550
Um den 550 China - Persien * Um selbst Seide herstellen zu können, muss zunächst das Geheimnis der Seidenproduktion gelüftet und die nützlichen Seidenraupen beschafft werden. Das gelingt zwei persischen Mönchen aus der christlichen Sekte der Nestorianer. Sie haben sich in China die notwendigen Kenntnisse angeeignet und schmuggelten nun Eier der Seidenraupe sowie Maulbeersamen in ihren hohlen Pilgerstäben. |
1000
Um den 1000 Griechenland - Süditalien - Frankreich * Die Seidenraupenzucht verbreitet sich um das Jahr 1000 von Griechenland aus nach Süditalien, Sizilien und Frankreich. |
1180
Um 1180 München * Die erste Isarbrücke entsteht. Der Verlauf der „Salzstraße“ findet sich heute in der „Einstein-“ und in der Fortsetzung in der „Inneren-Wiener-Straße“ wieder. |
1249
1249 Au * Die Au wird erstmals urkundlich erwähnt. |
1330
1330 Au * Die Münchner bauen in der Höhe der heutigen Marienklausenbrücke ein Wehr in die Isar, um damit das Flusswasser für die Festungsgräber, die Mühlen, die Floßlände und die Holztrift zur Stadt hin aufstauen zu können. Dadurch entsteht zwischen der Isar und dem Hochufer ein Streifen Trockenland - die Au. |
1347
1347 München * Die heutige „Ludwigsbrücke“ wird im „Stadtrechtsbuch“ sinngemäß beschrieben: „Im Abstand von 36 Schuh [9,36 Meter] werden Joche, die aus einer Reihe von senkrecht zur Strömung gerichteten Baumstämmen bestehen, in den kiesigen Untergrund getrieben. Dann sägt man sie auf gleicher Höhe ab und verbindet sie mit Querhölzern. Die Höhe über den mittleren Wasserstand ist so ausgelegt, daß ein Mann, der auf einem Floß oder Kahn unter der Brücke hindurchfährt, mit ausgestrecktem Arm die Hauptträger nicht berühren kann“. |
1353
1353 Regensburg * Der Regensburger Domherr Konrad von Mergenberg beschreibt die Zucht der Seidenraupen und die Verarbeitung der Seide. Dort heißt es: „Solche Raupen werden auch an manchen Orten Deutschlands gezüchtet und besonders in unserer königlichen Stadt Regensburg. Aus der Seide dieser Raupen werden aber in höherem Maße Frauenschleier gewebt als andere Seidenstoffe“. |
1371
18. April 1371<p><strong><em>München</em></strong> * Der Münchner Rat setzt die Bürgerrechtsgebühr auf fünf Pfund fest und damit in eine - für Arbeiter, Taglöhner, Kleinhandwerker, Dienstboten und Knechte, Mägde und Handelsdiener - unerreichbare Höhe. </p> <p>Um das Gemeinwesen und damit das Stadtsäckel durch den Zuzug unvermögender Personen nicht übermäßig zu belasten, werden besitz- und gewerbslose Zuwanderer in der jungen, aufstrebenden Stadt schon ziemlich früh zu <em>„unwillkommenen Gästen“ </em>erklärt. Der Rat der Stadt will nicht Armut, sondern leistungsfähige und finanzkräftige Menschen einbürgern. Umgekehrt müssen die Aufgenommen mindestens zehn Jahre in der Stadt bleiben, sonst haben sie mit einer Strafsteuer von 31 Pfund zu rechnen. </p> |
1383
1383 Regensburg * Das Regensburger Fernhandelshaus Runtinger kauft seit dem Jahr 1383 griechische und syrische Seide roh, gesponnen oder als fertiges Gewebe in Venedig ein. |
1401
1401 Au * Konrad der Preisinger legt einen großen Garten mit einem villenähnlichen Haus an der heutigen Lilienstraße an. Emeran der Haßlanger erbaut daneben ein schlossähnliches Gebäude. |
1405
7. Dezember 1405 München * Der Rat der Stadt erlässt Vorschriften zur Bekämpfung des Luxus. Neben dem Laden und Bewirten von Gästen bei Hochzeitsfeierlichkeiten und Taufen geht es auch um Kleidervorschriften. |
1424
9. April 1424<p><strong><em>München</em></strong> * Eine Kleidervorschrift wird beraten. Es geht um das Tragen der Schleier und <em>„Stauchen“</em> durch die Frauen. Die <em>„Stauchen“</em>, der <em>„Stauch“</em> oder das <em>„Stäuchel“</em> ist ein mehrfach um den Kopf geschlungenes Tuch.</p> |
1433
3. Oktober 1433 München * Die neue, vom Rat der Stadt erlassene Bußordnung enthält neugefasste Sätze über die Bewirtung der Gäste bei Hochzeiten und Taufen. Nach der Bußordnung ist die Sperrstunde im Sommer um 9 Uhr, im Winter um 8 Uhr. Die Beschränkungen beim Kleiderluxus werden aufgeweicht. |
1445
6. März 1445 München * Baiernherzog Albrecht III. gibt den Befehl, wonach den Münchner Bürgern zwei Jahre lang Arbeiter aus dem Umland zur Hilfeleistung für die Schanzarbeiten geschickt werden sollen. Die „armen Leute aus Oberbaiern“ erhalten „genügend Brot und einen Zehrpfennig“. In Haidhausen und in der Au finden sie eine neue Heimat. |
1450
Um 1450 Spanien * Die Araber führen die Seidenproduktion in Spanien ein. Aber selbst im 15. Jahrhundert wird noch immer die Seide aus China importiert, weil diese als hochwertiger gilt und die europäischen Fabrikate den Bedarf nicht decken können. Man importiert jedoch hauptsächlich Rohseide, da es hier bereits genügend Arbeitskräfte zum Weben und Verarbeiten gibt. |
1458
1458 Au * Mit diesem Jahr wird allgemein das Entstehungsjahr des sogenannten „Pesthauses, Kaltenegger- oder Nonnenhauses“ an der Franz-Prüller-Straße in der Au angegeben. |
1459
1459 München * Der Rat der Stadt erlässt in einem Nachtrag zur „Bußordnung“ vom 3. Oktober 1433 acht neue Sätze und Artikel mit „Kleidervorschriften“. Die hauptsächlich die Frauenmode betreffenden Vorschriften befassen sich mit Regelungen über Pelzbesätze, die Art der Ärmel, die Länge der Röcke und Mäntel. Sie verbieten Männern wie Frauen Röcke aus Samt und Seide, Perlenbesatz und Brusttücher für die Frauen. |
1500
10. September 1500 Augsburg * Auf dem Reichstag in Augsburg wird eine große „Reichspolizeyordnung“ beschlossen. Sie beinhaltet auch Fragen der Kleiderordnung. |
1501
Um den 5. Januar 1501 München - Landshut * Die Regenten der beiden Teilherzogtümer Baiern-München, Herzog Albrecht IV., und Baiern-Landshut, Herzog Georg, nehmen eine große Reichspolizeiordnung, die am 10. September 1500 auf dem Augsburger Reichstag erlassen worden war, zum Anlass, für ihren jeweiligen Bereich entsprechende Kleiderordnungen zu erlassen. Inhaltlich beruhen sie auf einer Pfälzer Ordnung aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die entsprechend modifiziert und den ober- und niederbaierischen Verhältnissen angepasst werden. Im Gegensatz zu Landshut ist das Landgebot „Ueberfluß und Unmaas der Bekleidung und anders hiernachfolgendes berührend“ die erste Kleiderordnung für München. |
1510
Um ??? 1510 Nürnberg * Der Nürnberger Peter Henlein erfindet die Taschenuhr. Inzwischen wird die Erfindung als eine Fälschung aus dem späten 19. Jahrhundert bezeichnet. |
1518
1518 München * Mit der „Landes- und Polizeiordnung“ von 1518 und der „Gerichtsordnung“ von 1520 wird die Grundlage für eine einheitliche „Gerichtsverfassung“ und ein einheitliches „Gerichtsverfahren“ geschaffen. |
1526
1526 München - Landshut * Von den Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. wird im wiedervereinigten Baiern erneut eine „Ordnung der Klaider“ mit dem Untertitel „Von Überflißigkeit der Klaider“ erlassen. Diese mit den „Landständen“ abgestimmte „Bekleidungsvorschrift“ ist sehr umfangreich und ausführlich. Sie teilt die baierische Bevölkerung in 17 Gruppen ein, was jedoch keine rangmäßige Einstufung bedeutet. So bilden die Frauen und Töchter des „Adels“, der „Patrizier-Geschlechter“, der „Kaufleute und reichen Bürger“ sowie der „Handwerksmeister“ jeweils eine eigene Gruppe.Die dem „Hofgesindt“ zugerechneten oberen Beamten wie die „fürstlichen Räte“ und die „nicht-adeligen Sekretäre“ sind mit den „Patrizier-Bürgergeschlechtern“ gleichgestellt. Der ebenfalls zum „Hofgesindt“ gehörende höhere Beamtenstand, wozu die „fürstlichen Pfleger, Richter, Kastner, Mautner, Zöllner, Ungelter, Forstmeister, oberste Jäger, Futterschreiber, Küchenschreiber“ und „Mundköche“ gehören, sind kleidungstechnisch im selben Rang wie die „Kaufleute und die reichen Bürger“. Der „gemeine Bürger“ ist dem „Handwerksgesellen“ und der „Tagelöhner“ dem „Bauern“ gleichgestellt. |
1530
1530 München * Der Rat der Stadt ändert die schon länger bestehende „Bettelordnung“. Sie verbietet allen „Bürgern und Gästen beiderlei Geschlechts“ das „Betteln“ und gestattet es nur denjenigen, die vom „Rat“ die ausdrückliche Erlaubnis dazu haben. Zur Erteilung der „Bettelerlaubnis“ muss aber zuvor die „Bedürftigkeit“ nachgewiesen werden.
Der „Hausbettel“ ist nach der „Bettelordnung“ strengstens verboten.
Es werden vier „Bettelmeister“ bestellt.
Sie müssen vor ihrem Amtsantritt „geloben und schwören“, dass sie niemanden bevorzugen oder benachteiligen und dass sie sich nicht bestechen lassen. |
1538
1538 Obergiesing * Zur „Hauptmannschaft Obergiesing“ gehören Haidhausen, die Au, Niedergiesing, Putzbrunn, Höhenkirchen, Bogenhausen und Obergiesing. |
1541
1541 München-Angerviertel * Der Brauer Jörg Heiß gründet an der Ostseite der Sendlinger Straße den späteren „Singlspielerbräu“. |
1555
29. Oktober 1555 Au * In einem Lehensbrief wird die Übergabe der Mühle in der Au an Melchiors Sohn, Ulrich Diefstetter, beschrieben. „Von gottes genaden Wir Albrecht Pfalenzgraue bei Rhein, Hertzog in Obern und Nidern Bairn Bekennen mit dem offen brief, Das Wir Ulrichen Diefsteter Klingenschmid dem Mullschlag Ihenhalb [jenseits] der Iser an dem Rain auf dem pach zwischen der Mull Neideckh vnnd der Yserbrukchen, darauf yetzt ain Plathamer vnnd Schleifmull stet, mit sambt den Wasserflussen daselbey, in vnnserm Lanndgericht Wolfertzhausen gelegen, [...] zur rechten lehen verliehen haben, vnnd verleihen Ime solches alles vnnd yedes mit seinen erenrechten gerechtigkaiten ein vnnd zuegehorungen hiemit wissentlich vnnd crafft ditz briefs [...].“ |
1561
1561 Herzogtum Baiern * Bereits während der Regierungszeit des Baiernherzogs Albrecht V., wird in Altbaiern der Versuch unternommen, Maulbeerbäume anzupflanzen. Nennenswerte Erfolge bleiben seinerzeit allerdings aus. Jedenfalls wird von einem nutzbringenden Erfolg später nicht mehr berichtet. |
1562
1562 München * In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ändert sich die Einstellung zu den „Armen“ grundlegend. Martin Luther und später auch die katholischen Reformer lehnen jede Form von „Bettel“ ab und fordern eine Versorgung aller „Arbeitsunfähigen“ auf Kosten der Gemeinde. Dies findet in der letzten rein städtischen „Münchner Bettelordnung“ ihren Niederschlag. Die „Armenversorgung“ wird auf die Basis eines „Unterstützungsfonds“, dem „Stock-Almosen“, gestellt. Freiwillige Spenden, Gelder aus Opferstöcken, Sondersammlungen in Kirchen und Klöstern und die Erträge aus den Haussammlungen sollen eine gezielte Versorgung der „Armen“ gewährleisten. Dazu ziehen jeden Freitag vier „Biedermänner“ mit Sammelbüchsen von Haus zu Haus und ersetzen damit die bisher üblichen Bettelgänge der „Armen“. Die Sammlungen erhalten den Namen „Freitagsbrot“. |
1563
1563 Au * Der Münchner Bürgermeister Georg Schobinger kauft den „Platner-Hammer“ und das „Haßlang-Schlösschen“ an der heutigen Lilienstraße. Er gibt seiner Neuerwerbung den Namen „Wageck“. |
1567
1567 Au * Georg Schobinger lässt „Wageck“ an der Lilienstraße durch zusätzliche Zahlungen zu einem „Edelsitz“ erheben. |
6. August 1567 Au * Am Haßlang-Schlösschen in der heutigen Lilienstraße wird ein Triebwerk in den Auer Mühlbach eingehängt. Damals übergeben die Herzöge Sigmund und Albert dem Hanns Platner von der Rosen einen Platz zum Lehen, damit er eine Mühle und einen Hammer erbauen kann. Die Urkunde hat folgenden Wortlaut: „Von gottes gnaden Wir Sigmund vnd Wir Albrecht gebrüdere Phallenz grauen bey Reine Hertzogen in Obern vnd Nidern Bairn [...] tun kunnt [...], Das wir vnnserm getrewen Hannsen Platner mit der Rosen von sunndern gnaden ainen Mulslag gelegen enthalb der Yser an dem Rain auf dem pach zwischen der Mul Neydegk und der Yserbrugken, Darauf er machen vnd slagen mag ain Sleifmul vnd obe er ainen platthamer auch darauf richten mocht [...]“. |
1571
1571 München - Au * Der Herzog muss einen Streit zwischen den Münchner und den Auer „Schneidern“ schlichten. Es endet damit, dass die Münchner ihre Schmähungen und Herabsetzungen zurücknehmen müssen. Dafür müssen es die Auer künftig unterlassen, mit Elle und Schere „auf die Stör“ in die Stadt zu kommen. Sie dürfen nur Schneiderarbeiten annehmen, die man ihnen bringt. |
1572
1572 München * Eine neue „Bettelordnung“ wird veröffentlicht. In ihr zeichnet neben dem „Rat der Stadt“ erstmals auch der „Landesherr“ verantwortlich.
