Stadtteilspaziergänge

Fakten - Was der Auer Mühlbach erzählt

50

Um das Jahr 50

Europa * Das Urchristentum verurteilt jeden Krieg und jede Form von Gewalt, da der „Krieg“ eine Konsequenz der „Erbsünde“ ist.


350

Um das Jahr 350

Rom * Als im 4. Jahrhundert - nach der Bekehrung Konstantins - das „Römische Imperium“ ein „christliches Reich“ wird, muss sich das Christentum der veränderten Situation anpassen.

Augustinus entwirft die Theorie des „gerechten“ Krieges: „Gerecht werden die Kriege genannt, die Unrecht rächen“. Und weiter: „Ich glaube nicht, dass der Soldat, der einen Feind tötet, wie auch der Richter und der Henker, die einen Verbrecher hinrichten, sündigen, denn mit ihrem Handeln gehorchen sie dem Gesetz“.

Nur ein Krieg mit dem Ziel Reichtümer und Ehre zu gewinnen, gilt als unstatthaft. Ein „gerechter Krieg“ sollte dagegen Unrecht strafen und wieder gutmachen.


638

638

Jerusalem * Jerusalem fällt an die Muslime.


650

Um das Jahr 650

Rom * Im 7. Jahrhundert wird die „augustinische Definition“ präzisiert: „Gerecht ist ein Krieg, der nach Warnung geführt wird, um Güter zurückzugewinnen oder Feinde zurückzuschlagen“.

Genau dieses Argument dient zur Rechtfertigung der „Kreuzzüge“, die sich zum Ziel gesetzt haben, die „heiligen Stätten“ zurückzugewinnen, da sie unzulässigerweise von den „Ungläubigen“ besetzt worden sind.


957

957

Untergiesing * Der Bischof von Freising erhält die „Mühle zu Kiesingenum“ samt dem dazugehörigen Grundbesitz vom Edlen Wolftregil übertragen.

Sie ist die älteste Mühle von Giesing und steht  in der Lohstraße 46, nahe dem Candidplatz, dort wo heute der Mittlere Ring - lärmend und stinkend - den „Auer Mühlbach“ überquert.


1032

1032

Untergiesing * Die „Giesinger Mühle“ gehört dem Edelmann Ordendil, danach kommt sie an den Edlen von Ast.


1071

1071

Jerusalem * Der türkische Truppenführer Atsiz besetzt die Stadt Jerusalem, die bis dahin im Besitz der schiitischen Kalifen war.


1076

1076

Jerusalem * Im „Heiligen Land“ kommt zu heftigen Kämpfen zwischen Seldschuken und Schiiten.

Die seldschukischen Türken behalten die Oberhand und richten unter den schiitischen „Muslims“ ein Blutbad an.

Im christlichen Viertel Jerusalems bleibt es offenbar ruhig und auch die „Grabeskirche“ ist für die „Pilger“ - trotz der türkischen Herrschaft - weiterhin zugänglich. Allerdings behindern die Kriegswirren die christliche Wallfahrt.


1095

1095

Jerusalem * Jerusalem und andere „heilige Stätten“ befinden sich seit über vierhundert Jahren in der Hand der Muslimen.

März 1095

Rom * Papst Urban II. wird von einer Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers Alexios I. um Hilfe gegen die türkischen Seldschuken gebeten.

Diese haben das Byzantinische Reich im Sturm erobert und kommen der Hauptstadt Konstantinopel bedrohlich nah.

Ab August 1095

Frankreich * Zwischen August 1095 und September 1096 unternimmt der damals etwas über sechzig Jahre alte Papst Urban II. eine mehr als dreitausend Kilometer lange Reise durch Frankreich.

Er wird dabei von einer Eskorte von Erzbischöfen und Bischöfen begleitet. Man nimmt an, dass die im Gefolge angeschlossenen Haushalte den Zug auf mehrere Kilometer anwachsen ließen.

Die Reiseroute ist zuvor so festgelegt worden, dass das Eintreffen des Papstes in den Städten mit den Ehrentagen wichtiger Schutzpatrone zusammenfällt.

Ab 18. November 1095

Clermont * Ein Höhepunkt der Reise ist das Konzil, das bis zum 27. November 1095 in der Hauptkirche von Clermont tagt. Unter dem Vorsitz des Papstes werden finanzielle und organisatorische Angelegenheiten der französischen Kirche abgearbeitet.

Am Ende des Konzils hält das Kirchenoberhaupt auf einem Feld vor der Stadt eine Rede, in der es den anwesenden Rittern und Klerikern zunächst die Ergebnisse des Konzils darlegt, danach gegen den Kaiser und den Gegenpapst wettert und anschließend die Befreiung der Kirche von aller weltlichen Gewalt fordert.

Schließlich ruft Papst Urban II. die Anwesenden zum Kriegszug zur Vertreibung der Türken aus Kleinasien auf. Als die Menge die päpstliche Predigt am Ende begeistert mit den Worten „Deus le volt - Gott will es!“ quittiert, bestimmt der oberste Kirchenmann, dass dies der Schlachtruf sein soll.

Ab Dezember 1095

Frankreich * Auf seiner weitere Reise wird der Papst nicht müde zu betonen, dass die Teilnehmer an diesen gewalttätigen Auseinandersetzungen einen „Befreiungskrieg gegen die muslimische Tyrannei“ führen, bei dem es einerseits um die Befreiung der christlichen Glaubensbrüder und Glaubensschwestern und andererseits darum geht, „das Heilige Grab aus den Händen der Heiden zu befreien“.

Zur „Beruhigung des Gewissens“ versichert der Papst seinen Zuhörern, dass das Unternehmen eine Umsetzung „christlicher Barmherzigkeit“ ist, bei dem die „Kreuzfahrer“ ihr Leben aus Liebe zu Gott und „zu ihrem Nächsten“ aufs Spiel setzen werden. Die noch fast ein Jahr andauernde „Predigtreise“ spielt eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung der Menschen.

Der alternde Papst versteht es hervorragend, die Emotionen seiner Zuhörer zu wecken. Papst Urban II. nimmt für sich in Anspruch, im Namen Jesu Christi zu sprechen.


1096

März 1096

Frankreich * Von einer Woge populärer Begeisterung getragen, machen sich - gegen dem Wunsch des Papstes - die ersten „Kreuzfahrer-Kontingente“ auf den Weg.

Die meisten dieser „Kreuzzugs-Pilger“ stammen überwiegend dem einfachen Sozialmilieu des Bauernstandes und der Städte. Viele von ihnen verkaufen ihre geringe Habe, um die Reise nicht völlig ohne Barschaft antreten zu müssen. Wegen des dadurch entstandenen Überangebots fallen die Preise dramatisch, sodass sich der Verkauf oft kaum mehr lohnt. Andere lassen einfach alles liegen und stehen und schließen sich einem „Pilgerzug“ in den „Nahen Osten“ an.

In den nächsten sechs Jahren folgen etwa 130.000 Frauen und Männer ihrem Beispiel. Aus dem Stand des Adels und der Ritter kommen kaum zehn Prozent der „Kreuzfahrer“. Allerdings übernimmt diese Gruppierung die Führerschaft und - neben den sie begleitenden Priestern - die Verantwortung für die nachfolgend beschriebenen „Judenpogrome“. Nach den Beweggründen für die Teilnahme an den „Kreuzzügen“ zu suchen ist müßig. Sie sind nicht rational sondern ideologisch begründet. Die meisten, die den Aufrufen der Päpste folgen, bereuen später ihr - in einer durch „Predigt und Propaganda“ bewusst ausgelösten Atmosphäre religiöser Hysterie - abgelegtes „Gelübde“.

Die meisten dieser am sogenannten „Vor-Kreuzzug“ beteiligten „Pilger“ kommen nicht weiter als bis zum „Balkan“. Besteht für die Kirche die Rechtfertigung für den „ersten Kreuzzug“ in der „Besetzung Jerusalems“ durch die „Muslime“, so entfesselt die „Kreuzzugsbewegung“ aber auch gewalttätige Emotionen in eine andere Richtung.

Viele der christlichen „Kreuzfahrer“ nehmen, bevor sie sich überhaupt ins „Heilige Land“ aufmachen, erst einmal Rache an den „Juden“, die - nach ihrer Auffassung - für die „Kreuzigung des Heilands“ verantwortlich sind. Die aus einfachsten Verhältnissen stammenden Kriegsteilnehmer haben bis dahin ein sehr bescheidenes Dasein gefristet und setzen nun als „Wagemutige“ ihre Existenz aufs Spiel. Und dass etliche „Juden“ durch ihre Geschäfte reich geworden sind, steht im krassen Gegensatz zur „kirchlichen Doktrin“, wonach die „Juden“ als Strafe und Zeugnis für den ihnen zur Last gelegten „Gottesmord“ sichtbar in „Knechtschaft unter den Christen“ leben sollen - und nicht umgekehrt. Da die „Kreuzfahrer“ ihr gegen die „Muslime“ gerichtetes „Feindbild“ und die damit verbundenen Aggressionen problemlos auch gegen die „Juden“ anwenden können, entsteht eines der dunkelsten Kapitel in der eh schon so grausamen „Kreuzzugs-Geschichte“.

10. April 1096<p><strong><em>Trier</em></strong> * In Trier gestaltet sich das Zusammenleben der Juden&nbsp;und der Christen&nbsp;bislang weitgehend friedlich.</p> <ul> <li>Doch jetzt drohen die Kreuzfahrer&nbsp;den Juden&nbsp;mit einem Massaker, wenn sie nicht auf ihre Geldforderungen eingehen.&nbsp;In ihrer Todesangst geben ihnen die Juden&nbsp;alles, was sie haben.</li> <li>Daraufhin ziehen die Kreuzfahrer&nbsp;weiter, doch kommt dann der zweite Trupp und verlangt ebenfalls Geld und Wertsachen.&nbsp;Die Juden&nbsp;kratzen den Rest zusammen und geben es hin.</li> <li>Der Trupp zieht ab und schon bald kommen die nächsten Kreuzfahrer-Kontingente, die zum Teil auch mit Bürgern&nbsp;der Städte und den Landbewohnern&nbsp;gemeinsame Sache machen.&nbsp;Nun haben die Juden&nbsp;nichts mehr, weshalb fundamentalistische Geistliche in den Reihen der Kreuzfahrer&nbsp;die Losung ausgeben:&nbsp;<em>„Wer einen Juden erschlägt, dem werden seine Sünden vergeben“</em>.</li> </ul> <p>Berufen können sie sich auf den Abt des Klosters, aus dem auch Papst Urban II. stammt, Pierre de Cluny.&nbsp;Sein Leitspruch lautet:&nbsp;<br /> <em>„Es ist sinnlos die Feinde unseres Christenglaubens in der Fremde zu bekämpfen, wenn diese Juden, die schlimmer als die Muslims sind, in unseren Städten ungestraft unseren Herrn Jesus Christ beleidigen dürfen.“&nbsp;</em></p> <p>Insgesamt kommen anlässlich des Ersten Kreuzzuges&nbsp;mindestens 2.500 Angehörige der deutschen Judengemeinden&nbsp;ums Leben.&nbsp;Nur wer sich nach christlichem Ritus taufen&nbsp;lässt, kann sein Leben retten.&nbsp;Viele Juden&nbsp;ziehen allerdings der Zwangstaufe&nbsp;den Freitod&nbsp;vor.</p>
Ende Mai 1096

Ungarn - Griechenland - Naher Osten * Die „Pilger“ des „Vor-Kreuzzuges“ überqueren die ungarische Grenze.

Sie bedrohen inzwischen alle, die sich anders verhalten als die „Kreuzfahrer“. Egal ob „Muslime“, „Juden“ und bald auch „griechisch-orthodoxe Christen“. Die „Kreuzfahrer“ überfallen und töten eben jene „Christen“ zu deren Beistand sie der Papst ins „Heilige Land“ entsandt hat.

Und es sind ausgerechnet die „Türken“, die den „orthodoxen Christen“ beistehen, die „Kreuzfahrer“ besiegen und den „Vor-Kreuzzug“ beenden.

August 1096

Naher Osten * Erst die militärisch besser ausgestatteten „Kreuzfahrer-Kontingente“ haben mehr Erfolg.

Das zügige Fortkommen der „Kreuzfahrer“ behindern allerdings arme „Pilger“, die sich ihnen angeschlossen haben. Dadurch erreichen sie Konstantinopel erst Ende des Jahres 1096/Anfang 1097.

Nachdem die „Kreuzfahrer“ von der dortigen Bevölkerung feindlich aufgenommen sowie vom byzantinischen Kaiser nur widerwillig unterstützt und nur mit knapp bemessenem Proviant versorgt werden, ziehen sie auf eigene Faust durch Kleinasien weiter. Seit sie islamisches Gebiet betreten haben, gibt es kein funktionierendes System für Versorgung mit Nachschub mehr. Um Überleben zu können, müssen die „Kreuzfahrer“ plündern.

Die „bewaffneten Pilger“ besiegen die „Türken“ bei Dorylaeum und Eregli. Nach einem anstrengenden Marsch gelangen sie nach Antiochia. Sie belagern die Stadt siebeneinhalb Monate und schlagen in deren Verlauf zwei „muslimische Verstärkungsarmeen“.


1097

19. Juni 1097

Nicäa * Die Kreuzfahrer nehmen Nicäa, die erste bedeutende Stadt unter islamischer Herrschaft, ein. Das Heer des Ersten Kreuzzugs besteht aus 40.000 Personen, von denen nur 4.500 Ritter oder Adelige sind. Der Rest sind nicht-waffenfähige Handwerker, Städter und Bauern. Das missfällt zwar den Führern der Kreuzzüge, da die Armen ernährt werden müssen. Doch die Kreuzzüge sind ja zugleich Pilgerfahrten.


