776
776 Bogenhausen * „Pubenhusen“, das heutige Bogenhausen, wird erstmals in einer Urkunde des „Klosters Schäftlarn“ genannt. |
1221
1221 Kloster Schäftlarn - München * In den „Annalen des Klosters Schäftlarn“ wird München erneut als „civitas“ (= Stadt) bezeichnet. |
1271
24. November 1271 München * Auf Bitten der Bürgerschaft Münchens teilt Bischof Konrad II. die Peterspfarrei. Der Grund: Weil
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1273
29. April 1273 München * Papst Gregor X. bestätigt die Gründung
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1293
23. Februar 1293 München * Der Ortsname „Gasteig“ wird erstmals aus Anlass einer Seelgeräte-Stiftung „den siechen auf dem Gasteig ze München“ genannt. Gasteig bedeutet Der gache Steig, der steile Weg. |
1315
1315 München-Graggenau - Mümchen-Angerviertel * Die „Freiung“ des Münchner Marktplatzes wird von König Ludwig „dem Baiern“ verbrieft. Damit kann nicht nur die zunehmende Verengung des Areals gestoppt werden. |
1327
13. Februar 1327<p><strong><em>München-Angerviertel</em></strong> * Beim <em>„ersten Hahnenschrei“</em> bricht im Angerkloster ein Feuer aus, das zum verheerendsten Stadtbrand der Geschichte Münchens wird. Fast ein Drittel der Stadt wird ein Opfer der Flammen. Dreißig Menschen sterben bei dem Großfeuer. </p> |
1340
1340 München * Im Münchner „Stadtrechtsbuch“ finden sich Bestimmungen über den Umgang im Brandfall. Dort heißt es: „Wenn es in der Stadt brennt, müssen zu dem Feuer kommen, sobald die Sturmglocke läutet, alle Bader und ihre Gehilfen, die Amt haben, und ihre Badergeräte mitbringen, die Maurer und Zimmerer mit ihren äxten und die Kornmesser und Salzmesser und die Salzlader und die Auflader und die Holzleut mit ihren äxten und was sie haben, das dem Feuer gut ist; - wer nicht kommt, verliert sein Recht in der Stadt für ein Jahr - was ihnen verdirbt, wird von der Stadt ersetzt“. |
1343
1343 München-Graggenau * Der „Bürgerbrunnen“, der spätere „Fischbrunnen“, wird erstmals genannt. In dieser Bezeichnung kommt seine zentrale Bedeutung für die ganze Bürgerschaft zum Ausdruck. |
1378
1378 München-Graggenau * Der „Bürgerbrunnen“ heißt jetzt „Marktbrunnen“. Er steht vor dem Haus des Hans Impler, an der Stelle des heutigen „Fischbrunnens“. |
1415
1415 München-Graggenau * Der „Weinschenk“ und „Salzsender“ Jakob Klewber besitzt in der Wein- und Landschaftsstraße ein Haus. An seiner Stelle befindet sich heute am „Neuen Rathaus“ das „Kloiber-Eck“ mit der plastischen Darstellung eines Holzhackers („kloiben“ = Holz hacken). |
1418
22. April 1418 München * Ein verheerendes Großfeuer zerstört weite Teil der Stadt. |
1422
1422 Au * Eine „Wasserstube am Gasteigberg“ wird erstmals genannt. |
1429
24. April 1429 München * Ein Brand legt große Teile der Stadt in Schutt und Asche. |
25. Juni 1429 Haidhausen * Im Interesse seiner eigenen Bauvorhaben, aber auch, um für den privaten Hausbau die Kosten zu senken, betreibt die Stadt München ihren ersten städtischen Ziegelofen in Haidhausen. |
1434
1434 Haidhausen * Die Stadt lässt einen „Ziegelmeister“ aus Straubing kommen, der den Haidhauser Lehm auf Tauglichkeit untersuchen soll. Gleichzeitig schickt die Stadtverwaltung Lehmproben nach Augsburg. Das Ergebnis ist eine schallende Ohrfeige für die Münchner „Hafner“, weil die Augsburger eine wesentlich bessere Qualität an Ziegeln herstellen konnten als die Münchner. Damit war eindeutig bewiesen, am Material liegt es nicht. |
1437
1437 München - Haidhausen * Der Bau des „Salzstadels“ sowie der durchgreifende Um- und Neubau der „Stadtmauer“ erfordert gewaltige Mengen an „Ziegeln“. |
1440
1440 Haidhausen * Die Stadt betreibt fünf „Ziegelwerke“ in Haidhausen. |
1444
1444 München - Haidhausen * Die Stadt kauft von den „Hochmeistern des Siechen- und Leprosenhauses“ 24 Bifang Lehmerde in Haidhausen. |
1445
6. März 1445 München * Baiernherzog Albrecht III. gibt den Befehl, wonach den Münchner Bürgern zwei Jahre lang Arbeiter aus dem Umland zur Hilfeleistung für die Schanzarbeiten geschickt werden sollen. Die „armen Leute aus Oberbaiern“ erhalten „genügend Brot und einen Zehrpfennig“. In Haidhausen und in der Au finden sie eine neue Heimat. |
1460
1460 München-Graggenau * Nach einem Blitzschlag in den Rathausturm und dem anschließenden Brand ist der Gebäudekomplex des Rathauses stark in Mitleidenschaft gezogen, weshalb man über einen Neubau nachdenkt. |
1467
1467 Au * Der städtische „Brunnenmeister“ und seine Knechte arbeiten an der am „Gasteigberg“ gelegenen „Wasserstube“ und am Rohrleitungssystem. |
1469
10. November 1469 München - Haidhausen * Die Stadt kauft eigens für den Bau der Frauenkirche einen Ziegelstadel in Haidhausen. Die Ziegel werden im Klosterformat gebrannt: 17,5 cm breit, 34 cm lang und 7,5 cm hoch. |
1470
1470 München-Graggenau * Jörg von Halspach, der als „Obrist-Maurer“ auch die „Frauenkirche“ erbaut, beginnt mit dem Neubau des [Alten] „Rathauses“. Sein Vorhaben konzentriert sich auf den nördlich des „Rathausturmes“ anschließenden Trakt, in dem in der Erdgeschosszone ein neues „Stadtgefängnis“ und ein von allen städtischen Bäckern bedientes „Brothaus“ entsteht. Über der Sockelzone des Neubaus wird ein großer „Fest- und Tanzsaal“ geschaffen, der dem Repräsentationsbedürfnis der Bürgerschaft und der Stadtherrschaft dient. Dazu muss zuvor der „Saalbau“ des ersten Münchner „Rathauses“ abgerissen werden. |
1470 Haidhausen * Auf 50 Öfen wird in Haidhausen „Ziegel“ gebrannt. |
1473
1473 Haidhausen * In 56 Öfen werden in Haidhausen über 782.000 Ziegel gebrannt. Die „Städtischen Ziegelmeister“ kaufen 356 Föße zum „Ziegelbrennen“ auf. |
1475
1475 München - Haidhausen * Neun von der Stadt benannte „Ziegelmeister“ werden genannt. |
1475 München * In der inneren Stadt dürfen keine Schweine gehalten werden. Im Bereich an der heutigen Erhardstraße werden auf städtischem Grund Schweinställe angelegt. |
1476
1476 München-Graggenau * Die Ausschmückung des „Fest- und Tanzsaales“ im „Alten Rathaus“ beginnt. Hier werden Erasmus Grassers „Moriskentanzfiguren“ aufgestellt. |
1477
Um Oktober 1477 München-Kreuzviertel * Die Umfassungsmauern der 109 Meter langen, 41,5 Meter breiten und 35 Meter hohen „Frauenkirche“ sind fertig gestellt. Der Nordturm ist 98,57 Meter hoch, der Südturm 98,45 Meter. Die Differenz beträgt 12 Zentimeter. |
1480
1480 München * Erasmus Grasser rechnet mit der „Stadtkammer“ die Herstellung von 16 „Moriskentänzern“ für das „Alte Rathaus“ ab. |
1487
11. November 1487 Haidhausen * Letztmals zahlt die Stadt die Pacht für das Abziegeln von Grundstücken der Familie Pötschner in Haidhausen. Ab sofort wird der eigens für den Bau der Frauenkirche gepachtete Ziegelstadel nicht mehr gebraucht. |
1488
1488 München-Kreuzviertel * Der Bau der „Frauenkirche“ ist vollendet. |
1490
1490 München-Kreuzviertel * Die „Salveglocke“ wird im Nordturm der „Frauenkirche“ aufgehängt. |
Um 1490 München-Kreuzviertel * Im Auftrag Herzog Albrechts IV. entsteht in der Frauenkirche ein Hochgrab für Kaiser Ludwig den Baiern aus Rotmarmor. |
1492
1492 München-Kreuzviertel * Die „Salvatorkirche“ wird als „Friedhofskirche“ für die „Frauenkirche“ von Lukas Rottaler erbaut. |
1492 München * Andrea de Franceschi, der spätere „Großkanzler von Venedig“, beschreibt München als eine vornehme Stadt, „citta noblissima“, mit prächtigen, mit Kieslsteinen gepflasterten Straßen und mit breiten Plätzen, in deren Mitte sich Brunnen befinden. |
1511