Doch schnell wird klar, dass sich in München ein „absolutes Bettelverbot“ und die Versorgung der „Armen“ aus der Gemeindekasse nicht verwirklichen lassen. „Sondersieche“, also mit ansteckenden Krankheiten Behaftete, und „Blinde“ haben sich mit „betteln“ zu ernähren, da sie keine Arbeit finden können. Außerdem sammeln die „Biedermänner“ das „Freitagsbrot“ nun zusätzlich am Mittwoch. |
1595
15. Mai 1595 München * Da die Nachfrage nach Seidenartikeln im Herzogtum Baiern unverändert hoch ist, versuchen italienische Handelsleute die Marktlücke zu schließen. Deshalb will sich der Mailänder Händler Hieronymus Peverollj in München niederlassen und „einen handsladen von sament unnd seyden aufrichten“. Herzog Maximilian I. empfiehlt in einem Schreiben dem Rat der Stadt die Annahme des Gesuchs, „weil man dann die Waren soll wohlfeiler haben können, wan man nicht immer an einen handlsman gebunden ist [...]. Auch Wir hätten bei diesem vorschlag nuz vnd vortheil“. Der Münchner Bürgermeister informiert vor der Zusage und „zur verhüettung khonftiger Irrung“ zuerst die „handlsleuth und Cramer“, die allerdings keinerlei Bedenken äußern. |
1596
1596 München-Kreuzviertel - Au * Als Ersatz für die 34 Bürgerhäuser, die dem Bau der „Michaelskirche“ geopfert werden müssen, befasst sich der Magistrat der Stadt München erstmals mit dem Gedanken der Eingemeindung der Au. Man nimmt aber wieder Abstand davon, nachdem Herzog Wilhelm V. auf eine jährliche Steuer von 600 Gulden verzichtet. |
1600
Um das Jahr 1600 München * Unter Herzog Maximilian I. wird erstmals nach den Ursachen der „Armut“ gefragt. Folgende Erkenntnisse fassen die Untersucher zusammen:
Das Ergebnis ist die Einführung restriktiver Maßnahmen. |
1602
1602 München * In der „Haußpolicey“ findet man zu den Schauspielern folgenden Text: „Nicht die geringste ursach warumb die Jugent in die unzucht und geilheit gerahtet seind die Comedien Spektackel und Schawspiel / welche an etlichen orten an den Fürstlichen Höfen oder in den Heusern der Mechtigen oder in den offentlichen darzu bestimbten Heusern gehalten werden. Dann sie [die Schauspieler] seindt gemeinklich eitele / liderliche / verschlagene / arglistige / unverschambte und gottlose leut / ja was mehr ist / man findt under jhnen Landverwisene / ehvergessene / Landstürtzer / Zigeiner und arge Ketzer.“ Es ist die Zeit der „Gegenreformation“ und schon deshalb hat alleine das „Schauspiel der Jesuiten“ Niveau und ist staatlicherseits legitimiert worden. |
1610
Mai 1610 Au - Haidhausen - Untergiesing * Der „Gerichtsbezirk ob der Au negst München“ wird wegen seiner besonderen Sozialstruktur geschaffen. Die vergleichsweise große Einwohnerzahl der Ortschaften Haidhausen, Au und Niedergiesing, das sich in der Gegend um den heutigen „Nockherberg“ befindet, und der daraus resultierende Verwaltungs- und Jurisdiktionsbedarf erfordert diese Sonderstellung. Gerade auch deshalb, weil das „Landgericht“ weit entfernt liegt und der „Richter von Wolfratshausen“ sowie der „Amtmann von Perlach“ den Verhältnissen nicht mehr gewachsen sind. In einem ersten Schritt werden diese Orte dem „Hofoberrichter“ unterstellt. |
1612
Anno 1612 Au - Haidhausen - Untergiesing * Ein eigenständiges „Gericht ob der Au negst München“ wird eingerichtet. Es ist allerdings kein selbstständiges „Landgericht“, sondern ein „Niedergericht“, deren „hochgerichtlichen Funktionen“ auch weiterhin vom „Landrichter in Wolfratshausen“ wahrgenommen werden. Das „Gericht ob der Au“ ist also letztlich nichts anderes als eine „Hofmark“ unter der „Gerichtsbarkeit“ des „Hofoberrichteramtes“. Haidhausen, die Au und Niedergiesing scheiden deshalb aus der „Hauptmannschaft Obergiesing“ aus. |
1614
1614 München * Die Gebrüder Bettaga bitten um Aufnahme als Bürger und wollen ebenfalls eine Seidenhandlung eröffnen. Und das, obwohl „ein Verschleiß in nicht katholischen Ländern besser ist“. Sie begnügen sich jedoch nicht mit einem einfachen Geschäft, sondern errichten dazu eine Seidenspinnerei. Das Unternehmen soll „jährlich bis zu 7.000 Seelen, arme, meist junge Leuthe abrichten und ernehren, welche sonst dem müssiggang und Petl nachgehen“. Die Bettegas führen das Geschäft ganze sieben Jahre. |
1616
1616 Au * Georg Schobinger kauft auch den an der Lilienstraße gelegenen „Klingenhammer mit Werkzeug, Polier- und Schleifmühle, die oberen und unteren Gärten, Röhrlwasser, Brunnstuben und Fischgerechtigkeit am Mühlbach um 8.000 Gulden“. Die Klingenschmiede hatte zwar ihren Ruf und ihre Bedeutung verloren, war aber nachweislich noch als „Schobinger Mühle“ in Betrieb. |
29. September 1616 München * Mit dem Landrecht Herzog Maximilians I. wird die endgültige Rechtseinheit in Baiern hergestellt, die alle Rechtsgebiete umfasst. Damit ist Baiern eines der wenigen deutschsprachigen Territorien, das über eine systematisch erfasste und in allen Rechtsangelegenheiten abgestimmte Landesgesetzgebung verfügt. Die Landes- und Polizeiordnung enthält:
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1618
1618 München * München verfügt über 1.771 „bürgerliche Gerechtigkeiten“, einschließlich des „Handels“. |
1623
13. Mai 1623 München * Als die Gebrüder Beniamin und Sinj aus Florenz das Unternehmen der Gebrüder Bettega übernehmen wollen, laufen die Münchner Handwerker der „Loder, Leinweber, Strumpfwürckher und Gschlachtgwandter“ dagegen Sturm, da ihnen die besten Spinnerinnen „von den Italiänern abgerungen werden [...] und das clainod vnd fürnembste comercium des landts, das gewerbe mit loden, Tuech, federrith, handschuech und strimpf geht zu grund“. Der Münchner Bürgermeister unterstützt den Protest der ansässigen Handwerker mit dem Argument, dass der Holzverbrauch der Seidenwirker unvergleichlich hoch sei. Doch Herzog Maximilian I. erhebt sich über die Proteste und erteilt für die „besonders lieben Beniamin und Sinj“ am 13. Mai 1623 das erbetene Privileg, da sie „weeder mit einer abwerbung der gespunstleüth noch in ander weeg den loders etc. khainen eintrag thuen“. Außerdem dürfen für die Arbeiten nur Leute beschäftigt werden, die aus Orten kommen, die fünf Meilen entfernt sind. |
1626
26. Juni 1626 München * Kurfürst Maximilian I. erlässt eine Kleiderordnung, die die Bevölkerung in sieben Gesellschaftsgruppen einteilt. |
1628
3. Juni 1628 Au - Bogenhausen * Die Pfarrei Neudeck wird von der Pfarrei Bogenhausen abgetrennt. Die Carl-Borromäus-Kirche wird die Pfarrkirche der Au. |
1629
24. Februar 1629 Au * Die Paulaner übernehmen die kirchliche Seelsorge der Pfarrei in der Au. |
24. Februar 1629 Au * Die Au wird erstmals als Vorstadt bezeichnet. |
1632
15. Mai 1632 München * Die schwedische Schutzgarde wird nach München verlegt und nimmt Einquartierungen in den „Klöstern und Häusern der Vornehmen in München, deren Insassen meist nach Tirol oder Italien geflohen waren“. Die innerhalb der Stadtummauerung lebenden Münchner kommen wieder einmal glimpflich davon. Die Soldateska plündert, verwüstet, drangsaliert und vergewaltigt dafür um so stärker in den Vororten - besonders in der bevölkerungsreichen Au und in Haidhausen. |
17. Mai 1632 München - Haidhausen * Unterwürfig überreichen die Münchner Stadtväter dem anrückenden Kriegsherrn Gustav II. Adolf am Gasteig die Stadtschlüssel. Der Schwedenkönig zieht in München ein, um in der Residenz Quartier zu nehmen. Sein Weg führt ihn über die Isarbrücke zum Roten Turm und dem Isartor. In seiner Begleitung befindet sich der „Winterkönig“ Friedrich V., der Pfalzgraf August von Sulzbach und die Herzöge Bernhard und Wilhelm von Weimar sowie Johann von Holstein. Diesen folgen noch drei Regimenter. Gustav Adolf ist von München angeblich so begeistert, dass er am liebsten die Residenz mit nach Schweden genommen hätte - sagt man. Es stimmt wohl, dass er München - angesichts des eher kargen Umlandes - mit einem „goldenen Sattel auf einem mageren Pferde“ verglichen hat. Seine Schwärmerei für die Residenz ist jedoch eine Ausschmückung späterer Jahre. Denn eigentlich war es nur ein Ofen, der ihm so gut gefiel, dass er „gewinschet, daß dieser ofen zu Stockholm wehre“. Die Schweden besetzen die baierische Haupt- und Residenzstadt. Siegmund Riezler schrieb dazu: „Im Übrigen aber wurde weder Eigentum noch Person angetastet“. Das stimmt so nicht! Denn die Hauptleidtragenden der Kriege sind immer die Vorstädter. Sie bieten den Belagerern der Stadt Ersatz fürs Morden, Plündern, Brandschatzen, Foltern und Vergewaltigen. Die Hauptarmee lagert nicht in der Stadt, sondern ist auf die Dörfer vor den Stadttoren verteilt worden. Und diese Soldateska raubt und stiehlt alles, was nicht niet- und nagelfest ist und verkauft es in der Stadt, sodass die Münchner Waren zu billigsten Preisen kaufen können. |
19. Mai 1632 München * König Gustav II. Adolf besucht die Michaelskirche und lässt sich das Gottesdienstritual genauestens erklären. Der schwedische König fordert von der Stadt 300.000 Reichstaler, um München vor der Zerstörung zu verschonen. Die in der Stadt verbliebene Bürgerschaft versucht daraufhin, soviel wie möglich von der geforderten Summe zusammenzutragen. Selbst die Ärmsten der Stadt müssen sich daran beteiligen. Und auch die schon so stark gebeutelten Einwohner der Au, Haidhausens und Giesings haben für die Zahlungen ihr Schärflein beizutragen. Exakt 940 Gulden und 43 Kreuzer steuern sie aus ihren sowieso schon begrenzten Mitteln bei. Und dennoch reicht es nicht. Gerade mal 144.273 Gulden bringt die Geldeintreibung ein. Das ist nicht mal ein Drittel der geforderten Summe, worauf der Schwedenkönig je 22 weltliche und geistliche Geiseln verlangt. |
1633
5. August 1633 München * Ein nachweisbarer Einsturz der heutigen Ludwigsbrücke ereignet sich. Es gibt zwar kein amtliches Dokument, dafür aber ein Mirakelbild an der südlichen Außenmauer der Tuntenhausener Kirche. „Bei dem theilweisen Einsturze der Isarbrücke zu München am 5. August 1633 kam Jakob Oefele, Zimmermann von der Au, in große Todesgefahr, indem er mit noch 50 Personen ins Wasser fiel, nach gemachten Gelöbnis wurde er errettet”. Über die Zahl der Opfer dieses Brückeneinsturzes ist allerdings nichts Näheres bekannt. |
1642
1642 München-Angerviertel * Der Brauer Philipp Hölzl kauft die spätere „Singlspielerbrauerei“, nachdem er sie seit 1635 gepachtet hatte. |
1664
3. August 1664 Au * Der Rat des Inneren und Aufschlagseinnehmer der Landschaft in Baiern, Georg Benno Schobinger von Steppberg, verkauft den Edelsitz Wagegg in der Au an Anna Maria Cammerloherin, der Ehefrau des Hofkammerrats Johann Christoph Cammerloher. |
1665
30. November 1665 München * Aufgrund seiner bohrenden Forderungen von Dr. Johann Joachim Becher erlässt Kurfürst Ferdinand Maria ein Mandat zur Gründung der Churbaierischen Seidencompagnie. Dort heißt es: „Wir haben mit sonderß angelegenen Vleiß unsere sorgfälltigen gedankhen dahin gewendet, wie die negoiten und manufacturen zu nuz Unserer Underthanen in ein besseres eße [Sein] und Flor gebracht werden“ kann. Kurfürst Ferdinand Maria will mit der eigenen Seidenproduktion „das heuffig hinaußgehende gelt im land erhalten, alß auch den Armen und müssig gehenden betlern, welche anderen Ehrlichen leuthen überlästig vor den heusern ligen, eine ehrliche Underhaltung verschaffen“. Und weiter meint der Kurfürst, in der Manufaktur „soll aus roher, anderwerts hergeschaffter Seide Zwirn, Stepp-, Nehe-, und allerhand andere Seide, auch Seidenbender und Zeuge gemacht werden“. |
1668
Um den 1668 München * Dr. Johann Joachim Becher ist zwischenzeitlich zum kurbaierischen Leibmedicus und kurfürstlichen Rat erhoben worden, hat sich aber nach einem zweijährigen Aufenthalt in Baiern - wegen der „erfahrenen Schmähungen“ - verärgert nach Wien zurückgezogen, wo er sich der dortigen Seidenmanufaktur widmet. Das Wiener Unternehmen entwickelt sich bald zur großen baierischen Konkurrenz. Zu Bechers Nachfolger als Direktor der Churbaierischen Seidencomapgnie wird der kurfürstliche Revisionsrath Dr. Jobst ernannt. Die Churbaierische Seidencompagnie ist - wie alle merkantilistischen Unternehmen - mit besonderen Freiheiten und Privilegien ausgestattet worden. Alleine die Gesellschaft ist befugt, „die roh eingeführte oder im Land erzeugte Seide verarbeiten“ zu lassen. Nur sie darf die Seide in grosso verkaufen. Das heißt, dass alle baierischen Kaufleute ihren Bedarf an Seide bei der Churfürstlichen Seidencompagnie decken müssen. Wer gegen diese Vorgaben verstößt und fremde Seidenwaren einführt, muss die Confiscation der Ware hinnehmen und dem Staat eine Strafe von 1.000 Reichstalern bezahlen. |
1669