1098

10. März 1098<p><strong><em>Edessa</em></strong> * Balduin von Boulogne erobert die Grafschaft Edessa&nbsp;und gründet den ersten Kreuzfahrerstaat.</p>
3. Juni 1098

Antiochia * Antiochia fällt in die Hände des Kreuzzugsheeres. Doch nun werden die Kreuzfahrer selbst von einer muslimischen Armee belagert.

10. Juni 1098

Antiochia * In der Nacht vom 10. zum 11. Juni ist die Kampfmoral der in Antiochia belagerten Christen derart gesunken, dass Panik entsteht und die Befehlshaber der Kreuzfahrer einen Massenausbruch verhindern müssen.

Kurz darauf kommt es zu Visionen eines erschienenen, den Sieg verheißenden Christus und der Entdeckung einer Lanze, die angeblich den Gekreuzigten durchbohrt hat. Die Stimmung verbessert sich dadurch erheblich.

28. Juni 1098

Antiochia * Die Pilgerkrieger wagen einen Ausfall aus Antiochia und erringen den Sieg gegen die Muslime.

Um Oktober 1098

Syrien * Der „Kreuzzug“ kommt in Nordsyrien zum Stehen.

Doch die Mehrheit des „Kreuzfahrerheeres“ zwingt die Führer zum Weitermarsch nach Jerusalem.


1099

Mitte Januar 1099

Syrien * Die Kreuzfahrer ziehen weiter. Sie besetzen auf ihrer Route einige wichtige Festungen.

7. Juli 1099

Jerusalem * Die Kreuzfahrer sind am Ziel ihrer Reise: Jerusalem. Mit ihrer inzwischen mehrfach erprobten und von Erfolg gekrönten Taktik und Technik belagern sie die Stadt.

15. Juli 1099

Jerusalem * Die Kreuzfahrer können Jerusalem erobern. Damit haben die Pilger endlich den Ort der Verheißung erreicht. Die ganze Zeit ist ihnen von den Predigern versprochen worden, hier wäre das Land, in dem Milch und Honig fließen. Bisher haben die meisten Kreuzfahrer gehungert. Über 100.000 Pilger haben sich ins Heilige Land aufgemacht; kaum 20.000 sind dort angekommen. 

Da die Kleriker die Eroberung einer muslimischen Stadt durch Christen für etwas Selbstverständliches halten, empfinden sie es folgerichtig als Unrecht, wenn die Muslime ihr Eigentum verteidigen. Wie aber die Christen reagieren, möglicherweise aufgeputscht von den Propaganda-Lügen über die von den Muslims angeblich geschändeten und entweihten Kirchen, ist grausam und unverzeihlich. Die anwesenden Chronisten beschreiben unvorstellbare Szenarien.

Raimund von Aguilers schreibt: „Wir kamen zum Tempel Salomons, wo sie ihren Ritus und ihre Gesänge pflegten. Aber was geschah dort? Wenn ich die Wahrheit sage, wird man mir es nicht glauben. Es mag genügen, dass sie im Tempel Salomons und im Vorhof bis zu den Knien und den Zügeln ihrer Pferde im Blut ritten. Wahrlich ein gerechtes Gericht, dass der Ort das Blut derjenigen empfing, deren Gotteslästerung er so lange erdulden musste“.

Die byzantinische Chronistin Anna Comnena notiert: „Viele Sarazenen und Juden in der Stadt wurden abgeschlachtet“.

22. Juli 1099

Jerusalem * Eine Woche nachdem die Kreuzfahrer das Heilige Grab mit blutbesudelten Händen aus der „Macht der Heiden“ befreit haben, wählen sie Gottfried von Bouillon zum Herrscher von Jerusalem.

11. August 1099

Askalon * Die Kreuzfahrer besiegen ein großes ägyptisches Entsatzheer nahe Askalon.


1100

18. Juli 1100

Jerusalem * Gottfried von Bouillon stirbt. Sein Nachfolger als König von Jerusalem wird Balduin von Boulogne.


1101

17. Mai 1101

Caesarea * Die Kreuzfahrer erobern Caesarea. Die alte Römerstadt wird zum Sitz eines weltlichen Herrn und eines Bischofs.


1103

6. Januar 1103

Mainz * Mit dem durch Kaiser Heinrich IV. verkündeten Reichslandfrieden stehen alle Juden unter dem persönlichen Schutz des Kaisers. Das bedeutet aber, dass sie ab sofort keine Waffen mehr tragen dürfen und darauf angewiesen sind, sich von des Kaisers Truppen beschützen zu lassen. Das Gesetz begründet 

  • die Ausnahmestellung der Juden und zugleich
  • ihre Wehr- und Waffenunwürdigkeit.

1104

1104

Israel * Hugo von Payns ist ein Herr aus dem mittleren Adel und stammt aus der Champagne. Seine Spuren sind nur sehr rar gestreut, weshalb sich seine Teilnahme am Ersten Kreuzzug nicht mit Sicherheit bestätigen lässt. Tatsache ist aber, dass er sich anno 1104 auf den Weg zu einer Pilgerfahrt ins Land der Heiligkeit macht und Graf Hugo von der Champagne begleitet.


1113

1113

Jerusalem * Papst Paschalis II. erkennt das „Hospital des heiligen Johannes“ in Jerusalem an.


1114

1114

Jerusalem * Hugo von Payns beteiligt sich erneut an einer „Pilgerfahrt ins Land der Heiligkeit“, bleibt aber in Jerusalem.


1118

1118

Jerusalem * Balduin II. von Boulogne wird Herrscher von Jerusalem.


1120

1120

Jerusalem * Hugo von Payns gründet - mit acht weiteren französischen Rittern - in Jerusalem den ersten „Geistlichen Ritterorden“.

  • Der hauptsächliche Zweck des „Ordens“ besteht im Aufbau einer einheitlichen Organisation, die eine wirksame Polizeigewalt ausüben kann.
  • Die Ritter haben die Sicherheit der Straßen und Wege zu gewährleisten, die heiligen Stätten sowie das Kirchengut zu schützen und bei Übergriffen auf den kirchlichen Besitz als Rächer aufzutreten.
  • Ganz oben in der Aufgabenliste steht aber der militärische Schutz der christlichen Pilger, die von der Küste nach Bethlehem oder Jerusalem und von dort weiter nach Jericho und zur „Taufstätte Jesu“ am Jordan wollen. 
  • Herumziehende Räuberbanden machen diesen Schutz notwendig.

Die Initiative zur Gründung des militärisch-mönchischen Ordens geht von den „Rittern“ selbst aus.

Doch als sich Ritter Hugo von Payns mit seinen Gefährten zusammenschließt, haben sie weder eine feste Bleibe noch eine Kirche. König Balduin II. von Jerusalem gibt ihnen Räume dicht bei der Stätte des alttestamentarisch-herodianischen Tempels neben dem Palast des Königs. Dadurch ist der ehemalige „Tempel Salomons“ das Hauptquartier des Ordens und soll der Rittergemeinschaft den Namen geben.

Zunächst nennen sie sich „Pauperes Commilitones Christi templique Salomonis“, also „Arme Ritter Christi vom Tempel Salomonis“ oder kürzer „Fratres militiae templi“. Das heißt übersetzt: „Ritter vom Tempel“. Die Mitglieder der mönchischen Rittergemeinschaften müssen bei ihrer Aufnahme dazu die Gelübde der „Armut“, der „Keuschheit“ und des „Gehorsams“ ablegen. Zwar wird von den wohlhabenderen „Pilgern“ für den Schutz der „Templer“ in Form von „Schenkungen“ bezahlt. Dennoch sind die Anfänge der neu gegründeten „Rittergemeinschaft“ noch von Armut gezeichnet.


1122

1122<p><strong><em>Jerusalem</em></strong> * Kaiser Friedrich II. ermahnt die Tempelherren, den Angehörigen des aufstrebenden Deutschherren-Ordens&nbsp;wegen des Tragens ihrer weißen Ordensmäntel keine Schwierigkeiten zu machen.</p>

1126

1126

Jerusalem * Graf Hugo von der Champagne tritt dem „Templer-Ritterorden“ bei - und damit beginnen die „Schenkungen“ zu strömen.


1127

1127

Frankreich - England - Spanien * Hugo von Payns schifft sich mit fünf „Tempel-Rittern“ ein und bereist in der Folge Frankreich, England und Spanien.

Er verfolgt dabei mehrere Ziele: Er will die „Rittergemeinschaft“ mit einer von den obersten Kirchenstellen gebilligten „Ordensregel“ versehen lassen, außerdem den Orden und dessen Ziele im „Abendland“ bekannt machen und um finanzielle Unterstützung werben.

Darüber hinaus muss er „neue Kämpfer“ für das „Heilige Land“ und damit Nachwuchs für den „Orden der Tempel-Ritter“ anwerben.


1128

1128

Frankreich - England - Spanien * Die Reise des Ordensgründers Hugo von Payns und seiner Begleiter ist von Erfolg gekrönt.

Der „Templer-Orden“ erhält großzügige Unterstützung durch den König von Portugal. Er weist dem „Templer-Ritterorden“ reiche Güter an und räumt ihm Vorrechte ein.


1129

13. Januar 1129

Troyes * Hugo von Payns nimmt am Konzil von Troyes teil, auf dem der Templer-Orden eine feste Regel erhält. Anschließend kehrt der Großmeister mit dreihundert Rittern aus den edelsten Familien Frankreichs und gewaltigen Geldmitteln in das Heilige Land zurück. Die Templer werden so das erste stehende Heer des Mittelalters.


1130

1130

Clairvaux * Inwieweit Bernhard von Clairvaux an der Erstellung der „Ordensregel“ der „Templer“ beteiligt war, ist umstritten.

Der „Zisterziensermönch“ konnte aber den „Templern“ bei der Findung eines angemessenen Rahmens helfen und mit seinem rhetorischen Talent diesen auch gegenüber Skeptikern durchsetzen.

Bernhard von Clairvaux sieht in den „Templern“ die neuen „Glaubenskrieger“, die den „freien Zugang zu den Heiligen Stätten“ wieder herstellen, die „Pilger schützen“ und den „Frieden sichern“. Kein Wunder also, dass die „Ordensregeln der Templer“ ganz im Geiste der von Bernhard von Clairvaux stark beeinflussten „Ordensregeln der Zisterzienser“ gehalten sind und die „Tempelritter“ bei ihrem Eintritt in den Orden „Armut, Keuschheit und Gehorsamkeit“ geloben müssen.

In seinem Traktat „Lob der neuen Ritterschaft“ preist Bernhard die „Tugenden“ sowie die „Werke der Nächstenliebe“ der „Tempelherren“ und gibt damit dem „Ritterorden“ eine theologische Begründung.

Bei so viel Unterstützung durch Bernhard von Clairvaux verwundert es nicht, dass sich die „Tempel-Ritter“ zu den „Zisterziensern“ hingezogen fühlen. Aufgrund ihrer Kleidung werden diese Kirchenmänner auch als „weiße Mönche“ bezeichnet. Und nachdem die „Tempelherren“ die „Zisterzienser“ als ihren „Mutterorden“ empfinden, übernehmen sie auch die „Farbe weiß“ für ihren Umhang.

1130

Clairvaux * Für Bernhard von Clairvaux ist der „gerechte Krieg“ als das „kleinere Übel“ akzeptiert.

Unter Christen ist er nur gerecht, wenn die „Einheit der Kirche“ auf dem Spiel steht. Gegen die „Juden“, die „Ketzer“ und die „Heiden“ soll Gewalt vermieden werden, weil sich die „Wahrheit“ nicht mit Gewalt durchsetzen lässt.

Der Christ soll überzeugen, weshalb - aus der Sicht des später zum „Heiligen“ erklärten Bernhard von Clairvaux - gegen diesen Personenkreis nur ein „Verteidigungskrieg“ gerechtfertigt ist, bei dem er allerdings die Gewalt auf ein Mindestmaß reduziert wissen will.

Vom „Gerechten Krieg“ zum „Heiligen Krieg“ ist es damit nicht mehr weit, solange er gegen die „Heiden“ und „Ungläubigen“ gerichtet ist. Bernhard von Clairvaux hebt in seinen „Kreuzzugpredigten“ die islamische Aggression und Bedrohung der gesamten christlichen Kirche hervor. Sein Fazit lautet: Nur durch einen „Gerechten und Heiligen Krieg“ kann der „Frieden“ wieder hergestellt werden. Unter „Frieden“ versteht der Kirchenmann die „Aufrechterhaltung der gottgewollten Ordnung“.

