemokraten mit.

24. April 1942

München * Juden wird die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel verboten.

15. Mai 1942

Berlin * Verbot der Haustierhaltung für Juden.

9. Juni 1942

Berlin * Juden müssen alle entbehrlichen Kleidungsstücke abgeben. Außerdem sind alle optischen und elektrischen Geräte wie Ferngläser, Fotoapparate und Kochplatten abzuliefern.

1. Juli 1942

München * Jüdische Schülerinnen und Schüler dürfen nicht mehr in öffentlichen Schulen unterrichtet werden.

1. Juli 1942

Theresienstadt * Rosa Braun aus der Maria-Theresia-Straße 23 kommt nach Theresienstadt, wo sie am 4. März 1945 umgebracht wird.

20. Juli 1942

Berlin * Auf der Wannsee-Konferenz wird die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen.

Ende August 1942

München * Die alliierten Angriffe aus der Luft beginnen erneut.

Ende August 1942

München-Haidhausen * Bei einem Fliegerangriff wird Hitlers Wohnhaus am Prinzregenten Platz 16 leicht beschädigt.

Damals wird - unter Verwendung von 4,7 Tonnen Stahl - ein weitläufiger „Luftschutzbunker“ im Keller eingerichtet.

9. August 1942

Auschwitz * Edith Stein, die konvertierte Dominikanerinnen-Klosterschwester Teresa Benedicta a Cruce wird im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

18. September 1942

Berlin * Juden erhalten keine Fleisch-, Milch-, Raucher- und Weißbrotmarken mehr.

20. September 1942

München * Der achte Luftangriff setzt bereits 6.000 obdachlose Menschen auf die Straße, nachdem das Bombardement ihre Wohnungen zerstört hat.

9. Oktober 1942

Berlin * Juden wird der Kauf von Büchern verboten.

Ab 16. Oktober 1942

Kreisau * Die 2. Kreisauer Tagung dauert bis 18. Oktober und beschäftigt sich mit den Themen: Staat, Kirche und sozialen Fragen. Dieses Mal ist der Jesuitenpater Alfred Delp dabei. 

Um November 1942

München-Bogenhausen * Alfred Delp stellt Verbindungen zwischen dem „Kreisauer Kreis“ und dem „Sperr-Kreis“ her.

12. November 1942

München-Bogenhausen * Dr. Hermann Joseph Wehrle wird Kaplan in der Pfarrei Bogenhausen.

30. November 1942

München * Bruno Finkenscherer, der letzte Rabbiner der jüdischen Gemeinde in München schreibt: „In ganz Bayern leben noch 1.390 „Rassejuden“, davon etwa 630 in München, von denen 171 in Berg am Laim in der Heimanlage Clemens-August-Straße Nr. 9 untergebracht sind. An Glaubensjuden gibt es in München noch etwa 300.“


1943

1943

München * Das Einkommen des Scharfrichters Johann Reichhart ist aufgrund der zahlreichen Todesurteile innerhalb weniger Jahre in die Höhe geschnellt. Im abgelaufenen Jahr erhält der Henker zu seinem jährlichen Grundgehalt von 3.720 RM noch Sondervergütungen in Höhe von 41.748 RM zu. Alleine die Sondervergütungen für die 764 Enthauptungen betragen 35.790 RM, der Rest sind Fahrkosten und Aufwandsenschädigungen.

15. Februar 1943

München * Das sechste Flugblatt der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ wird fertiggestellt und versandt. Es beinhaltet den Aufruf zum „Sturz des NS-Regimes“ und fordert die Errichtung eines „neuen geistigen Europas“.

Das Flugblatt wird später in England nachgedruckt und von britischen Flugzeugen über Deutschland abgeworfen. Außerdem wird der Inhalt durch den Sender British Broadcast Corporation - BBC verbreitet.

16. Februar 1943

Berlin * Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goeppels ruft im Berliner Sportpalast den „Totalen Krieg“ aus. Nun muss die Münchner Zivilbevölkerung erfahren, was Krieg wirklich bedeutet. Bis dahin gab es neun Bombenangriffe auf München. Ab diesem Zeitpunkt - bis zum 17. April 1945 - folgen noch weitere 49 Luftangriffe über der Stadt. 

  • So stehen bereits am 10. März 1943, nach dem zehnten Angriff, 9.000 Menschen auf der Straße,
  • am 25. April 1944, dem 18. Angriff, haben schon 70.000 ihre Wohnung verloren und
  • nach dem 28. Angriff sind bereits 200.000 Münchner ohne Dach über dem Kopf. 
18. Februar 1943

München-Maxvorstadt * Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ verteilen etwa 1.700 Flugblätter in der Münchener Universität. Der Hausmeister, der die ganze Aktion beobachtet hat, meldet sie bei der Gestapo. Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst werden verhaftet und ins Wittelsbacher Palais gebracht.

22. Februar 1943

München - München-Obergiesing * Nach dem dreitägigen Verhör bei der Gestapo folgt der Prozess gegen die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ vor dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz des eigens aus Berlin angereisten Dr. Roland Freisler.

Hans und Sophie Scholl werden gemeinsam mit Christoph Probst zum Tod verurteilt. Das Urteil wird noch am selben Tag im Strafgefängnis München-Stadelheim durch den Scharfrichter Johann Reichhart vollstreckt.

März 1943

München-Maxvorstadt * Phosphor- und Sprengbomben zerstören 85 Prozent der Bausubstanz und 25 Prozent des Bücherbestands der Bayerischen Staatsbibliothek.

8. März 1943<p><strong><em>München</em></strong> * Nach einem Erlass von Innenminister Heinrich Himmler marschieren Polizeibeamte los, um die Häuser der Sinti und Roma zu umstellen und die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppen in Gefängnisse zu bringen. In München ist dies das Gefängnis der Polizei in der Ettstraße. Fünf Tage später rollen die Deportationszüge vom Güterbahnhof los.</p>
23. April 1943

Berlin * Juden wird die „deutsche Staatsangehörigkeit“ entzogen.

Juni 1943

München * In München gibt es nur mehr 483 Juden.