1669<p><strong><em>Au</em></strong> * Unter Kurfürst Ferdinand Maria wird in der Au ein <em>„Seidenhaus“</em> eingerichtet. Doch als Arbeitskräfte werden dann - zum Teil sogar gegen den ernsten Willen der Eltern - auch Kinder eingestellt und nicht arbeitsuchende Stadtarme. Das Seiden-Unternehmen ist allerdings bereits im Jahr 1676 finanziell wieder am Ende.</p> |
1. Januar 1669 München * Die Churbaierische Seidencompagnie nimmt endlich ihre Tätigkeit auf. Der in Venedig geborene und dort lebende Holländer Lucca van Uffele wird zum Fabrikdirektor erkoren. Er besitzt wertvolle Beziehungen zur venezianischen Seidenindustrie und bekommt schon deshalb den Titel eines Directore Complimentario und Scriptuali Generali übertragen. In seinen umfangreichen Conditiones heißt es unter anderem: „Van Uffele ist schuldig, der Seidenkompagnie alle nötige Seide von auswärts zu bestellen und auf sein Risiko nach München liefern zu lassen“. Darüber hinaus wird er verpflichtet, „so oft eine gefertigte Quantität vorhanden ist, sie gegen Bargeld zu verschleißen“. Liegt der Gewinn unter acht Prozent, hat van Uffele den Schaden zu tragen. Überhaupt ist der Venezianer verpflichtet worden, die Einlagen pro Jahr mit fünf Prozent zu verzinsen. Außerdem soll er die maestranzen [= Meister] aus Italien holen und „eine Anzahl von 2.000 Personen hierländische Arbeitsleuth unterrichten lassen“. |
Ab dem 1. Januar 1669 München - Au * Da es noch an ergiebigen Maulbeerplantagen mangelt, muss die Rohseide aus dem Ausland bezogen werden. Zusätzlich lässt Kurfürst Ferdinand Maria „im großen Hofgarten, im Residenzgarten, Krautgarten, Kuchlgarten zu München, in den Hofgärten zu Dachau, Berg am Laim, Bogenhausen, Schleißheim und Nymphenburg“ eine große Menge Maulbeerbäumeanpflanzen. Den Kapitalstock für das Unternehmen liefern sowohl Privatleute als auch die frühen Sozialeinrichtungen wie das Heiliggeistspital, das Städtische Waisenhaus oder das Leprosenhaus am Gasteig. Eine barocke Gründerzeit-Mentalität ist zu verzeichnen. In grenzenlosem Vertrauen fließt das Geld in erstaunlichen Mengen, sodass bald mehrere Tausend Gulden zur Verfügung stehen, um in Italien Seidenspinner-Eier zu bestellen. Das übrige Kapital wird in den Neubau für ein Seidenhaus in der Au investiert. |
Um den 20. Januar 1669 München - Venedig * Lucca van Uffele reist nach Venedig, um dort Arbeitskräfte anzuwerben. Es kommt zu einem heftigen Konflikt mit dem italienischen Staat wegen „beabsichtigter Ausbeutung italienischer Fabrikgeheimnisse“, sodass Kurfürst Ferdinand Maria höchstpersönlich den Streit schlichten muss. Erst danach kann van Uffele mit einem Meister und zwei Arbeitern nach München zurückkehren. Später kann er noch Seidenarbeiter aus Venedig zur Übersiedlung nach München überreden. Nun ist auch die Herstellung von venezianischen Gold- und Silberbrokaten möglich. |
Um den 1. Februar 1669 Au * Als Bauplatz für das Auer Seidenhaus hat Direktor van Uffele das Gelände an der Stelle der späteren Wagnerbrauerei auserkoren. Eine Abbildung des Seidenhauses ist leider nicht überliefert. Die auf dem Kupferstich von Michael Wening gezeigte Fabricca in der Au entstand zwar aus der Seidenfabrik, wurde aber erst später im großen Stil um- und neu gebaut. |
1670
1670 München-Angerviertel * Vor lauter Begeisterung für die Seidenfabrikation lässt man bereits im Jahr 1670 ein zweites Seidenhaus am Jakobsplatz erstellen. |
Um das Jahr 1670 München - Lyon * Nachdem Kurfürstin Henriette Adelaide auch eine Seidenherstellung nach französischer Art wünscht, entsendet Lucca van Uffele einen Agenten nach Lyon. Dieser kann dreißig Seidenarbeiter anwerben, wird dann aber - wegen „befürchteter Verletzung französischer Fabrikgeheimnisse“ - mitsamt den Arbeitern verhaftet. Durch List und Bestechung gelingt ihm und sieben Arbeitern die Flucht nach München, später glückt ihm noch die Anwerbung einer berühmten Meisterin aus Lyon, zur Erzeugung von Spitzen in Seide, Silber und Gold. |
1671
März 1671 München * Lucca van Uffele hat die Münchner Seidenfabriken technisch und personell bestens ausgestattet. Doch nur wenige Monate später wird ihm vorgeworfen, er betreibe „bedenkliche Speculation [...], macht Schulden auf die Compagnie, Seperatgeschäfte“ und „Prellerey“. Er sieht sich zur Flucht nach Augsburg gezwungen. Dort wird er festgenommen und anschließend „in das Chettenstibl im Münchner Falkenthurm iberpracht“, wo er fünfeinhalb Jahre in Haft sitzt. |
1672
1672 Au * Anna Maria Cammerloherin erreicht die Erhebung des „Edelsitzes Wageck“ zur „Hofmark Wageck“. Sie lässt die Mühle zu einer „zweigängigen Mahlmühle“, die später sogar zur sechsgängigen aufgestockt wird, ausbauen. Sie fährt zur „Schranne“, kaufte Getreide und bringt das Mehl wieder in die Stadt. Diese Handlung zieht heftige Beschwerden der städtischen Müller nach sich, „weil diese Concurrenzmacherei sie [die städtischen Müller] mit Weib und Kind an den Bettelstab bringe“. |
1672 München-Angerviertel * Der Brauer Philipp Hölzl übergibt die spätere „Singlspielerbrauerei“ an seine Tochter Katharina. |
1673
1673 Au * Anna Maria Cammerloherin fügt noch eine „Nagelschmiede“ an ihr Anwesen hinzu. Jetzt bestreitet ihr das Handwerk der Nagelschmiede das Recht dazu und fordert die Einschränkung, dass sie wenigstens nur kleine Nägel machen darf. |
1673 Au * Der „Prunnknecht“ Sebastian Gaißreitter lässt am „Gaisberg“, dem heutigen „Lilienberg“, eine „Capellen aufrichten und darin zu seiner privaten Andacht und zur Erwirkhung der vorbeygehenten Leuth Andacht ein Figur vom Passion Christi“ aufstellen. |
1673 München-Angerviertel * Katharina Hölzl heiratet den ihrer Brauerei den Namen gebenden Münchner Metzgersohn Franz Singlspieler. |
1674
9. April 1674<p><strong><em>München - Au - Haidhausen</em></strong> * Beim nächtlichen Brand der Residenz hält man die Stadttore geschlossen. Zu groß erscheint den Münchnern die Gefahr, dass sich Bettler, Tagediebe und Kranke aus der Au und Haidhausen einschleichen könnten.</p> |
1676
1676 München * Erst nach einer umfangreichen Bittschrift von Lucca van Uffele an den Kurfürsten Ferdinand Maria wird der Prozess gegen ihn erneut aufgerollt und die Vorwürfe gegen den Seidencompagnie-Direktor noch einmal eingehend verhandelt. |
Oktober 1676 München * Lucca van Uffele wird als „Unschuldig“ freigesprochen und in die Freiheit entlassen. Das Gericht stellt in seiner Urteilsbegründung allerdings fest, dass das Seidenunternehmen schon deshalb scheitern musste, da von der Unternehmensleitung zu viel Kapital in zu große und unnötige Gebäude investiert worden seien. Damit fehlte das Geld für die laufenden Kosten der Seidenfabrikation. Nachdem die Manufaktur nicht mit dem erwarteten Gewinn arbeitet, fordern die Geldgeber ihre Kapitaleinlagen zurück. Auch vom kurfürstlichen Hof können keine Investitionen mehr erwartet werden, da kurz zuvor ein Brand Teile der Residenz zerstört hatte. Damit ist das vorläufige Ende der Churfürstlichen Seidencompagnie - nach nur elf Jahren - gekommen. Die Auer Seidenfabrik ist noch bis anno 1680, die am Jakobsplatz bis 1705 betriebsbereit. |
1679
Ab 1679 Au * In der Au entsteht - am Standort des „Seidenhauses“ - eine „Tuchfabrik für Militäruniformen“. |
1682
1682 Au * Nach dem Tod der aktiven Freiin von Cammerloher geht das Geschäft stark zurück, mit der Mühle ging’s abwärts. Zum Glück kauft der Staat im Jahr 1682 einen großen Platz von „Wageck“ für den Fabrikbau des „Wollwerck-Hauß“ an. |
1682 Au * Sebastian Gaißreitter erwirbt am „Gaisberg“ neben seiner winzigen, höchstens drei bis vier Betern Platz bietenden und auffällig rot angemalten Kapelle ein kleines Stück Land in dem er einen Garten anlegt und das Ganze umzäunt. |
4. Juni 1682 München-Angerviertel * Kurfürst Max Emanuel lässt ein kurfürstliches Zuchthaus bauen. In ihm sollen „übermütige Herrendiener, schlechte Ehehalten [Dienstboten], liederliche Handwerksburschen, ungeratene Kinder, freche Menscher [Mägde], langsame Zimmer- und Maurergesellen, faule Tagwerker und Müßiggänger untergebracht werden, nach Umständen in Eisen und Band, bei geringer Nahrung und Karbatschenhieben“. Das Korrektions- und Arbeitshaus befindet sich an der Stadtmauer und nimmt die ganze Südseite des heutigen Viktualienmarktes ein. |
1685
1685 Potsdam - Frankfurt an der Oder * Preußen nimmt viele aus Frankreich geflüchtete Hugenotten auf und verzeichnet dadurch große Erfolge. Die Hugenotten bringen aus Frankreich Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten der Seidenzucht und der Seidenverarbeitung mit. So entstehen in Potsdam und Frankfurt an der Oder die ersten Maulbeerplantagen. |
1686
22. Juni 1686 Buda/Ofen - Au * Ein getaufter Türke erzählt in August Kühn´s Roman „Die Vorstadt“ folgende Geschichte über den, in seiner Muttersprache Mavi Kral genannten Blauen Kurfürsten Max Emanuel: „Den 22. ist das Pulvermagazin in unserer Stadt in die Luft geflogen und hat uns großen Schaden getan, aber der Mavi Kral hat seine Soldaten im Graben vor den Mauern gehalten noch sechs Wochen lang. Mein Aga hat mir von der auf dem Hügel gelegenen Citadelle der Stadt gezeigt, wie es im Christenlager zuging. Wenn sie dort einen von unserer Seite gefangen haben, ist ihm die Haut abgezogen und die gedörrt worden. Nun weiß ich ja, daß die als ‚Mumia‘ den Ärzten und Apothekern als Heilmittel verkauft wurde, wie das gedörrte Menschenfleisch auch. Damals habe ich, wie viele Türken, die Soldaten des Mavi Kral für Menschenfresser gehalten, für gefährliche Wilde. Noch mehr haben wir das glauben können, wie es zur Eroberung der Unterstadt am Wasser kam. Dabei sind auch die Frauen und sogar viele Kinder erschlagen worden. Ein- und zweijährige Kinder spießten sie auf Lanzen oder warfen sie gegen die Mauer, bis sie tot waren. Zwei Tage danach mußte auch die Citadelle übergeben werden, aber der Mavi Kral lud meinen Beg zu Tisch und hat ihn umbringen lassen.“ |
1688
1688 Au * Sebastian Gaißreitter kauft am „Gaisberg“ zusätzlichen Grund und erweitert damit sein Anwesen um die Kapelle. |
26. Mai 1688 München - Au * Eine Gruppe der türkischen Kriegsgefangenen muss als Sänftenträger dienen. Die Sesselträger bilden eine eigene Organisation, an deren Spitze ein einheimischer Sesselmeister steht, der für den funktionierenden Ablauf verantwortlich ist und für das Wohlergehen seiner Untergebenen zu sorgen hat. Damit der Sesselmeister Christoph Wegele nicht nach Gutdünken mit seinen Beschäftigten umspringen kann, erhält er am 26. Mai 1688 genaue Instruktionen, die alles, von der Verpflegung bis zur Entlohnung, regeln. |
1689
1689 München - Au * Der Jahrhunderte lange „Wasserkrieg“ zwischen den Münchner und den Auern erreicht seinen Höhepunkt. Nach einer der vielen überschwemmungen nutzen die Auer die Gelegenheit, möglichst viel Wasser in ihren Mühlbach zu leiten. Als Antwort zerstören die Münchner die Auer Wehranlagen. |
1690
1690 Au * Die Münchner Bäcker errichten - sehr zum Ärger der Auer Bäcker - ein „Brothäusl“ auf dem innerhalb des „Münchner Burgfriedens“ gelegenen Gasteigbergs. |
1690 Au * Alleine die „holländische Tuchmacherei“ in der „Tuchfabrik für Militäruniformen“ gibt fast 2.000 Personen Brot und Lohn. Neben „erstklassigen gelernten Arbeitern“ beschäftigt man „ausgediente Soldaten, arme Weiber und Kinder“, dazu kommen „eingewiesene Bettler und Nichtsnutze“. Anno 1682 schrieb die „Hofkammer“, dass „Arme im Wollhause zu München Beschäftigung finden, Faulenzer dagegen ins Zuchthaus“ eingeliefert würden. Auch dieser Unternehmung war kein langes Leben beschieden. Ab 1696 ging es auch mit der „Fabricca“ wieder bergab. Anno 1720 war sie am Ende. |
1692
3. März 1692 Haidhausen * Da Graf Franz Pongraz von Leiblfing in seinem Bestreben, die Erhöhung seines Besitzes in Haidhausen zur geschlossenen Hofmark, nicht nachlässt, erklärt Kurfürst Max Emanuel schließlich die Hofmark des Geheimen und Conferenzrates, Kämmerers, Revisionsrates und Pflegers von Waldmünchen, des inzwischen in den Reichsstand erhobenen Reichsgrafen von Leiblfing - wegen der „vill vnd lange Jar trew geleisteter Dienst vnd aus absonderlichen gnaden“ - mitsamt dem Brunnthal für geschlossen. Damit ist der Haidhauser Schlossbesitzer endlich am Ziel seiner langjährigen Bemühungen. In seiner geschlossenen Hofmark unterstehen ihm nun alle dem „Hofkastenamte zinsbaren Unterthanen zu Haidhausen“ und nicht nur die Bauern und Dienstboten, die seine Güter bearbeiteten. Neben riesigen landwirtschaftlichen Flächen besitzt der Graf auch das Recht Scharwerke, Bodenzins und sonstige Steuern und Abgaben - also die gesamten Einkünfte aus Haidhausen - einzutreiben. Selbst die Vergabe der Gerechtsamkeiten“ also die Erlaubnis innerhalb der Hofmark ein bestimmtes Handwerk oder Gewerbe ausüben zu dürfen, unterliegen nun ausschließlich seiner Entscheidung.