Bernhard von Clairvaux will aus „Raubrittern“, „Weiberhelden“, „Totschlägern“, „Meineidigen“ und „Friedensbrechern“ zutiefst beherrschte, asketische und christliche Ritter machen. Dabei will er aber die natürlichen Triebe - wie Aggression - nicht unterdrücken, sondern sie durch höhere Ziele - sozusagen - „veredeln“. Im Zentrum seines Werkes steht deshalb der Begriff der „militia Christi“. „Gute Ritter“ kämpfen, um Glauben und Kirche zu verteidigen, „Schlechte Ritter“ wirken in prunkvollem Aufzug und folgen eigensüchtigen Motiven. In einer Werbeschrift für die „Tempel-Ordensritter“ sagt der heilige Bernhard: „An erster Stelle stehen Disziplin und uneingeschränkter Gehorsam. Jeder kommt und geht, wie es der Vorgesetzte befiehlt. Jeder trägt die ihm zugeteilte Kleidung, keiner besorgt sich Nahrung oder Kleidung nach seinem Gutdünken. Hinsichtlich Ernährung und Gewandung gibt man sich mit dem Notwendigsten zufrieden und meidet alles Überflüssige. Die Templer leben maßvoll und fröhlich in einer Gemeinschaft, ohne Frauen und Kinder. Um der apostolischen Lebensweise möglichst nahe zu kommen, leben sie alle unter gleichen Bedingungen im gleichen Haus, auch nennen sie nichts ihr eigen, um einer einheitlichen Gesinnung und eines friedlichen Zusammenlebens willen. Ungebührliche Reden, nutzlose Beschäftigung, lautes Gelächter, heimliches Tuscheln und selbst unterdrücktes Kichern sind unbekannt. Sie verabscheuen Schach und Würfelspiel; sie hassen die Jagd, ja, sie erfreuen sich nicht einmal am Flug des Falken. Sie verachten Komödianten, Taschenspieler, Schwätzer und zweideutige Lieder sowie Vorstellungen von Possenreißern, denn sie erachten das alles als sinnlose, nichtige Torheiten. Sie tragen das Haar kurz geschnitten, weil es ihrer Ansicht nach beschämend für einen Mann ist, langes Haar zu haben. Niemals übertrieben gekleidet, baden sie selten; sie sind schmutzig und behaart, und ihre Haut erscheint gebräunt vom Tragen des Kettenhemds und von der Sonne“. Die „Glaubenskrieger“ sollen in die „Schlachten Gottes“ ziehen. Und sollte ein „Templer“ dabei sein Leben verlieren, so stirbt er „selig“ als „Blutzeuge“ für den „christlichen Glauben“. In der Werbeschrift Bernhards liest sich das so: „Freue dich, starker Kämpfer, wenn du in dem Herrn lebst und siegst! Aber noch mehr frohlocke und rühme dich, wenn du stirbst und dich mit dem Herrn vereinst“. Die Gegner der „Glaubenskrieger“ sind ja „nur“ Heiden ohne Glauben.


1132

Um 1132

Clairvaux * Dass sich kriegerische Auseinandersetzungen nur schwer mit dem Wort und Sinn des „Neuen Testaments“ in Einklang bringen lassen, bekümmert den Ordensmann, Mystiker und Prediger Bernhard von Clairvaux nur wenig.

Mit welchen rhetorischen Mittel er arbeitet und welche menschenverachtende Argumentation er dabei benutzt, lässt sich anhand eines Zitats aus einer Predigt zeigen, mit der der Heilige für den „Zweiten Kreuzzug“ wirbt: „Wenn sich dein Vater auf die Schwelle legte, wenn deine Mutter die Brust zeigte, die dich genährt, so steige über deinen Vater hinweg, tritt deine Mutter mit Füßen und folge trockenen Auges dem Kreuzbanner nach. Hier für Christus grausam sein ist die höchste Stufe der Seligkeit“.

Denn, so Bernhard weiter: „Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selbst, wenn er tötet, nützt er Christus“. Wer aber so argumentiert, wem man „Honigsüße“ nachsagt, weil er eine ideologische Grundlage für einen „Gerechten und Heiligen Krieg“ und eine Argumentationskette schafft, die aus einem „Angriffskrieg“ einen „Verteidigungskrieg“ macht, der ist wirklich ein „komischer Heiliger“.


1135

1135

Rom-Vatikan * Papst Innozenz II., ein ehemaliger „Zisterziensermönch“ und Schüler von Bernhard von Clairvaux, treibt die Gründung von „Bruderschaften“ zur finanziellen Unterstützung der „Templer“ voran.


1136

24. Mai 1136

Frankreich * Spätestens seit dem Tod Hugo von Payns und der zwischenzeitlich erfolgten explosionsartigen Ausbreitung der jungen Ordensgemeinschaft der Tempelherren ist eine Überarbeitung der Statuten notwendig geworden.


1139

1139

Rom-Vatikan * In der Bulle „Omne datum optimum“ gibt Papst Innozenz II. den „Tempel-Rittern“ eine umfangreiche „Ordensregel“, die mit Ergänzungen im Jahr 1230 und 1260 auf insgesamt 678 Artikel anwachsen wird.

Durch die „päpstliche Bulle“ werden die „Tempelherren“ als „extemt“ erklärt, also aus dem kirchlichen Gesamtorganismus heraus genommen.
Sie sind damit die erste Gemeinschaft von „Rittermönchen“, die jeglicher „bischöflicher Jurisdiktion“ entnommen und alleine und direkt dem „Heiligen Stuhl“ unterstellt sind.

Er erklärt die „Templer“ auch zu „Vorkämpfer der Christenheit“ und hebt sie damit über alle anderen „Orden“

Dadurch nehmen die „Templer“ in der Gesamtkirche eine elitäre Ausnahmestellung ein, die von den Folgepäpsten fortgeschrieben und durch eine Vielzahl von „Privilegien“ erhärtet wird. 

So darf kein Kirchenmann oder Laie, lediglich der „Templer-Meister“ mit Zustimmung des „Kapitels“, die „Ordens-Statuten“ ändern. 
Das Recht der „Tempel-Ritter“ eigene „Priester“ zu haben, wird in der „Bulle“ ebenso festgeschrieben wie die „Freistellung vom Zehent“.

Die „Templer-Kapläne“ sind berechtigt „Spenden“ zu sammeln, um „Almosen“ zu bitten und einmal im Jahr in jeder Kirche die „Kollekte“ für sich zu behalten.

Einmal jährlich dürfen sie in den unter „Interdikt“, dem „Verbot gottesdienstlicher Handlungen“, gestellten Regionen die „Messe“ halten.

Die Kirche macht - nicht nur aus Sicht der „Templer“ - viel zu viel Gebrauch von dieser Strafmaßnahme, die darauf abzielt, jede religiöse Aktivität, ob das nun Messen oder die Segnungen der Sakramente sind, in einer Ortschaft, einer Region oder einem ganzen Königreich zeitweilig zu verbieten. Damit wollen die Kirchenmänner die Sünden eines Herren, einer Gemeinde oder eines Königs bestrafen.

Gottesdienste, die in solchen vernachlässigten und teilweise auch vollkommen ungerechtfertigt bestraften Regionen abgehalten werden, ziehen freilich viele Gläubige an und bringen schon deshalb außergewöhnlich hohe Einnahmen von „Almosen und Opfergaben“.

Darüber hinaus dürfen die „Tempelherren“ eigene „Kirchen und Friedhöfe“ besitzen, worin sie auch „Exkommunizierte“ beerdigen können, was ihnen häufig großzügigst gedankt wird.

Schließlich ergänzt Papst Coelestin II. die „Privilegien der Templer“ indem er die „Ritter-Brüder“, ihre „Vasallen“ und „Grundholden“ von den durch die Bischöfe ausgesprochenen „Exkommunizierungen“ und „Interdikten“ als ausgeschlossen erklärt.
Dies geschieht sehr zum Ärgernis des „Weltklerus“ und vergiftet das eh schon angespannte Verhältnis zwischen dem „Ritterorden“ und den „Weltpriestern“.

Dennoch hält der „Heilige Stuhl“ beständig seine „schützende Hand“ über die „geistlichen Ordensritter“ und stellt die gewährten „Privilegien“ nie in Frage.

Seit Hugo von Payns den „Tempelherren“ seine Besitzungen schenkte, folgte jeder, der in den „Orden“ eintritt oder sich ihm anschloss, diesem Beispiel.

Durch Schenkungen von Land und Vermögen sind die „Ordensritter“ sehr schnell reich geworden.
Und nachdem heimgekehrte „Kreuzfahrer“ Wunderdinge über das „Heldentum der Templer“ berichten, führt dies in ganz Europa zu einer großzügigen Spendentätigkeit für die Ordensgemeinschaft.


1140

1140

Paris * Die „Templer“ besitzen ausgedehnte Ländereien in Frankreich, England, Schottland, Spanien, Portugal, Flandern, Italien, im Deutschen Reich, Ungarn und in der Levante.

Geschenkt wird ihnen vor allem für die „Ablösung von Sünden“ sowie das „Seelenheil“ des Spenders und seiner Angehörigen.
Durch Tausch, Verkauf und Erwerb optimieren die „Templer“ die Ertragslage ihrer „Schenkungen“ zu wirtschaftlich lukrativen Gebilden.

Da ihre Besitzungen hohe Renditen erwirtschaften, fließen dem „Ritterorden“ daraus reichliches Einkommen zu.
Viele ihrer landwirtschaftlichen Gründe haben sie verpachtet.

Nur wenn sich die Ertragslage der Böden wirklich rentiert, dann bearbeiten sie diese auch in „Eigenbewirtschaftung“.
Dafür holen sie sich eigens qualifizierte Spezialisten.
In Spanien und auf den Balearen beschäftigen die „Tempelherren“ dafür sogar geschickte „Muslime“.

Durch ihren Kontakt zur jüdischen und islamischen Welt sind die „Tempelherren“ recht weltoffen und für neue Wissenschaften und Ideen empfänglich geworden.
Der „Orden“ besitzt die „fortschrittlichste Technologie“ der Zeit: im Bereich der „Landwirtschaft“, des „Vermessungswesens“, des „Straßenbaus“ und der „Schifffahrt“.

Die „Templer“ veranlassen die „Bewässerung des Rio-Cinca-Tales“ in Aragón, den Bau eines Mühlensystems an der Aude und die Einführung des vierjährigen Fruchtwechsels in der Normandie.
Mit „Mühlen“ lässt sich ebenso viel Geld verdienen wie mit dem „Weinanbau“ in Portugal.
Der Wein wird bis nach England verkauft.

Auch die „Templer-Schiffe“ bringen einen erheblichen Gewinn.
Den „Ordensrittern“ gehören eigene Häfen, Werften und Schiffe.
Sie sind die Ersten in Europa, die mit einem Magnetkompass ausgestattet sind.

Selbst die der europäischen weit überlegene arabische Medizin ist den „Templern“ nicht fremd.
In den Krankenhäusern des „Ordens“ kommen moderne Prinzipien wie „Hygiene“ und „Sauberkeit“ zum Tragen und sogar das Wissen um die „antibiotische Wirkung von bestimmten Pilzen“ ist vorhanden.

Die „Tempelherren“ sind also keineswegs reine „Haudraufs“.
Neben ihren kriegerischen, politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten betreiben sie auch noch Geldgeschäfte.

Sie sind die einzigen Christen, die aufgrund eines weiteren päpstlichen Privilegs Geld gegen Zinsen verleihen dürfen.
Dadurch können sie einen gewaltigen Reichtum anhäufen.

Und da, um seine Wertgegenstände aufzubewahren, nichts so sicher und unverletzlich ist wie ein „gottgeweihtes Haus“ und nichts mehr Vertrauen erweckt als die „Templer-Burgen“, die von hohen Mauern geschützt, von „Ritter-Mönchen“ verteidigt vor jedem Angriff sicher scheinen, dienen diese bald als Tresore für Kostbarkeiten von weltlichen und geistlichen Herren.
Sie werden zu „Depots“ für Wertgegenstände, Schmuck und Geld, die den Grundstock des immer noch gesuchten „Templerschatzes“ bilden.

Die „Templer“ verwalten die „Depots“ ihrer Kunden, die damit über ein „laufendes Konto“ verfügen.
Sie können Geld abheben, Zahlungen durch einen simplen Brief an den „Schatzmeister“ entrichten und erhalten darüber hinaus drei Mal jährlich einen „Kontoauszug“ zugeschickt.

Zu jedem trogähnlichen Geldschrank gibt es, ähnlich wie bei den heutigen „Bankschließfächern“, zwei verschiedene Schlüssel.
Je einen für den „Hüter der kirchlichen Kostbarkeiten“ und dem „Depotinhaber“.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Depots der „Templer“ absolut sicher, da geldgierige Herrscher nur ganz selten ihre Finger nach ihnen ausstrecken.

So können sich die Niederlassungen der „Templer“ in Europa und im Nahen Osten zu „Zentren des Finanzwesens“ entwickeln und das „Pariser Ordenshaus“, der „Temple“, zum „europäischen Finanzzentrum“.
Der König von Frankreich vertraut beispielsweise im 13. Jahrhundert seine „Kronjuwelen“ der Obhut der „Pariser Templer“ an.

Die Finanzspezialisten der „Tempelherren“ führen bald fortschrittliche Techniken im „Kreditwesen“ und in der „Buchführung“ ein.
Sie entwickeln den „bargeldlosen Zahlungsverkehr“ und führen den „Wechselbrief“ und den „Scheck“ in Europa ein.

Wer also in einem „Ordenshaus“ eine Summe einzahlt, kann sie nach Vorlage der „Kassenanweisung“ in einer weit entfernten „Komturei“ wieder in Empfang nehmen.
Der „Orden“ kassiert dafür lediglich Gebühren und verdient an den Zinsen.
Doch wird dadurch der risikoreiche Transfer von Münzgeld fast völlig entbehrlich.

Neben der einfachen Vermögensverwaltung für Dritte betreibt der „Templer-Orden“ auch „Geldleihe“, wodurch er die eigenen Gelder und die ihnen durch Dritte anvertrauten Einlagen arbeiten lässt.
Alle „Klöster“ und „Konvente“ fungieren deshalb als „Leihkasse“.

An Bauern verleihen die „Templer“ kleinere Summen, damit diese einen Engpass überbrücken können, Kaufleuten geben sie größere Kredite.
Als Sicherheit ziehen sie Grundbesitz heran.
Gibt es bei der Rückzahlung des Kredits Probleme, dann halten sie sich an den Ländereien des „Schuldners“ schadlos.

Zwar passen die Finanzaktivitäten des „Templer-Ordens“ nicht zu ihrer religiösen Berufung, es ist aber die allgemein den „Ritterorden“ aufgetragene Mission, die sie auch in diesem Bereich tätig werden lassen.
Auch die „Johanniter“, der „Deutsche Orden“ und selbst die traditionellen „Mönchsorden“ betätigen sich ähnlich, allerdings auf einer wesentlich niedrigeren Stufe.

Um im Orient überleben zu können, muss der „Templer-Orden“ über umfangreiche Finanzmittel verfügen und all seine Einkünfte weitestgehend in Geld verwandeln.
Sie kaufen dazu auf Märkten und Messen möglichst viele Rechte und Monopole, die ihnen wiederum Einnahmen sichern.