30. Juni 1943

München-Lehel * Die Arisierungsstelle in der Widenmayerstraße 27 hat ganze Arbeit geleistet. An diesem Tag verkündet sie ihre Auflösung. Der Immobilienmarkt und damit die ganze Stadt ist „so gut wie judenfrei“.

1. Juli 1943

Berlin * Deutsche Juden werden dem Polizeirecht unterstellt. Damit verbunden ist die Aufhebung jeglichen Rechtsschutzes. Im Todesfall eines Juden verfällt dessen Vermögen automatisch dem Deutschen Reich.

13. Juli 1943

München-Obergiesing * Alexander Schmorell und Professor Kurt Huber, Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, sterben im Gefängnis München-Stadelheim unter der Guillotine von Johann Reichhart.

31. Juli 1943

New York * Lida Gustava Heymann stirbt in Zürich. 

Um August 1943

München-Lehel - Grünwald * Das Luftgaukommando wird im Sommer 1943 von der Prinzregentenstraße nach Grünwald verlegt, weshalb die Gäste des Schlosshotels ausquartiert werden. Darunter auch Karl Valentin.

2. Oktober 1943

München-Untergiesing * Die Bevölkerung des dicht besiedelten Untergiesing ist durch die Nähe zum Gauleiterbunker im bombensicheren Kellermassiv im Nockherberg und der Isar, an der sich die alliierten Bomber orientieren, stark bedroht. 

In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1943 ereignet sich in der Kühbachstraße eine Tragödie. Im Keller des Anwesens Nr. 18 und 20 ertrinken 47 Menschen in dem durch geplatzte Hydranten hereinstürzenden Wasser. Es handelt sich dabei um eine Hochzeitsgesellschaft, die in dem Gasthaus feiert. 

Da die Geladenen während des Bombenalarms nicht extra in den Bunker an der Sachsenstraße laufen wollten, gehen sie in den Keller, den sie nicht mehr lebend verlassen können. Ihre zum Teil weit entfernten Heimatwohnorte weisen die Toten als Münchenbesucher aus.

12. Oktober 1943

München-Obergiesing * Das Todesurteil gegen Willi Graf, einem Mitglied der „Weißen Rose“, wird durch den Scharfrichter Johann Reichhart im Gefängnis München-Stadelheim vollstreckt.

13. Dezember 1943

München-Bogenhausen * Der Wehrmachtsoffizier Ludwig Freiherr von Leonrod sucht seinen Beichtvater Dr. Hermann Wehrle in der Bogenhausener Georgs-Kirche auf. Ihn plagen Gewissensbisse, seit er von Claus Graf Schenk von Stauffenberg in die Attentatspläne auf Hitler eingeweiht worden ist. Er will wissen, wie die katholische Kirche zum „Tyrannenmord“ steht.

20. Dezember 1943

New York * Anita Augspurg stirbt in Zürich. 


1944

1944

München-Maxvorstadt * Paul Giesler übernimmt nach Adolf Wagners Tod dessen Dienstvilla in der Kaulbachstraße 15 und seine Funktionen als „Gauleiter“ und Innenminister“.

1944

München-Bogenhausen * Die Gebäude der „Beamten-Relikten-Anstalt“, einem „Königlichen Damenstift“, wird von Bomben dem Erdboden gleich gemacht.

Sommer 1944

München-Kreuzviertel - Steinhöring * Der Gebäudekomplex in der Herzog-Max-Straße 3-7 wird durch Bomben so schwer beschädigt, dass der „Lebensborn e.V.“ nach Steinhöring verlagern muss.

14. Januar 1944

Kreisau ? * James Graf von Moltke wird verhaftet. Dem Kreisauer Kreis fehlt seither sein Kopf.

17. April 1944

München * Zum Staatsbegräbnis von Gauleiter Adolf Wagner kommt Adolf Hitler zum letzten Mal nach München.

24. April 1944

München-Au * Die Volksschule am Kolumbusplatz wird in der Nacht vom 24. zum 25. April 1944 von englischen Bombern total zerstört und danach auch nicht wieder aufgebaut.

24. April 1944

München-Haidhausen * In der Nacht vom 24. zum 25. April wird die Villa Stuck durch weitere Bombentreffer stark beschädigt. 

Ende Juli 1944

Berlin * Um die vielen Hinrichtungen im Zusammenhang mit dem „Attentat vom 20. Juli“ vollstrecken zu können, wird der „Scharfrichter“ Johann Reichhart nach Berlin beordert.

An einem Tag erfolgen so viele Hinrichtungen, dass Reichhart und seine Gehilfen bis zum Knöchel im Blut waten.

Im Gegensatz zu Reichhart, der seine Todeskandidaten mit der „Guillotine“ hinrichtet, erhängt sein „Kollege“ Ernst Reichel, der berüchtigte „Henker und Schlächter von Berlin“, die Widerständler in Berlin-Plötzensee - auf Befehl Hitlers - an Fleischerhaken auf.

20. Juli 1944

Wolfsschanze * Das Attentat auf Reichskanzler Adolf Hitler im Führerhauptquartier Wolfsschanze und der Umsturzversuch durch Stauffenberg und seine Mitverschwörer in Berlin scheitern. Die Geheime Staatspolizei - Gestapo wird dadurch auch auf die Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis aufmerksam.

28. Juli 1944

München-Bogenhausen * Gestapo-Agenten nehmen Pater Alfred Delp nach der Frühmesse in der Bogenhausener Georgskirche fest und bringen ihn ins Wittelsbacher Palais.

18. August 1944

München-Bogenhausen - Berlin * „Kaplan“ Dr. Hermann Joseph Wehrle wird im Bogenhausener Pfarrhof von der „Gestapo“ verhaftet und im Nachtzug nach Berlin gebracht.

21. August 1944

Berlin * In der Hauptverhandlung gegen Freiherrn Ludwig von Leonrod wird Dr. Hermann Wehrle als Zeuge dem Angeklagten gegenüber gestellt. Ludwig von Leonrod wird zum Tode verurteilt.

Nach dem 26. August 1944

München-Kreuzviertel * Das Attentat vom 20. Juli 1944 bezeichnet Kardinal Michael von Faulhaber als „furchtbares Verbrechen“. In seiner Vernehmung vom 26. August „überschlug er sich geradezu in der Ablehnung und Verurteilung des Anschlags [...] und in seinem Treueverhältnis gegenüber dem Führer“.