Während der Leiblfing‘schen Hofmarkszeit wird die Ansiedlung minderbemittelter Leute stark begünstigt. Jeder, der die Gebühren entrichten und eine Herberge erwerben kann, darf sich niederlassen und heiraten. Zeitgenossen merken kritisch an, dass der Hofmarkherr nur auf seinen Vorteil bedacht ist und sein Streben einzig der Erhöhung seiner Einnahmen gilt. Er ergreift „jede Gelegenheit Geld aus den Untertanen zu pressen, z.B. durch offenbare Begünstigung der Herbergskäufe und Ansässigmachungen und Verehelichungen, wegen der anfallenden Laudemien, Verbriefungs- und anderer Taxen und Sporteln“. |
1693
1693 Au * Das „Patrizier-Ehepaar“ Johann Maximilian von Alberti und seine Ehefrau Maria Franziska, die aus dem angesehenen Hause Prielmeyer stammt, werden auf die Gebäude des zur Au gehörenden „Gaisberges“ aufmerksam und lassen neben der „Gaißreitterischen Kapelle“ ein kleines Haus errichten. |
1694
1694 Au * In dem kleinen „Albertinischen Haus“ auf dem „Gaisberg“ siedeln drei „Jungfrauen“, die als Laienschwestern hier ein gottgefälliges Leben führen wollen. |
1695
1695 Au * Sebastian und Agathe Gaißreitter überlassen den drei „Jungfrauen vom Gaisberg“ ihren Garten und die Kapelle schenkungsweise. Damit ist der Weg zum Bau eines richtigen Klosters frei. |
1696
1696 Au * Johann Maximilian von Alberti holt beim Freisinger Bischof die Baugenehmigung für ein „Kloster am Gaisberg“ ein, erwirbt den noch notwendigen Baugrund und lässt einen Garten anlegen. |
1699
1699 Au * Am „Gaisberg“ entsteht eine aufwändige Klosteranlage mit zentraler Kapelle und zwei Seitenflügeln, die mit ihren Terrassen und Gärten eher einem noblen Schloss als der Niederlassung von geistlichen und der Armut verpflicheten Schwestern gleicht. |
1701
27. Januar 1701 Freising * Der Geistige Rat in Freising beschließt, dass den Paulanern die pfarrlichen Rechte am Gaisberg zustehen. Dagegen wehrt sich Johann Maximilian von Alberti. |
1702
25. März 1702 München-Burgfrieden * Die Kirche zur Unbefleckten Empfängnis Maria am Gaisberg wird eröffnet. |
6. Juni 1702 Au * In der Kirche zur Unbefleckten Empfängnis Maria am Gaisberg (Lilienberg) wird die erste Heilige Messe gefeiert. |
1704
1704 Au * Zwei „Jungfrauen vom Kloster am Lilienberg“ beziehen unten im Tal ein Haus mit Garten. Ihrer Ansiedelung geben sie den Namen „Kloster Lilienthal“. |
1705
1705 Au * Johann Maximilian von Alberti lässt die „Sakramentspendung“ der „Frauen vom Gaisberg“ durch einen „Benediktiner“ erledigen. Dieser liest täglich die Messe und nimmt den Ordensfrauen die „Osterbeichte“ ab. Selbst die Regeln, nach denen die Klosterfrauen leben, sind stark der „Benediktiner-Regel“ angepasst worden. |
16. Oktober 1705 Au * Die Kirche zur Unbefleckten Empfängnis Maria am Gaisberg wird geweiht. Von jetzt an dürfen Messen in der Kapelle gelesen, das Allerheiligste jedoch noch nicht darin aufbewahrt werden. |
1709
14. Oktober 1709 Au - Freising * Johann Maximilian von Alberti wendet sich an den ihm gewogenen Bischof von Freising, um „das hochwürdigste Gut für ständig in der Kapelle einsetzen und zeitweilig zur öffentlichen Anbetung aussetzen“ zu dürfen. Da es sich bei dem Kirchlein am Gaisberg um eine Privatkapelle handelt, ist dazu die Zustimmung durch die höchste katholische Instanz notwendig, den Papst. |
19. Dezember 1709 Rom-Vatikan - Au * Papst Clemens XI. gibt sein Einverständnis für die ständige Aufbewahrung des Allerheiligsten in der Kapelle am Gaisberg. |
1710
29. Mai 1710 Haidhausen - Au * Nachdem es mit den Paulaner-Patres zu Problemen wegen der Überführung des Allerheiligsten gekommen ist, wendet sich Johann Maximilian von Alberti erneut an den Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck. Dieser erlaubt ihm die Übertragung des Allerheiligsten aus der Haidhauser Sankt-Johann-Baptist-Kirche. Die eifersüchtig auf ihre Rechte pochenden Paulaner befürchten, dass auf sie eine Schmälerung ihrer Einnahmen durch Lesen von Messen in der Kapelle am Gaisberg, aber auch bei den Spenden im Opferstock zukommen und letztlich für die Mariahilf-Wallfahrt eine starke Konkurrenz erwachsen würde. |
1. Juni 1710 Haidhausen - Au * Unter Beteiligung höchster Herrschaften wird das Allerheiligste von der Haidhauser Sankt-Johann-Baptist-Kirche in die von Johann Maximilian von Alberti erbaute Kirche zur Unbefleckten Empfängnis Maria am Gaisberg übertragen. |
30. August 1710 Au * Mit der Erbschaft seiner verstorbenen Frau nimmt Bürgermeister Johann Maximilian von Alberti die nächste Phase der Klosterwerdung auf dem Gaisberg in Angriff. Er stellt einen mit 12.000 Gulden dotierten „Fundationsbrief zur Aufrichtung eines Jungfrauenklosters nach der Regel des hl. Benedikt“ aus. |
16. November 1710 Au * Johann Maximilian von Alberti heiratet in der Gaisberg-Klosterkirche die 22-jährige Maria Katharina von Joner, nachdem seine Frau in der Zwischenzeit verstorben ist. |
1711
1711 Au * Johann Maximilian von Alberti lässt den noch fehlenden Flügel rechts von der Kapelle ausführen. Damit bietet das „Kloster auf dem Gaisberg“ Platz für zwölf „Jungfrauen“. |
11. Dezember 1711 Au * Die Eifersüchtig auf ihre Einkünfte achtenden Paulaner-Patres verzögern die Genehmigung des Klosters auf dem Gaisberg über ein Jahr. Erst dann kann der Papst die Konzessionsurkunde ausstellen. |
1713
1713 München - Au * Der „Hofoberrichter“ Pistorini brüstet sich damit, er habe „die ganz ungescheucht in der Au sich aufhaltenden Huren“ mit öffentlichen Spott davongejagt. |
1714
22. November 1714 Saint Cloud - Au * Die fehlende Zustimmung des Landesherrn aus Schloss Saint Cloud für das Kloster am Gaisberg trifft ein. Dort lebt Kurfürst Max Emanuel im Exil. |
1715
21. November 1715 Au * Die ersten zwei Klosternonnen vom Kloster Niedernburg treffen am Gaisberg ein. Maria Agnes Dascher wird als Priorin das Kloster leiten, Maria Antonia von Eiseneck als Wirtschaftsleiterin die Geschicke der Klostergemeinschaft lenken. Danach unterstellt man ihnen die sechs schon vorhandenen Nonnen und erhebt die Gemeinschaft zum Benediktinnerinnenkloster, für das sich bald der Name Lilienberg einbürgert. |
1719
1719 München-Angerviertel * Franz Singlspielers Sohn Joseph Joachim übernimmt den „Singlspielerbräu“. |
1723
1723 München * Der Rat der Stadt beschließt den Bau einer dauerhaften, steinernen Brücke über die Isar. Dabei sollen zwei getrennte Brücken und nicht mehr eine durchgehende Brücke entstehen. |
23. August 1723 Au * Johann Maximilian von Alberti richtet eine Bitte an der Kurfürsten. Er soll das Benediktinnerinnenkloster am Lilienberg in den Münchner Burgfrieden einbeziehen. |
1724
1724 München - Au - Untergiesing * Der Münchner Rat wünscht - aufgrund der Neufestsetzung des erweiterten Burgfriedens - die Eingemeindung der Au und der „Lohe“. |
13. Januar 1724 München - Au * Gegen den Willen des Stadtrats erfüllt Kurfürst Max Emanuel die Bitte von Johann Maximilian von Alberti und stimmt der Erweiterung des Münchner Burgfriedens um das Kloster am Lilienberg zu. |
1728
28. Januar 1728 München-Ludwigsvorstadt * Der Bierbrauer Bernhardt Rüdt will einen Bierkeller an der heutigen Landsberger Straße erbauen lassen. Der Märzenkeller ist beim Stadtrat nicht erwünscht, weshalb durch eine Expertenrunde Argumente gegen das Bauwerk gesucht werden sollen. |
1730
1730 München - Au * „Hofoberrichter“ Pistorini rühmt sich damit, er habe „die ganz ungescheucht in der Au sich aufhaltenden Huren“ mit öffentlichen Spott davongejagt. |
1734
1734 Heidelberg - Schwetzingen * In der klimatisch besser begünstigten Pfalz gibt es seit dem Jahr 1734 eine Seidenbaugesellschaft, die innerhalb von nur vier Jahren 12.000 Maulbeerbäume entlang der Straße zwischen Schwetzingen und Heidelberg anpflanzen lässt. Es dürfte damit die älteste Maulbeerallee in Deutschland sein. Da die Maulbeerbäume bei den Pfälzern nicht sonderlich beliebt sind, nennt man die Bäume im Volksmund „Zwing-uff“, also „aufgezwungene Bäume“. |
1736
24. September 1736 München * Die Burgfriedens-Grenzen werden endlich schriftlich niedergelegt. |
1748
1748 Au - München * Die Vorstadt Au wird an den „Almoseneingängen“ der Stadt München beteiligt. |
1748 München * Nach der unter Kurfürst Max III. Joseph erlassenen „Bettelordnung“ werden aufgegriffene „Bettler“ zuerst mit 15 bis 20 „Stockhieben“ bestraft und dann für ein halbes Jahr in das „Zuchthaus“ gebracht. Ausländische „Bettler und Vaganten“, darunter versteht man alle „nichtbaierischen“, werden nach ihrer Festnahme mit einem „B“ gebrandmarkt. Verlassen sie nicht innerhalb von vier Tagen das Land, droht ihnen die Todesstrafe. |
28. Juni 1748 Haidhausen * Der Bierbrauer Mathias Porttenlenger vom Hallmaierbräu erhält vom Stadtrat die Erlaubnis, am Isarberg, heute etwa Rosenheimer Straße 13, einen „eichenen Stadel zur Unterbringung von Fässern“ und gleichzeitig auch einen Märzenkeller zu erbauen.