So wird zum Beispiel das ausschließliche „Wiegerecht“, das der „Orden“ vom Grafen der Champagne erwirbt, sehr zu Ungunsten der dort ansässigen Bürger vereinnahmt.
Von dem eingenommenen und erwirtschafteten Verdienst gehen anfangs ein Drittel an die Häuser im Orient. Später werden die Abgaben auf ein Zehntel reduziert.

Aus abendländischer Sicht entsteht immer wieder der Eindruck, als hätten die Männer und Frauen aus dem Westen die Kultur in den „Nahen Osten“ gebracht.
Genau das Gegenteil ist richtig.

Die arabischen Reiche sind den Christen nicht nur militärisch, sondern auch in ihrer Kultur weit überlegen.
Dort im Osten ist das geistige Erbe der Griechen und Römer bewahrt und weiterentwickelt worden.
Geniale Mathematiker und Astronomen sowie geschickte Kaufleute kommen von dort her.

Die Araber haben ein Zahlensystem entwickelt: die arabischen Ziffern, die wir heute noch verwenden.
Eine der wesentlichen Neuerungen besteht darin, dass es für „nichts“ ein eigenes Zeichen gibt: die „Null“.
Diese macht das Multiplizieren und das Bruchrechnen viel einfacher und erlaubt die einprägsame Darstellung des „Dezimalsystems“.

Und genau dieses System lernen die Christen, allen voran die „Tempelherren“, zur Zeit der „Kreuzzüge“ kennen.
Die „arabischen Ziffern“ ersetzen die bisher üblichen „römischen“.
Da die Kaufleute nun einfacher rechnen können, rechnen sie auch besser und erhalten damit ein genaueres Bild über den Verlauf ihrer Geschäfte.


1144

25. Dezember 1144

Edessa * Dem kometenhaften Aufstieg der Templer im Osten und der erfolgreichen Tätigkeit im Westen folgt ein langsamer, sich immer mehr beschleunigender Niedergang des Ritterordens. Er beginnt am Weihnachtsabend des Jahres 1144, als der islamische Herrscher von Aleppo und Mosul, Imad al-Din Zengi, Edessa erobert. 278 Templer fallen während der Kampfhandlungen.

In der islamischen Welt wird die Eroberung Edessas als Triumph im Glaubenskrieg gefeiert. Immerhin war die Stadt seit dem Jahr 1098 in den Händen der Lateinischen Christen


1145

Dezember 1145

Rom-Vatikan * Papst Eugenius III. ruft einen „Kreuzzug“, den „Zweiten“, aus.


1146

Frühjahr 1146

Deutschland * Der „Reichslandfrieden“ aus dem Jahr 1103 hält, als ein Heer fanatischer „Kreuzfahrer“ aus Frankreich in Deutschland einfällt und der Mönch Rudolf aus dem Kloster Clairvaux bedingungslosen Hass gegen die „Juden“ predigt. 

Der damalige deutsche König Konrad III. nimmt sein „Schutzversprechen“ ernst und rettet die meisten „Juden“.

März 1146

Rom-Vatikan * Papst Eugenius III. erlässt eine päpstliche „Kreuzzugbulle“, in der er die „Privilegien für die Kreuzfahrer“ festlegt:

  • die „Vergebung der Sünden“,
  • den „Schutz für Eigentum und Angehörige“ und
  • einen „Zinserlass“.

Zum „Hauptprediger des Kreuzzugs“ beruft er Bernhard von Clairvaux.

April 1146

Vézelay * Bernhard von Clairvaux wirbt an Ostern für die Teilnahme am „Kriegszug“

Vor der Stadt Vézelay er auf einem freien Feld, wo sich Tausende von Menschen einfinden: hoher und niedriger Adel, Kleriker, Söldner und viele, die der himmlische Lohn lockt, oder die normalen Zugewinne im Krieg, oder beides. 

Der „Zisterzienser-Abt“ predigt: „Du tapferer Ritter, du Mann des Krieges, jetzt hast du eine Fehde ohne Gefahr, wo der Sieg Ruhm bringt und der Tod Gewinn“. Bernhard von Clairvaux wendet sich auch an die Kriminellen und fordert sie zur „Kreuzfahrt“ auf: „Ist es denn nicht eine ausgesuchte und allein für Gott auffindbare Gelegenheit, dass der Allmächtige Mörder, Räuber, Ehebrecher, Meineidige und mit anderen Verbrechen Belastete in seinen Dienst ruft. [...] Misstraut nicht, Sünder, der Herr ist bei euch!“

Und weiter: „Selige nenne ich die Generation, die den Zeitpunkt derart reichlicher Vergebung ergreift und dieses wahrhafte Jubeljahr lebend angetroffen hat. [...] Gürtet euch mannhaft und ergreift im Eifer für den christlichen Namen die Glück bringenden Waffen“.
Die versammelte Menge ist derart begeistert, dass sie die Teilnahme an dem „Kreuzzug“ gelobt und Bernhard, um genügend Stoffkreuze für die Gewänder der „Kreuzfahrer“ zur Verfügung zu haben, seine Kleider zerreißen muss.
Die „Kreuzzug-Ideologie“ ist inzwischen auf die verschiedensten Schauplätze christlicher Kriegsführung übertragbar gemacht worden. Deshalb soll der „Zweite Kreuzzug“ nicht nur mehr im „Nahen Osten“, sondern gleichzeitig an zwei weiteren Fronten stattfinden: gegen die „Mauren“ in Spanien und gegen die heidnischen „Wenden“ im Norden Deutschlands.


1147

1147

Rom-Vatikan * Das rote und typische „Tatzenkreuz“ der „Tempel-Ordensritter“ kommt auf den weißen Umhang.

Es wird ihnen von dem, dem „Ritterorden“ nahestehenden „Zisterzienser-Papst“ Eugen III. verliehen. Die rote Farbe soll an den „Opfertod Christi“ erinnern und die „Bereitschaft zum Martyrium für den Glauben“ symbolisieren.

Ein weiteres wichtiges Erkennungszeichen ist deren „Siegel“. Es zeigt eine Darstellung von zwei Rittern auf einem Pferd und wird inzwischen als „Symbol der Brüderlichkeit“, des „guten Einvernehmens“, der „Harmonie“ und der „Disziplin“, die im „Orden“ herrschen soll, angesehen.

Ebenso symbolträchtig ist der Artikel „Über die Näpfe und Becher“ in der „Templer-Regel“. Dieser besagt: „Was die Näpfe angeht, so sollen sie jeweils für zwei Brüder verteilt werden, damit ihn sich jeder vom anderen besorge; sie sollen das Leben in der Enthaltsamkeit und im Brauch des gemeinsamen Essens schätzen lernen“.

Es geht hierbei nicht um das Essen aus einem Napf, sondern um das gemeinschaftliche Leben im „Konvent“.

Um März 1147

Rom-Vatikan - Spanien * Papst Eugenius stellt den „Feldzug“, den König Alfons VII. von Kastilien gegen die „Mauren“ in Spanien führt, einem „Kreuzzug“ gleich.

Oktober 1147

Clairvaux * Bernhard von Clairvaux gibt den norddeutschen Fürsten die Erlaubnis, ihre Angriffe auf die heidnischen „Wenden“ als „Kreuzzug“ zu betrachten.

Um Oktober 1147

Naher Osten * Die zwei in den Orient ziehenden Hauptheere bilden die unter der Führung ihres Königs Ludwig VII. stehenden Franzosen und den Deutschen unter dem „Stauferkönig“ Konrad III..

Beide Heere ziehen in engen räumlichen und zeitlichen Abständen durch Europa und erreichen Konstantinopel. Weitere „Kreuzfahrer“ aus den verschiedensten europäischen Regionen kommen per Schiff ins „Heilige Land“. Sie alle haben nur ein Ziel: die "Rückeroberung von Edessa".

Doch der „Zweite Kreuzzug“ wird sich als völliger Fehlschlag erweisen und in einem demoralisierenden Rückzug enden. Der Kriegsverlauf ließ die „Kreuzfahrer“ resignieren. Erst die „Tempel-Ritter“ stellen die Disziplin wieder her. Dennoch geben die „Glaubenskrieger“ ihr ursprünglich gefasstes Ziel, die „Eroberung Edessas“, wieder auf und greifen stattdessen Damaskus an.


1148

Juli 1148

Damaskus * Die „Kreuzfahrer“ können zwar die Obstgärten von Damaskus erobern, stoßen aber auf heftigen Widerstand und verlegen deshalb ihre Truppen in den Osten der Stadt.

Doch dieses Gebiet war eine offene Ebene, die weder Schutz noch Wasser bot, sodass die christlichen Kampftruppen schließlich zum Rückzug gezwungen waren. Die „Templer“ erwerben sich durch ihre Teilnahme am „Zweiten Kreuzzug“ den Ruf „fanatischer Kämpfer von großem Mut“, „äußerster Disziplin“, aber auch von „außerordentlicher Überheblichkeit“.

Frankreichs König Ludwig VII. berichtet, dass es nur den „Tempelherren“ zu verdanken sei, dass der falsch geplante und schlecht geführte „Kreuzzug“ nicht in einem Desaster endete.

Es folgen wechselseitige Beschuldigungen, die das Verhältnis zwischen dem „Abendland“ und den „Kreuzfahrerstaaten“ auf Jahre hin vergiften. Und die Akteure des „Zweiten Kreuzzuges“ beschönigen die Geschichte, indem sie eisern die „Schmach“ verschweigen oder schön reden.

Die Kritiker, die den Tod von vielen Tausenden als sinnlose Opfer bezeichnen, werden immer lauter. Bernhard von Clairvaux, der in seinen „Kreuzzug-Predigten“ sagte: „Im Tod des Heiden sucht der Christ seinen Ruhm, weil Christus verherrlicht wird“, erklärt jetzt, dass das Desaster durch die „Sünden der Pilger“ verursacht worden ist und dass Gott deshalb den „Kreuzfahrern“ seinen Segen entzogen habe. Bischof Otto von Freising, ein Bruder des „Stauferkönigs“ Konrad III. und selbst aktiver Teilnehmer am „Zweiten Kreuzzug“, räumt zwar den Misserfolg des Unternehmens ein, versucht aber zumindest einen kleinen Gewinn zu erkennen, wenn er den Kritikern entgegnet: „Wenn [...] unser Feldzug nicht gut war zur Ausweitung unserer Grenzen, noch für die Wohlfahrt unseres Leibes, so war er dennoch gut für das Heil vieler Seelen“.

Bernhard von Clairvaux ist von der Kritik an seiner Person schwer enttäuscht, weshalb er sich gegenüber Papst Eugenius III. ausführlich rechtfertigt und dabei jede Schuld von sich weist: „Wir eilten nicht dorthin wie ins Ungewisse, sondern auf Deinen, ja durch Dich auf Gottes Befehl“. Der „Zisterzienser-Abt“ lässt sich schließlich in Chartres erneut zum Anführer eines „Kreuzzuges“ wählen, doch der Papst will nach den gemachten leidigen Erfahrungen diesen Plan erst fördern, wenn die Aussicht auf Erfolg auch gesichert ist.


1153

1153

Askalon * Den „Templern“ kommt die Schlüsselrolle bei der Eroberung von Askalon zu.

Vierzig „Tempelritter“ werden dabei getötet, die Stadt aber erobert.

20. April 1153<p><strong><em>Clairvaux bei Lyon</em></strong> * Bernhard von Clairvaux, der Chefideologe der Templer&nbsp;und des Ordens der Zisterzienser, stirbt, ohne einen weiteren Kreuzzug&nbsp;in die Wege geleitet zu haben.&nbsp;Dennoch hat mindestens eine seiner Parolen für die kommenden Generationen von Kreuzfahrern&nbsp;über viele Jahrhunderte hinweg Bestand.</p> <ul> <li>Diese lautet: <em>„Vollständige Ausrottung der Heiden oder sichere Bekehrung“</em>.&nbsp;Vor diese Alternative - <em>„Tod oder Taufe“</em> - stellen die Kolonisatoren&nbsp;die Bevölkerung der von ihnen eroberten Kontinente.&nbsp;</li> </ul> <p>Der Verfasser dieser Ideologie wird nur einundzwanzig Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen.</p>

1164

1164

Untergiesing * Die „Giesinger Mühle“ wird an das „Prämonstratenser-Kloster Schäftlarn“ geschenkt.

Sie bleibt bis zur „Säkularisation“ - mit kurzen Unterbrechungen - im Eigentum des „Klosters Schäftlarn“, das die Mühle zum „Leibgeding“ verpachtet.


1174

1174

Rom-Vatikan * Bernhard von Clairvaux wird heilig gesprochen.


1177

November 1177

Montgisard * An dem Sieg der „Kreuzfahrer“ vor Montgisard sind die „Tempelherren“ beteiligt.


1179

1179

Rom-Vatikan * Papst Alexander III. sieht sich veranlasst, die „Templer“ und die „Johanniter“ zu einem Friedensschluss zu bewegen.


1184

1184

Nazareth * Die „Templer“ stellen sich mit 150 „Ordensrittern“ bei Nazareth der 7.000 Mann starken Armee des „Sultans“ Saladin in den Weg - und werden aufgerieben.


1187

1187<p><strong><em>Jerusalem</em></strong> * Jerusalem fällt in die Hände der Muslime.&nbsp;Das Haupthaus der Tempel-Ordensritter&nbsp;wird daraufhin nach Akkon verlegt.</p> <p>Saladin schlägt das christliche Heer. Er lässt 230 halb tot gefangen genommene Templer&nbsp;hinrichten. Bezogen auf die Tempelherren&nbsp;und die Johanniter&nbsp;meint Saladin:<em> „Ich will die Erde von diesen zwei schändlichen Bruderschaften reinigen, die niemals ihre Feindschaft aufgeben und keinen Dienst als Sklaven leisten.“</em></p> <p>Daraufhin übergeben Die Tempelherren übergeben&nbsp;erstmals ihre Burgen kampflos und zahlen sogar Geld für ihren Abzug.</p>

1191

1191

Zypern * Trotz aller Rückschläge und Niederlagen bleiben die „Tempelherren“ reich, privilegiert und versuchen in immer neuen Vorstößen an einen eigenen „Ordensstaat“ zu kommen.