26. August 1944

Berlin * Freiherr von Leonrod wird hingerichtet. In einem Gnadengesuch hat er kurz zuvor dargelegt, dass er sich „nicht an den Vorbereitungen zum 20. Juli beteiligt hätte, wenn ich durch meinen Beichtvater anders beraten worden wäre [...]. Wahrscheinlich hätte schon ein anderer Beichtvater genügt. Mein Unglück ist eben, daß ich an diesen geraten war“.

13. September 1944

Berlin * Das Gnadengesuch des Freiherrn von Leonrod bringt Kaplan Dr. Hermann Joseph Wehrle in akute Gefahr. Im Hauptverfahren gegen ihn wird er zum Tode verurteilt. Das Urteil wird umgehend vollstreckt.


1945

1945

Deutsches Reich und Ausland * In den „Lebensborn-Heimen“ sollen etwa 8.000 Kinder geboren worden sein, davon vor 1940 etwa 80 Prozent, nach 1940 etwa 50 Prozent „unehelich“.

Fast alle Akten und Unterlagen des „Lebensborn e.V.“ wurden vernichtet, sodass genaue Einzelheiten nur schwer festzustellen sind.

Ab 9. Januar 1945

Berlin * Die Hauptverhandlung gegen Alfred Delp vor dem Volksgerichtshof in Berlin beginnt. „Hitlers Blutrichter“, der Präsident des Volksgerichtshofs, Dr. Roland Freisler, führt die Verhandlung und beschimpft den Angeklagten mit den Worten:

„Sie Jämmerling, Sie pfäffisches Würstchen - und so etwas erdreistet sich, unserem geliebten Führer ans Leben zu wollen. [...] Eine Ratte - austreten, zertreten sollte man so was.“

11. Januar 1945

Berlin * Der Jesuitenpater und Pfarrer von Bogenhausen, Alfred Delp, wird wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.

11. Januar 1945

Berlin * Die Hauptverhandlung vor dem Volksgerichtshof gegen Franz Sperr beginnt. Er kam durch Aussagen und Unterlagen von Mitgliedern des Kreisauer Kreises nach dem misslungenen Attentat auf Hitler in die Fänge der Gestapo.

15. Januar 1945

München * Alle die in einer sogenannten „Mischehe“ lebenden arbeitsfähigen Juden sollen bis zum 15. Februar per Sammeltransport in das Ghetto Theresienstadt deportiert werden.

23. Januar 1945

Berlin * Der wegen „verräterischen Unterlassens“ in einem Ringen des Reiches „um Sein und Nichtsein“ zum Tode verurteilte Franz Sperr wird hingerichtet.

27. Januar 1945

Auschwitz * Sowjetische Truppen befreien das Konzentrationslager Auschwitz. 

2. Februar 1945

Berlin * Der 37-jährige Jesuitenpater Alfred Delp wird in Berlin-Plötzensee gehängt. Seine Asche wird auf den Berliner Rieselfeldern, auf denen man die Abwässer der Metropole versickern lässt, verstreut.

Bis Ende April 1945

Deutsches Reich * In der Zeit von 1924 bis 1945 vollstreckt alleine der „Scharfrichter“ Johann Reichhart die Todesurteile an 3.009 Personen, darunter an 250 Frauen.

Ende April 1945

München-Maxvorstadt * Die „Wehrmacht“ bleibt bis Kriegsende Herr im Haus des ehemaligen „Kriegsministeriums“, dem „Wehrkreiskommando VII“.

17. April 1945

München * Der letzte und zugleich 73. Luftangriff der alliierten Bomber auf München findet statt. Bei den Luftangriffen der alliierten Truppen sind insgesamt

  • 6.632 in München lebende Personen ums Leben gekommen,
  • 15.800 werden verwundet.
  • Rund 300.000 Münchner sind obdachlos geworden.
  • Die Bevölkerungszahl Münchens geht von 824.000 im Jahr 1939 auf 479.000 im Jahr 1945 zurück.
24. April 1945

Berlin - München * Reichsleiter Martin Bormann schreibt an den Münchner Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Paul Giesler ein Telegramm mit dem Inhalt: „Verteidigen Sie Ihren Gau mit Rücksichtslosigkeit und Schärfe!“

Aus München sollte ein „positives Stalingrad“ werden.

29. April 1945

Dachau * Am späten Nachmittag befreien die 45. und 42. Infanterie-Division der US-Armee rund 32.000 Insassen aus 31 Nationen aus den überfüllten Baracken des Konzentrationslagers Dachau

30. April 1945

München * Auf ihrem Vormarsch gegen die „Alpenfestung“ befreien amerikanische Truppen München.

Die „Rainbow Division“ besetzt Hitlers Wohnung am Prinzregenten Platz 16.
Im Geldschrank finden die Amerikaner zwölf Exemplare der ersten Ausgabe von „Mein Kampf“ mit Autogramm, jedoch keinerlei Wertsachen und Dokumente.

Ab Mai 1945

Bayern - Amerikanische Besatzungszone * Nach dem Einmarsch der Amerikaner in München holt man den „Scharfrichter“ Johann Reichhart aus seinem Haus im Gleißental.

Er muss jetzt für die Besatzungsmacht arbeiten und auf Befehl der amerikanischen Militärregierung bis 1947 weitere 156 Hinrichtungen vollziehen.

Den „Mastersergant“ Hazel Woods hat er in der „Kunst des schnellen Tötens am Galgen“ einzuweisen.

Woods erhängt die im „Nürnberger Prozess“ verurteilten „Hauptkriegsverbrecher“.

Mai 1945

München * Als die Amerikaner Ende April 1945 München besetzen, finden sie nur noch 84 Juden vor.

8. Mai 1945

Deutschland * Der Tag der bedingungslosen Kapitulation oder Tag der Befreiung vom Nazi-Terror. Der Zweite Weltkrieg ist für Deutschland verloren.

8. Mai 1945

München * Nur noch 64 Juden können von den US-Truppen bei Kriegsende in München „befreit“ werden.