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1749
1749 München-Angerviertel * Johann Jochner, der „Braumeister des Klosters Wessobrunn“, kauft den „Singlspielerbräu“. |
19. Februar 1749 Au * Priorin und Konvent beschließen die Erweiterung des Klosters am Lilienberg durch einen Neubau. Der Konvent der Benediktinerinnen umfasst inzwischen 23 Professen und 4 Schwestern. |
1750
Ab 1750 München-Lehel - München-Isarvorstadt * Die Pfeiler der „Inneren Ludwigsbrücke“ werden erstmals aus Stein erbaut. Die Arbeiten dauern bis 1752. |
23. August 1750 Au * Der Abt von Andechs weiht das neue Haus des Klosters am Lilienberg. |
1753
1753 Au * Das „Kloster am Lilienberg“ erreicht mit 32 Schwestern - 24 „Professen“ und 8 „Laienschwestern“ - seinen Höchststand. |
26. März 1753 Woburn * Benjamin Thompson, der spätere Graf Rumford, wird in Woburn, einer kleinen Stadt im Staate Messachusetts im Nordosten der USA, in der Nähe von Boston, als Sohn eines Farmers geboren. |
1754
14. Januar 1754 München * Der Hofgärtner Anton Häußler erhält den Auftrag, im Lustheimer Garten 800 kleine Maulbeerbäume zu pflanzen und damit „eine Probe aufs Klima“ zu machen. Nach der ersten Überwinterung kann Häußler berichten, dass Aprikosen und andere Bäume trotz Stroheindeckung erfroren seien, die uneingedeckten Maulbeerbäume es dagegen überstanden haben. |
1. Mai 1754 München * Anton Häußler erhält das „Privilegium zur Errichtung einer Seidenmanufaktur in baierischen Landen“. |
1758
1758 München-Angerviertel * Der „Singlspielerbräu“ wird an Lukas Pruckmayr verkauft, der zuvor als „Brauknecht im Kurfürstlichen Weißen Bräuhaus“ gearbeitet hatte. |
1760
1760 München * Um die Seidenzucht zu fördern, ernennt Kurfürst Max III. Joseph eine „Seidenzucht-Commission“. Die „Ministris und Räthe“ sollten die verschiedenen Aktivitäten koordinieren. |
Ab 1760 München-Lehel - München-Isarvorstadt * Die „Äußere Ludwigsbrücke“ wird vollständig in Steinbauweise ausgeführt. |
1762
1762 München - Au - Giesing * Mindestens seit 1571 besteht bei den Schneidern und anderen Gewerben ein Konkurrenzkampf zwischen den Münchnern und den Auern beziehungsweise den Haidhausern. Mit der „Einzünftung“ der Auer, Loher und Giesinger Schneider gibt die Münchner Zunft jetzt scheinbar nach. |
24. März 1762 München * Kurfürst Max III. Joseph ordnet an, dass das bereits begonnene Pflanzen von Maulbeerbäumen fleißig fortgesetzt wird, wozu „Wir Samen und Pflanzen unentgeltlich abfolgen, annebens auch die Art und Weiss, wie die Plantage zu unterhalten, und nützlich zu gebrauchen sey, gleichfalls durch öffentlichen Druck bekannt machen lassen werden.“ |
1767
Ab 1767 München-Lehel - München-Isarvorstadt * Die „Innere Ludwigsbrücke“ wird in Steinbauweise erbaut. |
1769
1769 München * Der Rat genehmigt dem „Münchner Zunfthandwerk“, dass sie ihre an die Person gebundene „Gerechtigkeit“ vererben oder verkaufen können. Das führt dazu, dass der „Erwerb einer Gerechtigkeit“ immer unerschwinglicher wird und sich vermögende Handwerker „Gerechtigkeiten“ kaufen und „ruhen“ lassen. |
1770
1770 München * Das traditionelle „Almosengeben“ wird unter Strafe gestellt, lässt sich aber nicht rasch ausrotten. |
1771
1771 München * Kurfürst Max III. Joseph gibt erneut einen Erlass heraus, wonach überall Maulbeerbäume anzupflanzen sind. Schon wenige Jahre später gibt es tatsächlich mehrere Zehntausend junge Maulbeerbäume, darunter auch im „Hasen- und Hopfengarten im Schloss Nymphenburg“ oder im Schlossgarten der Burg Trausnitz in Landshut. |
1772
November 1772 Concorde * Der 19-jährige wandernde Schulmeister Benjamin Thompson heiratet die elf Jahre ältere Sarah Rolfe. Sie ist die reichste Witwe von Concorde, dem früheren Rumford, und die Tochter des betuchten und einflussreichen Pfarrers Timothy Walker. Thompson ist jetzt ein wohlhabender Landedelmann und Verwalter eines großen Gutes. |
1773
3. August 1773 München * Ein kurfürstliches Mandat befasst sich mit der Erbauung der Bierkeller außer dem Burgfrieden und Verleitung des Biers. Das in den genannten Märzenkellern“gelagerte Bier darf nur an Gäuwirte und nur in grosso oder Fassweise verkauft werden. Der Minutoverschleiß, das Abgeben des Bieres massweise ist verboten. Das Bier muss vom Bräu in die entsprechende Stadt oder den Markt gebracht werden. |
1775
1775 Au * Die „Kurfürstliche Hofkammer“ erwirbt von dem Münchner Bürger und Maurermeister Caspar Trisberger den an der Ecke Rosenheimer- und Hochstraße gelegenen Braukeller für das „Hofbräuhaus“. |
1778
1778 London * Benjamin Thompson erhält in London das Amt eines „Unterstaatssekretärs für die amerikanischen Kolonien“. |
1779
1779 München - Au * Im Münchner und Auer „Bäckerstreit“ wird ein Vergleich geschlossen. Seither dürfen die Auer jeden Mittwoch und Samstag ihr „Schwarzbrot“ am „Rindermarkt“ verkaufen. |
1779 London * Benjamin Thompson wird „Mitglied der Königlichen Britischen Akademie der Wissenschaften“. |
1779 München-Angerviertel - Au * Lukas Pruckmayrs Witwe Katharina heiratet den aus Rottach am Tegernsee stammenden Brauer Johann Messner. Dieser kauft zum "Singlspielerbräu" noch den „Märzenkeller vor dem Isarthor an der Ramersdorfer Straße“ dazu. |
1781
1781 München * Von 986 „Handwerksgerechtigkeiten“ ruhen insgesamt 66 - oder 6,7 Prozent. Damit sind „Handwerksgesellen“ oder „auswärtige Handwerker“, die sich in München niederlassen wollten, gezwungen, sich unter „Hofschutz“ zu stellen, als „Pfuscher“ zu arbeiten oder sich in den Vororten niederzulassen, in denen kein „Zunftzwang“ besteht. |
28. November 1781 München * Kurfürst Carl Theodor gründet eine Seidenbau-Direktion. Trotzdem geht Geld auf verschlungenen Wegen verloren. So haben es sich die privaten Seidenzüchter angewöhnt, ihren Bedarf an Maulbeerbäumen heimlich von den kurfürstlichen Pflanzungen zu holen. Der Mitarbeiterstab der Seidenbau-Direktion wächst immer weiter an und belastet dadurch den Jahresetat entsprechend. Besonders die ungezügelten Gehaltsforderungen der Seidenbaudirektions-Vorstände fressen einen erheblichen Teil der Einkünfte auf. |
1782
1782 München * Als man für ganz München die Zahl der noch vorhandenen Maulbeerbäume ermittelt, muss man ernüchternd feststellen, dass nur noch 2.494 Bäume vorhanden sind. Dabei waren nur wenige Jahre zuvor alleine in Nymphenburg 4.000 Maulbeerbäume gestanden, weswegen der dortige Hasengarten in Maulbeergarten umbenannt worden war. Als Ursache für den Baumverlust werden das ungewohnt kalte Klima, die übermäßige Entlaubung und mutwillige Beschädigungen genannt. Es wird aber auch die nachlässige Arbeit der Gärtner in den Plantagen gerügt. |
1782 Königreich Preußen * Im Königreich Preußen wachsen drei Millionen Maulbeerbäume. |
1782 München - Au - Haidhausen - Giesing * Kurfürst Carl Theodor erlässt ein „Dekret“ gegen die allzu zahlreichen Handwerker des Münchner „Ostends“, in dem es heißt: „Sie nehmen den bürgerlichen Handwerksleuten die Nahrung weg und verfallen doch bald dem Bettel und dem Almosen“. |
1783
19. August 1783 Au - Haidhausen * Der Schleibinger Bräu und andere namentlich nicht genannte Brauer werden beschuldigt, schlechtes Märzenbier in ihren Kellern auszuschenken. |
1784
1784 München * Sir Benjamin Thompson kommt in das Kurfürstentum Baiern und wird zunächst „Oberst“ eines Kavallerieregiments. |
9. Januar 1784 Au * Die Wirte der Au beschweren sich über die auf dem Gasteigberg erbauten Märzenkeller. Die dortigen Bierbrauer bewirten im Sommer und Herbst ihre Gäste mit Bier, das mass- und halbmassweise ausgeschenkt wird. Außerdem gestatten sie das Musizieren und Tänzen und bieten Kugelplätze [= Billard] und Spieltische an. Die Oberlandesregierung soll im kurfürstlichen Auftrag diese Exzesse abstellen. |
19. Januar 1784 München * Auswärtiges Bier darf erst dann eingeführt werden, wenn das Bier der Münchner Brauer verkauft ist. Der Stadtrat legt dazu eine Reihenfolge des Ausschanks vor.
Außerdem sollen die Brauer über die einzusiedende Biermenge eine Übereinkunft treffen und diese dem Magistrat zur Genehmigung vorlegen. |
31. März 1784<p><strong><em>München</em></strong> * Der Stadtrat ermahnt die Bierbrauer und droht ihnen mit Geldstrafen und mit <em>„unliebsameren Strafen“</em>. Der Grund sind die Beschwerden der Auer Wirte. Die Brauer dürfen künftig nur noch in der Zeit, in der sie den <em>„ordentlichen Kranz“</em> besitzen, in ihren Märzenkellern Gäste mit Bier bewirten, Kugelplätze und Spieltische betreiben sowie durch Musikanten zum Tanzen aufspielen lassen. </p> |
1785
Anno 1785 Au - Haidhausen - Lehel * Ein kurfürstliches Mandat verbietet den Auern, „Lechlern“ und Haidhausern das Fischen in der Isar. Erstmals werden auch die Bewohner des „Lehels“ mit diesem Namen bezeichnet. |
1785 München - Au * Um die Auer der polizeilichen und wirtschaftlichen Kontrolle der Stadt zu unterwerfen entsteht der Plan die Au als „Carlsvorstadt“ nach München einzugemeinden. |
1786
1786 Königreich Preußen * Im Königreich Preußen werden 14.000 Pfund Seide gewonnen. Kurfürst Carl Theodor will da nicht Abseits stehen, doch ist für Baiern die Aufnahme von nicht-katholischen Personen, noch dazu Calvinisten, einfach unvorstellbar und kommt nicht in Frage. Auch dann nicht, wenn die Fachleute im eigenen Land fehlen. |
1787
1787 Au * Die Mühle und das mit kostbarer Malerei geschmückte Schloss, die Hammerschmiede und kleine bewohnte Gebäude, Gärten und Weiher gehen an den „churfürstlichen Kommerzienrath“ Fleischmann und dessen Frau Maria Anna über. Mittlerweile ist das Gut ziemlich heruntergekommen und „Kommerzienrat“ Fleischmann versucht, das Gebäude wieder in einen besseren Zustand zu versetzen. In der neuartigen und ersten „Rauchtobacks-Fabricke in Baiern“ - dieses Privileg hat ihm Kurfürst Carl Theodor übertragen - wird dadurch Arbeit und Broterwerb für viele Männer, Frauen und Kinder geschaffen. |
1787 München * Kurfürst Carl Theodor ernennt Sir Benjamin Thompson zum „Geheimen Rat“. |
1787 Au - München * Die Auer wünschen die Eingemeindung nach München. |
1788
1788 München - Au * Auf Initiative des „Hofkammerrats“ Piaggino soll in München ein „Arbeitshaus für beschäftigungslose arme Menschen“ errichtet werden. Doch staatliche und städtische Stellen wollen kein Geld für dieses Projekt bereitstellen. Stattdessen wird Piaggiono aufgefordert, selbst einen Vorschuss in Höhe von 8.000 Gulden zu leisten. |
29. März 1788<p><strong><em>München</em></strong> * Das von Sir Benjamin Thompson vorgelegte <em>„Memorandum zur Verbesserung des baierischen Militärwesens“</em> wird von der kurfürstlichen Kommission angenommen. Thompson wird zum Kriegsminister im Rang eines Generalmajors befördert. Sein Vorgänger, Freiherr Johann Ernst Theodor von Heyen gen. Belderbusch, wird <em>„ungnädig wegen missfälliger Verwaltung“</em> entlassen und als Militärgouverneur nach Mannheim versetzt.</p> |
8. November 1788 München * Sir Benjamin Thompson legt einen „Unterthänigsten Vorschlag zur Errichtung eines Militärischen Arbeitshauses und eines Armen-Instituts“ vor. |
Dezember 1788 München - Au * Zwischen „Hofkammerrats“ Piaggino und der „Oberlandesregierung“ wird ein Vertrag zur Errichtung eines „Arbeitshauses für beschäftigungslose arme Menschen“ geschlossen. |
1789
1789 München * Über das „Bettlerunwesen“ schreibt Sir Benjamin Thompson die nachfolgenden Zeilen: „Man konnte in München nicht über die Straße gehen, ohne von Bettlern angefallen und gezwungen zu werden, ihren lärmenden Forderungen genüge zu leisten. Die Kirchen waren überschwemmt von Bettlern, welche während des Gottesdienstes die Andächtigen so lange quälten, bis ihre Wünsche befriedigt wurden. Der Kinderdiebstahl war im Schwunge. |