Anno 1191 kaufen sie König Richard Löwenherz das von diesem eroberte „Zypern“ um 100.000 „Goldbyzantiner“ ab.
Doch die Inselbevölkerung wehrt sich mit einem Aufstand gegen die geplante Herrschaft der „Tempelordens-Ritter“.

So verfügen am Ende die „Johanniter“ und der „Deutsche Orden“ über einen eigenen Staat, nicht aber die „Tempelherren“.


1231

1231

Rom-Lateran * Die „Inquisition“ wird durch den Papst den Bettelorden der „Dominikaner“ und „Franziskaner“ anvertraut.


1235

1235

Naher Osten * Die „Templer“ und die „Johanniter“ geraten wegen einiger Mühlen im „Heiligen Land“ heftig aneinander.

1235

Rom-Lateran * Die „Folter“ wird mit dem Ziel eingerichtet, um die „Häresie“ [„Ketzerei“] auszurotten.

Sie wird damals den „Bettelorden“ anvertraut, den „Franziskanern“ und vor allem den „Dominikanern“, deren Berufung der „Kampf gegen die Häresie“ ist.


1241

1241

Liegnitz * Angehörige des „Templer-Ordens“ kämpfen zwischen polnischen Rittern und schlesischen Edelleuten bei Liegnitz.

Alle „Ordensritter“ werden fallen.


1244

1244

La Forbie * Eine Niederlage bei La Forbie in Palästina kostet dem „Templer-Orden“ dreihundert Tote.

Nur dreiunddreißig „Ritter“ überleben.


1250

1250

Mansura * Die „Templer“ zeichnen sich bei Kämpfen um Mansura aus.

Hinterher haben sie 280 Gefallene zu beklagen.


1252

1252

Rom-Lateran * Papst Innozenz IV. sieht in der Bulle „Ad extirpendam“ die „Folter“ ausdrücklich als Mittel vor, um in Fällen der „Häresie“ die Wahrheit ans Licht zu bringen.


1253

1253

Rom-Lateran - Deutschland * In Deutschland entdeckt man eine ketzerische Teufelsanbetung, deren charakteristischen Züge Papst Gregor IX. beschreibt: Man findet hier

  • die Verleugnung Christi und des Kreuzes,
  • die Götzen [Kröte und schwarze Katze, die Verkörperung Luzifers],
  • die sexuellen Ausschweifungen und die Homosexualität,
  • den Geheimbund und die nächtlichen Versammlungen.

1259

1259<p><strong><em>Akkon</em></strong> * In Akkon kommt es zu einer Straßenschlacht zwischen Templern&nbsp;und Johannitern&nbsp;mit Einsatz von Waffen. Das Abendland&nbsp;ist entsetzt und fordert die Zusammenlegung der beiden so ähnlichen Orden. Selbst das Konzil von Lyon&nbsp;beschäftigt sich mit dem Vorgang.</p>

1265

1265

Viterbo * Papst Clemens IV. bestätigt ausdrücklich die Anwendung der „Folter“.


1291

5. April 1291

Akkon * Beginn der Belagerung von Akkon.

18. Mai 1291

Akkon * Akkon wird nach mehreren Wochen der Verteidigung von den Muslimen erobert. Die Templer leisten aus ihrem turmartigen Haus weiterhin Widerstand. Als jedoch die Situation für die Verteidiger immer aussichtsloser wird, verspricht ihnen Sultan al-Aschraf Halil den freien Abzug.

Kaum haben die Ordensritter den Turm verlassen, stürzen sich die Angreifer auf sie, nehmen sie fest und schlagen ihnen die Köpfe ab. Als die sich noch im Turm befindlichen, aber verwundeten Tempelherren dies bemerken, setzen sie sich mit letzter Kraft wieder zur Wehr. Daraufhin beginnen die Belagerer mit dem Unterminieren des Turmes.

28. Mai 1291

Akkon * Der von den Islamisten unterminierte Turm in Akkon stürzt ein und begräbt die Templer sowie viele Angreifer unter sich. Circa dreihundert Ordensritter verlieren dabei ihr Leben. Sehr viel mehr sind auch nicht im Einsatz. Der Großmeister der Templer zieht sich auf die Insel Zypern zurück. Durch eine Serie von Niederlagen hat der einstmals vortreffliche Ruf des Ordens stark gelitten.

Nach Juni 1291<p><strong><em>Akkon - Zypern</em></strong> * Nachdem auch Akkon,&nbsp; dieser letzte befestigte Platz des Königreichs fällt, wird der Sitz der Zentralregierung&nbsp;nach Zypern verlegt. Der Ordenssitz&nbsp;der Templer&nbsp;bleibt aber immer im Orient, oder wie die Tempel-Ordensherren&nbsp;sagten: <em>„Diesseits des Meeres.“</em></p> <p>Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Gegner laut vernehmbar an die Öffentlichkeit treten und den Tempelherren&nbsp;die vielen wirtschaftlichen Aktivitäten, ihren Reichtum und ihre Privilegien, ihre Macht und ihren Einfluss neiden.</p> <ul> <li>So sind die Bischöfe&nbsp;über die direkte Unterstellung der Tempelherren&nbsp;unter den Heiligen Stuhl&nbsp;verärgert,</li> <li>Geschäftsleute beschweren sich über die angeblichen Beeinträchtigungen ihrer Handelsrechte durch die Ordensmänner&nbsp;und</li> <li>der Weltklerus muss ohnmächtig zusehen, wie die Tempelherren&nbsp;in ihren Pfarreien umfassende Kollekten&nbsp;organisieren und dadurch örtliche Projekte leiden müssen.</li> <li>Die anderen Ritterorden, ganz besonders die Johanniter, neiden den Tempelrittern&nbsp;ihre nahezu uneingeschränkten Finanzmittel.</li> <li>Und selbst weil der Großmeister der Templer&nbsp;Vortritt gegenüber dem Johanniter-Großmeister&nbsp;hat, kommt es zu weitreichenden Rivalitäten.</li> </ul> <p>Aus den Neidern werden Feinde, die Material für kommende Auseinandersetzungen sammeln.<br /> Und das wird den Tempel-Rittern&nbsp;dann gefährlich, als sich ein machtvoller politischer Wille gegen sie wendet.</p> <p>Wie in den heutigen politischen Auseinandersetzungen, so werden auch damals Einzelfälle aufgebauscht, ausgeschlachtet und zu wahren Horrorgeschichten ausgebaut. Freilich findet man unter den. Tempel-Rittern&nbsp;einen Trunksüchtigen, einen Sodomistischen, einen Homosexuellen, einen Jähzornigen oder einen glaubensmäßig Unsicheren.</p>

1302

1302

Ruad * Einen weiteren großen Prestigeverlust bereiteten ihnen die Mamelucken beim Überfall auf die mit einhundertzwanzig Tempel-Rittern, vierhundert dienenden Brüdern und fünfhundert Bogenschützen besetzte Inselfestung Ruad. Die gefangenen Templer werden in „Schimpf und Schande nach Ägypten geführt“.


1303

1303

Aragon * Der König von Aragon gibt seine „Kronjuwelen“ der „Templerburg Monzon“ zur sicheren Aufbewahrung.

Der König, seine Familie, seine Beamten, Kaufleute und verschiedene Seigneurs zählen - neben den „Würdenträgern der Tempelherren“ - zum Kundenstamm der „Templer-Banken“.

Der sich immer in Geldnöten befindende französische König will sich das riesige Vermögen des „Tempelordens“ sichern, obwohl es gerade der „Tempelorden“ war, der immer wieder den französischen Staat vor dem Staatsbankrott gerettet hat.


1304

1304

Paris * Die Missgunst steigert sich immer mehr, nachdem der „Templer-Orden“ ganz offiziell den „Kampf gegen die Heiden“ aufgibt, der „Großmeister“ sich ins damals schon als flott bekannte Paris zurückzieht und viele „Tempelherren“ in ihrer Heimat, vor allem in Frankreich, wichtige Positionen bekleiden - allerdings ohne der französischen Krone Rechenschaft schuldig zu sein.

Die reichen und arroganten „Templer“, dieser „Staat im Staat“, stört den französischen König Philipp IV., den man „den Schönen“ nennt.

Er ist ein durchaus tüchtiger Herrscher, der etwas von der Macht versteht und deshalb weis, dass es „Macht ohne Geld“ nicht gibt.

Doch gegen die gut ausgebildeten und disziplinierten „Templer“ hat selbst der französische König militärisch nichts entgegenzusetzen.
Außerdem untersteht der „Orden“ direkt dem Papst, gegen dessen Willen er nichts unternehmen kann.


1305

1305

Paris * Besorgniserregende Gerüchte über die „Templer“ tauchen auf.

Es geht dabei um „Ketzerei, Götzenkult und Sodomie“.
Sie werden von Esquieu de Floyran in Umlauf gebracht.

5. Juni 1305

Avignon * Frankreichs König Philipp IV. gelingt es, seinen Wunschkandidaten Bertrand de Got, den Erzbischof von Bordeaux, durch ein französisch dominiertes Kardinalskollegium, auf den Papstthron zu setzen. Der neue Pontifex maximus Clemens V. lässt sich nicht nur außerhalb Roms krönen, sondern residiert dauerhaft in Avignon. 

Das bedeutete eine Abkehr vom päpstlichen Universalismus. Denn während der Papst in Rom und dem Kirchenstaat einigermaßen autonom ist, besitzt er um Avignon herum nur wenig Ländereien, die zudem vollständig vom französischen Staatsgebiet umschlossen sind. Das Papsttum gerät damit in Abhängigkeit zur französischen Krone. Der Papst verliert seine überparteiliche Autorität.


1307

Um Januar 1307

Paris * Die Denunziationen gegen die „Tempelherren“ werden zur Anklage aufgebauscht.

Von Seiten des französischen Königs Philipp IV. wird ein Verfahren wird eröffnet.

Juni 1307

Paris * Der „Templer-Ritterordensmeister“ Jakob von Molay beruft ein „Ordenskapitel“ nach Paris ein.

Dort diskutiert man über die verbreiteten Gerüchte.

August 1307

Avignon * Papst Clemens V. will die „Johanniter“ und die „Templer“ vereinen.

Der Versuch scheitert jedoch.

24. August 1307

Avaginon * Papst Clemens V. ordnet von sich aus eine Untersuchung gegen die Templer an. Aus Angst, dass sich dadurch die Untersuchung verzögern oder im schlimmsten Fall sogar mit einem Freispruch enden könnte, nimmt die königliche Polizei die Sache selbst in die Hand und schafft damit vollendete Tatsachen.

13. Oktober 1307

Paris * Zur Überraschung von Papst Clemens V. werden im Morgengrauen - gleichzeitig in ganz Frankreich - die Templer verhaftet, ihre Güter beschlagnahmt und die Ordenshäuser unter königliche Aufsicht gestellt. Der Überraschungscoup gelingt und es gibt keinen militärischen Widerstand der Tempelritter. Trotzdem kann der Großmeister der Tempelherren, Jacques de Molay, noch kurz vor der Massenverhaftung Bücher und Dokumente des Ordens verbrennen. Die Zahl der Verhaftungen lässt sich nur schwer abschätzen. In Paris gibt es 138 Festnahmen. Lediglich zwölf bis zwanzig Ordensritter können vor der Razzia fliehen, darunter nur ein hoher Würdenträger.

Der Brief von König Philipp IV., datiert vom 14. September [Tag der Kreuzerhebung], hat den folgenden Inhalt:

  • „Eine bittere, beklagenswerte, entsetzlich sich vorzustellende Sache [...].
  • Ein verabscheuungswürdiges Verbrechen, eine scheußliche Missetat [...].
  • Eine ganz und gar unmenschliche, ja jeder Menschlichkeit fremde Sache ist uns dank mehrerer glaubwürdiger Menschen zu Ohren gekommen“.

Und weiter heißt es:

  • „Die Brüder des Ordens der Miliz vom Tempel, die die Wolfsnatur unter dem Schafspelz verbargen und unter dem Habit des Ordens in erbärmlicher Weise die Religion unseres Glaubens beleidigten, werden beschuldigt, Christus zu verleugnen, auf das Kreuz zu spucken, sich bei der Aufnahme in den Orden obszönen Gesten hinzugeben“, und
  • „sie verpflichten sich durch Gelübde und ohne Furcht, das menschliche Gesetz zu beleidigen, sich einander hinzugeben, ohne Widerrede, sobald es von ihnen verlangt wird.“

Zur Aufdeckung der Wahrheit werden „ausnahmslos alle Mitglieder des selbigen Ordens unseres Königreichs festgenommen, gefangengehalten und dem Urteil der Kirche vorbehalten“. Alle ihre Güter, „bewegliche und unbewegliche“, werden „beschlagnahmt, von uns eingezogen und getreu verwahrt werden“.

14. Oktober 1307

Paris * Ein Manifest wird veröffentlicht, das die Verbrechen der Templer beinhaltet:

  • Häresie [Abkehr vom wahren Glauben],
  • Blasphemie [Gotteslästerung],
  • obszöne Riten,
  • Homosexualität und die
  • Anbetung eines Götzen namens Baphomet. 

Nach bis heute durchaus geläufigen Methoden konstruiert König Philipp IV. ein Anklagegebäude, dessen Vorwürfe er durch unter der Folter erpresste Geständnisse erhärtet.