8. Mai 1945

Istanbul * Rudolf von Sebottendorff, der Führer der Thule-Gesellschaft, ertränkt sich im Bosporus, nachdem er die Nachricht von der deutschen Kapitulation erhalten hat. 

8. Juni 1945

München-Maxvorstadt * Der Soldatensender American Forces Network - AFN nimmt von der Kaulbachstraße 15 aus seinen Betrieb auf. Die technischen Einrichtungen sind vorhanden, weil die Gauleiter Adolf Wagner und Paul Giesler ihre Informationen von hier aus über Kabel direkt zum Sender Ismaning übertragen haben.

14. Juli 1945<p><em><strong>München</strong></em> • In einer Leserzuschrift empört sich Alfred Schwingenstein darüber, dass bei den Trümmerbeseitigungen kriegsgefangene deutsche Soldaten eingesetzt werden, während heute noch ehemalige NSDAP-Parteifunktionäre frei durch die Straßen der Stadt gehen.&nbsp;</p>
7. August 1945

München-Berg am Laim * Die Berg am Laimer Halserspitzstraße und Halserspitzplatz werden wieder in Schüleinstraße und Schüleinplatz zurück benannt.

20. November 1945

Nürnberg * Der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess beginnt. 24 Mitglieder der NS-Führung werden von den Alliierten für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen. Es ist ein Medienspektakel ersten Ranges, aber kein Tribunal.


1946

Ab März 1946

München * Der Gebäudeschutt wird - professionell und systematisch - geräumt. 

Mit Baggern und Flaschenzügen werden Mauerreste zum Einsturz gebracht, Sprengfirmen und das Sprengkommando der städtischen Feuerwehr sind im Einsatz, komplizierte Manöver plant die städtische „Bauwacht“

Mit einem Netz aus Kleinbahnen mit Dampflokomotiven und Kipploren werden die Trümmer beseitigt. Mit der „Bockerlbahn“ wird der Schutt nach Sendling, zum Luitpoldpark und aufs Oberwiesenfeld gebracht, wo die großen „Schuttberge“ entstehen. 

5. März 1946

Amerikanische Besatzungszone * Auf Initiative des amerikanischen Militärgouverneirs Lucius D. Clay wird das „Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus“ vom Länderrat des amerikanischen Besatzungsgebiets verabschiedet. Das Gesetz regelt die Spruchkammerverfahren [= Entnazifizierungsverfahren] in Bayern, Groß-Hessen und Württemberg-Baden.

Im Laufe des Jahres 1946 wird das sogenannte „Befreiungsgesetz“ auch auf die anderen Besatzungszonen übertragen. 

26. März 1946

München-Maxvorstadt * Knapp zehn Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Zusammenbruchs des Dritten Reichs. - gibt Oberbürgermeister Karl Scharnagel - anlässlich des „Tages der Opfer des Faschismus“ - bekannt, dass das Rondell zwischen Brienner Straße und Maximiliansplatz künftig den Namen „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“ tragen wird. 

Seine Lage inmitten der Stadt und „vor allem die Tatsache, dass  das Denkmal des großen deutschen Dichters Friedrich von Schiller trägt, der Freiheit und Menschenwürde in seinen Werken feierte“, lassen diesen Ort „als Erinnerungsstätte besonders geeignet erscheinen“

Der Standort wird allerdings bewusst gewählt, denn schräg gegenüber - im 1944 zerstörten ehemaligen Wittelsbacher Palais an der Brienner Straße 50 - befand sich das gefürchtete Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei. Das war das Zentrum der politischen Verfolgung.

Die Länge des Platznamens macht sein Aussprechen zwar praktisch unmöglich. Doch das macht nichts, denn der Platz dient nicht als Adresse. Er ist einfach ein Verkehrsknoten mit Grünfläche. Der Form halber hat er aber trotzdem eine Postleitzahl erhalten: 80333. 

30. April 1946

München * Die Stadt begeht den ersten „Jahrestag der Befreiung Münchens“

2. Mai 1946

München-Maxvorstadt * Die Benennung des „Platzes der Opfer des Nationalsozialismus“ sorgt bei Münchnerinnen und Münchner, denen die „Befreiung“ offensichtlich als Niederlage erscheint, für Unmut.  

In der Nacht zum 2. Mai wird eines der neuen Namensschilder abgeschraubt und an seiner Stelle eines mit dem Namen „Platz der Opfer demokratischer Menschenverdummung“ angebracht. 

Doch nicht nur die ehemaligen Täter - auch viele andere wollen keine Diskussion über die Verbrechen.
Oberst James Kelly, „Vorsitzender der US-Verwaltung“, wünscht keine Aufarbeitung der Vergangenheit.
Obwohl seine Aufgabe die Erziehung der Münchnerinnen und Münchner hin zur Demokratie ist, meint er, es ist angebracht, von der vergangenen Zeit überhaupt nicht mehr zu sprechen und sie und ihre Ereignisse nicht mehr dauernd zu erwähnen.

Die Vorbehalte bleiben bis in die heutige Zeit.
Dennoch wird der Platz zunehmend dazu genutzt, eine Gedenkkultur in München zu etablieren. 

16. Oktober 1946

Nürnberg * Der Mastersergant Hazel Woods legt neun Hauptkriegsverbrechern die Schlinge um den Hals. Es sind dies

  • der Außenminister Joachim von Ribbentrop;
  • der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht Wilhelm Keitel;
  • der Chef der Sicherheitspolizei Ernst Kaltenbrunner;
  • der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete Alfred Rosenberg;
  • der Generalgouverneur von Polen Hans Frank;
  • der Innenminister Wilhelm Frick;
  • der Herausgeber der antisemitischen Zeitung Der Stürmer Julius Streicher;
  • der Gauleiter von Thüringen Fritz Sauckel;
  • Generaloberst Alfred Jodl und
  • der Reichskommissar für die Niederlande Arthur Seyss-Inquart.

Reichsmarschall Hermann Göring hat sich mit einer Zyankali-Kapsel am 15. Oktober 1946 seiner Hinrichtung durch Selbstmord entzogen.