Januar 1789 München - Au * Sir Benjamin Thompson stellt im Rahmen seiner „Militär-Reorganisation“ seine finanziell vielversprechenden Pläne zur Errichtung eines „Militärischen Arbeitshauses“ vor. |
12. Januar 1789 München * Kurfürst Carl Theodor erlässt eine Landesverordnung zur Seidenraupenzucht und Seidenraupenmanufaktur, da man sich von diesem Landwirtschaftszweig eine wirksame Maßnahme zur Beschaffung von Arbeit erhofft. Der neue Militärgarten an der Schönfeldstraße, im damals neu entstehenden Theodors-Park, dem Englischen Garten, soll zum Aufzuchtgebiet für flächendeckende Pflanzungen mit Maulbeerbäumen werden. Im Zuge der ersten Maßnahmen zur Entfestigung der Stadt werden Maulbeerbäume außerdem „um die ganze Stadt herum“ angepflanzt. |
2. März 1789 München * Vermutlich aus Kostengründen entscheidet sich Kurfürst Carl Theodor für Thompsons Vorschlag für ein Militärisches Arbeitshaus und ordnet die Errichtung „einstweilen in jeder Stadt und Garnison, in Zukunft aber sobald thunlich in jedem beträchtlichen Orte“ an. Militärische Arbeitshäuser entstehen aber nur in München und Mannheim. Die Arbeitshäuser sollen folgenden Zwecken dienen:
Gleichzeitig sollen Armenverwaltungen eingerichtet werden, die die „Hausarmen“ erfassen und in die Arbeitshäuser einweisen. |
April 1789 München - Au * „Hofkammerrat“ Piaggino gibt seine Pläne zur Errichtung eines „Arbeitshauses für beschäftigungslose arme Menschen“ auf. In der Folge kommt es zwischen Piaggino und Thompson zur Auseinandersetzung über die Urheberschaft des „Arbeitshausplanes“. |
1. Juli 1789 München * Sir Benjamin Thompson erhält die Oberaufsicht über die Militärischen Arbeitshäuser in München und Mannheim. |
25. August 1789 Au * Kurfürst Carl Theodor ernennt eine Armen-Instituts-Deputation, die auch die Vorstadt Au mit betreut. |
1790
1790 München - Au * Die Münchner und die Auer „Armenpflegschaft“ wird wegen der chronisch leeren Kasse der Auer Gemeinde vereinigt. |
1. Januar 1790 München * Am Tag des Almosengebens lässt Sir Benjamin Thompson in München 2.600 Bettler aufgreifen. Die Gesunden und Arbeitsfähigen müssen sich am nächsten Tag im Militärischen Arbeitshaus in der Au einfinden, „wo Arbeit, Verdienst und Verpflegung ihrer harrte“. Die Arbeitsunfähigen werden vom Armeninstitut unterstützt und verköstigt. |
März 1790 München * Die Baumschule für Maulbeerbäume hat nur eine geringe Akzeptanz in der Münchner Bevölkerung. Sir Benjamin Thompson schreibt eine Belohnung von 100 Golddukaten für die Ergreifung desjenigen Bösewichts aus, der nachts in die Militärgärten eingedrungen ist und knapp 500 Setzlinge mutwillig zerstört hat. |
1791
13. Mai 1791 Haidhausen - Au * Die Oberste Landesregierung verbietet aufgrund einer Beschwerde der umliegenden Bierbrauer „nachdrücklichst“, dass die Brauer in ihren Märzenkellern am Gasteig und am Lilienberg Gäste bewirten. |
1792
1792 Au - Landshut * Der „churfürstliche Commerzienrath“ Fleischmann verlegt die „Rauchtobacksfabrique“ nach Landshut, wo noch heute unter dem Namen „Pöschl“ Kau- und Schnupftabak hergestellt wird. |
13. Juli 1792 Haidhausen - Au * Die Oberste Landesregierung erinnert erneut an ihr Verbot des „Gästesetzens in den Märzenkellern“ auf dem Gasteig und am Lilienberg vom 13. Mai des Jahres. |
1795
1795 München-Graggenau * Kurfürst Carl Theodor lässt ein neues Seidenhaus am unteren Eingang des Hofgartens erbauen. An dieser Stelle befand sich zuvor eine kostspielige Feigen-Baumpflanzung. Aus dem Gebäude wird später die Seidenhaus-Kaserne. Heute befindet sich an seiner Stelle die Bayerische Staatskanzlei. |
1795 München-Angerviertel - Au * Katharina Messners Sohn aus erster Ehe, Josef Pruckmayr, übernimmt die „Singlspielerbrauerei“. |
5. August 1795 Au * Die Auer stellen ein Gesuch, die Au als Carls-Vorstadt der Stadt München einzuverleiben. |
1796
1796 Au - München * Nach einer Stadtbeschreibung hat es an den Abenden den Anschein, „die ganze Au sei in der Stadt gewesen“. |
1796 München * Graf von Rumfords Essay „Über Speise und vorzüglich über Beköstigung der Armen“ erscheint. Darin gibt er viele vernünftige und praktische Ratschläge zur Zubereitung von Speisen. |
1796 Au * In den Auseinandersetzungen des „Ersten Koalitionskrieges“ wird das „Kloster am Lilienberg“ von den „Kaiserlichen“ besetzt und deshalb von den Franzosen beschossen. |
12. Januar 1796 München - Au * In einem Mandat macht Kurfürst Carl Theodor deutlich, dass er Ereignisse wie im vergangenen Herbst (23. September 1795) nicht mehr tolerieren wird. Es wird eine Polizeioberdirektion für München und die Au eingerichtet. Neben der Verhaftung von Verbrechern hat die Polizeioberdirektion die Aufgabe „alle tumultuarischen Aufläufe, Rumoren, und dergleichen sogleich mit aller Thätigkeit abzustellen, [...] vorzüglich aber auch den für die allgemeine Ruhe und Sicherheit verdächtigen, geheimen, oder öffentlichen Zusammenkünften mit aller Wachsamkeit nachzuspüren, und selbe gleich bey ihrem ersten Entstehen mit allem Ernste, jedoch auch mit der hiebey benöthigten Klugheit und Vorsichtigkeit zu zernichten“. Zu diesem Zweck soll die Polizeioberdirektion regelmäßige Kontrollstreifen und Hausdurchsuchungen in München und der Au durchführen. 32 Mann Polizeiwache stehen ihr dafür zur Verfügung. |
6. April 1796<p><strong><em>Haidhausen</em></strong> * Im Armenversorgungshaus auf dem Gasteig werden die ersten Pfründner untergebracht.</p> |
1798
11. Juli 1798 München - Haidhausen - Au * Die Oberlandesregierung fordert den Magistrat eindringlich dazu auf, keinerlei „Minutoverschleiß“ von Bier, gemeint ist die mass- und halbmassweise Abgabe des Gerstensafts, am Gasteig und am Lilienberg zuzulassen. Auch darf das Bier nicht in den kleineren Halbeimer-Fässern [= 30 Mass] abgegeben werden. |
1799
1799 Au * Angesichts der drohenden „Säkularisation“ richten die „Benediktinerinnen am Lilienberg“ eine Mädchenschule im Kloster ein, um so ihr Überleben zu sichern. |
5. August 1799 Au - München * 16 Bierwirte aus der Au beschweren sich bei der Generallandesdirektion darüber, dass die Münchner Brauer auf dem Gasteig und dem Lilienberg - trotz Verbotes - in ihren Märzenkellern ihr Bier in kleinen Portionen abgeben. Gemeint ist damit der sogenannte Minuto-Verschleiß. Die Generallandesdirektion droht bei nochmaligem Vorkommen mit Strafen von 60 Reichstalern. |
24. September 1799 Au * Das Militärische Arbeitshaus in der Au wird bereits nach zehn Jahren wegen Unrentabilität wieder aufgelöst. Als Grund gibt Kurfürst Max IV. Joseph an, dass die „Monturstücke für die kurfürstlichen Regimenter, die aus dem Militärarbeitshaus geliefert werden, teurer als bei den bürgerlichen Gewerbeleuten“. Die Arbeiter überlässt man weitgehend ihrem Schicksal. |
18. Oktober 1799 Au * In der Au wird eine Spinnstube für Arme eingerichtet. |
1802
1802 Au * Die „Rumford-Suppenanstalt“ wird gegründet. Das Grundrezept der „Rumford-Suppe“ besteht aus Wasser, Kartoffeln, Graupen, Erbsen, Salz, Weinessig oder saueres Bier. |
1802 München * München verfügt über 1.397 „bürgerliche Gerechtigkeiten“, einschließlich des „Handels“. Das bedeutet einen Rückgang von 374 „Gerechtigkeiten“ gegenüber dem Jahr 1618 - trotz des Anstiegs der Bevölkerungszahlen. |
17. März 1802<p><strong><em>München - München-Lehel - Au</em></strong> * Die Polizeidirektion wird mit der Gründung einer Einrichtung beauftragt, die dann als Kleinkinderbewahranstalt und heute - in der Weiterentwicklung - als Kindergarten oder Kinderhort bezeichnet wird. </p> <p>Im Focus stehen <em>„unbemittelte Eltern, die sich außer Haus begeben müssen, um sich vom täglichen Handlohn zu ernähren“</em>. Denn diese <em>„müssen häufig ihre kleinen Kinder einsperren oder unbesorgten Nachbarn anvertrauen, sie auch gar frei herumlaufen lassen, wodurch Unglücksfälle entstehen und die sittliche Erziehung benachteiligt wird“</em>. </p> <p>Eine solche Einrichtung soll in der Stadt und im Lehel eingerichtet werden. Auch das Gericht ob der Au und das Hofmarkgericht Haidhausen können Vorschläge einreichen. </p> |
Um den 1. Mai 1802<p><strong><em>Au</em></strong> * Im Bendektinerinnenkloster am Lilienberg leben 17 Chorfrauen und sechs Laienschwestern im Konvent. Zwei Novizinnen werden sofort entlassen, eine 73-jährige geistesgestörte Nonne wird in die <em>„Irrenanstalt“</em> gebracht. </p> |
22. Mai 1802 Au * Den Benediktinerinnen vom Kloster Lilienberg wird ihre Versetzung mitgeteilt. Jeder wird erlaubt, ihr Bett und den übrigen Hausrat ihrer Zelle mitzunehmen. Um jegliches Aufsehen zu vermeiden wird einigen Nonnen erlaubt, ihre Eltern und Verwandten in München in geschlossenen Wägen zu besuchen. |
29. Mai 1802 Au * In der Frühe um 4 Uhr werden die ersten der zwanzig verbliebenen Benediktinerinnen vom Kloster Lilienberg in das ständische Kloster der Benediktinerinnen nach Geisenfeld gebracht. |
31. Mai 1802 Au * Die restlichen Benediktinerinnen vom Kloster Lilienberg werden in die ständischen Klöster der Benediktinerinnen nach Kühbach und Hohenwart gebracht. Die Mädchenschule wird von zwei weltlichen Lehrerinnen weitergeführt. |
Anfang Juni 1802 Au * Die Versteigerung des Mobiliars aus dem „Kloster am Lilienberg“ bringt 3.024 Gulden in die Staatskasse. |
4. Oktober 1802 Au * Eine weltliche Lehrerin betreibt die ehemalige Klosterschule am Lilienberg. Nachdem Ende Mai die Benediktinerinnen vom Kloster Lilienberg weggebracht worden waren, hatten achtzig Schülerinnen keine Lehrerin mehr. |
1803
1803 Au * Die „Mariahilf-Kirche“ wird zur Pfarrkirche der Au ernannt. |
1803 München - Au * Mit der Verstaatlichung des Münchner Gerichtswesens und der Polizei gibt die Stadt ihre „Fronfeste im Rathaus“ und die „Haftstube im Rathausturm“ an das nunmehr staatliche „Stadtgericht“ ab. Die profanierte „Klosterkirche am Lilienberg“ und der nördlich daran anschließende Seitenflügel dient als „Eisenfronfeste“, als „Strafvollzugsanstalt“. |
Bis 1803 München * Das heutige Stadtgebiet gehört - neben dem „Münchner Burgfrieden“ zu vier verschiedenen „Gerichtsbezirken“: den „Landgerichten“
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1803 München-Angerviertel - Au * Der Auer Wirt Kaspar Barthmann kauft die „Singlspielerbrauerei“ mit allen Zubehör: von der Bettwäsche und den Zinntellern über Brauerei- und Schäfflerrequisiten, Wagen und Pferde, Häuser, Märzenkeller und Wiesengründe. |
September 1803 Au * Die „Mädchenschule“ im ehemaligen „Benediktinerinnenkloster am Lilienberg“ wird geschlossen. |
5. September 1803 Au * Das Landgericht München bezieht die Räume im ehemaligen Kloster Lilienberg. Es umfasst neben den Orten des Gerichts ob der Au das Amt Perlach vom Landgericht Wolfratshausen, das Gebiet Neuhausen vom Landgericht Dachau, die Gebiete Gauting und Germering aus dem Landgericht Starnberg sowie Fröttmaning und Garching aus dem Landgericht Kranzberg. Dazu die Orte Ismaning, Ober- und Unterföhring, Daglfing und Englschalking aus dem kurz zuvor staatlich eigenständigen Fürstbistum Freising. |
1804
1804 München * Kurfürst Max IV. Joseph erlässt die Anordnung, die inzwischen verwilderten Maulbeerpflanzungen in gewöhnliche Obstgärten umzuwandeln. Damit ist das Vorhaben, die Seidenzucht in München zu etablieren, wieder einmal gescheitert. |
1804 München * Franz Maria Schweiger gehört der Schauspielertruppe des Lorenz Lorenzoni an. |
1807