Im Templerprozess lässt Philipp IV. durch den französischen Generalinquisitor Anklage auf Häresie und Blasphemie gegen den Orden erheben, wobei in der Regel die Geständnisse der zahlreich angeklagten Ordensmitglieder unter der Folter erpresst werden.

16. Oktober 1307

Paris * Frankreichs König Philipp IV. informiert die europäischen Herrscher über die Operation Templer und fordert sie umgehend zum Handeln im Sinne seiner Politik der vollendeten Tatsachen auf. Zur Untermauerung enthält das königliche Schreiben die gegen die Tempelherren erhobenen Vorwürfe:

  • „Die Brüder des Ordens der Miliz vom Tempel, die die Wolfsnatur unter dem Schafspelz verbargen und unter dem Habit des Ordens in erbärmlicher Weise die Religion unseres Glaubens beleidigen,
  • werden beschuldigt, Christus zu verleugnen, auf das Kreuz zu spucken,
  • sich bei der Aufnahme in den Orden obszönen Gesten hinzugeben.“

Und weiter schreibt der König:

  • „Sie verpflichten sich durch ihr Gelübde und ohne Furcht, das menschliche Gesetz zu beleidigen,
  • sich einander hinzugeben, ohne Widerrede, sobald es von ihnen verlangt wird.“
Um den 20. Oktober 1307

Paris * Die Verhöre der verhafteten Templer beginnen.

24. Oktober 1307

Paris * Der Großmeister des Templerordens, Jakob von Molay, bestätigt die Erklärungen des Präzeptors der Normandie, Gottfried von Charneys, und des Generalvisitors der Templer, Hugo von Pairauds. Darin haben sie und rund 230 Tempelherren - unter der Folter - zugegeben,

  • dass sie Jesus Christus leugnen und ihn für einen falschen Propheten halten, der für seine Verfehlungen und nicht für die Erlösung der Menschen gestorben ist,
  • dass sie bei ihren Zeremonien auf das Kreuz spucken, es mit Füßen treten und drauf urinieren,
  • dass sie nicht an sie Sakramente glauben und die Priester des Ordens bei der Messe die Weiheformel vergessen,
  • dass die Meister und Würdenträger, obgleich Laien, den Brüdern die Absolution für ihre Sünden erteilen,
  • dass sie obszöne Praktiken und Homosexualität leben,
  • dass die Brüder durch jede nur mögliche Praxis zur Bereicherung des Ordens beitragen müssen,
  • dass sie sich des Nachts im Geheimen versammeln und
  • dass jede Enthüllung im Kapitel bestraft wird, bis hin zur Todesstrafe. 
27. Oktober 1307

Avignon * Papst Clemens V., der ja eigentlich die direkte Gerichtsgewalt über die Templer hat, zeigt sich lediglich gekränkt und schreibt: „Euer überstürztes Vorgehen ist eine Beleidigung gegen Uns und die römische Kirche.“ Gleichzeitig protestiert er gegen den Gebrauch der Folter.

30. Oktober 1307

London - Paris * König Eduard II. von England antwortet dem Regenten der Franzosen, König Philipp IV., er glaube kein Wort von den gegen die Templer erhobenen Vorwürfe.

Dezember 1307

Paris * Der „Großmeister der Templer“, Jacques de Molay, und die anderen „Templer-Würdenträger“ widerrufen ihr Geständnis vor zwei vom Papst entsandten Bischöfen und begründeten dieses mit ihrer Angst vor der Folter.


1308

Februar 1308

Avignon - Paris * Der Papst, der inzwischen von der Unschuld der „Tempelherren“ überzeugt ist, suspendiert die Vollmachten der „Inquisitoren“.

Die inhaftierten „Templer“ bleiben allerdings in den Gefängnissen des Königs.
Auch wenn die Vernichtung des „Templer-Ordens“ vorerst fehlgeschlagen ist, so lässt König Philipp IV. dennoch nicht locker.

März 1308

Paris - Avignon * Frankreichs König Philipp IV. überhäuft den Papst mit Drohungen, lässt ihn der „Häresie“ bezichtigen und schickt ihm gleichzeitig ausgewählte „Tempelherren“, die ihre früheren Geständnisse wiederholen.

Mai 1308

Poitiers * Papst Clemens V. wird bei der Zusammenkunft in Poitiers endgültig der Wille zum Widerstand genommen.

Mit den führenden „Templern“, Jacques de Molay und Hugues de Pairaud, die in Chinon inhaftiert sind, trifft der „Pontifex maximus“ nie zusammen, weshalb sie ihm auch nie ihre Sicht der Dinge erklären können.

Deshalb beginnt der Papst allmählich selbst an der Unschuld der „Tempelherren“ zu zweifeln und hebt die „Suspension der Inquisitoren“ wieder auf.


1309

Ab 8. August 1309

Paris * Die päpstliche Kommission nimmt in Paris ihre Arbeit auf und verhört insgesamt 546 Templer, die aus dem ganzen Königreich Frankreich kommen.


1310

1310

Paris * Vier Vertreter des „Templer-Ordens“ sagen vor der „Päpstlichen Kommission“ aus:

Man habe „außerhalb des französischen Königreichs, auf der ganzen Welt keinen einzigen Templerbruder gefunden, der diese Lügen sagt oder gesagt hat, woraus man recht deutlich den Grund ersieht, weshalb diese Lügen im französischen Königreich ausgesprochen werden: weil diejenigen, die sie gesagt haben, durch Furcht, Gebete oder Geld korrumpiert waren“.


1311

1311

Avignon * Papst Clemens V. befiehlt, dass die „Templer“ dort, wo dies noch nicht geschehen ist, der „Folter“ zu unterziehen sind.

Das ist die Iberische Halbinsel, Norditalien, Deutschland und England.

16. Oktober 1311

Vienne * Auf dem Konzil zu Vienne wird der Templerorden aufgehoben. Gleichzeitig entscheidet das Konzil aber auch, dass die Templer der ihnen vorgeworfenen Häresie und Blasphemie nicht überführt sind. Bis dahin geht der König rücksichtslos gegen die Templer vor. Geständnisse werden durch die Folter erzwungen und der Widerruf durch Verbrennen geahndet. Trotzdem sterben viele Templer lieber im Feuer, als ihren Widerruf zurückzuziehen.


1312

22. März 1312

Avignon * Ungeachtet der Konzilsmeinung hebt Papst Clemens V. den „Templerorden“ durch die Bulle „Vox in excelso“ auf.

In der Begründung heißt es, dass allein schon durch den nunmehr schlechten Ruf des Ordens eine derartige Maßnahme notwendig sei, um weiteren Schaden von der Gesamtkirche abzuwenden.

Anschließend übereignet der Papst durch die Bulle „Ad providam“ die Güter des Ordens den „Johannitern“.

In Deutschland übernimmt der „Deutschherrenorden“ den „Templer-Reichtum“ für sich.

Doch der Vollzug dieser Anordnung geht nur langsam vonstatten, und in Frankreich eignet sich König Philipp den größten Teil des verfügbaren Besitzes an, da er für die Abwicklung des Prozesses entsprechende Rechnungen stellt.


1313

1313

Untergiesing * Die „Giesinger Mühle“ liefert jährlich „11 Metzen Getreide, 30 Pfennig Regensburger Währung, 100 Eier und 10 Käse“ an das „Kloster Schäftlarn“.

Wann der „Schrafnagel-Müller“ die Mühle seinen Besitz nennen kann, ist ungeklärt.
Wahrscheinlich war dies schon im 14. Jahrhundert.


1314

18. März 1314<p><strong><em>Avignon - Paris</em></strong> * Die Verfügungsgewalt über die höchsten Würdenträger des Templer-Ordens&nbsp;hat sich der Papst vorbehalten.&nbsp;Sie werden von einem Kardinalskollegium&nbsp;zu lebenslanger Haft verurteilt.&nbsp;Zwei von ihnen, der Großmeister&nbsp;Jacques de Molay und der Praeceptor der Normandie, Geoffroy de Charnay, pochen auf ihre Unschuld und lehnen das Urteil ab.</p> <p>Jacques de Molay und Geoffroy de Charnay werden - ohne Rücksicht auf den Papst - noch am gleichen Tag auf der Ile de la Cité&nbsp;in Paris verbrannt.&nbsp;Der letzte Templer-Großmeister&nbsp;soll den Papst und den König noch auf dem Scheiterhaufen verflucht haben, weshalb Clemens V. später <em>„der verfluchte Papst“</em> genannt wird.&nbsp;Der Templer-Prozess&nbsp;ist bis heute einer der ganz großen Justizskandale geblieben.&nbsp;Dem Templer-Orden&nbsp;wurde bis zum heutigen Tage keine Genugtuung erteilt.</p> <p>Das Hauptziel der Verfolgung der Tempelherren&nbsp;durch König Philipp <em>„dem Schönen“</em>, sich das bewegliche Vermögen des Ritterordens&nbsp;anzueignen, war allerdings gescheitert.&nbsp;Der sagenhafte Schatz der Templer&nbsp;wird nie gefunden, sein Verbleib nie geklärt.&nbsp;Das bildet wiederum die Grundlage für eine Vielzahl von Spekulationen.&nbsp;Und kein Orden&nbsp;bot so viel Anlass zu Spekulationen wie der der Templer.</p> <p>Durch ihr Engagement im Heiligen Land&nbsp;kamen die Tempelritter&nbsp;mit Traditionen der jüdischen Welt, des Islam und nicht zuletzt der Antike in Berührung, die ihren mittelalterlichen Horizont enorm erweiterten.&nbsp;Ihre beachtlichen Erfolge auf technischem und finanziellem Gebiet lassen sich darauf zurückführen.&nbsp;Sie entwickelten ein eigenes Weltbild, das höchstwahrscheinlich als Fernziel die Vereinigung der monotheistischen Religionen&nbsp;anstrebte.&nbsp;</p> <p>Gleichzeitig musste der Ritter-Orden&nbsp;erkennen, dass sein neu erworbenes Wissen für das abergläubische mittelalterliche Europa noch nicht nachvollziehbar war und deshalb Schwierigkeiten heraufbeschwören musste.&nbsp;So wurde vieles geheim gehalten, und aus diesen Geheimnissen entstanden sowohl die „Arroganz der Wissenden“ als auch viele Legenden.</p>
Nach April 1314

Paris * Wirklich aufgehoben wird der „Orden der Tempel-Ritter“ nur in Frankreich.

In Aragón werden sie ähnlich wie in Frankreich behandelt, in England ergreift King Edward II. zunächst die Partei des Ordens und schwenkt später - nur widerwillig - auf die päpstlich-französische Linie ein, sodass die „Tempelritter“ der Verfolgung größtenteils entgehen.

In Schottland wird die „päpstliche Bulle“ nie verkündet, weshalb der „Templerorden“ dort ungehindert fortleben kann.

Im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ findet eine Verfolgung der „Templer“ nicht statt. Sie schließen sich nach der offiziellen Auflösung des „Ordens“ den „Johannitern“ oder dem „Deutschen Orden“ an.

20. April 1314<p><strong><em>Roquemaure</em></strong> * Der <em>„verfluchte Papst“</em> Clemens V. stirbt im Jahr der Ermordung der Tempelherren&nbsp;in Roquemaure in Frankreich.</p>
29. Dezember 1314

Frankreich * Frankreichs König Philipp IV., der sich bei der Verfolgung der Templer hervorgetan hat, stirbt.


1318

1318

Portugal * In Portugal werden die „Tempel-Ritter“ durch einen Untersuchungsausschuss von jedem Verdacht freigesprochen.

Sie ändern ihren Ordensnamen in „Christusorden“.

Dieser widmet sich in der Folgezeit der Seefahrt und hat so berühmte Mitglieder wie Vasco da Gama und Heinrich den Seefahrer.
Die portugiesischen Schiffe segeln deshalb auch unter dem berühmten „Tatzenkreuz der Templer“.


1330

1330

Au * Die Münchner bauen in der Höhe der heutigen Marienklausenbrücke ein Wehr in die Isar, um damit das Flusswasser für die Festungsgräber, die Mühlen, die Floßlände und die Holztrift zur Stadt hin aufstauen zu können.

Dadurch entsteht zwischen der Isar und dem Hochufer ein Streifen Trockenland - die Au. 


1443

1443

Untergiesing * Der Müller Oswalt Rueshaimer ist im Besitz der „Giesinger Mühle“ „für drei Leben“, was soviel bedeutete, wie für die Lebenszeit von drei Familienangehörigen, hier: Vater, Mutter, Kind.


1511

Wahrscheinlich 1511

Au * Herzog Wilhelm IV. lässt in der Au ein Jagdschoss erbauen, das spätere „Schloss Neudeck“


1515

Ab 1515

Untergiesing * Der Müller Kunz Hochstetter ist Besitzer der „Giesinger Mühle“.


1530

1530

Untergiesing * Die Familie Rampoger besitzt die „Giesinger Mühle“.


1555

1555

Au * Die „Riegermühle“ wird durch Herzog Albrecht V. neu erbaut. 

29. Oktober 1555

Au * In einem Lehensbrief wird die Übergabe der Mühle in der Au an Melchiors Sohn, Ulrich Diefstetter, beschrieben.

„Von gottes genaden Wir Albrecht Pfalenzgraue bei Rhein, Hertzog in Obern und Nidern Bairn Bekennen mit dem offen brief, Das Wir Ulrichen Diefsteter Klingenschmid dem Mullschlag Ihenhalb [jenseits] der Iser an dem Rain auf dem pach zwischen der Mull Neideckh vnnd der Yserbrukchen, darauf yetzt ain Plathamer vnnd Schleifmull stet, mit sambt den Wasserflussen daselbey, in vnnserm Lanndgericht Wolfertzhausen gelegen, [...] zur rechten lehen verliehen haben, vnnd verleihen Ime solches alles vnnd yedes mit seinen erenrechten gerechtigkaiten ein vnnd zuegehorungen hiemit wissentlich vnnd crafft ditz briefs [...].“


1597

1597

Untergiesing * Hanns Spätt ist Müller auf der „Giesinger Mühle“.