17. Oktober 1946

München-Obergiesing * In aller Frühe fahren Lastwagen der US-Armee am Krematorium des Ostfriedhofes vor. Ihre Fracht besteht aus zwölf Särgen, von denen zwei leer sind. Angeblich befinden sich darin die Leichen von zwölf in einem Krankenhaus verstorbenen US-Soldaten, die nun unter der Aufsicht von Offizieren eingeäschert werden sollen. Tatsächlich enthalten die Särge die Leichen von neun in Nürnberg am Tag zuvor hingerichteten Hauptkriegsverbrechern: Es sind dies:  

  • der Außenminister Joachim von Ribbentrop;  
  • der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Wilhelm Keitel;  
  • der Chef der Sicherheitspolizei, Ernst Kaltenbrunner;  
  • der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Alfred Rosenberg;  
  • der Generalgouverneur von Polen, Hans Frank;  
  • der Innenminister Wilhelm Frick;  
  • der Herausgeber der antisemitischen Zeitung Der Stürmer, Julius Streicher;  
  • der Gauleiter von Thüringen, Fritz Sauckel;  
  • der Generaloberst Alfred Jodl und  
  • der Reichskommissar für die Niederlande, Arthur Seyss-Inquart. 

Der zehnte Tote ist der Reichsmarschall Hermann Göring, der sich am 15. Oktober 1946 seiner Hinrichtung durch Selbstmord entzogen hatte. In der Amtssprache hieß das: „Die Leiche Hermann Wilhelm Görings ist zusammen mit den Leichen der Kriegsverbrecher, die gemäß dem Urteil des Internationalen Gerichtshofes am 16. Oktober in Nürnberg hingerichtet worden sind, verbrannt und die Asche im geheimen in alle Winde verstreut worden.“ 


1947

Bis April 1947

München * Der „Scharfrichter“ Johann Reichhart hat seit seinem Amtsantritt am 1. April 1924 bis 1947 an insgesamt 3.165 Menschen die Todesurteile vollstreckt.

Mai 1947

Moosburg * Der „Scharfrichter“ Johann Reichhart wird in das „Internierungslager Moosburg“ gebracht, wo er im Kreis der Nazi-Prominenz auf sein Verfahren warten muss.

Diese sieht in ihm einen „amerikanischen Henkersknecht“, der als „Vaterlandsverräter und Volksschädling“ den Tod verdient. 

Reichhart schneidet sich die Pulsadern auf, wird gerettet und von den Nazi-Bonzen erneut verfolgt. Die Ärzte retten wieder sein Leben.

31. Juli 1947<p>&nbsp;<strong><em>München</em></strong> • Im Juli 1947 erreicht die Schutträumung ihren vorläufigen Höhepunkt mit 112.650 Kubikmeter beseitigtem Bombenschutt.&nbsp;</p>
20. Oktober 1947

Nürnberg * Der Lebensborn e.V. gilt nach dem Zweiten Weltkrieg für lange Zeit als eine der mysteriösesten Institutionen der NS-Herrschaft. Dass sein Geheimnis während des Dritten Reichs mit Erfolg gehütet werden konnte, erregt nach dem Jahr 1945 die besondere Neugier der Öffentlichkeit. Von seiner Existenz erfährt sie zum ersten Mal während des Nürnberger Prozesses gegen den SS-Gruppenführer Ulrich Greifelt, dem Chef des Stabshauptamtes beim Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, und seinen Mitangeklagten.

Der als Fall VIII aufgerufene Prozess begann am 20. Oktober 1947 und endete am 10. März 1948 mit der Verkündung des Urteils.


1948

10. März 1948<p><strong><em>Nürnberg</em></strong> * Der Prozess gegen den Lebensborn e.V.&nbsp;endet mit der Verkündigung des Urteils. In den Prozessen konnte die Anklage den Beweis nicht erhärten, dass im Lebensborn e.V.&nbsp;die „gelenkte Fortpflanzung“ betrieben worden sei.</p> <p>Die Richter sprechen den Verein sogar von der Beteiligung an Verbrechen frei und bestätigten ihm seinen gemeinnützigen Zweck, wonach es Heinrich Himmler und der Lebensborn-Führung&nbsp;darum ging, die <em>„ledige Mutter und ihr Kind“</em> vor der Diffamierung durch die Gesellschaft zu schützen.<br /> <em>„Angestrebt wurde vielmehr, die soziale Stellung der Mutter und ihres Kindes zu erleichtern“</em>.</p>
12. Juli 1948

München-Maxvorstadt * In der Arcisstraße 12, im ehemaligen sogenannten Führerbau, wird das Amerikahaus eröffnet. Nach dem am 27. Januar 1948 in den USA verabschiedeten „Smith-Mundt Act“ sollte auch den Deutschen die amerikanische Lebensweise und die damit verbundenen politischen Ideale näher gebracht werden.

Die Amerikahäuser sehen sich als Zentren der Positiven Propaganda und sollen dem Loslösen von nationalsozialistischen, später auch kommunistischen Leitbildern dienen und die Völkerverständigung fördern. 

15. Oktober 1948

München * Um Hitlers Nachlass zu regeln, wird ein Verfahren vor der Spruchkammer München eingeleitet. Rechtsanwalt Otto Gritschneder übernimmt pro forma die Verteidigung des Ehepaares Adolf und Eva Hitler, geborene Braun, „in absentia“.

Dabei wird der „Führer“ als Hauptschuldiger eingestuft und sein gesamtes Vermögen zugunsten des Landes Bayern eingezogen. Dazu zählen auch die Autorenrechte für „Mein Kampf“.

Ein Antrag von Adolf Hitlers Schwester, Paula Wolf, auf Auszahlung des ihr im Testament des Bruders zugedachten Erbteiles wird vom Gericht abgelehnt und das Testament selbst für ungültig erklärt.

31. Oktober 1948

München-Bogenhausen * Die Gedenktafel an Alfred Delp, Dr. Hermann Joseph Wehrle, Ludwig Freiherr von Leonrod und Franz Sperr an der Bogenhausener Georgskirche wird enthüllt.


1949

Bis Mai 1949

Westdeutschland * In Westdeutschland werden durch die Alliierten etwa 750 Personen wegen Verbrechen unter dem nationalsozialistischem System hingerichtet.