1511 Au * Münchens ältestes „Brunnhaus“, das „Wasserhaus am Isarberg“, wird gebaut und in der Folgezeit mehrmals umgebaut und auf den technisch neuesten Stand gebracht. Die aus dem Isarhochufer austretenden Quellen werden gefasst und danach in Bleirohren dem „Brunnhaus“ zugeführt. Mit einem „Wasserhebewerk“ aus Holz wird dann das Quellwasser in einen kupfernen Kessel im obersten Stockwerk des „Wasserturms“ gedrückt. Vom Kessel wird das Wasser mit Druck „in hölzerne Deichen über die Isar in die Stadt geleitet, und durch unzählige äste vertheilt. Es läßt sich leicht denken, daß bey diesem großen Wasserreichtume, in den vielen Privatgärten an herrlichen Springwässern, kein Mangel sey“. |
1517
1517 München * Weder die vorhandenen „Ratsprotokolle“ noch die „Kammerrechnungen“ enthalten den geringsten Hinweis auf das Herrschen einer Pest in München. Auf dieses „Pestjahr" geht - angeblich - der im „Glockenspiel des Neuen Rathauses“ dargestellte „Schäfflertanz“ und der „Metzgersprung“ zurück. |
1518
1518 München * Mit der „Landes- und Polizeiordnung“ von 1518 und der „Gerichtsordnung“ von 1520 wird die Grundlage für eine einheitliche „Gerichtsverfassung“ und ein einheitliches „Gerichtsverfahren“ geschaffen. |
1523
1523 München-Graggenau * Am „Marktbrunnen“ wird eine Glocke angebracht. Mit ihr wird die „Marktzeit“ ein- und ausgeläutet. |
1523 Rom-Vatikan * Die Heiligsprechung Bischof Bennos von Meißen löst einen konfessionellen Streit aus. Martin Luther verfasst eine Schrift mit dem Titel: „Wider dem neuwen Abgott und alltem Teuffel der zu Meyssen soll erhoben werden“. |
1525
Etwa 1525 München-Graggenau * Der „Marktbrunnen“ trägt die Bezeichnung „Fischbrunnen“, weil bei ihm der „Fischmarkt“ stattfindet. |
Bis 1525 München-Kreuzviertel * Die „welschen Hauben“ werden auf die Türme der „Frauenkirche“ gesetzt. |
1554
1554 München-Kreuzviertel * Die Stadt lässt nördlich des „Neuhauser Tores“ ein zweites „Brunnwerk“ errichten, das sogenannte „Gasteiger Brunnhaus“ am heutigen „Künstlerhaus“. |
1555
1555 München * Die ältesten Münchner „Wasserbriefe“ beurkunden die Wasserabgabe aus den städtischen „Brunnhäusern“ an Privatpersonen. |
1556
1556 Au * Das „Wasserhaus auf dem Isarberg“ wird auf den neuesten Stand der Technik gebracht. |
1568
24. Februar 1568 München-Graggenau * Herzog Wilhelm V. und Renata von Lothringen feiern auf dem Schrannenmarkt mit einem festlichen Turnier (24. Februar) und anderen öffentlichen Unterhaltungen ihre Vermählung. Es findet sich im Glockenspiel am Neuen Rathaus wieder. |
1571
1571 München - Au * Der Herzog muss einen Streit zwischen den Münchner und den Auer „Schneidern“ schlichten. Es endet damit, dass die Münchner ihre Schmähungen und Herabsetzungen zurücknehmen müssen. Dafür müssen es die Auer künftig unterlassen, mit Elle und Schere „auf die Stör“ in die Stadt zu kommen. Sie dürfen nur Schneiderarbeiten annehmen, die man ihnen bringt. |
1582
1582 Salzburg * Der „Augsburger Schied“ vom 14. Juni 1158, Münchens 34 x 44 Zentimeter große Geburtsurkunde aus Pergament, wird erstmals in Wiguläus Hunds „Metropolos Salzburgensis“ veröffentlicht. Die Urkunde fällt in dem umfangreichen Werk aber kaum auf. |
1587
1587 Au - Haidhausen * Die „herzoglichen Brunnwerke“ am „Lilienberg“ und im „Brunnthal“ gehen in Betrieb. |
1600
Ab 1600 Au * Die durchgeführte vollständige Erneuerung des „Isarberg-Brunnhauses“ verschlingt über 5.000 Gulden. |
1606
1606 München-Kreuzviertel * Herzog Maximilian I. lässt das Hochgrab des Kaisers Ludwig des Baiern abbauen. Die Deckenplatte wird jetzt nur knapp über dem Boden verlegt. |
1616
Um August 1616 Au * Nach einer lang anhaltenden Dürre reicht das Wasser zum Antrieb des „Wasserrades“ im „Brunnhaus am Isarberg“ nicht mehr aus. Angeheuerte Tagelöhner müssen das Rad sechs Wochen lang mit ihrer Körperkraft antreiben. |
29. September 1616 München * Mit dem Landrecht Herzog Maximilians I. wird die endgültige Rechtseinheit in Baiern hergestellt, die alle Rechtsgebiete umfasst. Damit ist Baiern eines der wenigen deutschsprachigen Territorien, das über eine systematisch erfasste und in allen Rechtsangelegenheiten abgestimmte Landesgesetzgebung verfügt. Die Landes- und Polizeiordnung enthält:
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1618
1618 München * München verfügt über 1.771 „bürgerliche Gerechtigkeiten“, einschließlich des „Handels“. |
1619
Ab 1619 München-Kreuzviertel * Zwischen 1619 und 1622 entsteht in der Frauenkirche über der Deckenplatte für Kaiser Ludwig dem Baiern der bronzene Kenotaph. Das Ludwigsmonument befindet sich nahe dem Bennobogen. |
1624
Ab 1624 München-Graggenau * Das „Alte Rathaus“ verliert sein gotisches Gesicht. Es wird im Stil der Spätrenaissance umgestaltet. |
1625
Etwa 1625 München-Graggenau * Der „Marktbrunnen“ trägt die Bezeichnung „Fischbrunnen“. Bei ihm findet der „Fischmarkt“ statt. |
1628
1628 Oberpfalz * „Bücherverbrennungen“ in der rekatholisierten Oberpfalz. |
1637
12. Dezember 1637 München * Kurfürst Maximilian I. teilt dem Münchner Rat - ohne Rücksicht auf dessen Bestimmungsrecht über den Marktplatz - selbstherrlich mit, er werde „der Heiligen Himlkönigin zu Ehrn, und ewiger gedechtnus, ein offentliches Monumentum, von einer Seulen, und darauf stehenden unnser lieben Frauen Bildtnus, mitten deß Plazs, aufrichten“. Die Arbeiten beginnen zwei Tage später. Er begründet dies mit der „unbezweifelbaren Fürbitte der Himmelskönigin und Muttergottes“, die als Patronin und Beschützerin das Land und die Stadt „von Brand und anderm feindlichen Verderben behütet und errettet“. Der Rat der Stadt, der zu dieser Entscheidung nicht herangezogen worden ist, muss dies unwidersprochen hinnehmen, obwohl die Stadt seit dem Jahr 1315 das Privileg Kaiser Ludwigs des Baiern besitzt, alleine über die Bebauung des Platzes bestimmen zu dürfen. Auf dem zentralen Platz der Bürgergemeinde München ist künftig der Landesherr mit einer persönlichen Votivgabe präsent. |
1648
1648 Osnabrück * Bei den „Osnabrücker Friedensverhandlungen“ wird der „Kalender“ zur „weltlichen Angelegenheit“ erklärt. |
1672
1672 München-Graggenau * Der „Alte Rathausturm“ wird renoviert und mit einem Zwiebelturm abgeschlossen. |
1690
1690 Au * Die Münchner Bäcker errichten - sehr zum Ärger der Auer Bäcker - ein „Brothäusl“ auf dem innerhalb des „Münchner Burgfriedens“ gelegenen Gasteigbergs. |
1691
1691 Berg am Laim - Ramersdorf * Der Kölner Kurfürst und Erzbischof, Joseph Clemens, lässt den „Kölner Ziegelstadel“ erbauen. Er befindet sich zwischen der Straße nach Ramersdorf (Rosenheimer Straße) und dem Weg nach Berg am Laim (Berg-am-Laim-Straße). An der Rosenheimer Straße entstehen noch drei weitere „Ziegelstadel“. |
1692
3. März 1692 Haidhausen * Da Graf Franz Pongraz von Leiblfing in seinem Bestreben, die Erhöhung seines Besitzes in Haidhausen zur geschlossenen Hofmark, nicht nachlässt, erklärt Kurfürst Max Emanuel schließlich die Hofmark des Geheimen und Conferenzrates, Kämmerers, Revisionsrates und Pflegers von Waldmünchen, des inzwischen in den Reichsstand erhobenen Reichsgrafen von Leiblfing - wegen der „vill vnd lange Jar trew geleisteter Dienst vnd aus absonderlichen gnaden“ - mitsamt dem Brunnthal für geschlossen. Damit ist der Haidhauser Schlossbesitzer endlich am Ziel seiner langjährigen Bemühungen. In seiner geschlossenen Hofmark unterstehen ihm nun alle dem „Hofkastenamte zinsbaren Unterthanen zu Haidhausen“ und nicht nur die Bauern und Dienstboten, die seine Güter bearbeiteten. Neben riesigen landwirtschaftlichen Flächen besitzt der Graf auch das Recht Scharwerke, Bodenzins und sonstige Steuern und Abgaben - also die gesamten Einkünfte aus Haidhausen - einzutreiben. Selbst die Vergabe der Gerechtsamkeiten“ also die Erlaubnis innerhalb der Hofmark ein bestimmtes Handwerk oder Gewerbe ausüben zu dürfen, unterliegen nun ausschließlich seiner Entscheidung.