1631

1631

Untergiesing * Hans Spätts Sohn Georg betreibt die „Giesinger Mühle“.


1635

1635

Untergiesing * Vater und Sohn Schmid besitzen die „Giesinger Mühle“.

Diesen folgen bis zum Jahr 1800 die Familien der Streicher, Brand und Loiblmayer.


1690

1690

Au * Die Münchner Bäcker errichten - sehr zum Ärger der Auer Bäcker - ein „Brothäusl“ auf dem innerhalb des „Münchner Burgfriedens“ gelegenen Gasteigbergs.


1705

1705

Schottland - Portugal - Norditalien * Da der „Templerorden“ in Schottland, Portugal und Norditalien nie offiziell aufgelöst wird, kann er sich als „militärisch-christlicher Laienritterorden“ neu formieren und die „Ordensstatuten“ neu verabschieden.


1710

23. Januar 1710

Meißen * Kurfürst August der Starke von Sachsen und König von Polen gründet Europas erste Manufaktur für Hartporzellan, nachdem es dem Alchymisten Johann Friedrich Böttger im Jahr zuvor gelungen war, erstmals Porzellan herzustellen.


1724

18. August 1724

Au * Johann Georg Messerer erhält die Weißbiergerechtigkeit und bald darauf auch die Braunbier- und Branntwein-Ausschank-Gerechtigkeit. Messerer muss viel Geld in den Umbau des Hauses und die Urbarmachung seiner Gründe investieren.

Die Falkenau ist noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Isarau. Auch einige Häuser sind entstanden. Da aber Herzog Ferdinand Maria Innocenz, der Bruder des Kurfürsten Carl Albrecht, um das Jahr 1730 die Falkenau zur Hühnerjagd nutzen will, dürfen auf den öden Gründen keine weiteren Häuser errichtet werden. Man überlegt sogar, die vorhandenen Tagwerkerhäuser abzutragen, „weil in den Gebüsch der Auen allerhandt herrnlose Pursch und zimblich ybl renomiertes Angesindl zu großer Beschwerdte vnd besorglichen Unhäyls der ganzen Nachbarschaft“ sich aufhält.


1729

1729

München * Kurfürst Carl Albrecht stellt den Dresdner „Glas- und Spiegelmacher“ Elias Vater an, weil dieser behauptet, er könne Porzellan herstellen. 

Wie sich bald herausstellt, ist Vater aber nur ein Hochstapler. 


1747

1. November 1747

Au * Im ehemaligen Hofmarkschloss Neudeck beginnt der Münchner Hafnermeister Franz Ignatz Niedermayer mit der Herstellung von Hartporzellan. Er kommt aber über feine Hafnerware nicht hinaus. Das Datum gilt trotzdem als Gründungsdatum der Nymphenburger Porzellanmanufaktur.


1753

September 1753

Au * Joseph Jakob Ringler aus der Wiener „Kaiserlichen Porzellanmanufaktur“ kommt in die Au.

Er kennt die richtige Zusammensetzung der Rohporzellanmasse und versteht etwas vom Bau der Brennöfen.


1760

Um 1760

Untergiesing * Der „Hofbankier“ und „Kommerzienrat“ Franz Anton von Pilgram erweitert seine Grundstücke durch weitere Zukäufe. 

Er baut auf seinem Grund - „am Weg nach Harlaching“ - ein Schlösschen mit einer herrlichen Gartenanlage und beantragt anschließend beim Kurfürsten Carl Theodor die Erhöhung seines Hauses zu einem „Edelsitz“

In seinem Antrag führt der „Hofbankier“ aus, dass er ein „nächst Obergiesing nahe der Isar liegendes, dem Revier Ehre machendes und denen Baulauten zu Gutem gediehenes Gebäude und Garten in einem Umfang von 5 - 6 Tagwerk“ besitzt, worauf er „bei seinen treibenden konfiderablen Geschäften ein und andere Täge mit Beschaulichkeit des nützlichen Landlebens verbringe und welchen Besitz er seinen Erben als ehrendes Andenken hinterlassen möchte“

Dann folgt die Bitte, dem bestehenden und durch Zukäufe noch zu erweiternden Besitz zum „Adelssitz Pilgramsheim“ zu erheben.


1763

18. April 1763<p><strong><em>München-Nymphenburg - Neuhausen</em></strong> * Franz Anton Bustelli stirbt im Alter von 40 Jahren.&nbsp;Er wird am Friedhof an der Winthirstraße beigesetzt.</p>

1765

1765

Schloss Nymphenburg * Die „Nymphenburger Porzellanmanufaktur“ beschäftigt 187 Personen.


1800

Um 1800

Paris * Napolèon Bonaparte gestattet die „Wiederzulassung des Templer-Ordens“ in Frankreich.

Die „katholische Kirche“ weigert sich aber, den „Orden“ offiziell wieder anzuerkennen.


1803

1803

Untergiesing * Mit der „Säkularisation“ und der damit verbundenen Klosterauflösung wird der „Kurfürstentum Baiern“ Eigentümer der „Giesinger Mühle“.

5. September 1803

Au * Das Landgericht München bezieht die Räume im ehemaligen Kloster Lilienberg. Es umfasst neben den Orten des Gerichts ob der Au das Amt Perlach vom Landgericht Wolfratshausen, das Gebiet Neuhausen vom Landgericht Dachau, die Gebiete Gauting und Germering aus dem Landgericht Starnberg sowie Fröttmaning und Garching aus dem Landgericht Kranzberg. Dazu die Orte Ismaning, Ober- und Unterföhring, Daglfing und Englschalking aus dem kurz zuvor staatlich eigenständigen Fürstbistum Freising.


1810

1810

Untergiesing * Der „Bayerische Staat“ verkauft die „Giesinger Mühle“ an den Müller Simon Westermaier.


1825

11. September 1825

München-Kreuzviertel - Königreich Baiern * Als drittes Gesetz wird zu den Bestimmungen über Heimat, Ansässigmachung und Verehelichung noch das Gesetz über das Gewerbewesen beschlossen, um „die Hindernisse des Kunstfleißes zu beseitigen“ und „die Ausbildung in den Gewerben zu befördern“. Während die Fabrikbesitzer die völlige Gewerbefreiheit fordern, wollen die Vertreter des Handwerks letztlich die bestehende Zunftverfassung behalten und sogar noch erweitern.

Die Ständeversammlung beschließt einen Kompromiss, in dem ein Konzessionssystem im Mittelpunkt steht. Danach ist die Ausübung eines Gewerbes von der Erteilung einer Gewerbekonzession abhängig. Diese wird von der staatlichen Polizeibehörde erstellt. Sie darf nicht versagt werden, wenn

  • der Bewerber die erforderlichen Fähigkeiten besitzt und
  • der Unterhalt der anderen Gewerbetreibenden durch die Erteilung der Konzession nicht gefährdet wird.

Die bestehenden Realrechte, worunter man die Verkäuflichkeit und Vererbbarkeit des Handwerks versteht, bleiben von dieser Reform ebenso wie die radizierten Gewerbe unberührt. 


1837

1837

Untergiesing * Der Bankier und Besitzer der „Untergiesinger Lederfabrik“, Arnold von Eichthal, erwirbt das „Schrafnagelmühle“ [„Giesinger Mühle“] genannte Anwesen.


1838

6. Juli 1838

München - Untergiesing * Arnold von Eichthal stirbt. Sein Bruder, Simon von Eichthal, kauft die Giesinger Mühle den Erben um 57.000 Gulden ab.


1839

1839

Untergiesing * Die Nachfrage nach „lackiertem Leder“ ist - sowohl im Inland, wie auch im Ausland - so enorm hoch, dass der neue Besitzer, der „Hofbankier“ und „Großspekulant“ Simon Freiherr von Eichthal, die „Untergiesinger Lederfabrik“ in den Jahren von 1839 bis 1865 in mehreren Schritten erweitern lassen muss.


1853

1853

Untergiesing * Simon von Eichthal erhält die Konzession zur Umwandlung der „Giesinger Mühle“ in eine „Kunstmühle“.

Als solche bezeichnet man in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen technisch voll automatisierten Mühlenbetrieb, bei dem der Transport des Getreides zu den „Reinigungsmaschinen“, den „Schälmaschinen“ und den „Spitzgängen“, von diesen zu den „Mahlgängen“, „Sortiermaschinen“ usw. durch mechanische Vorrichtungen in Gang gehalten wird und sämtliche Arbeiten vollautomatisch ablaufen.


1864

Um April 1864

München-Englischer Garten - Schwabing * Das „Maillot-Schlösschen“ wird umgebaut und als „Restaurant“ für den „Zoologischen Garten“ am Westrand des „Englischen Gartens“ genutzt.


1866

21. August 1866

München-Englischer Garten * Der Zoo des Kaufmanns Benedikt Benedikt am Westrand des Englischen Gartens ist nach drei Jahren schon wieder bankrott. Die Versteigerung des auf 118.000 Gulden geschätzten Geländes wird anberaumt, doch es findet sich kein Käufer. Das Gelände übernimmt die Stadt, die Wirtschaftsgebäude werden für den Betrieb eines Kaffeehauses verpachtet.


1869

Januar 1869

München-Englischer Garten - Schwabing * Die Unternehmer eines kleinen, aber populären zoologischen Museums in München, Leven & Sohn, beantragen bei der Stadt, den ehemaligen „Benedikt-Tierpark“ zu pachten.

Der „Zoologische Garten“ am Westrand des „Englischen Gartens“ soll wieder mit lebenden Tieren bevölkert und ein „Seewasseraquarium“ eingerichtet werden.
Bei Erfolg wollen sie das Anwesen kaufen.

Dezember 1869

München-Englischer Garten - Schwabing * Die Unternehmer Leven & Sohn werden als Pächter des „Zoologischen Gartens“ am Westrand des „Englischen Gartens“ erwähnt.


1871

1871

München-Untergiesing * Die Untergiesinger Lederfabrik ist zu einem der bedeutendsten Unternehmen Münchens aufgestiegen.


1872

Vor 1872

München-Englischer Garten - Schwabing * Scheinbar haben sich die Unternehmer Leven & Sohn etwas zu Schulden kommen lassen, denn seither bezahlt ein Joseph Hermann die Pacht.

Ob aber das Antreffen von „ein Paar Frauenzimmer zweideutigen Rufes“ zur Kündigung des Pachtvertrages geführt haben, ist unklar.

Jedenfalls lässt sich Joseph Hermann „die Hebung des Unternehmens sehr angelegen sein.
Er richtete im ehemaligen Schlössl eine feudale Restauration ein und suchte dem Publikum möglichst viel zu bieten.
Da war ein Raubtierhaus, auf einem Hügel ein Bärenzwinger, ein Affenhaus, Singvögelhäuser, ein wildverwachsner Wasserfall
[...]. Die Münchner kamen gern heraus und ließen sich's wohl sein.
[...] Auch für artistische Darbietungen sorgte der Pächter und ließ Seiltänzer wie Blondin und Miss Victoria auftreten.
Und besonders schön und beliebt war's an Sommerabenden, wenn im Zoologischen ein wenig getanzt wurde“
.

1872

München-Englischer Garten - Schwabing * Der „Zoo“ am Westrand des „Englischen Gartens“ schließt endgültig seine Pforten.

Der Münchner „Textilgroßkaufmann“  und „Königlich Spanische Konsul“ Michael Rosipal kauft das „Maillot-Schlösschen“ um 70.000 Gulden und macht es zur „Villa Rosipal“.
Er nutzt es rein für private Zwecke und übergibt es seinen Sohn Carl Rosipal.


1873

Ab 1873

München * Dritte „Cholera-Epidemie“ bricht in München aus.

Sie führt zur Umsetzung der von Professor Max von Pettenkofer vorgeschlagenen hygienischen Maßnahmen der Stadtsanierung:

  • den Bau der „Schwemmkanalisation“,
  • einer „zentralen Wasserversorgung“ und
  • dem zentralen „Schlacht- und Viehhof“.

Damit wird München, als eine der schmutzigsten Städte die „sauberste Stadt Europas“.


1880

1880

München-Untergiesing * Die von dem „Bayerischen Hofbankier“ Simon von Eichthal mitbegründete „Bayerische Hypotheken- und Wechselbank“ ersteigert die „Giesinger Mühle“ um 80.000 Mark,

30. Juli 1880

München-Au * Die Gesellschaft für Lindes Eismaschinen, Wiesbaden, kauft die Spießmühle in der Au mit den dazugehörigen Wasserechten.


1881

1881

München-Au * Installation der Wasserturbine und der Linde-Kälteanlage für das Eiswerk mit einer Leistung von 80 Tonnen Blockeis am Tag.


1882

1882

München-Untergiesing * Die „Bayerische Hypotheken- und Wechselbank“ verkauft die „Giesinger Kunstmühle“ an die „Kunstmühle Bavaria AG“.


1883

1883

München-Untergiesing * Die „Kunstmühle Bavaria AG“ baut die „Giesinger Kunstmühle“ zur zweitgrößten Mühle Münchens und der größten „Mahlmühle“ östlich der Isar um.

Nur die „Tivoli-Mühle“ am „Englischen Garten“ ist auf Münchner Gebiet noch größer.
Damit gilt die Mühle als „Handelsmühle“.
Zuvor war sie jahrhundertelang eine sogenannte „Bachmühe“.


1894

1894

München-Untergiesing * Die „Giesinger Mühle“ gehört der „Münchner Bäcker-Innung“, deshalb der Name „Bäcker-Kunstmühle“.

Sie kauft die Mühle „mit allem lebenden und toten Inventar“ für 482.000 Mark. Nach umfangreichen Umbauarbeiten kann die Mühle noch im gleichen Jahr als „Bäcker-Kunstmühle der Bäcker-Innung München“ eröffnet werden.