1950

12. Dezember 1950

München-Berg am Laim * Die Familie Schülein verzichtet vor der Wiedergutmachungsbehörde Oberbayern offiziell auf die Rückgabe ihrer Grundstücke in Berg am Laim.

14. Dezember 1950

München-Haidhausen * Hitlers persönliche Habe wird entdeckt, nachdem seine Haushälterin Anni Winter die persönliche Hinterlassenschaft ihres Arbeitgebers für 180.000 DMark zum Kauf anbietet. Einer der Kaufinteressenten ist jedoch ein getarnter Beamter der Kriminalpolizei.


1959

1959

München-Maxvorstadt * Das „Schiller-Denkmal“, das bis dahin auf dem „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“ gestanden hat, kommt in die gegenüberliegende Grünanlage. 


1960

29. Mai 1960

München-Maxvorstadt * Das Kavallerie-Denkmal vor dem Hauptstaatsarchiv wird enthüllt. Der Wehrmachtsgeneral a.D. Dietrich von Saucken lobt dabei die Eigenschaft der „Deutschen Soldatenpferde“ und die sich daraus ergebenden Charaktereigenschaften: „Fromm, willig und ausdauernd bis zum letzten Atemzug“, lautet seine Analyse.

Der Entwurf zu dem überlebensgroßen, ungesattelten Bronzepferd stammt von dem Bildhauer Bernhard Bleeker, der schon den toten Soldaten im Kriegerdenkmal im Hofgarten geschaffen hat. 


1965

13. Januar 1965

München-Maxvorstadt * Nach einem Stadtrats-Beschluss soll auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus ein provisorisches Denkmal errichtet werden. Als Mahnmal wird ein 2,50 Meter hoher und 1,10 Meter breiter Findling aus Flossenbürger Granit aufgestellt, den der Bildhauer Karl Oppenrieder mit der Inschrift „Den Opfern des Nationalsozialismus“ versehen hat. 


1974

1974

München-Maxvorstadt * Das Gelände des ehemaligen „Wittelsbacher Palais“, an der Brienner Straße 50, kauft die „Bayerische Landesbank“, die darauf ihre „Verwaltungszentrale“ errichtet.

Der zu erwartende Erlös von 50 Millionen DMark soll als Grundstock für ein später zu errichtendes „Kulturhaus“ zu verwenden. Dabei soll dann auch das „Mahnmal für die Opfer des NS-Terrors“ mit verwirklicht werden.

Damit sind die Gemüter vorerst beruhigt und so kann das Projekt eines „Mahnmals“ am Ort der „Gestapo-Zentrale“ ebenso zu den Akten gelegt werden, wie die Planungen für ein „Kultur- und Volksbildungshaus“


1980

30. Januar 1980

Bonn * Bundesinnenminister Gerhard Baum verbietet die Wehrsportgruppe Hoffmann als terroristische Organisation. 

Um den 20. März 1980<p><strong>München</strong> * Franz Josef Strauß echauffiert sich noch zwei Monate nach dem Verbot der <em>„Wehrsportgruppe Hoffmann“&nbsp;</em>folgendermaßen:&nbsp;<em>„Mein Gott, wenn sich ein Mann vergnügen will, indem er am Sonntag auf dem Land mit einem Rucksack und einem mit Koppel geschlossenen Battledress spazieren geht, dann sollte man ihn in Ruhe lassen.“&nbsp;</em></p>
26. September 1980

München-Theresienwiese * Freitag, 22:19 Uhr: Am Haupteingang der Wiesn explodiert ein Sprengsatz. Der Feuerball unterbricht die ausgelassene Volksfeststimmung auf dem Oktoberfest und tötet 13 Menschen. 211 Personen werden verletzt, davon 68 schwer. „Menschen wirbeln durch die Luft, Blut spritzt, zerfetzte Gliedmaßen, unglaubliche Schmerzen und verzweifelte Schreie, die nur die hörten, denen nicht gleich das Trommelfell platzte“. Einer der Toten ist der Geologiestudent Gundolf Köhler (21). Als die Rettungskräfte am Tatort eintreffen, finden sie in einem Umkreis von bis zu 23 Metern Verletzte und Tote verstreut auf der Straße liegen. Die die Detonation begleitende Druckwelle ist gewaltig gewesen. 

Noch in der Nacht stehen für die Bayerische Staatsregierung die Schuldigen fest: Die RAF und linke Terroristen müssen für das Massaker verantwortlich sein. Ministerpräsident Franz Josef Strauß steht mitten im Wahlkampf. Er will Helmut Schmidt (SPD) als Bundeskanzler ablösen und hat sich selbst als starker Law-and-Order-Mann positioniert.

Nun sieht Franz Josef Strauß seine Stunde gekommen. Er greift Innenminister Gerhard Baum (FDP) an, der für das Nachrichtenmagazin Spiegel eine Diskussion mit dem RAF-Anwalt und Ex-Terroristen Horst Mahler geführt hat. Strauß macht Baum für das Attentat mitverantwortlich, weil er den Terrorismus quasi salonfähig gemacht hat. Strauß fordert, dass sofort Flugblätter produziert werden, die Baum im Gespräch mit Mahler zeigen. Doch die Attacke gegen Links wird sich bald als Bumerang erweisen. 

Auf den Verdacht hin, dass es sich um einen Terrorakt handelte, leitet Generalbundesanwalt Kurt Rebmann zusätzlich ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. Die Untersuchung liegt damit federführend beim Bund. 

Nach intensiven Beratungen mit Politikern, dem Polizeipräsidenten und den Veranstaltern entscheidet Oberbürgermeister Erich Kiesl noch mitten in der Nacht, das Oktoberfest nicht abzubrechen, sondern nur einen Trauertag zu veranstalten. Man wolle und dürfe sich dem Terror, gleich von welcher Seite, nicht beugen. Bei dieser nicht unumstrittenen Entscheidung hat man auch das Beispiel der XX. Olympischen Spiele in München vor Augen, die trotz eines Terroranschlages zu Ende geführt worden waren.

27. September 1980

München-Theresienwiese * Am Tag nach dem Wiesn-Attentat öffnet das Oktoberfest ganz normal seine Pforten, so, als sei nichts gewesen. Die Kapellen spielen auf, die Fahrgeschäfte drehen sich. Nur ein paar Blumen erinnern an das Grauen, das am Vorabend über die Wiesnbummler hereingebrochen war. 