Während der Leiblfing‘schen Hofmarkszeit wird die Ansiedlung minderbemittelter Leute stark begünstigt. Jeder, der die Gebühren entrichten und eine Herberge erwerben kann, darf sich niederlassen und heiraten. Zeitgenossen merken kritisch an, dass der Hofmarkherr nur auf seinen Vorteil bedacht ist und sein Streben einzig der Erhöhung seiner Einnahmen gilt. Er ergreift „jede Gelegenheit Geld aus den Untertanen zu pressen, z.B. durch offenbare Begünstigung der Herbergskäufe und Ansässigmachungen und Verehelichungen, wegen der anfallenden Laudemien, Verbriefungs- und anderer Taxen und Sporteln“. |
1697
1697 Wien * Kaiser Leopold I. richtet ein Gremium ein, das sich mit der „Modifizierung des Kalenders“ befassen und einen im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ gültigen Kalender berechnen soll. |
1699
23. September 1699 Regensburg • Die protestantischen Stände beschließen in Regensburg die Annahme eines „verbesserten Kalenders“, eben den Gregorianischen Kalender, der in den katholischen Gebieten schon lange eingeführt ist. Damit endet ein 117 Jahre andauernder Streit. |
1724
11. Dezember 1724 Schloss Drogenbusch * Kurprinz Carl Theodor, der spätere pfalz-baierische Kurfürst, wird auf Schloss Drogenbusch bei Brüssel geboren. |
1750
Um 1750 München * Der Rat der Stadt lässt 19 Ketten-, Zieh- und Galgenbrunnen „nach französischer Art“ umbauen. Die neue Form der „Pumpbrunnen“ bezeichnet man als „Leyrerbrunnen“ oder „Leyrergumpter“. |
1769
1769 München * Der Rat genehmigt dem „Münchner Zunfthandwerk“, dass sie ihre an die Person gebundene „Gerechtigkeit“ vererben oder verkaufen können. Das führt dazu, dass der „Erwerb einer Gerechtigkeit“ immer unerschwinglicher wird und sich vermögende Handwerker „Gerechtigkeiten“ kaufen und „ruhen“ lassen. |
1770
1770 München * Die „Hausnummern“ werden in München eingeführt. |
1773
1773 München-Kreuzviertel - München * Der Frauenfriedhof wird - wie alle anderen innerstädtischen Gottesäcker - offiziell aufgelöst. |
1778
Ab 1778 München-Graggenau * Die Fassade des „Alten Rathauses“ wird erneut umgestaltet und bemalt. |
1779
1779 München - Au * Im Münchner und Auer „Bäckerstreit“ wird ein Vergleich geschlossen. Seither dürfen die Auer jeden Mittwoch und Samstag ihr „Schwarzbrot“ am „Rindermarkt“ verkaufen. |
1781
1781 München * Von 986 „Handwerksgerechtigkeiten“ ruhen insgesamt 66 - oder 6,7 Prozent. Damit sind „Handwerksgesellen“ oder „auswärtige Handwerker“, die sich in München niederlassen wollten, gezwungen, sich unter „Hofschutz“ zu stellen, als „Pfuscher“ zu arbeiten oder sich in den Vororten niederzulassen, in denen kein „Zunftzwang“ besteht. |
1782
1782 München - Au - Haidhausen - Giesing * Kurfürst Carl Theodor erlässt ein „Dekret“ gegen die allzu zahlreichen Handwerker des Münchner „Ostends“, in dem es heißt: „Sie nehmen den bürgerlichen Handwerksleuten die Nahrung weg und verfallen doch bald dem Bettel und dem Almosen“. |
1785
1785 München - Au * Um die Auer der polizeilichen und wirtschaftlichen Kontrolle der Stadt zu unterwerfen entsteht der Plan die Au als „Carlsvorstadt“ nach München einzugemeinden. |
20. Juli 1785 München-Graggenau * Der Zierbrunnen im Alten Hof geht erstmals in Betrieb. |
1789
1789 München-Kreuzviertel * Die letzte Beerdigung findet - aufgrund der Beschießung Münchens durch die Österreicher - auf dem „Frauenfriedhof“ statt. |
1790
1. Januar 1790 München * Am Tag des Almosengebens lässt Sir Benjamin Thompson in München 2.600 Bettler aufgreifen. Die Gesunden und Arbeitsfähigen müssen sich am nächsten Tag im Militärischen Arbeitshaus in der Au einfinden, „wo Arbeit, Verdienst und Verpflegung ihrer harrte“. Die Arbeitsunfähigen werden vom Armeninstitut unterstützt und verköstigt. |
1793
Um 1793 München-Graggenau * Der „Metzgersprung“ findet nachweislich im „Fischbrunnen“ statt. Die „Metzgerlehrlinge“ werden mit dem Sprung ins kalte Wasser „getauft“ und freigesprochen. |
1796
1796 Au - München * Nach einer Stadtbeschreibung hat es an den Abenden den Anschein, „die ganze Au sei in der Stadt gewesen“. |
6. April 1796<p><strong><em>Haidhausen</em></strong> * Im Armenversorgungshaus auf dem Gasteig werden die ersten Pfründner untergebracht.</p> |
1799
Ab 1799 München * Zwischen 1799 und 1815 ist Baiern an 7 Kriegen beteiligt, in denen Tausende baierischer Soldaten kämpfen und viele ihr Leben lassen müssen. |
1800
1800 München * Der Münchner Burgfrieden umfasst 1.600 Hektar. |
1802
1802 München * München verfügt über 1.397 „bürgerliche Gerechtigkeiten“, einschließlich des „Handels“. Das bedeutet einen Rückgang von 374 „Gerechtigkeiten“ gegenüber dem Jahr 1618 - trotz des Anstiegs der Bevölkerungszahlen. |
November 1802 Freising * Nach der „Säkularisierung Freisings“ erhält der „Baierische Staat“ die jährliche Pauschalsumme als „Rekognition für die Verlegung der Brücke“. |
1803
Bis 1803 München * Das heutige Stadtgebiet gehört - neben dem „Münchner Burgfrieden“ zu vier verschiedenen „Gerichtsbezirken“: den „Landgerichten“
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5. September 1803 Au * Das Landgericht München bezieht die Räume im ehemaligen Kloster Lilienberg. Es umfasst neben den Orten des Gerichts ob der Au das Amt Perlach vom Landgericht Wolfratshausen, das Gebiet Neuhausen vom Landgericht Dachau, die Gebiete Gauting und Germering aus dem Landgericht Starnberg sowie Fröttmaning und Garching aus dem Landgericht Kranzberg. Dazu die Orte Ismaning, Ober- und Unterföhring, Daglfing und Englschalking aus dem kurz zuvor staatlich eigenständigen Fürstbistum Freising. |
1805
1805 München * Die „Gesetze zur Ergänzung des stehenden Heeres“ von 1805 und 1812 gestatten dem Bürgertum großzügige „Befreiung vom Wehrdienst“. |
September 1805 München * Als österreichische Truppen an den baierischen Grenzen aufziehen, zögert Kurfürst Max IV. Joseph das Bündnis mit Frankreich zu ratifizieren und war zeitweise sogar bereit, dem kaiserlichen Druck nachzugeben. |
17. Oktober 1805 Ulm * Napoleon bezwingt die österreichische Armee bei Ulm und befreit Baiern von den kaiserlichen Truppen. |
1807
1807 München * Das bisher freiwilige „Bürgermilitär“ wird zur „Festigung der inneren Ordnung“ aufgestellt. |
Dezember 1807 München-Maxvorstadt * Die Planungen für die „Maxvorstadt“ werden eingeleitet. |
1808
20. Januar 1808 München * Die Landesfreiheitserklärung, die das Verhältnis zwischen der Landschaft und dem Landesherrn bestimmt, wird aufgehoben. |
1809
1809 München * Durch eine Neuorganisation des Militärs wird die bisher freiwillige „Bürgerwehr“ nach französischem Vorbild in die dreigliedrige „Nationalgarde“ eingegliedert. Die „Nationalgarde I. Klasse“ bildet das „Stehende Heer“, die „II. Klasse“ wird zur „Landesverteidigung innerhalb des Königreichs“ verpflichtet. Seit dem Spätmittelalter hatte die „Bürgerwehr“ in zunehmenden Maße „repräsentative Funktionen bei festlichen Anlässen“ der Städte und des Fürstenhauses wahrgenommen. Sie wird unter ihrem „Major“ Andreas von Dall‘Armi das „Pferderennen“ aus Anlass der Hochzeit von „Kronprinz“ Ludwig I. und „Prinzessin“ Therese von Sachsen-Hildburghausen austragen. |
1809 München * In dem neuen Staatsgebilde „Baiern“ gibt es 93 verschiedene Flüssigkeitseinheiten. Diese werden durch die „Einführung der baierischen Mass“ ersetzt. Das „baierische Maaß“ fasst 1.069 Kubikzentimeter. |
1809 Tirol * In Tirol kommt es zu Aufständen gegen die Besatzungsmacht Dreimal wird Tirol „befreit“, ebenso oft von baierischen und französischen Truppen wieder eingenommen. |
20. Dezember 1809 Hildburghausen * Kronprinz Ludwig I. trifft in der kleinen Residenzstadt Hildburghausen ein. Er befürchtet nicht unbegründet, dass ihn Napoleon Bonaparte mit einer ihm genehmen Frau verheiraten will. Das will der junge Baier verhindern, weshalb sich selbst auf Freiersfüßen begibt und eine Ehefrau sucht. Er muss sich entscheiden zwischen der großen, schlanken, 17-jährigen Therese und der eineinhalb Jahre jüngeren, aber „zweifellos hübscheren“ Luise. Er entscheidet sich für Therese. |
1810
12. Februar 1810 Hildburghausen * Die Verlobung zwischen Kronprinz Ludwig I. von Baiern und Therese von Sachsen-Hildburghausen findet in Hildburghausen statt. |
August 1810 Tirol * Der Aufstand der Tiroler und die zunächst vergeblichen Versuche Baierns, Tirol zurück zu erobern waren in den Augen Napoleon Bonapartes eine „militärische Schande“, die seinen Ruf als unbesiegbaren Feldherrn beschädigte. Dies führt dazu, dass Baiern „Südtirol“ verliert, „Nordtirol“ bleibt dagegen weiterhin baierisch. Dem Verlust von 300.000 Einwohnern steht aber ein Zugewinn von 700.000 gegenüber, weil Baiern zusätzlich die Herrschaft über Berchtesgaden, das Innviertel und Teile des Hausruckviertels sowie über Bayreuth und Regensburg erlangt. |
28. September 1810 München * Der Münchner Lohnkutscher Franz Baumgartner, der in der Kavallerie-Division der Nationalgarde III. Klasse seine Wehrpflicht als Unteroffizier ableistet, schlägt - neben den vom Staat ausgerichteten und finanzierten Hochzeitsfeierlichkeiten - ein Pferderennen vor. |
2. Oktober 1810 München * Der Vorgesetzte von Franz Baumgartner, Major Andreas Michael Edler von Dall‘Armi, greift dessen Idee mit einem Pferderennen begeistert auf und trägt den Vorschlag König Max I. Joseph vor. |
4. Oktober 1810 München-Theresienwiese * Die Einladungen und Ausschreibungen für das am 17. Oktober stattfindende Pferderennen werden versandt. Als Veranstaltungsort wird das weite, unbebaute Areal „vor dem Sendlinger Thore, seitwärts der Straße die nach Italien führt“ vorgeschlagen. |