Die Wasserkraft des „Auer Mühlbachs“ erzeugt hier 200 PS. Die Turbine wird circa 50.000 Stunden im Jahr betrieben. Der Elektromotor leistet 50 PS und läuft an etwa 1.500 Stunden im Jahr.

In dem vollautomatischen Mahlbetrieb gibt es zwei getrennte Mahlsysteme, in denen 2.995 Tonnen Roggen und 6.412 Tonnen Weizen, also eine Gesamtleistung von 9.407 Tonnen im Jahr, gemahlen werden können.


1900

Um 1900

München * Der durchschnittliche Stundenlohn für eine Speisträgerin, ein sogenanntes Mörtelweib, liegt bei 22 Pfennige. Ein männlicher Mörtelträger erhält für die gleiche Arbeit 50 Pfennige in der Stunde. Die Mörtelweiber arbeiten im Akkord und bilden zu je Zweien eine Partie, die in einer Trage den Mörtel, auch Speis genannt, zu den Maurern hinaufbringen.

Besonders in den Bauboom-Jahren vor der Jahrhundertwende sind die Mörtelweiber in ihren dicken, unförmigen und langen Röcken, ihren kalkzerfressenen Blusen und den straff gebundenen Kopftüchern, aus dem Münchner Stadtbild nicht wegzudenken. Den robusten und anspruchslosen Frauen und Mädchen, die für Hungerlöhne Fronarbeit leisten, ist der Aufbau Münchens in der Gründerzeit zu verdanken. Der Arbeitstag dieser Frauen beginnt um sechs Uhr früh; dabei befindet sich die Baustelle oft in der entgegengesetzten Richtung, irgendwo in Schwabing oder in Nymphenburg, was erstmals einen - zum Teil - mehrstündigen Fußmarsch - schon vor Arbeitsbeginn - bedeutet.

Zur Brotzeit „gönnt“ man sich eine Halbe Bier, ein paar „Maurerloabe und einige Radi“. Mittags gibts einen Krug Bier, mehrere Scheiben Brot und „ein Fünftel warmen Leberkäs’ minderer Sorte“. Das „Nachtessen“ besteht aus Bergen von gerösteten Kartoffeln mit Zwiebeln.


1926

1926

Molsheim * Der erste „Bugatti Royale“ (Chassis 41-111) wird hergestellt.
Die Konstruktion des Typs 41 führt Jean Bugatti aus, Ettore Bugattis Sohn.

Wie damals im Luxuswagen-Markt üblich, liefert die Firma Bugatti nur das „Rolling Chassis“, also, das Fahrgestell mit allen Komponenten samt Motor und Kühlergrill, während die Gestaltung des Aufbaus unabhängigen Karosseriebauunternehmen überlassen wird.

Ettore Bugatti behält jedoch die Kontrolle über sein Projekt, indem er die Lieferung des Chassis von seiner Zustimmung zum ausgewählten Karosseriebauer und zum Karosserie-Entwurf abhängig macht:
Nur die angesehensten Firmen und die geschmackvollsten Aufbauten sollen für seinen „Royale“ gut genug sein.
Jean Bugatti zeichnet einige dieser Entwürfe. 


1930

Februar 1930

München-Untergiesing * Der „Faschingszug“ fällt aus.

Im „Tierpark Hellabrunn“ wird ein Ersatzfasching abgehalten, bei dem sich der „Cowboy Club München Süd“ mit 17 Reitern, einem Wagen und Fußvolk präsentiert.
Eine Münchner Zeitung erklärt daraufhin den „CCMS“ zum „Höhepunkt des Zuges“

23. August 1930

München-Untergiesing * Der Cowboy Club München Süd beteiligt sich am „Großen Kinderfest“ im Tierpark Hellabrunn. Als Motto wird ausgegeben: „Ein Tag bei den Indianern.“ 


1933

30. Januar 1933

Berlin * Der Tag der sogenannten Machtübernahme. Adolf Hitler wird vom Reichspräsidenten Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er leitet eine Koalitionsregierung bestehend aus NSDAP, DNVP und Stahlhelm.


1938

1938

München-Untergiesing * Neben der „Bäcker-Kunstmühle“ wird ein 4.500 Tonnen fassender Getreide-Silo errichtet.


1939

1939

München-Untergiesing * In der „Bäcker-Kunstmühle“ sind insgesamt 31 Personen beschäftigt, davon 14 gelernte „Müller“ und zwölf Fahrer.


1941

1941

München-Untergiesing * Die „Bäcker-Kunstmühle“ wird in eine „Genossenschaft“ umgewandelt, da die „Bäcker-Innung“ nach den seinerzeit geltenden Gesetzen keine wirtschaftlichen Einrichtungen betreiben darf.

Die „Bäcker-Kunstmühle“ wird von den in der „Genossenschaft“ zusammengeschlossenen „Bäckermeistern“ gemeinschaftlich betrieben und dient ausschließlich zur „Förderung der Wirtschaft“ der Mitglieder.


1945

Nach Mai 1945

München-Untergiesing * Nach massiven Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wird die „Bäcker-Kunstmühle“ wieder aufgebaut und in das Eigentum der „Bäcker-Innung“ zurückgeführt.

8. Mai 1945

Deutschland * Der Tag der bedingungslosen Kapitulation oder Tag der Befreiung vom Nazi-Terror. Der Zweite Weltkrieg ist für Deutschland verloren.


1967

1967

München-Untergiesing * Die „Bäcker-Innung“ steigt auf die Barrikaden, nachdem sie die Hangauffahrt des „Mittleren Ringes“ zu überrollen droht.

Um Platz für die Hochstraße zu schaffen, musst damals ein Drittel des Bürotraktes der „Bäcker-Kunstmühle“ geopfert werden.
Ein Argument, mit dem sich die „Bäcker-Innung“ damals gegen die städtischen Straßenplaner wehrt, ist, dass die Versorgung der Münchner Bevölkerung mit Brot gefährdet sei.

Vor Gericht wird ihr eine Entschädigungssumme von 800.000 DMark zugesprochen, die anschließend zur Modernisierung in den Betrieb gesteckt wird.
Doch diese Investition ist zum Fenster rausgeschmissen.


1968

1968

München-Untergiesing * Der „Templer-Orden“ erwirbt von der „Landeshauptstadt München“ die unter Denkmalschutz stehende ehemalige „Winterhalter-Villa“ an der Birkenleiten 35 und baut sie für seine Zwecke und Bedürfnisse aus.

Seither befindet sich hinter dem hohen schmiedeeisernen Gitter das „Trinitarion des orientalisch-orthodox-katholischen und kreuzritterlichen Chor- und Hospitaliter-Ordens der Templer e.V.“.
Und das ist auch richtig, bezeichnet aber nur den sozialen Bereich, den sich die hier befindliche „religiöse Ordensgemeinschaft“ auferlegt hat: die „Speisung der Armen“

Nichts aber deutet darauf hin, dass sich in der ehemaligen Villa des „Hofgoldschmieds und Juweliers“ Karl Winterhalter das „Archiconvent des Templerordens“, also der Hauptsitz der „Templer-Ordensgemeinschaft“ in Deutschland befindet.


1974

15. August 1974

München-Untergiesing * „Der Wettbewerb unter den Mühlenbetrieben wurde in den folgenden Jahren so hart, dass die von der Einkaufs- und Liefergenossenschaft als Pächterin betriebene Mühle immer stärker in die roten Zahlen geriet“, erklärt der Obermeister der Bäckerinnung, der damalige Stadtrat Heinrich Traublinger. Jetzt flattert die schwarze Fahne auf dem Dach des traditionsreichen Mühlenbetriebs.

Die Bäcker-Kunstmühle wird in diesem Jahr aufgrund eines Gesetzes „Zum Abbau von Überkapazitäten im Mühlengewerbe“ - für die Entschädigungssumme von 1,7 Millionen DMark - eingestellt. Das Grundstück wird an das Ingenieurbüro Obermayer vergeben, dass das heute an dieser Stelle stehende Bürohochhaus erbaut. 


1979

1979

München-Untergiesing * Nachdem die Turbinen der ehemaligen „Bäcker-Kunstmühle“ mehrere Jahre stillstanden, erweckt sie der Kfz-Mechanikermeister Günter Tremmel - mit viel Geld, Engagement, Überzeugungskraft und noch mehr Eigenarbeit - zu neuem Leben.

Diese Fähigkeiten sind die notwendigen Voraussetzungen dafür, dass der aus Bad Feilnbach stammende Techniker sein Ziel erreichen kann.


1986

26. April 1986

München-Untergiesing * Ein Wasserkraftwerk an der Bäcker-Kunstmühle entsteht. Die Verhandlungen zwischen Günter Tremmel und der Landeshauptstadt München ziehen sich bereits sieben Jahre hin, bis sich schließlich die Katastrophe im Kernkraftwerk von Tschernobyl ereignet. Diese führt dazu, dass sich erstmals breite Gesellschaftsschichten mit den Gefahren der Kernkraft konfrontiert sehen. 

Die bislang nur in kleinen Gesprächszirkeln diskutierten Fragen nach alternativen Energie- und Technologieformen erfasst nun auch das Interesse der Öffentlichkeit und führen zum Umdenken. Nicht mehr einzelne Energieformen sind gefragt, sondern ein Mix aus einer Vielzahl von alternativen und wieder erneuerbaren Energien werden das Ziel, Forderungen nach einem Ausstieg aus der Atomkraft werden erstmals laut formuliert.

Oktober 1986

München-Untergiesing * Tschernobyl beschleunigt auch die zähen Verhandlungen mit der Stadt, sodass ein auf dreißig Jahre befristeter Pachtvertrag unterschrieben werden kann.


1987

Ab November 1987

München-Untergiesing * Günter Tremmel baut bis zum Frühjahr 1988 ein damals einzigartiges, wasserbetriebenes Kleinkraftwerk, das mit seinen zwei Turbinen jährlich circa 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, die in das Netz der „Stadtwerke“ eingespeist werden.

Mit dieser privaten Initiative erreicht der Mechanikermeister, dass etwa 620 Münchner Haushalte mit elektrischer Energie versorgt werden können. Die 850.000 DMark teuere Investition benötige rund fünfzehn Jahre, bis sie schwarze Zahlen schreibt.

Doch Günter Tremmel sieht in dem Kraftwerk mehr die Verwirklichung eines privaten Traumes und eine energiepolitische Zeichensetzung, als eine wirtschaftliche Investition.

An der Südseite des Kleinkraftwerkes finden sich deshalb folgende Zeilen:
„Untätig war des Wassers Lauf -
und niemand achtete darauf
Hier war die Wasserkraft vergessen,
weil von Atomkraft man besessen
Was doch des Menschen stolzer Wahn
in der Natur zerstören kann
Das möge man bedenken;
in Zukunft sollte die Vernunft uns lenken
Vergeßt nicht unsere Wasserkraft

und laßt sie uns erhalten -
Das mahnten schon die Alten.“


1989

1989

München-Untergiesing * Alfons Scharf beginnt mit der Sanierung seines in „Blockbauweise“ erbauten Hauses „Am Mühlbach 4a“ aus dem Jahr 1860.


1991

1991

Jerusalem * Der „Sitz des Templer-Ordens“ ist in Jerusalem.


1996

1996

Köln * Der „Templer-Ritterorden“ nennt sich jetzt „Ordo Militiae Templi Hierosolymitani“ - „Christlicher Ritterorden vom Tempel zu Jerusalem“.

Der Sitz des „Internationalen Generalsekretariats“ ist Köln.

  • Der „Orden“ hat circa fünftausend Mitglieder und ist in dreißig „Priorate“ gegliedert.
  • An der Spitze der Ordensleitung steht ein „Großmeister“.
  • Männer und - inzwischen auch - Frauen können ab dem 18. Lebensjahr „Ordensritter“ und „Ordensdamen“ werden.
  • „Ziele des Ordens“, der auch „karitativ tätig“ ist und Einrichtungen in Palästina und Israel unterstützt, sind die „Förderung der Einheit aller Christen“ und der „Erhalt der christlichen Kultur des Abendlandes“.

1997

1997

München-Untergiesing* Neben dem „Fassadenpreis“ erhält Alfons Scharf auch die „Bayerische Denkmalschutzmedaille“ für sein Haus „Am Mühlbach 4a“.


2000

Um 2000

München-Untergiesing * Inzwischen hat die „Templer-Ordensgemeinschaft“ das Anwesen an der Birkenleiten 35 gekauft.

Das im „Glockenturm“ befindliche „Geläute“ besitzt einundzwanzig Glocken und ist damit das größte im süddeutschen Raum.


2014

31. März 2014<p><strong><em>München-Au</em></strong> * Der Mietvertrag des Sanitärgroßhandels im Kegelhof in der Au&nbsp;läuft aus. Nun kann die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG&nbsp;mit der Weiterentwicklung des Komplexes Kegelhof&nbsp;beginnen.&nbsp;</p>
31. Juli 2014

München-Au * Das Konzept für das Großprojekt Kegelhof wird vorgestellt. Das Gebäude entlang dem Auer Mühlbach wird abgerissen und mit 27 Wohnungen für Senioren neu aufgebaut. Unter dem Gelände entsteht eine Tiefgarage. Der Gebäudekomplex am Imma-Mack-Weg wird saniert und umgebaut. Unten bezieht die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG Büros, darüber kommen elf Wohnungen. 

12. September 2014

München-Untergiesing * Im Tierpark Hellabrunn wird die einhundert Jahre alte Kuppel des Elefantenhauses gesprengt. Das Ammoniak im Urin der Tier hat dem byzantinischen Kuppelbau aus dem Jahr 1914 so zugesetzt, dass er bereits 2010 wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt werden musste.  

Jetzt soll das Ensemble saniert und originalgetreu wieder aufgebaut werden. Dabei soll es mehr Platz für die Tiere geben. 


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