1807 München * Im „Morgenblatt für gebildete Stände“ heißt es zum Theater der breiten Masse: „Endlich sind die bretternen Bühnen, auf welchen Schweiger und Lorenzoni den Sommer hindurch unser Publikum belustigen, geschlossen. Trauriges Zeichen der Zeit, wenn solche Gesellschaften auf eine sichere und im Verhältnis zu ihrem Werte glänzende Unterstützung zählen dürfen! Manches Stück, das auf unserem Nationaltheater nicht ohne allen Eifer gespielt ward, fand ein leeres Haus, indessen Lorenzonis und Schweigers Hütten mit Zuschauern aller Stände angefüllt waren. [...] Dass übrigens beide Banden auf den ästhetischen Sinn unseres Publikums nachteilig einwirken, ist nicht zu bezweifeln. Der häufige Anblick des Rohen, Plumpen und Ungeschliffenen, die gänzliche Geschmacklosigkeit, die in der Komposition und Deklamation der Stücke liegt, die Misstöne, welche besonders in den Singspielen unzählig sind, erzeugen Nachlässigkeit im Urteil und jene ärgerliche Genügsamkeit, die immer nur um den billigen Preis lachen will“. |
1807 München-Maxvorstadt * Franz Maria Schweiger erhält eine Konzession für ein „Sommertheater vor dem neuen Maxthor“, wo Improvisationen nach Stück- und Opernvorlagen gegeben werden. |
1808
1808 Vorstadt Au * Die Vorstadt Au erhält eine Wasserleitung. Bis dahin entnehmen die Auer das Wasser dem Mühlbach, dem Grundwasser oder Zisternen. |
1808 Vorstadt Au - München-Isarvorstadt * In den Jahren von 1808 bis 1865 leiten die Angehörigen der Familie Schweiger, eine „Münchner Theater- und Schauspielerdynastie“, vier „Münchner Vorstadttheater“. |
20. Januar 1808 München * Die Landesfreiheitserklärung, die das Verhältnis zwischen der Landschaft und dem Landesherrn bestimmt, wird aufgehoben. |
25. Juli 1808 Vorstadt Au * Die bisherige Landgemeinde Au wird zur Vorstadt erhoben bzw. als solche bestätigt. Sie erhält das Recht ein eigenes Wappen zu führen. Es zeigt drei Lilien auf drei Hügeln. |
1809
9. Oktober 1809 München * König Max I. Joseph bestätigt die Statuten der neu gegründeten Landwirthschaftlichen Gesellschaft, die umgehend eine Seidenzucht-Section einrichtet. Erneut führt man damit den Seidenbau in Baiern ein. |
1813
1813 München * Das Generalcomité der Landwirtschaftlichen Gesellschaft gründet eine Deputation für die Seidenzucht. Doch bis zum Jahr 1824 dümpeln die Aktivitäten dieser Abteilung vor sich hin, obwohl König Max I. Joseph die Unternehmung unterstützt und als Erfolgsanreiz sogar Preise ausgesetzt werden. |
13. September 1813 Vorstadt Au - Haidhausen * Ein Hochwasser reißt die Hälfte der Äußeren Ludwigsbrücke weg. Eine pervers neugierige Menschenmenge hat auf der Äußeren Brücke gewartet, um dabei zu sein, wenn der nahe gelegene Kaiserwirt in sich zusammenfallen und in den Isarfluten mitgerissen wird. Die Schaulustigen glauben sich auf der aus Stein erbauten Brücke in Sicherheit, da sie gerade ihr eine hohe Standfestigkeit unterstellen. Der Fuhrknecht eines Brauwagens, der den Flussübergang gerade passiert hatte, warnte die Gaffer, dass die Brücke wankt. Eine Totengräberin, die auf einem Schubkarren ein Kruzifix über die Brücke rollt, ruft: „Schauts auf, da Tod kummt!” Unmittelbar danach „knickte der östliche Brückenpfeiler ein, die Brückendecke senkte sich und stürzte dann in die Fluten“. Zwei weitere Bögen folgen nach. 108 Menschen stürzen in den tosenden Gebirgsfluss, nur sechs können gerettet werden. |
14. September 1813 München Au * In der Vorstadt Au wird ein Municipalrat, ein Gemeinderat, gebildet. Die Au hat jetzt einen Magistrat dritter Klasse. |
1814
1814 München-Lehel - München-Isarvorstadt * Die Wiederaufbauarbeiten für die heutige Ludwigsbrücke beginnen. Sie werden aber nie beendet. |
1817
1817 Vorstadt Au * In der „Eisenfronfeste am Lilienberg“ sitzen 40 Häftlinge ein. |
1819
1819 Vorstadt Au - München * Die Handwerker und die häufig arbeitslosen Tagelöhner der Au drängen auf die Eingemeindung. In einem Gutachten des „Münchner Magistrats“ heißt es dazu: „Der Gewerbemann der Vorstadt Au hat seine Kundschaft und seinen Markt nicht auf seinem Wohnplatz, sondern in München. Was sollen Schuhmacher und Schneider in einer Gemeinde mit 7.000 Köpfen, von denen zwei Drittel im Sommer mit bloßen Füßen gehen und sich in Lumpen kleiden“. |
1820
Um 1820 München-Maxvorstadt * Josef Schweiger öffnet seine „Vorstadtbühne“ den Wiener Autoren. |
1823
1823 München-Ludwigsvorstadt - München-Lehel * Josef Schweiger muss sein „Theater vor dem Karlstor“ verschuldet schließen. Bis 1925 gibt er ein kurzes Intermezzo beim Wirt auf der „Praterinsel“. |
1825
1825 München * Erst als der Vorstand des Landwirtschaftlichen Vereins, der Staatsrat Joseph Ritter von Hazzi, den Vorsitz der Seidenzucht-Deputation übernimmt, geht es mit dem Vorhaben aufwärts. |
1825 München-Ludwigsvorstadt * Josef Schweiger öffnet sein „Theater vor dem Karlstor“ an alter Stelle wieder. So lange, bis der Neubau der protestantischen „Matthäuskirche“ in der Sonnenstraße sein „Budentheater“ verdrängt. |
1826
1826 München * Joseph Ritter von Hazzi veröffentlicht sein Lehrbuch des Seidenbaues. Im Vorwort heißt es: „Es findet sich in dieser Schrift sowohl der kleinere als größere Seidenzieher den angemessenen Unterricht über alle Umstände des Seidenbaues, ja über alle, sogar tägliche nöthige Verrichtungen bey der ganzen Seidenzucht“. |
1827
1827 Königreich Bayern * Die Seidenzucht und Seidenspinnerei lässt sich als neuer Industriezweig in Bayern nachweisen. Das dafür notwendige Fachwissen wird unter anderem durch Lehrbücher verbreitet, die auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest erworben und gewonnen werden können. |
1827 Berg am Laim * In den Jahren von 1827 bis 1829 benutzt der Botaniker Alois Sterler in der ehemaligen Unterkunft des Franziskanzer-Hospiz neben der Berg am Laimer Michaelskirche einige Räume für seine „geheimnisumwitterten Experimente“. Er soll ein neues Futtermittel für Seidenraupen entwickeln. Von den 300 Gulden, die er vom Fonds für Industrie als Unterstützung erhält, musste er jährlich 60 Gulden Miete an die Michael-Hofbruderschaft abführen. |
1828
1828 München-Lehel - München-Isarvorstadt * Eine hölzerne, fünfbogige „Notbrücke“ über die Isar wird eingeweiht. Sie erhält den Namen „Ludwigsbrücke“. |
31. Dezember 1828 Königreich Bayern * Die Seiden-Deputation zählt bereits 82.844 Maulbeerbäume und 1,5 Millionen Sämlinge. In diesem Jahr bemühen sich „6 Lokalschulkommissionen, 4 Kultus-Kongresse, 4 Bezirks-Comites, 30 Landgerichte und 5.000 einzelne Individuen, die Seidenzucht einzuführen“. Wie in anderen Ländern soll der Seidenbau ein einträglicher Nebenverdienst für das Gesinde, für Kinder sowie für „arme und alte Leute“ werden. Die Damen sollen sich die Seide für ihre Kleider und Möbel selbst herstellen können. |
1830
1830 Indien - Europa * Die „Cholera“, die lange Zeit endemisch in Indien beheimatet war, erreicht - durch intensiven Handel, Reiseverkehr und Krieg - erstmals Europa. Die Erkrankung beginnt mit sturzbachartigen Durchfällen und Dauererbrechen. Geplatzte Kapillargefäße verfärben die Haut schwarz und blau, der Kranke wird von Krämpfen geschüttelt, die Organe versagen, der Kreislauf bricht zusammen, das Herz stolpert und die Nieren arbeiten nicht mehr. Die Verbreitung der Krankheit erfolgt hauptsächlich über das Trinkwasser, das mit Exkrementen von „Cholera-Kranken“ verunreinigt ist. Eine Ansteckung ist nur möglich, wenn der Erreger über den Mund in den menschlichen Verdauungstrakt gelangt. |
1. Mai 1830 Vorstadt Au * Josef Schweiger tritt mit seinem Ensemble im „Gasthaus Radlwirt“ in der „Vorstadt Au“ in der heutigen Lilienstraße 42 auf. Die Spielzeiten des „Schweigerischen Volkstheaters in der Vorstadt Au“ dauert von Ende April bis Ende September. Josef Schweigers „Holztheater“ bietet Platz für bis zu 500 Zuschauer. Da man der „Schweigerbühne“ eine „Sitten zerrüttende Wirkung auf das Publikum“ nachsagt, lebt Josef Schweiger in ständigem Kampf um die Theaterkonzession. |
1831
1831 München-Isarvorstadt * Mit der hölzernen „Reichenbachbrücke“ kommt ein zweiter Flussübergang über die Isar hinzu. |
1831 Preußen * Über Russland und Polen gelangt die „Cholera“ nach Preußen und von dort nach England. Kuriose Vorschläge zur Bekämpfung der Seuche tauchen auf. So schreibt die Freiin Caroline von Maiern in einer in Nürnberg erschienenen Flugschrift „Entdeckung des Geheimnisses der Cholera“ folgendes: Eine andere Schrift, die auch in München auftaucht, will Händler, „welche aus angesteckten Ländern kommen“, in eine vierzigtägige Quarantäne stecken. Mitgeführte Papiere sollten geräuchert, Nahrungsmittel in Essig getaucht werden. Die Schrift endet mit der Drohung: „Diejenigen, welche gegenwärtigen Vorschriften keinen Glauben schenken, werden sich der Gefahr aussetzen, ihren Unglauben mit dem Leben zu büßen“. |
1831 München - Vorstadt Au * Die bayerische Staatsregierung entscheidet abschlägig über die Eingemeindung der Au. Es soll alles unverändert bleiben. |
1832
Januar 1832 Frankreich * Die „Cholera“ tritt in Frankreich auf und verbreitet sich von da aus über die ganze Erde. |
19. April 1832<p><strong><em>München</em></strong> * Das Bayerische Innenministerium befasst sich mit der Cholera und gibt erste vorsorgliche Hinweise an die Bevölkerung.</p> |
1833
2. Juli 1833 Darmstadt * Johann Valentin Fey, der Vater von Karl Valentin, wird in Darmstadt geboren. |
1834
1. Mai 1834 Haidhausen * Die Haidhauser Armen- und Krankenanstalt wird eröffnet. Sie ist auch für die Aufnahme der Auer Bevölkerung vorgesehen. |
16. Mai 1834 Vorstadt Au * Johann Nestroys „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ erlebt im Schweiger‘schen Volkstheater in der Vorstadt Au seine Münchner Premiere. Erst knapp vier Wochen später wird das Bühnenstück im Königlichen Hof- und Nationaltheater gespielt. |
Juni 1834 München-Graggenau * Johann Nestroys „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ wird im Königlichen Hof- und Nationaltheater nachgespielt. |
1835
1835 Vorstadt Au * In einem Bericht heißt es: „Die Auer neigen sich insbesondere zu zwei Hauptuntugenden hin, nämlich zu einem unbegränzten Leichtsinne und zum übermäßigen Trinken.“ |
1835 Landgericht Au * Im Landgericht Au, das die Vorstadt Au und die Gemeinden Haidhausen, Obergiesing, Bogenhausen, Oberföhring, Daglfing und Berg am Laim umfasst, werden 514 eheliche und 252 uneheliche Kinder geboren. |
1836
1836 Vorstadt Au * Der „Franziskaner-Keller“ an der Hochstraße kommt in den Besitz der Familie Deiglmayr. |
Um März 1836 Süddeutschland * Die „Cholera“ grassiert erstmals in Süddeutschland. Das Bürgertum fühlt sich zunehmend von den „armen“ Bevölkerungsschichten bedroht, weshalb das „Bayerische Staatsministerium des Innern“ eine Verordnung erlässt. In dieser wird die Notwendigkeit der Unterstützung der Armen angesichts der herrschenden Epidemie eingefordert, da sie „zum Schutze der Gesamtheit nicht minder als zum Schirme der Dürftigen selbst“ notwendig sei, „da die in den Hütten sich steigernde Krankheit auch auf alle übrigen Klassen und den Gesundheits-Zustand ganzer Orte nicht ohne Rückwirkung bleibt“. |
August 1836 München - Vorstadt Au - Haidhausen * In München bricht die erste „Cholera-Epidemie“ aus. 143 von 4.700 Bewohner Haidhausens sterben daran, das sind rund 3 Prozent. Von Übergriffen auf Ärzten wegen der „Cholera“ wird berichtet: „Im Jahre 1836 hielt man in der Vorstadt Haidhausen dafür, daß die Aerzte den Leuten die Cholera erst ins Haus brächten, und sie wollten von ärztlichen Nachforschungen im Hause nichts wissen. Es war daher das Aufsuchen und die Nachfrage in Haidhausen, ob im Hause keine Diarrhöen vorkämen, dem vorurtheilsvollen und ungebildeten Publikum gegenüber sogar mit persönlicher Gefahr verbunden“. Bei den nächsten Epidemien spielten Vergiftungsvorstellungen keine Rolle mehr. So hält sich die Vorstellung, der „Aids-Virus“ sei in einem amerikanischen Labor geschaffen worden, um die „Schwarzen“ auszurotten, auch noch immer. |