November 1810 München * Zwischen den Gründern und Veranstaltern des ersten „Münchner Oktoberfestes“ und dem „Generalkomitee des landwirthschaftlichen Vereins“ wird eine Vereinbarung getroffen, „wonach die Volksfeier in der Maximilianswoche [12. Oktober] fortan jährlich als gemeinsames Fest begangen“ werden soll - unter Einbeziehung landwirtschaftsbezogener Aktivitäten. Bis 1818 organisiert der „Landwirtschaftliche Verein“ das Gesamtfest: „Pferderennen“ und „Landwirtschaftliche Präsentation“. |
1811
27. Mai 1811 München-Isarvorstadt * Grundsteinlegung für die Neue Isarkaserne an der Zweibrückenstraße. Auf dem Baugelände befinden sich noch die Obst- und Gemüsegärten des Stifts der Englischen Fräulein. In der Nachbarschaft liegen der Holzlagerplatz der Münchner Kistlerzunft und eine Werkstatt der Stadt, in der die hölzernen Wasserleitungsrohre gebohrt werden. Der Flurname An den Schweineställen, in früherer Zeit auch Plärrer, kommt vom Verbot der Schweinehaltung in der inneren Stadt. |
12. Oktober 1811 München-Theresienwiese * Das 2. Münchner Oktoberfest beginnt. |
13. Oktober 1811 München-Theresienwiese * Das vom Landwirtschaftlichen Verein ausgerichtete Oktober-Fest wird mit einem Pferderennen eröffnet. „Eine zahllose Menge von Zuschauern“ verfolgt den Wettkampf der 60 teilnehmenden Pferde und ihrer Reiter. |
14. Oktober 1811 München-Theresienwiese * Am zweiten Tag des Oktoberfestes, einem Montag, beginnt die erste baierische - und gleichzeitig deutsche - Landwirtschaftsausstellung. 23 Hengste, 29 Zuchtstuten, 31 Kühe, 27 Schafböcke und 3 Schweine werden präsentiert und ausgezeichnet. Mit einem Viehmarkt, bei dem 1.026 Stück Vieh zum Kauf angeboten werden, endet das erweiterte Oktoberfest des Jahres 1811. |
28. November 1811 München * Kronprinz Max II. Joseph wird in München geboren. |
1814
1814 München-Maxvorstadt * Franz Maria Schweiger stirbt. Seine Witwe Maria Agnes führt den Theaterbetrieb „vor dem neuen Maxthor“ so lange, bis ihr Sohn Josef das Theater und Ensemble des verstorbenen Lorenz Lorenzoni übernehmen kann. Er ist nun der „Direktor des Theaters vor dem Karlstor“. |
1819
1819 Vorstadt Au - München * Die Handwerker und die häufig arbeitslosen Tagelöhner der Au drängen auf die Eingemeindung. In einem Gutachten des „Münchner Magistrats“ heißt es dazu: „Der Gewerbemann der Vorstadt Au hat seine Kundschaft und seinen Markt nicht auf seinem Wohnplatz, sondern in München. Was sollen Schuhmacher und Schneider in einer Gemeinde mit 7.000 Köpfen, von denen zwei Drittel im Sommer mit bloßen Füßen gehen und sich in Lumpen kleiden“. |
19. Dezember 1819 München * 8.255 Schäffel (1 Scheffel = circa 222 Liter) Getreide kommen auf die Münchner Schranne. Rechnet man auf einen Wagen acht Scheffel, dann waren an diesem Tag 1.034 Bauernwagen mit 2.068 Pferden in der Stadt. |
1821
12. März 1821 Würzburg * Prinz Luitpold, der spätere Prinzregent, wird in Würzburg geboren. |
1825
15. Oktober 1825 Berlin * Prinzessin Marie Friederike von Preußen, die spätere Königin und Mutter Ludwigs II. wird in Berlin geboren. |
20. Oktober 1825 München - Königreich Bayern * Nur zwei Tage nach seinem Regierungsantritt ordnet König Ludwig I. in einer Rechtschreibreform an, dass „Baiern“ in Zukunft „mit einem ‚y‘ statt mit einem ‚i‘ zu schreiben“ ist. Mit dem griechischen „y“ im Landesnamen will er seine Verehrung für den griechischen Befreiungskampf ausdrücken. |
1827
31. Dezember 1827 Königreich Bayern * In ganz Bayern gibt es etwas mehr als 350 Ziegeleien. |
1831
1831 München-Graggenau - München-Angerviertel * Der „Fischmarkt“, der bisher am „Fischbrunnen“ auf dem „Schrannenmarkt“ abgehalten wurde, findet auf dem heutigen „Viktualienmarkt“ statt. |
1835
23. Juli 1835 Haidhausen * Grundsteinlegung für das Muffat-Brunnhaus auf der Kalkofeninsel. |
1836
1836 Königreich Bayern • In Bayern werden 1.125 Ziegelstadel betrieben. |
1837
1837 Vorstadt Au - Haidhausen - Giesing * Anselm Martin, für den Münchner Osten zuständiger „Armenarzt“, schreibt in seiner „Topographie“ über die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten: „Die Masse der Bevölkerung zieht [...] ihre Nahrungsquelle aus den Tages-Arbeiten in der benachbarten Stadt, den Fabriken des Bezirkes und namentlich den vielen nahen Ziegelöfen“. |
Anfang 1837 Haidhausen * Das „Brunnhaus auf der Kalkofeninsel“ wird in Betrieb genommen. |
1842
1842 München-Kreuzviertel * Die Brauerei „Zum Oberpollinger“ in der Neuhauser Straße wird eingestellt, die Wirtschaft zum Gasthof umgewandelt. |
1844
15. April 1844 Florenz * Prinz Luitpold, der spätere Prinzregent, heiratet in Florenz Auguste Friederike, Erzherzogin von Österreich und Prinzessin von Toskana. |
1845
25. August 1845 Schloss Nymphenburg * Kronprinz Ludwig (II.) wird am Geburts- und Namenstag seines Großvaters, des Bayernkönigs Ludwig I., um 0:30 Uhr in Schloss Nymphenburg geboren. Sein Vater, Max II., ist zu diesem Zeitpunkt Kronprinz, seine Mutter Marie eine geborene Prinzessin von Preußen. |
1846
1846 München-Maxvorstadt * Leo von Klenze erhält den endgültigen Auftrag für den Bau der „Propyläen“ am „Königsplatz“. |
1848
1848 München * Der Pharmazeut und Hygieniker Max Pettenkofer, von den Münchnern liebevoll-verachtend „Scheißhäusl-Apostel“ genannt, wird Mitglied der „Königlichen Kommission der Erforschung der indischen Cholera“. |
27. April 1848 München * Prinz Otto Wilhelm Luitpold Adalbert Waldemar, der jüngere Bruder des „Kronprinzen“ Ludwig II., der spätere König Otto I. von Bayern, wird geboren. |
1852
1852 München - Freising * Die Stadt München löst mit einer Einmalzahlung von 987 Gulden jährliche Zahlung für die „Rekognition für die Verlegung der Brücke“. |
1853
10. September 1853 München-Graggenau - München-Angerviertel * Die letzte Schranne auf dem Schrannenplatz. Sie wird seither in der neu errichteten Schrannenhalle an der Blumenstraße abgehalten. |
28. November 1853 München * An seinem 43. Geburtstag stiftet König Max II. den Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Der Bayernregent beruft bedeutende Gelehrte nach München, die von der Bevölkerung als „Nordlichter“ tituliert werden. Er will so die Hofgesellschaft mit den geistigen Koryphäen beleben. Da diese Elite aber häufig nicht-adelig ist, erhalten sie keinen Zutritt zum Königlichen Hof. Mit der Verleihung des Maximiliansordens erwirbt man die dritte Rangklasse und damit den Hofzutritt. |
1854
17. Mai 1854 Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * Fünf Jahre dauern die Überlegungen des Kgl. Bay. Staatsministeriums des Inneren, bis die 25 Paragraphen zur Eingemeindung ausgearbeitet sind. Nun ist die Vereinigung Münchens mit der Au, Haidhausen und Giesing genehmigt. „Seine Majestät der König haben die nachgesuchte Vereinigung der Gemeinde Au, Giesing und Haidhausen mit der Reichshaupt- und Residenzstadt München in Eine Gemeinde unter Erhebung jener drei Gemeinden zu Vorstädten von München [...] allergnädigst zu genehmigen geruht.“ |
28. Mai 1854 München-Graggenau * Ein großer Bittgottesdienst zur Abwendung der Cholera-Epidemie wird an der Mariensäule auf dem Schrannenmarkt zelebriert. 25.000 Menschen beteiligen sich. |
15. Juli 1854 München-Maxvorstadt * Die im Glaspalast stattfindende Industrie-Ausstellung wird von König Max II. feierlich eröffnet. Nur wenige Tage später bricht die Cholera aus. Bei der Eröffnungsrede bricht ein Billeteur tot zusammen. Man glaubt an einen Schlaganfall, doch vermutlich handelt es sich um das erste Opfer der Cholera. |
27. Juli 1854 München * Der 39-jährige Tagelöhner Peter Stopfer ist das erste amtliche Opfer der Cholera-Epidemie. |
20. Oktober 1854 München-Graggenau * Der Stadtmagistrat teilt der Öffentlichkeit mit, dass „der bisherige Schrannenplatz dahier fernerhin 'Marienplatz' genannt werden dürfe“. |
1855
1855 München * Die ersten Gehsteige für Fußgänger werden in München angelegt. |
1855 Berg am Laim * Der Berg am Laimer Pfarrer Anton Joseph Geyer schreibt an die „Königliche Regierung“ über das Spekulantentum: „Eine kleine Anzahl schwerreicher Bauern steht einer großen Menge halber Existenzen gegenüber“. |
1858
Ab 1858 München-Kreuzviertel * In der Zeit der „Purifizierung der Frauenkirche“ wird alles entfernt, verkauft oder zerschlagen, was nicht gotisch ist. Sogar die „welschen Hauben“ sollen durch „gotische Spitzhelme“ ausgetauscht werden. Von diesem Plan wird jedoch Abstand genommen. |
1859
1859 München-Haidhausen * Das alte „Brunnhaus auf dem Isarberg“ wird abgerissen. |
1860
1860 München * Die 18 „Braun- und Weißbierbrauereien Münchens“ erzeugen 802.389 Hektoliter Bier. Davon werden 6.775 Hektoliter exportiert. Bei einer Einwohnerzahl von rund 140.000 ergibt sich für dieses Jahr ein Pro-Kopf-Verbrauch von 535 Liter. Dieses durchschnittliche Quantum, das „jeder Münchner“ zu sich nimmt [vom Säugling bis zum bettlägerigen Kranken], reduziert sich im Laufe der folgenden Jahre. |
1860 München * Die Münchner „Ziegeleibesitzer“ schließen sich im „Verein Münchner Ziegeleien“ zusammen und verpflichten sich in ihren Statuten, jährlich nur eine festgelegte Anzahl von Steinen zu brennen. Gleichzeitig vereinbaren sie einen Mindestpreis. |
1861
Ab 1861 München-Graggenau * Bis 1864 wird das „Alte Rathaus“ vom „Städtischen Baurat“ Arnold Zenetti regotisiert. |