27. September 1980

Theresienwiese - München * Die Abendzeitung erscheint am Tag nach dem Wiesn-Attentat mit einer Sonderausgabe und der Nachricht, dass eine Spur direkt zu den Neo-Nazis führt. Doch Ministerpräsident Franz Josef Strauß beharrt darauf, die Schuld linken Terroristen zu geben.

27. September 1980

Theresienwiese - Kreuzviertel * Die Sonderkommission Theresienwiese identifiziert den 21-jährigen, politisch rechtsorientierten Geologiestudenten Gundolf Köhler als Attentäter. Er ist eines der dreizehn Todesopfer.

Zeugen haben ihn unmittelbar vor der Explosion am Tatort gesehen. Die Verletzungsmerkmale an Köhlers Leiche untermaueren die Aussagen der Zeugen und lassen keinen Zweifel an einer Täterschaft Köhlers. 

Um den 28. September 1980

München * Die Ermittlungen der ersten Tage nach dem Oktoberfest-Attentat konzentrieren sich auf die verbotene paramilitärische Wehrsportgruppe Hoffmann. Selbst Generalbundesanwalt Kurt Rebmann verkündet, dass Gundolf Köhler keinesfalls allein für das Attentat verantwortlich sein kann. 

30. September 1980

München-Theresienwiese * Erst vier Tage nach dem Wiesn-Attentat wird das Oktoberfest für einen Tag geschlossen. Das lange Zaudern des CSU-Oberbürgermeisters Erich Kiesl zu diesem Schritt stößt nicht nur bei vielen Münchnern auf Unverständnis.


1981

1981

München-Bogenhausen * Die „Vereinigung der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung“ stiftet einen Gedenkstein zur Erinnerung an Pater Alfred Delp.

Die Bronzeplastik „Drei Jünglinge im Feuerofen“ befindet sich vor dem „Pfarrhof“.

13. Mai 1981

München * Nach acht Monaten stellt die Sonderkommission Theresienwiese ihre Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat ein und präsentiert den 187-seitigen vorläufigen Abschlussbericht. 

  • 860 Spuren wurden verfolgt und in die puzzleartige Rekonstruktion der Tat eingepasst.
  • Die Beamten haben 1.800 Zeugen vernommen und 1.500 Asservate begutachtet.

Die Quintessenz lautet:

„Gundolf Köhler dürfte als Alleintäter gehandelt haben.
Für eine Mittäterschaft oder auch nur Mitwisserschaft anderer an dem Sprengstoffanschlag auf das Münchner Oktoberfest ließen sich keine konkreten Anhaltspunkte erkennen“
.

Seine rechtsextremistische Einstellung wird durch Nachforschungen bestätigt.
Ebenso, dass er in den Jahren 1975/76 an Übungen der am 30. Januar 1980 verbotenen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ teilgenommen hat.

Die These vom verwirrten Einzeltäter ist seitdem die offizielle Version.  

18. September 1981

München-Theresienwiese * Einen Tag vor Eröffnung des Oktoberfestes 1981 wird am Haupteingang zur Festwiese das Mahnmal für die Opfer des Bombenanschlags enthüllt. Oberbürgermeister Erich Kiesl ruft dazu auf, Lehren aus dem feigen Anschlag zu ziehen und Gewalt in jeder Form zu ächten.  

Das Mahnmal - geschaffen von Friedrich Koller - besteht aus einer 2,70 Meter hohen Bronzestele und trägt die Inschrift: „Zum Gedenken an die Opfer des Bombenanschlags vom 26. September 1980.“ 


1983

1983

München-Maxvorstadt * Nachdem vermehrt Einwände gegen die provisorische Lösung auf dem „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“ laut geworden sind, beschließen im Jahr 1983 die Fraktionen des Münchner Stadtrats, einen Wettbewerb für den Entwurf eines neuen „Mahnmals“ ausloben zu lassen. 


1984

7. Januar 1984<p><strong><em>München-Ludwigsvorstadt</em></strong> * Zwei rechtsextreme Täter, ein Münchner und ein Italiener, werfen zwei Benzinkanister in den Eingang der Diskothek Liverpool an der Schillerstraße 11a. Das Feuer verletzt die 20-Jährige Corinna Tartarotti so schwer, dass sie drei Monate später stirbt.</p>

1985

8. November 1985

München-Maxvorstadt * Oberbürgermeister Georg Kronawitter enthüllt auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus ein „würdiges Denkmal“, das den provisorischen Gedenkstein ersetzt. Der Bildhauer Andreas Sobeck hat einen sechs Meter hoher symbolischer Kerker aus südafrikanischen Impalagestein geschaffen, in dem eine ewige Flamme an die Verfolgten erinnern soll. 

Das Denkmal trägt die Inschrift: „Den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ 

Nach dem 8. November 1985

München-Maxvorstadt - München-Neuhausen * Der alte Gedenkstein vom Platz der Opfer des Nationalsozialismus wird - mit neuer Inschrift versehen und zur „Erinnerung an die Opfer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus“ auf dem Platz der Freiheit in Neuhausen aufgestellt. 

Dezember 1985

München-Maxvorstadt * Knapp drei Wochen nach der Einweihung des neuen „Mahnmals“ auf dem „Patz der Opfer des Nationalsozialismus“ beschließt der Münchner Stadtrat, dass die „Ewige Flamme“ nur an besonderen Gedenktagen beziehungsweise nur nachts brennen soll. 


1986

November 1986

München-Maxvorstadt * Der Stadtrat hebt die „Sparmaßnahme“, wonach die „Ewige Flamme“ im neuen „Mahnmals“ auf dem „Patz der Opfer des Nationalsozialismus“ nur an besonderen Gedenktagen beziehungsweise nur nachts brennen soll, wieder auf, weil damit die „wesentliche Symbolik des Mahnmals außer Kraft gesetzt“ würde. 

Damit wird eine mehr als peinlich zu bezeichnende Diskussion beendet. 