31. Dezember 1861 München - München-Au - München-Haidhausen - München-Giesing * Im Physikatsbericht des Bezirks der Stadt München finden sich über die Wohnverhältnisse in den Herbergsvierteln folgende Ausführungen: „München besteht gegenwärtig aus 2 Theilen, durch den Isarfluß voneinander getrennt. München links der Isar ist der größte Theil, und das ursprüngliche, eigentliche, alte München. München rechts der Isar enthält die erst seit 1854 zu München gezählten 3 Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing. In diesen 3 Vorstädten sind natürlich die Wohnungsverhältnisse ganz anders, wie auch die Population eine ganz andere ist, als wie in München links der Isar. In den genannten 3 Vorstädten, in welchen größtentheils Taglöhner, überhaupt Arbeiterbevölkerung wohnt, ist das Herbergswesen vorherrschend. [...] In diesen Herbergen ist die Bewohnung dichter, sind die Wohnungen überhaupt schlechter, den hygienischen Anforderungen nicht entsprechend, ja sie sind, wie dies namentlich in den Jägerhäuseln, in der Lohstraße, Quellenstraße, in der Grube zu Haidhausen der Fall ist, sogar im hohen Grade feucht in Folge ihrer tiefen Lage an dem Bergabhang und an den Canälen und dergleichen, sie sind finster, oft dumpf usw., und wunderbar dennoch ist, wie ich in einer speciellen Bearbeitung der Wohnungsfrage in München im Allgemeinen im vorigen Jahre nachgewiesen habe, die Mortalität in diesen Straßen und Häusern nicht im Geringsten eine größere, und sind die Erkrankungen, namentlich an Typhen etc. nicht einmal so häufig hier, als wie in den luftigsten und schönsten Quartieren der Stadt. Ich weiß dieses nur dadurch zu erklären, daß diese Bevölkerung eine abgehärtetere und obgleich arm, doch gut genährte, und größtentheils im Freien lebende ist.“ |
1862
Ab 1862 München-Graggenau * Der Bildhauer Konrad Knoll beginnt mit der Erneuerung des „Fischbrunnens“. Die Arbeiten dauern bis 1865 an. |
1864
11. März 1864 München * Nach dem Tod seines Vaters, König Max II., wird Kronprinz Ludwig II. zum König der Bayern. Um 10 Uhr vormittags leistet er seinen Eid auf die Verfassung. |
26. April 1864 München - München-Kreuzviertel * Auguste Ferdinande, die Ehefrau des späteren Prinzregenten Luitpold, eine geborene Erzherzogin von Österreich und Prinzessin von Toskana, stirbt in München. Sie wird in der „Gruft der Theatinerkirche" beigesetzt. |
1865
1865 München-Graggenau * Die Stadt München kauft das ehemalige „Landschaftsgebäude“, um an seiner Stelle den ersten Bauabschnitt des „Neuen Rathauses“ zu errichten. |
2. August 1865 München * Münchens erste öffentliche Toilette wird von der ersten städtisch bestallten Abortwärterin eröffnet. Zu ihren Aufgaben gehört es: „streng die angeordnete Scheidung der Geschlechter bei Benutzung der Abtritte zu überwachen und allen den Abtritt benützenden Personen mit Höflichkeit entgegenzukommen“. |
7. November 1865 München * Ein Wettbewerb für den Bau des Neuen Rathauses wird ausgeschrieben. 27 Architekten beteiligen sich. |
1866
Oktober 1866 München-Theresienwiese * Das Oktoberfest fällt trotz des Prager Friedens vom 23. August aus. |
Anfang Dezember 1866 München-Graggenau * Der erst 26-jährige, aus Graz stammende Architekt Georg Hauberrisser erhält den Auftrag für den Bau des Neuen Rathauses. |
1867
1867 München-Angerviertel * Die letzten Holzwasserrohre werden am Oberanger gegen Metallrohre ausgetauscht. |
1. Juni 1867 München-Graggenau * Die Arbeiten am Neuen Rathaus beginnen. Der erste Bauabschnitt ist bis 1874 fertig gestellt. |
25. August 1867 München-Graggenau * In Vertretung König Ludwigs II. wird im Beisein von Prinz Adalbert der Grundstein für das Neue Rathaus gelegt. |
1870
1870 München-Graggenau * Der Mittelbereich des Neuen Rathauses wird von Bildhauern gestaltet. Er zeigt in Standbildern die „bürgerlichen Tugenden“: Gewerbefleiß, Häuslichkeit, Wehrhaftigkeit und Mildtätigkeit. |
1870 München-Graggenau * Die von der Münchner Garnison gestellte Hauptwache bezieht ihr neues Wachlokal in der Erdgeschosszone des Neuen Rathauses. |
Um 1870 Königreich Bayern * Die bayerischen Ziegeleibarone holen jährlich etwa 15.000 Saisonarbeiter aus der Gegend von Udine und dem Friaul ins Land, da sie - so die offizielle Begründung - als „streng katholisch“ sowie „genügsam und anspruchsvoll“ gelten. Auch würden sie „am Montag früh stets vollständig zur Arbeit erscheinen, eine Eigenschaft, auf die man bei den einheimischen Arbeitern nicht bestimmt rechnen kann“. Wesentlich interessanter war für die „Loambarone“ allerdings, dass die italienischen Arbeitskräfte gegenüber ihren deutschen Kollegen erheblich billiger waren und dass sie das in Italien traditionelle Akkordanten-System von jeglicher sozialer Verantwortung gegenüber den Ziegeleiarbeitern entband. Die Anwerbung der Ziegelarbeiter, den Fornaciai, übernahmen die Akkordanten oder Capuzats. Das waren Friulaner, die mit den hiesigen Verhältnissen bestens vertraut und sprachkundig waren und so als Bindeglied zwischen den Ziegeleibesitzern und den Arbeitern fungierten. |
Oktober 1870 München-Theresienwiese * Der Deutsch-Französische Krieg zwingt zur Absage des Oktoberfestes. |
1871
10. Mai 1871 München * Prinz Otto, König Ludwigs II. Bruder, steht unter ärztlicher Überwachung. Sein Krankheitsbild wird bald darauf von Syphilis in Paranoia abgeändert. |
1873
Ab 1873 München * Dritte „Cholera-Epidemie“ bricht in München aus. Sie führt zur Umsetzung der von Professor Max von Pettenkofer vorgeschlagenen hygienischen Maßnahmen der Stadtsanierung:
Damit wird München, als eine der schmutzigsten Städte die „sauberste Stadt Europas“. |
September 1873 München-Theresienwiese * Das „Oktoberfest“ wird wegen der heraufziehenden „Cholera-Epidemie“ abgesagt. Seit 1810 fällt das Volksfest damit zum fünften Mal aus. |
1874
1874 München-Graggenau * Die „Stadtverwaltung“ bezieht das „Neue Rathaus“. |
1874 Berg am Laim * Der Berg am Laimer „Maurermeister“ Joseph Behringer betreibt im Münchner Osten den ersten „Ringofen“. |
7. September 1874 München-Graggenau * Erstmals tagt der Münchner Stadtmagistrat in einem provisorisch ausgestatteten Saal im 3. Stock des Neuen Rathauses. |
1875
1875 München * Das „Gesundheitsamt“ spricht sich dagegen aus, „daß stillende Mütter und Ammen täglich drei bis vier Liter Bier trinken, um ausreichend ‚Kraftnahrung‘ für den säugenden Nachwuchs zu sich zu nehmen. Ein Liter täglich ist genug“. |
1875 München * Die „städtischen Brunnwerke“ speisen 60 öffentliche Brunnen und 2.203 Häuser. Auf die „Hofbrunnwerke“ fallen neun öffentliche Brunnen und 960 Häuser. Das Rohrsystem ist 120 Kilometer lang. Davon entfallen 80 Kilometer auf die Stadt und 40 Kilometer auf den „Hof“. Von den 7.382 Anwesen der Stadt sind 4,219, also 57 Prozent, ohne laufendes Wasser. |
1875 München-Graggenau * Aufgrund des enormen Wachstums der Stadt und ihrer Aufgaben ist das „Neue Rathaus“ absehbar bald zu klein, weshalb man sich zur Vergrößerung des Gebäudes entschließt. |
1877
1877 München-Graggenau * Der „Metzgersprung“ lässt sich regelmäßig nachweisen. |
1877 München-Graggenau * Um eine Durchfahrt durch das „Alte Rathaus“ für die Trambahn zu schaffen, wird die breite Treppe und der „Pranger des Stadtgerichts“ beseitigt. |
1878
1878 München-Kreuzviertel * Das „Gasteiger-Brunnhaus“ nördlich des „Neuhauser Tores“ wird aufgelassen. An seiner Stelle entsteht ab 1896 das „Künstlerhaus“. |
1878 Berg am Laim - München-Haidhausen - Bogenhausen * Da die „padroni“ jenseits der Alpen bei den „Akkordanten“ komplette Arbeitstrupps anheuern, stellen sie anfangs auch keine Geräte zur Verfügung. Das bedeutet, dass die Italiener Schaufeln und Hacken schleppen und selbst Schubkarren und anderes Gerät über die Alpen schieben müssen. An ihrem Arbeitsplatz in München angelangt, liegt ihnen ausschließlich daran, durch möglichst viel Arbeit möglichst viel Geld zu verdienen. Frauen und Kinder übernehmen die körperlich weniger schweren Tätigkeiten. Schon zehnjährige Buben verdingen sich als Handlanger. Zwar sieht die „Reichsgewerbsordnung“ aus dem Jahr 1878 Bestimmungen zum „Arbeitsschutz für Kinder und Frauen“ vor, so eine „Beschränkung der Arbeitszeit“ sowie das „Verbot von körperlich schwerer Arbeit“. Wenn kontrolliert wird, dann, so ein resignierter Fabrikinspektor, „[...] braucht sich der Jugendliche nur neben der [Arbeits-]Bank auf den Boden zu setzen, um Jedermann ad oculos zu demonstrieren, daß er seine Ruhepause in echt italienischer Weise feiert“. |
1879
1879 Friaul - Königreich Bayern * Durch die neue Bahnlinie verkürzt sich die Reisedauer der italienischen „Ziegeleiarbeiter“ auf zwei Tage. Bis dahin mussten sie den ganzen Weg über die Alpen zu Fuß zurücklegen. Das dauerte etwa 10 Tage. |
1880
1880 München-Graggenau * Der große „Sitzungssaal“ für die „Gemeindebevollmächtigten“ im „Neuen Rathaus“ wird mit einem 15 x 4 Meter großen Monumentalgemälde des Malers Karl von Piloty geschmückt. |
1883
1. August 1883 Mangfalltal - München * Die Wasserleitung aus dem Mangfallgebiet wird - mit den üblichen Gottesdiensten in der katholischen Frauenkirche, der evangelischen Matthäuskirche und in der Synagoge - offiziell eingeweiht. |
1884
1884 München-Au - München-Haidhausen -München-Giesing * Der Auer „Pfarrer“ Simon Knoll schreibt: „Die Entstehung der sogenannten Herbergenhäuser setzt eine besitzlose Bevölkerungsklasse voraus, welcher die Mittel zu der bisher üblichen Niederlassung auf eigenem Grund und Boden fehlte, und sich daher auf anderweite ebenso rasche wie billige Weise die nöthigen Wohnräume zu verschaffen suchte. [...] Fülglich läßt die Herstellung solcher Häuser den Zufluß einer Bevölkerung erkennen, welche in der Wahl der Niederlassung beschränkt, sich deshalb nur auf abgelegenen, vordem unbenutzte und selbst ungesunde Plätze zusammengedrängt sieht. So entstanden die Herbergen aus dem Bedürfnis heraus, in Orten, in denen die Zahl der Hausstellen aus räumlicher Beengung nicht vermehrt werden konnte, den Bewohnern gleichwohl die rechtlichen und sozialen Vorteile der Eigentümerstellung zu gewähren. In jenen Gegenden, in denen genügend Bauland zur Verfügung stand, waren Herbergen nicht üblich.“ |
Um April 1884 München * Die Schulden König Ludwigs II. belaufen sich auf 7,5 Millionen Mark, obwohl er seit dem Jahr 1873 insgesamt 5 Millionen Mark aus dem von Otto von Bismarck verwalteten „Welfenfond“ erhalten hat. |
Juni 1884 München * Ein Bankenkonsortium bestehend aus der „Bayerischen Bank“, der „Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank“ und der „Süddeutschen Bodenkreditbank“ übernimmt ein Darlehen in Höhe von 8 Millionen Mark, und Bismarck legt noch eine Million Mark aus seinem „Reptilienfond“ oben drauf, zur Tilgung der Schulden König Ludwigs II. |
29. Juli 1884 Graggenau * Der umgestaltete Fischbrunnen wird wieder in Betrieb genommen. |
1885
31. Dezember 1885 München * Der Pro-Kopf-Bier-Verbrauch liegt in München bei 465 Liter. |
1886
23. Mai 1886 München - Berlin - Wien * Am 23./24. Mai wird mit Preußen und Österreich Einvernehmen über das Entmündigungsverfahren König Ludwigs II. hergestellt, um mögliche Interventionen und Missbilligungen zu vermeiden. |
13. Juni 1886 Schloss Berg * Am Pfingstsonntag gegen 18.30 Uhr treten der abgesetzte und entmündigte König Ludwig II. und der Leiter der Kreisirrenanstalt von München und Oberbayern, Professor Dr. Bernhard von Gudden, einen Spaziergang an. Nachdem sie um 20 Uhr noch immer nicht zum Abendessen erschienen sind, beginnt man mit der Suche. Gegen 23 Uhr findet man die Leiche des Ex-Königs auf dem See schwimmen, das Gesicht nach unten. Nur ein paar Meter entfernt treibt der tote Dr. Gudden. Bei der Leichenschau finden sich an Ludwig II. keine Verletzungen, jedoch im Gesicht des 61-jährigen Psychologen Kratzwunden über dem rechten Auge. An der Stirn wird eine Beule festgestellt. Ein Fingernagel ist abgerissen und am Hals finden sich Würgemale. Das Volk gibt die Schuld an der Königstragödie dem Prinzregenten. |
1887
1887 München * Dr. Bruno Schoenlank, Vordenker in der „SPD“, kommentiert die Berichte der „Fabrikinspektoren“ in seinem Buch „Zur Lage der arbeitenden Klasse in Bayern“, das während der Zeit der „Sozialistengesetze“ verboten ist, wie folgt: „[...] Das harte Werk, der lange Arbeitstag, der in den oberbayerischen Ziegeleien, diesen Musteranstalten rücksichtslosester Ausbeutung der Arbeitskraft herrscht, ist vom Fabrikinspektor oft genug denunziert worden. Aber was nützt es? Die Herren Ziegeleibrenner lassen sich, um den einheimischen Arbeitern die Lebenshaltung noch tiefer als sie bereits steht, herabzudrücken, beständig neue Waggonladungen italienischer Kulis von ihren Lieferanten aus dem Lande kommen, wo die Citronen und die Schmutzconkurrenz blüh‘n. So nimmt es Keinen, der die Verhältnisse selbst zu beobachten Gelegenheit gehabt, Wunder, wenn es über die Handhabung der gesetzlichen Bestimmungen betreffs der Kinderarbeit von den Ziegeleien heißt: Mangel an Controle, weil Mangel an Aufsichtspersonal, und darum eine Gesetzesverletzung nach der anderen, begangen durch die sittenstrengen Stützen der bürgerlichen Gesellschaft, die Moral, Ehrbarkeit, Gesetzlichkeit und Schutz nationaler Arbeit in Erbpacht haben, ferner Unkenntnis der Gesetze, d.h. derjenigen, die den Profit der Kapitalisten ein wenig zu beschneiden bestimmt sind. O diese unschuldvollen, ahnungslosen Engel von Kapitalisten!“ |
1888
1888 München-Graggenau * Der kleinere „Sitzungssaal“ für den „Magistrat“ im „Neuen Rathaus“ wird von Wilhelm von Lindenschmitt mit einem Fresko ausgeschmückt. Es zeigt eine „Monachia“, die von König Ludwig I. gekrönt wird. Man wollte damit „pflichtschuldig“ daran erinnern, dass München „seinen Aufstieg zu einer erstrangigen Kunststadt Europas alleine dem Bauwillen und dem Sammlungseifer dieses Regenten zu verdanken hatte“. |
1889
1889 München-Graggenau * Erweiterungsarbeiten am „Neuen Rathaus“ beginnen im Bereich Diener- und Landschaftsstraße. |
1891
1891 München-Kreuzviertel * Der „Kenotaph“ für Kaiser Ludwig dem Baiern wird in das Eingangsjoch der „Frauenkirche“ verlegt. |
1891 München-Haidhausen * Insgesamt 80 Italiener werden in einer „Sammelklasse“ in der Haidhauser „Wörthschule“ unterrichtet. „Einer allgemeinen Fortbildungsschule konnte man sie nicht zuführen, da sie der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Für sie bildete man eine eigene Klasse an der Wörthschule und erteilte ihnen abends und an Sonntagen acht Stunden wöchentlich Unterricht“. In München gab es - im Gegensatz zu den meisten anderen Großstädten im Reich - diese äußerst fortschrittliche Einrichtung, in der italienisch-kundige bayerische Lehrer zwei- bis dreimal in der Woche in den Fächern „Geographie“, „Kalligraphie“, „Rechnen“, „Deutsch“ und „Religion“ unterrichteten. Durch das Erlernen der deutschen Sprache sollte eine Integration hierzulande erleichtert werden, durch das Fach Geographie, in dem ausschließlich „italienische Landeskunde“ gelehrt wurde, die Bindung zur Heimat gewahrt bleiben. Da die Schule von den weit außerhalb gelegenen „Ziegeleien“ jedoch oft nur in mehrstündigen Fußmärschen zu erreichen war, und auch die „Akkordanten“ nicht einmal für die Zeit der Schulstunden auf ihre billigsten Arbeitskräfte verzichten wollten, konnte nur eine begrenzte Anzahl der italienischen Kinder die „Schule an der Wörthstraße“ besuchen. |
1893
1893 München-Angerviertel - Viktualienmarkt * Eine Münchner Zeitung beschreibt unter dem Titel „Kuranstalt“ den „Ziegenmilchmarkt am Freibankeck“ mit nachstehenden Zeilen: „Knapp an der nördlichen Schrannenhalle stellen sich frühmorgens einige Frauen mit etwa zwei Dutzend Ziegen ein und verzapfen brühwarme Ziegenmilch an die leidende Menschheit“. |
Ab Oktober 1893 München * Im „Deutschen Volksblatt“ wird die von den Antisemiten propagierte Aktion „Kauft nicht bei Juden“ mit dem Abdruck einer Liste jüdischer Geschäftsinhaber in München begleitet. Ziel ist dabei der Boykott der jüdischen Geschäfte durch die „christlichen Konsumenten“. |
1896
19. Dezember 1896 München * Im Simplicissimus wird das Gedicht „Mörtelweibs Tochter“ veröffentlicht. |
1897
1897 München-Graggenau * Die Planungen für den westlichen Erweiterungstrakt des „Neuen Rathaues“ werden in Angriff genommen. |
1899
1899 München * Das Kaufhaus Hermann Tietz, der spätere Hertie, wird als erstes Kaufhaus in München eröffnet. Der Kaufhausbesitzer muss sich mehrmals vor Gericht den Anschuldigungen der Antisemiten erwehren, dass er durch ihre niedrigen Löhne die Verkäuferinnen zur Prostitution treiben würde. Das bringt zwar den Anschuldigern hohe Geldstrafen ein, hat aber auch Auswirkungen auf das Geschäft des Warenhauses Tietz. |
1899 München-Graggenau * Die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt des Neuen Rathauses beginnen. Sie dauern bis 1909 an. Insgesamt 43 baierische Herrscher, davon eine Frau, sind am Neuen Rathaus angebracht worden. Es ist der größte Herrscherzyklus an einen deutschen Rathaus und ist als Antwort auf die Verherrlichung der Hohenzollern in der Berliner Sieger Allee zu verstehen. Insgesamt 102 Figuren und Figurengruppen schmücken das Neue Rathaus. |
1899 München * Die Tonindustrie-Zeitung stellt fest: „In den Alpenländern hat der Arbeiterstand eine fast unausrottbare Abneigung gegen Lehmarbeit, sodass es wirklich schwer fällt, einheimische Kräfte heranzuziehen.“ |
1900
Um 1900 München * Die Brauereien stehen unangefochten an der Spitze der Münchner Wirtschaft. |
1. Januar 1900 Berlin - München * Das Bürgerliche Gesetzbuch - BGB tritt inkraft und schließt eine Neubegründung von Herbergen künftig aus. |
1901
1901 Oberföhring * Der „Oberföhringer Bürgermeister und Ziegeleibesitzer“ Fritz Meyer antwortet dem „Bezirksamt“ auf detaillierte Beanstandungen folgendermaßen: „Für unsere italienischen Arbeiter [...], die sich vom frühen Morgen bis zum Eintritt der Dämmerung im Freien aufhalten und bei Eintritt der rauheren Jahreszeit wieder in ihre Heimat reisen, genügen die Dachschlafräume in den Trockenstädeln vollkommen. Sie sind leicht ventilierbar und gegen Zugluft abgesperrt und wenn in denselben noch für genügend Abstand der Bettstellen, für mehr Licht, Ordnung und Reinlichkeit gesorgt wird, dann sind sie sogar gesund zu nennen. Die Auflage nach stabil gebauten „Toiletten“ nannte er „sehr wohl gemeint, praktisch aber wirkungslos“, denn, so der „Ziegeleibesitzer“ weiter, „der Italiener kennt am Haus keinen Sitzabort und geht auch bei uns nur ungern in einen solchen und wenn er nicht in nächster Nähe ist, gar nicht, und die für unsere Landwirtschaft so wertvollen Fäkalien gehen verloren“. |
1902
1902 Oberföhring * Ein Arbeitsvertrag der „Ziegelei Grimmeisen“ in Oberföhring legt die tägliche Arbeitszeit in den Monaten Mai mit August zwischen „4 Uhr früh und 9 Uhr abends“ fest. |
1905
1905 München-Graggenau * Das „Münchner Kindl“ kommt auf die Spitze des zwölfstöckigen, 85 Meter hohen Turm des „Neuen Rathauses“. |
1907
31. Dezember 1907 München * Die Brauereien nehmen mit etwa 4.000 Beschäftigten den 9. Platz unter den wichtigsten Gewerbezweigen ein. |
1908
1908 München * Mit dem „Änderungsgesetz der Gewerbeordnung“ verschwinden die „Mörtelweiber“ von den Baustellen, da darin die Verwendung von Arbeiterinnen beim Transport von Materialien aller Art untersagt wird. Bis dahin betrug der „Frauenanteil im Baugewerbe“ knapp 10 Prozent. |
Bis 1908 Berg am Laim * Bis zur Änderung des „Kommunalwahlrechts“ ist die Stimmabgabe bei politischen Wahlen weitgehend an Besitz gebunden. Von den 2.200 Berg am Laimer Gemeindebewohnern dürfen nur 50 männliche Gemeindebürger wählen. Kein Wunder also, dass nahezu alle Bürgermeister betuchte „Ziegeleibesitzer“ sind und sich auch der „Gemeinderat“ zu etwa einem Drittel aus diesem Berufsstand rekrutiert. |