1992

6. Dezember 1992

München * 400.000 Münchnerinnen und Münchner protestieren mit Kerzen und Fackeln gegen brutale Übergriffe auf Ausländer. 


1995

1995

München-Maxvorstadt * Der Künstler Toni Preis installiert auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus ein Mahnmal speziell für die Opfer der Sinti und Roma.


1996

27. Januar 1996

Berlin * Bundespräsident Roman Herzog ernennt den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“


1997

24. Februar 1997

München-Graggenau * In der Rathaus-Galerie wird die „Wehrmachtsausstellung“ eröffnet. 90.000 Münchnerinnen und Münchner werden die Ausstellung besuchen.

Peter Gauweiler, der Münchner CSU-Vorsitzende, verschickt an alle Münchner Haushalte einen Brief, in dem er schreibt: „Den Ausstellern wird vorgeworfen, dass sie deutsche Soldaten [...] generell herabwürdigen und faktisch auf eine Stufe mit Kriegsverbrechern stellen.
[...] Eine pauschale Verurteilung ist ein Schlag von Millionen Familien, die im Krieg ihren Vater, Bruder, Sohn oder Ehemann verloren haben und eine späte absichtsvolle Demütigung zahlloser Männer, die ehrenhaft gekämpft hatten.“
  

Statt an der Eröffnungsfeier der „Wehrmachtsausstellung“ teilzunehmen, legt Peter Gauweiler mit Gleichgesinnten am Grabmal des Unbekannten Soldaten im Hofgarten einen Kranz nieder. 


1998

8. November 1998

München-Graggenau * Oberbürgermeister Christian Ude enthüllt anlässlich des 60. Jahrestages des Pogroms im Alten Rathaus eine Gedenktafel zur Erinnerung an die „Reichskristallnacht“.


2007

2007

München-Maxvorstadt * Das „Mahnmal“ für die „Opfer der Sinti und Roma“ auf dem „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“ wird erneuert und erhöht.


2008

Dezember 2008

München * Der „Ältestenrat“ des Münchner Stadtrats spricht sich einstimmig für eine würdigere Gestaltung des „Platzes der Opfer des Nationalsozialismus“ aus. 

Es besteht Einvernehmen darüber, dass dieser Ort die zentrale Gedenkstätte bleiben müsse. 


2009

8. November 2009

München-Graggenau * Nach Protesten aus der Bevölkerung wird eine Kopie der Gedenktafel an die Reichskristallnacht neben dem Eingang des Alten Rathauses angebracht und enthüllt.


2010

März 2010

München-Maxvorstadt * Dem Stadtrat wird ein Konzept über die Neugestaltung des „Platzes der Opfer des Nationalsozialismus“ vorgestellt.

Eine zusammenhängende Platzfläche soll ein ungestörtes, zur Besinnung anregendes Verweilen ermöglichen.
Den Schwerpunkt des Platzes bildet eine nahezu quadratische Fläche, in deren Zentrum das bestehende Denkmal neu platziert wird.
Durch zusätzliche Inschriften werden das Gedenken an alle Opfergruppen sowie der Hinweis auf den örtlichen Bezug zur „Gestapo-Zentrale“ und dem künftigen „NS-Dokumentationszentrum“ stärker hervorgehoben.


2013

21. Juli 2013

München-Haidhausen * Auf dem Gelände des Ostbahnhofs wird eine Gedenktafel auf Privatgrund für die Widerstandsgruppe Weiße Rose angebracht. Zehn Jahre hat der Kampf zwischen den Stadtteilpolitikern und einem Politikwissenschaftler und der Landeshauptstadt angedauert. 

September 2013

München-Graggenau * Die Stadt München kauft nach 18 Jahren das von dem Künstler Bruno Wank geschaffene Werk „Argumente“ zu einem „aus Datenschutzgründen“ nicht genannten Preis. 

Die Kunstinstallation aus Bronzesteinen erinnert in der Viscardigasse an jene Münchner, die zwischen 1933 und 1945 den „Hitlergruß“ vor der „Feldherrnhalle“ nicht leisten wollten und deshalb über die Viscardigasse ausgewichen sind. 


2014

27. Januar 2014

München-Maxvorstadt * Der neu gestaltete Platz der Opfer des Nationalsozialismus wird der Öffentlichkeit übergeben. Der Platz wurde seit 2012 für 3,9 Millionen Euro umgestaltet und ergänzt.

  • Bäume schirmen den Platz jetzt besser vom Verkehr ab, der Parkplatz wurde verkleinert und die Säule mit der Ewigen Flamme ist in den Mittelpunkt gerückt worden.
  • Eine 18,5 Meter lange und 1,3 Meter hohe Bronzetafel erinnert nun an die verschiedenen Opfergruppen.
  • Ein Bronzeband im Boden weist auf den Standort der früheren Gestapo-Zentrale und zum NS-Dokumentationszentrum hin. 
9. April 2014

München-Maxvorstadt * Die bisher für den 9. November 2014 vorgesehene Eröffnung des NS-Dokumenationszentrum als Lern- und Erinnerungsort muss auf den 30. April 2015 verschoben werden. 

21. Mai 2014

München-Maxvorstadt * Im Eingangsbereich des Justizgebäudes an der Prielmayersteaße 5 wird eine Gedenktafel für jüdische Juristen angebracht, die in der Zeit des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zwangsweise aus dem Justizdienst entfernt worden sind. 


2015

30. April 2015<p><strong><em>München-Maxvorstadt</em></strong> * Das NS-Dokumentationszentrum&nbsp;an der Brienner Straße wird als Lern- und Erinnerungsort&nbsp;eröffnet. An diesem Tag jährt sich die <em>„Befreiung Münchens“</em> vom NS-Terror durch die US-Streitkräfte zum 70. Mal.&nbsp;</p>

2018

13. März 2018<p><em><strong>München-Graggenau</strong></em> * Im Münchner Rathaus findet erstmals eine Gedenkveranstaltung an die Deportation der Münchner Sinti und Roma statt.&nbsp;</p>
5. Juli 2018

München-Graggenau * Der Kulturausschuss des Münchner Stadtrats beschließt die Einführung eines jährlichen Gedenktages für die von den Nazis deportierten und ermordeten Sinti und Roma. 


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