12. März 1908<p><strong><em>München-Graggenau</em></strong> * Das Glockenspiel am Turm des Neuen Rathauses wird der Öffentlichkeit vorgeführt. Die 37 Glocken sind eine Stiftung des Münchner Geschäftsmannes Karl Rosipal.</p> |
1910
31. Dezember 1910 München * Der Pro-Kopf-Bier-Verbrauch liegt in München bei 309 Liter. |
1913
30. Oktober 1913 München-Kreuzviertel * Die Abgeordnetenkammer beschließt ein verfassungsänderndes Gesetz mit 122 gegen 27 Stimmen der Sozialdemokraten. Mit diesem Gesetz kann der „Regent die Regentschaft für beendet und den Thron für erledigt erklären“, wenn „wegen eines körperlichen oder geistigen Gebrechens des Königs“ auch „nach Ablauf von zehn Jahren keine Aussicht auf Regierungsfähigkeit“ besteht. Damit hat der Prinzregent die Möglichkeit, seinen noch lebenden geisteskranken Cousin, den legitimen König Otto I., zu entthronen. Prinzregent Ludwig III. wollte politisch eine Veränderung herbeiführen und konnte mit dem Zentrum und den Liberalen auf eine breite parlamentarische Mehrheit bauen. Doch eine schlichte Proklamation Ludwigs III. zum König wurde von den Abgeordneten als nicht ratsam erachtet, da auch der Prinzregent eine Übertragung der Krone durch den Landtag ablehnte. Schließlich wollte Ludwig III. kein „König von Volkes Gnaden“, sondern ein „König von Gottes Gnaden“ sein. |
4. November 1913 München-Kreuzviertel * Auch die Kammer der Reichsräte billigt die Verfassungsänderung. Damit kann Prinzregent Ludwig III. die „Regentschaft für beendet und den Thron für erledigt“ erklären. |
5. November 1913 München * Prinzregent Ludwig III. proklamiert sich selbst zum König. König Otto I. wird damit durch seinen Vetter Prinzregent Ludwig III. entthront. Eine 27-jährige Regentschaft geht dadurch zu Ende. Nachdem diese unumstößlichen Fakten geschaffen sind, erkennt der Landtag an, „daß am 4. November 1913 die verfassungsmäßigen Voraussetzungen für die Beendigung der Regentschaft bestanden haben“. Die Abgeordneten stimmen dem Antrag brav zu. Daraufhin erklärt König Ludwig III., dass durch seine Thronbesteigung der Titel und die Ehrenrechte König Ottos I. nicht berührt werden. Bayern hat damit - bis zum Tod König Ottos I. am 11. Oktober 1916 - zwei Könige und damit eine Doppelmonarchie. Doch die Vorgänge um die Inthronisation schadet dem Ansehen König Ludwigs III. und der Monarchie schwer. Deshalb rührt sich auch keine Hand, als exakt fünf Jahre später die Monarchie in Bayern als erster deutscher Einzelstaat sang- und klanglos zusammenbricht. |
8. November 1913 München * Der neu ernannte König Ludwig III. leistet seinen Treueeid auf die Verfassung. Der Sozialist Kurt Eisner bemerkt dazu nur kurz: „Soeben hat Prinzregent Ludwig der Monarchie das Grab geschaufelt.“ Auf den Tag genau, fünf Jahre später, fällt Ludwig in die Grube, die er sich selbst und der Monarchie geschaufelt hat. |
1915
25. September 1915 München-Theresienwiese * Eigentlich müsste das Oktoberfest beginnen. Es fällt diese Jahr aber erneut kriegsbedingt aus. |
1916
26. April 1916 München - Rom-Vatikan * Papst Benedikt XV. genehmigt dies durch ein Dekret der „Ritenkongregation“, dass die „Muttergottes“ zur „Patronin des Königreichs Bayern“ wird. Das Königreich wird jedoch bald darauf in den revolutionären Wirren untergehen. |
23. September 1916 München-Theresienwiese • Eigentlich müsste das Oktoberfest beginnen. Es fällt diese Jahr aber erneut kriegsbedingt aus. |
1918
4. Februar 1918 München * Die „Streiks“ sind beendet. Die „Christlichen Gewerkschaften“ lehnen in einer Stellungnahme grundsätzlich jeden „politischen Streik“ ab. |
8. November 1918 München-Kreuzviertel * Kurz nach Mitternacht hält der neu gebildete Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat im Sitzungssaal der Abgeordnetenkammer im Landtagsgebäude an der Prannerstraße - unter der Leitung Kurt Eisners - seine erste Sitzung ab. Kurt Eisner proklamiert die demokratische und soziale Republik Bayern, den Freistaat Bayern. Die Monarchie ist damit gestürzt, die Republik geboren. In seiner Rede bemerkt Eisner: „Die bayerische Revolution hat gesiegt. Sie hat den alten Plunder der Wittelsbacher Könige hinweggefegt.“ „Bayern ist fortan ein Freistaat“ lautet der dritte Satz eines Aufrufs, der am Morgen des 8. November 1918 auf der ersten Seite der Münchener Neuesten Nachrichten veröffentlicht wird. Mit dem Begriff Freistaat nimmt Kurt Eisner eine Definition auf, die schon 150 Jahre zuvor für Republik gebraucht wurde. Mit dieser Wortwahl will er aber nicht nur den Unterschied zur Monarchie, sondern auch die Eigenständigkeit Bayerns innerhalb eines deutschen Staatenbundes, der „Vereinigten Staaten von Deutschland“, herausstellen. „Der Rat der Arbeiter, Soldaten und Bauern“ hat diesen Aufruf „An die Bevölkerung Münchens“ gerichtet. Noch deutlicher ist ein knallrotes Plakat, das bereits in den Straßen Münchens hängt. Ihm können die interessierten Bürger entnehmen: „Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt. Hoch die Republik!“ |
1919
26. Februar 1919 München-Giesing * Zeugten schon die Geschehnisse am Ort des Attentats von breiter Betroffenheit über Kurt Eisners Tod, so wird sein Begräbnis zu einer außergewöhnlichen Trauerbekundung der Bevölkerung. Der Zentralrat ordnet für ganz Bayern Landestrauer an. Die öffentlichen Gebäude sind auf Halbmast schwarz und rot beflaggt. Die Arbeit ruht. Annähernd 100.000 Menschen nehmen an den Bestattungsfeierlichkeiten teil. Ab 9 Uhr bewegt sich der Trauerzug - begleitet von 20 Musikkapellen - von der Theresienwiese zum Ostfriedhof. Matrosen tragen den mit schwarzen Tüchern verhüllten Sarg. Um 10 Uhr beginnt ein halbstündiges Glockengeläut. Die Trauerfeier mit der Einäscherung in der Halle des Krematoriums beginnt um 10:30 Uhr. Sie dauert bis 11:40 Uhr. Gustav Landauer hält eine Gedächtnisrede, in der er ausführt: „Kurt Eisner, der Jude, war ein Prophet, der unbarmherzig mit den kleinmütigen, erbärmlichen Menschen gerungen hat, weil er die Menschheit liebte und an sie glaubte und sie wollte. Er war ein Prophet, weil er mit den Armen und getretenen fühlte und die Möglichkeit, die Notwendigkeit schaute, der Not und Knechtung ein Ende zu machen. Er war ein Prophet, weil er ein Erkennender war, dieser Dichter, der zugleich von der Schönheit, die kommen sollte, träumte und den harten, bösen Tatsachen unerschrocken ins Gesicht sah. Er war ein Prophet, und er wurde so zum Satiriker und zum Geißler der Verlogenheit und Verkleisterung, wie er sie zumal bei seinen Kollegen von der Presse fand, er war ein unermüdlicher, trockener Erforscher der Wirklichkeit. So war er, der Schauend-Gestaltend-Erkennende, auch ein Prophet in dem Sinne, dass er die Zukunft voraus sah. Er wollte mit den Menschen gehen, er wollte auf die Menschen wirken, aber nichts lag ihm ferner als Herrschaft oder unterdrückende Überlegenheit.“ Selbst die bürgerliche Presse ist beeindruckt und schreibt: „In ihrer reichen Geschichte hat die bayerische Hauptstadt wohl viele prunkvolle Leichenzüge zu verzeichnen, aber keinen, der, was Massenentfaltung anlangt, denjenigen übertrifft, der am Vorfrühlingstage des 26. Februar halb München in Bewegung setzte.“ |
28. September 1919 München-Theresienwiese * Als Ersatz für das Oktoberfest wird ein Herbstfest durchgeführt. |
1920
25. September 1920 München-Theresienwiese * Als Ersatz für das Oktoberfest wird ein Herbstfest durchgeführt. |
1923
Oktober 1923 Theresienwiese * Die „Inflation“ zwingt den Magistrat zur Absage des „Oktoberfestes“. |
1924
Oktober 1924 München-Theresienwiese * Die „Inflation“ zwingt den Magistrat zur Absage des „Oktoberfestes“. |
1925
Um 1925 München * Der Pro-Kopf-Bier-Verbrauch hat sich in München bei etwa 200 Liter eingependelt. Das entspricht in etwa dem Doppelten des heutigen Verbrauchs, wobei man Touristen und Gäste der Stadt berücksichtigen muss. |
1927
1927 München-Graggenau - München-Angerviertel * Die „Moriskentänzer“ von Erasmus Grasser aus dem „Alten Rathaus“ kommen in das „Stadtmuseum“. |
1927 München-Maxvorstadt * Münchens erste elektrische Ampel leuchtet auf der Nordseite des Bahnhofplatzes. |
1932
1932 München-Kreuzviertel * Der „Kenotaph“ für Kaiser Ludwig dem Baiern wird unter den Südturm der „Frauenkirche“ verschoben. |
1933
30. Januar 1933 Berlin * Der Tag der sogenannten Machtübernahme. Adolf Hitler wird vom Reichspräsidenten Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er leitet eine Koalitionsregierung bestehend aus NSDAP, DNVP und Stahlhelm. |
Nach dem 9. März 1933 München-Isarvorstadt * Die Gedenktafel für Kurt Eisner im Gewerkschaftshaus an der Pestalozzistraße wird von den Nazis entfernt. Sie gilt seither als verschollen. |
9. März 1933 München-Graggenau * Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Bayern. Max Amann hisst die Hakenkreuzfahne am Münchner Rathaus. Nun beginnt die systematische Ausschaltung ihrer politischen Gegner. |
7. April 1933<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Das <em>„Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“</em> tritt in Kraft. Es ermächtigt die neuen Machthaber zur Entlassung oder Zwangspensionierung politisch <em>„unzuverlässiger Elemente“</em> und von Beamten jüdischer Herkunft.</p> |
Juni 1933 Bayern - München * In ganz Bayern leben etwa 42.000 „Glaubensjuden“, also Mitglieder der jüdischen Relegionsgemeinschaften. Das entspricht 0,55 Prozent der Gesamtbevölkerung. 9.005 davon sind in München ansässig. |
20. Juli 1933 Rom-Vatikan - Berlin * Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich wird vom - katholischen - Vizekanzler Franz von Papen und vom Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli im Vatikan unterzeichnet.
Die Reichsregierung macht der Kirche sehr große Zugeständnisse mit dem Ziel, internationale Anerkennung zu erhalten und die deutschen Katholiken für die Bewegung zu gewinnen, solange deren Macht noch nicht gefestigt ist. Keine der anderen neunzehn Weimarer Regierungen, auch nicht die Koalitionen mit Zentrumsbeteiligung, war der katholischen Kirche so weit entgegengekommen. |
1934
1934 München-Graggenau * Der „Metzgersprung“ wird zugunsten des „Winterhilfswerkes“ noch einmal aufgeführt und ein dreijähriger Turnus beschlossen. Der Brauch schläft aber systembedingt bald darauf ein. |
1935
1. April 1935<p><strong><em>Berlin</em></strong> * Die Deutsche Gemeindeordnung tritt in Kraft. Die Stadträte heißen seither Ratsherren.</p> |
1936
21. Juli 1936 München * In den Münchner Neuesten Nachrichten erscheint ein Artikel, der wegen der Wohnungsknappheit vor dem Zuzug nach München warnt. Im Reichsinnenministerium diskutiert man einen Gesetzesentwurf für „eine Beschränkung unerwünschten Zuzugs“. |
1938
9. November 1938 München-Graggenau * Im Alten Rathaus treffen sich Hitler, Goebbels, Göring, Himmler und der Rest der NSDAP-Führungselite zu einem „geselligen Beisammensein“, als die Nachricht vom Tode des deutschen Legationssekretärs Ernst vom Rath eintrifft. Da der Täter jüdischer Abstammung ist, liefert Raths Tod den Vorwand für eine groß angelegte jüdische Kampagne, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingehen wird. |
1939
1939 München-Graggenau * Nachdem bekannt wurde, dass der verstorbene Geschäftsmann Karl Rosipal, der „Stifter des Glockenspiels“ am Neuen Rathaus, „nicht ganz arischer Herkunft“ war, schreckt der antisemitische Oberbürgermeister Fiehler nicht davor zurück, die „Stiftung“ rückgängig zu machen und die gestiftete Summe den Erben zurückzuzahlen. |
September 1939 München-Theresienwiese * Zweiter Weltkrieg. Das „Oktoberfest“ fällt zum fünfzehnten Mal aus. |
1940
September 1940 München-Theresienwiese * Zweiter Weltkrieg. Das „Oktoberfest“ fällt aus. |
1941
September 1941 München-Theresienwiese * Zweiter Weltkrieg. Das „Oktoberfest“ fällt aus. |
20. November 1941 Kaunas/Litauen * Der erste Transport von 1.000 Münchner Juden nach Kaunas. |
11. Dezember 1941 Berlin * Reichskanzler Adolf Hitler erklärt Amerika den Krieg. |
1942
Oktober 1942 München-Theresienwiese * Zweiter Weltkrieg. Das „Oktoberfest“ fällt kriegsbedingt aus. |
1943
Oktober 1943 München-Theresienwiese * Zweiter Weltkrieg. Das „Oktoberfest“ fällt kriegsbedingt aus. |
1944
7. Januar 1944 München-Graggenau * Der Fischbrunnen auf dem Marienplatz wird in der Bombennacht weitgehend zerstört. |
Oktober 1944 München-Theresienwiese * Zweiter Weltkrieg. Das „Oktoberfest“ fällt zum zwanzigsten Mal aus. |
22. November 1944 München-Kreuzviertel * Erste Bomben treffen die Frauenkirche. |
1945
Mai 1945 München-Graggenau * Das „Neue Rathaus“ ist ein „Hauptsitz der amerikanischen Militärregierung“. |
8. Mai 1945 Deutschland * Der Tag der bedingungslosen Kapitulation oder Tag der Befreiung vom Nazi-Terror. Der Zweite Weltkrieg ist für Deutschland verloren. |
8. Mai 1945 München * Nur noch 64 Juden können von den US-Truppen bei Kriegsende in München „befreit“ werden. |
Oktober 1945 München-Theresienwiese * Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs lassen die Durchführung des „Oktoberfestes“ nicht zu. |
1946
1946 München * Paul von Hindenburg, Franz Ritter von Epp, Franz Xaver Schwarz, Adolf Hitler und Hermann Göring werden die „Münchner Ehrenbürgerwürde“ aberkannt. |
6. Juni 1946 München-Graggenau * Der erste frei gewählte Münchner Stadtrat der Nachkriegszeit kommt im provisorisch eingerichteten Großen Sitzungssaal zusammen. |
21. September 1946 München-Theresienwiese • Als Ersatz für das Oktoberfest wird ein Herbstfest durchgeführt. |
1947
Oktober 1947 München-Theresienwiese * Als Ersatz für das „Oktoberfest“ wird ein „Herbstfest“ durchgeführt. |
1948
September 1948 München-Theresienwiese * Als Ersatz für das „Oktoberfest“ wird ein „Herbstfest“ durchgeführt. Damit ist das „Oktoberfest“ seit seiner Gründung 24 Mal ausgefallen. |
1949
29. Oktober 1949 München * Auf Anregung der amerikanischen Besatzungsmacht findet der „Tag der freiwilligen Mitarbeit der Bürger“ für eine konzertierte Schutträumaktion statt. Unter Leitung des Münchner Oberbürgermeisters Thomas Wimmer sollen alle Schutthaufen, die bei den behördlich organisierten Räumungsaktionen bis dahin übersehen worden waren, entfernt werden. Rund 7.000 Münchner helfen mit. Die Freiwilligen räumen etwa 15.000 Kubikmeter Schutt weg. Das liegt jedoch hinter der Leistung, die täglich von den Profis beseitigt werden. Die Aktion geht als „Rama Dama“ (wir räumen auf) in die Geschichte ein. |
1951
1951 Bundesrepublik Deutschland - Bonn * Das „Gesetz über das Wohnungseigentum“ ermöglicht den Wunsch nach einer „dinglichen Sicherung von Wohnräumen für den Wohnungsinhaber“. Damit besteht erneut die Möglichkeit der Teilung von Gebäuden in „Brucheigentum“. |
1952
1952 München-Graggenau * Karl Pilotys Monumentalgemälde „Monachia“ im „Großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses“ wird wegen technischer Umbauarbeiten abgehängt und durch einen historischen Gobelin ersetzt. |
1953
18. Oktober 1953 München-Angerviertel * Der Weiß-Ferdl-Brunnen am Viktualienmarkt wird in Betrieb genommen. |
1954
11. Juli 1954 München-Graggenau * Der im Krieg schwer zerstörte Fischbrunnen wird unter Verwendung erhaltener Figuren neu gestaltet und wieder zum Fließen gebracht. |
1957
1957 München-Graggenau * Von den „Moriskentänzern“ werden Kopien gefertigt und im „Alten Rathaus“ aufgestellt. |
1958
Juni 1958 München * Zur „800-Jahr-Feier Münchens“ trifft Dr. Hermann Schülein mit den „Rheingold-Girls“ in München ein. Die „Rheingold-Girls“ bestehen aus einer Gruppe amerikanischer „Schönheitsköniginnen“, die auf der jährlich von der „Rheingold-Brauerei“ ausgerichteten Konkurrenz ausgewählt werden. |
1964
1964 München-Kreuzviertel * Das „Kaiser-Ludwig-der-Baier-Monument“ in der „Frauenkirche“ kommt an seinen heutigen Platz. |
23. September 1964 München • Der Spruch „München - Deutschlands heimliche Hauptstadt“ geht auf eine Titelgeschichte des Magazins Der Spiegel zurück. |
1966
Ab 1966 München-Graggenau * Wegen des U-Bahn-Baus wird der „Fischbrunnen“ am Marienplatz abgetragen. |
1967
1. Januar 1967 München * Aufgrund des Bevölkerungsrückgangs werden alle vier Innenstadtbezirke zum Stadtbezirk 1 - Altstadt zusammengefasst. |
15. September 1967 München-Graggenau * Der Zierbrunnen im Alten Hof wird wieder in Betrieb gesetzt. |
1969
14. Januar 1969 München * Im Stadtrat geht es um die Benennung von zwei Straßen in Neu-Perlach nach Karl Marx und Kurt Eisner. Während Marx der CSU-Fraktion „nicht problematisch“ erscheint, entzündet sich die Diskussion an Kurt Eisner. Denn: „München hat keine Veranlassung Eisner zu ehren. Sein Name ist in der Bevölkerung mit viel Unheil verbunden, auch wegen der Ereignisse nach [!] seinem Tod.“ |
1971
2. September 1971 München-Graggenau * Der Fischbrunnen am Marienplatz wird wieder als ganzjährig laufender Brunnen in Betrieb genommen. |
1972
30. Juni 1972 München-Kreuzviertel - München-Hackenviertel * Die 199 Wasserstrahlen des Springbrunnens am Stachus ergießen sich zum ersten Mal und schaffen an dem verkehrsgeplagten Platz an heißen Tagen eine Oase der Kühle. |
5. September 1972 München * Fünf palästinensische Terroristen nehmen elf israelische Sportler als Geiseln. Sie alle und ein deutscher Polizist werden sterben. |
1973
1. Oktober 1973 München * Das Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler des Freistaats Bayern tritt in Kraft. Es bildet die gesetzliche Grundlage für den Denkmalschutz. |
1985
16. September 1985 München-Kreuzviertel * Der Bezirksausschuss des 1. Münchner Stadtbezirks spricht sich - unter dem eigenwillig betitelten Tagesordnungspunkt „Denkmal für einen Bürgerschreck“ - gegen die Errichtung eines Kurt-Eisner-Denkmals aus. |
1986
21. Februar 1986 München-Kreuzviertel * Um 10 Uhr Ortszeit, ziehen die Aktivisten des Vereins „Das andere Bayern“ ein 2,50 Meter hohes, grell gelb-grünes Gemälde Kurt Eisners auf Plastikfolie auf, das der Kunstmaler Eckart Zylla geschaffen hatte. Zylla malt eine rote Zielscheibe auf das Bild und signiert es. Danach wird eine Gehsteigplatte zerschlagen, das Bild zusammengefaltet und anschließend das Plastikbild in dem „Denkloch“ vergraben. Mit der Kunst-Aktion Kurt Eisner will der Verein auf die Lächerlichkeit dieser bis ins Unerträgliche verzögerten Denkmal-Diskussion aufmerksam machen. |
1987
6. April 1987<p><strong><em>München-Haidhausen</em></strong> * Die denkmalgeschützte Mälzerei des Hofbräukellers brennt ab. Der Sachschaden wird mit 14 Millionen DMark beziffert.</p> |
1988
21. Februar 1988 München-Kreuzviertel * Um das sich hinziehende Verfahren zu beschleunigen, greifen die Aktivisten des Vereins „Das andere Bayern“ erneut ein und führen wiederholt eine Kunst-Aktion Kurt Eisner durch. Sie setzen einen eigens gestalteten Gedenkstein in die Mitte des Gehwegs an der Kardinal-Faulhaber-Straße. Wieder an der Ermordungsstelle Kurt Eisner, also am authentischen Ort. Der Gedenkstein wird von der Polizei als Beweismittel beschlagnahmt. Daraufhin schenken ihn die Aktivisten der Landeshauptstadt München. Er befindet sich seither in der städtischen Asservatenkammer. |
1992
1. September 1992 München-Graggenau - München-Angervierteil - München Kreuzvierzel - München-Hackenviertel - München-Lehel * Der Stadtbezirk 1 - Altstadt wird mit dem Stadtbezirk 13 - Lehel zum neuen 1. Stadtbezirk - Altstadt-Lehel vereinigt. |
1993
1993 München-Lehel - München-Graggenau * Umzug der „Bayerischen Staatskanzlei“ von der Prinzregentenstraße 9 in die Gebäude am „Hofgarten“. Die „Bayerische Staatskanzlei“ ist mit 8.800 qm wesentlich größer als das „Weiße Haus“ in Washington (4.800 qm). |
1998
8. November 1998 München-Graggenau * Oberbürgermeister Christian Ude enthüllt anlässlich des 60. Jahrestages des Pogroms im Alten Rathaus eine Gedenktafel zur Erinnerung an die „Reichskristallnacht“. |
2005
14. Januar 2005 München * Rudolph Mooshammer wird von dem irakischen Stricher Herish A. im Streit um den Liebeslohn erdrosselt. |
2009
8. November 2009 München-Graggenau * Nach Protesten aus der Bevölkerung wird eine Kopie der Gedenktafel an die Reichskristallnacht neben dem Eingang des Alten Rathauses angebracht und enthüllt. |
2011
3. Oktober 2011 München-Theresienwiese * Insgesamt 6,9 Millionen Menschen haben das größte Volksfest der Welt, die Wiesn, besucht. Davon kamen rund 20 Prozent aus dem Ausland.
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