Oktober 1836 Regensburg - München-Theresienwiese * Regensburg hat sich zum Zentrum der bayerischen Seidenzucht entwickelt. Die Qualität der erzeugten Seide findet Anerkennung und die Regensburger Gesellschaft zur Beförderung der Seidenzucht bekommt auf dem Oktoberfest des Jahres 1836 eine Auszeichnung. |
1837
1837 Vorstadt Au - Haidhausen - Giesing * Der Auer „Armenarzt“ Anselm Martin schreibt: „In den Herbergen sind nicht nur Menschen, sondern auch noch alle Gattungen Hausthiere Katzen, Kaninchen, Vögel, Mäuse und dergleichen, so wie alle nur erdenklichen Handwerksgeräthe, Hausutensilien, alte, bereits halb verfaulte, zusammengesammelte Leinwand, zerbrochenes Glas, neugewaschene zum Trocknen aufgehängte Wäsche und dergleichen in den kleinsten, mit zurückstoßender Luft angefüllten Gemächern anzutreffen. Die Öfen sind gewöhnlich von Ziegel, selten von Eisen. Die „Höhe der Wohnräume“ liegt bei 180 bis 192 Zentimetern; die „Dachdeckungen“ aus Ziegel oder Blech lösen erst im 19. Jahrhundert die Schindel- oder Strohdeckung ab; ihre „Galerien und Träger“ verzieren die Bewohner mit Schnitzereien. „Gemeinsamer Besitz“ aller Hausbewohner sind das „Grundstück“, die „Umfassungsmauern“ und das „Dach“. Diese komplizierten Eigentumsverhältnisse führen häufig zu ausgiebigen Streitereien. Nicht umsonst heißt es in den Akten des Landgerichts: „So viele Herbergsbesitzer sich in einem Hause befinden, ebensoviele Hauseigentümer gibt es im selben; keiner lässt sich vom andern etwas einsprechen, jeder tut in seiner Herberge, was er will“. Auch die „hygienischen Zustände“ sind katastrophal. Da eigene „Abtritte“ fehlen, benutzt man „Häfen und Leibstühle“. Das Fehlen der „Abfalltonnen“ bedingt viele unreinliche Wohnungen. Es ist also kein Wunder, dass viele Bewohner an den „Typhus- und Choleraepidemien“ sterben und die Einwohner oft hohen Blutzoll zu entrichten haben. |
1839
1839 Regensburg - München * König Ludwig I. besichtigt die Regensburger Plantage und zeigt sich zufrieden, weshalb im ganzen Land immer mehr Maulbeerbäume angepflanzt werden. Da trifft es sich gut, dass die Münchner Stadtverwaltung die Kultivierung und Erschließung der brachliegenden Oberen Isaranlagen ausführen will, um dort für die Bewohner der südlichen Stadtquartiere eine Erholungszone zu erschließen, wie sie sich für die Bewohner der nördlichen Stadtviertel im Englischen Garten anbietet. Auf der sogenannten Abdeckerinsel soll ein zwei Tagwerk großes Grundstück für die Anpflanzung von Maulbeer- und anderen Pflanzlingen vorbereitet werden. |
1840
1840 München * München ist für die Eingemeindung der drei östlichen Vororte Au, Haidhausen und Giesing. |
1840 Vorstadt Au * Elisabeth Falk wird geboren. |
1842
1842 München-Graggenau - Vorstadt Au * Die Familie Deiglmayr kauft die „Franziskaner-Brauerei“ in der Residenzstraße und verlegt den Braubetrieb auf den „Gaisberg“, der zu dieser Zeit noch zur Au gehört. |
1844
1844 München * Die Regierung lehnt die Eingemeindungswünsche Münchens ab. |
1845
1845 München-Isarvorstadt * Josef Schweiger zieht mit seinem Ensemble in das „Wirtshaus Drei Linden“ in der Müllerstraße, der heutigen Kolosseumstraße 4, wo er sein ganzjährig bespielbares „Isar-Vorstadt-Theater“ eröffnet. |
1845 England * Friedrich Engels veröffentlicht sein Werk „Über die Lage der arbeitenden Klasse in England“, das ihn auch in Deutschland populär macht. Darin schreibt er: „Die Teilung der Arbeit, die Benutzung der Wasser- und besonders der Dampfkraft und der Mechanismus der Maschinerie - das sind die drei großen Hebel, mit denen die Industrie seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts daran arbeitete, die Welt aus ihren Fugen zu heben. [...] Denn wie die neue Industrie erst dadurch bedeutend wurde, dass sie die Werkzeuge in Maschinen, die Werkstätten in Fabriken - und dadurch die arbeitende Mittelklasse in arbeitendes Proletariat, die bisherigen Großhändler in Fabrikanten verwandelte; wie also schon hier die kleine Mittelklasse verdrängt und die Bevölkerung auf den Gegensatz von Arbeitern und Kapitalisten reduziert wurde, so geschah dasselbe, außer auf dem Gebiet der Industrie im engeren Sinne, in den Handwerken und selbst im Handel. [...] Die wichtigste Frucht aber dieser industriellen Umwälzung ist das englische Proletariat“. |
3. Januar 1845 Zittau * Johanna Maria Schatte, die spätere Mutter von Karl Valentin, wird in Zittau (Sachsen) geboren. |
1847
1847 München * König Ludwig I. genehmigt die Gründung eines Frauenvereins zur Beförderung der Seidenzucht. Mit der Aufgabe der Obersten Schutzfrau wird Königin Therese beauftragt. |
1847 München-Isarvorstadt * Nach dem Tod von Josef Schweiger bemüht sich sein Bruder Johann um die übernahme des „Isar-Vorstadt-Theaters“. Doch die Konzession erhält dessen Sohn Max. |
1847 Vorstadt Au * Der „Tapezierer“ Karl Falk gründet die „Firma Karl Falk“. |
1848
1848 München * Der Pharmazeut und Hygieniker Max Pettenkofer, von den Münchnern liebevoll-verachtend „Scheißhäusl-Apostel“ genannt, wird Mitglied der „Königlichen Kommission der Erforschung der indischen Cholera“. |
10. März 1848 Vorstadt Au * In Revolutionsstimmung treffen sich die Auer beim „Radlwirt“ und verfassen eine Eingemeindungsforderung, die von 609 Auer Bürgern unterschrieben wird. |
1849
30. Oktober 1849 München-Graggenau * Beide Münchner Gemeindekollegien stimmen der Vereinigung mit den drei östlichen Vororten zu. |
1850
1850 München * Resigniert muss der Frauenverein zur Beförderung der Seidenzucht feststellen, dass zwar 150.000 Maulbeerbäume gepflanzt worden waren, aber daraus nur 389½ Pfund Seide gewonnen werden konnten. |
1850 Vorstadt Au * Der „Schmied und Geschmeidemacher“ Lorenz Meiller kauft das Anwesen an der heutigen Lilienstraße 5. |
1. Mai 1850 Vorstadt Au * Mit der Unterstützung Auer Bürger erhält Johann Schweiger - trotz des Widerstand der „Hoftheaterintendanz“ - die Konzession für ein eigenes „Theater in der Vorstadt Au“. Es befindet sich im Garten der Wirtschaft „Kaisergarten“ in der Lilienstraße 2. Jetzt haben die Münchner die Qual dar Wahl. Und schon bald heißt es: „Heut‘ geh‘ ich zum Schani, morgen zum Maxl“. |
1. Mai 1850 Vorstadt Au * Das „Schweiger Volkstheater“ in der Au erhält Gasbeleuchtung. |
Nach dem 1. Mai 1850 Vorstadt Au - München-Isarvorstadt * Die „Schweiger Volkstheater“ dürfen auf Druck des „Königlichen Hoftheaters“ keine „Dramen“ und „Konversationsstücke“ mehr zur Aufführung bringen, sondern nur noch „Lokalpossen“ aufführen. |
1851
27. September 1851<p><strong><em>Vorstadt Au</em></strong> * Der Magistrat der Vorstadt Au genehmigt den Antrag des bürgerlichen Tapezierermeisters Karl Falk für ein neuzuerbauendes Wohn- und Waschhaus in der Unteren Isargasse 45, später Entenbachstraße 63, heute: Zeppelinstraße 41. Es handelt sich dabei um das spätere Geburtshaus der Münchner Volkssängers Karl Valentin. </p> |
1852
1852 Vorstadt Au * Der „Magistrat der Vorstadt Au“ verweigert Lorenz Meiller die Ausübung seines Berufs als „Geschmeidemacher“, da „die Luxusartikel in der Au keinen genügenden Absatz finden“ können und zudem in München selbst genügend „Geschmeidemacher“ ansässig sind. Die „Gerechtsame“ ist aber die Voraussetzung für die Ausübung eines Handwerks. Zu dieser Zeit gibt es in Bayern noch keine „Gewerbefreiheit“. |
25. September 1852 Vorstadt Au * Johann Valentin Fey beginnt beim Auer Tapezierer Karl Falk in der Entenbachstraße 63 zu arbeiten. |
1853
1853 München-Angerviertel - Vorstadt-Au * Über Brathmanns Tochter Katharina gingt die „Singlspielerbrauerei“ als Aussteuer in die Ehe mit dem Grünwalder Wirtssohn und Brauer Mathias Wild ein. Der neue „Bräu“ vervierfacht die Leistung des Betriebs innerhalb kürzester Zeit. Im Jahr 1853 erreicht er mit 3.481 versottenen Schäffel Malz seine Höchstleistung. |
Um den April 1853 Vorstadt Au * Lorenz Meiller kann der Witwe des Georg Buchwieser um 2.450 Gulden die „Waffenschmied-Gerechtsame“ abkaufen. Nun stellt das Unternehmen zunächst Bauwerkzeuge wie Pickel, Schaufeln, Hauen und Hacken her. |
1854
17. Mai 1854 Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * Fünf Jahre dauern die Überlegungen des Kgl. Bay. Staatsministeriums des Inneren, bis die 25 Paragraphen zur Eingemeindung ausgearbeitet sind. Nun ist die Vereinigung Münchens mit der Au, Haidhausen und Giesing genehmigt. „Seine Majestät der König haben die nachgesuchte Vereinigung der Gemeinde Au, Giesing und Haidhausen mit der Reichshaupt- und Residenzstadt München in Eine Gemeinde unter Erhebung jener drei Gemeinden zu Vorstädten von München [...] allergnädigst zu genehmigen geruht.“ |
28. Mai 1854 München-Graggenau * Ein großer Bittgottesdienst zur Abwendung der Cholera-Epidemie wird an der Mariensäule auf dem Schrannenmarkt zelebriert. 25.000 Menschen beteiligen sich. |
15. Juli 1854 München-Maxvorstadt * Die im Glaspalast stattfindende Industrie-Ausstellung wird von König Max II. feierlich eröffnet. Nur wenige Tage später bricht die Cholera aus. Bei der Eröffnungsrede bricht ein Billeteur tot zusammen. Man glaubt an einen Schlaganfall, doch vermutlich handelt es sich um das erste Opfer der Cholera. |
18. Juli 1854 München-Graggenau * Ein Theaterbesucher aus der Schweiz bricht während der Vorstellung zusammen und wird in die Klinik gebracht. Vermutlich ist auch er bereits vom Cholera-Erreger angesteckt. |
27. Juli 1854 München * Der 39-jährige Tagelöhner Peter Stopfer ist das erste amtliche Opfer der Cholera-Epidemie. |
29. Juli 1854 München * Der 39-jährige Tagelöhner Peter Stopfer stirbt. Mit ihm beginnt offiziell die Statistik der Cholera-Todesopfer. |
2. August 1854 München * Das Bayerische Innenministerium beruft ein Komitee zur Beschließung von Maßnahmen gegen die epidemische Brechruhr, das sich bis Mitte Oktober wöchentlich zwei Mal treffen wird. Beim ersten Zusammentreffen muss man seit dem 29. Juli weitere 22 Brechdurchfall-Erkrankungen zur Kenntnis nehmen, von denen zwölf mit dem Tod endeten. Aufgrund der Arztberichte bestätigt sich das Vorhandensein der Cholera. Eine vorsichtige Information der Bevölkerung in der halbamtlichen Neuen Münchner Zeitung wird beauftragt. Mit den Warnungen vor bestimmten Lebensmitteln hofft das „Komitee“ auf keine weitere Verbreitung der Krankheit. |
3. August 1854 München * In der halbamtlichen Neuen Münchner Zeitung wird mitgeteilt, dass „in Folge der außergewöhnlichen, rasch eingetretenen Hitze, Durchfälle vorgekommen“ und dass „daran namentlich einige kleine Kinder, alte und kränkliche Personen gestorben“ sind. Als Ursache wird „die Überladung des Magens mit Kartoffeln, Gurken und dergleichen“ angegeben. Die Cholera erreicht auch die Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing. Bis zu deren Eingemeindung am 1. Oktober werden die Sterbestatistiken getrennt geführt. |
5. August 1854 München - Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * Die Cholera-Erkrankungs- und Todesfälle haben weiter zugenommen, weshalb das „Komitee zur Beschließung von Maßnahmen gegen die epidemische Brechruhr“ einen Maßnahmenkatalog in Angriff nimmt. Ärztliche Besuchsanstalten werden eingerichtet und dabei das Stadtgebiet und die Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing in 13, später 15 Distrikte eingeteilt. |
6. August 1854 München * Der Bayerische Landbote dementiert die über Mundpropaganda verbreitete Nachricht, „dass die Cholera wieder herrsche“. |
7. August 1854 München * Seit Ausbruch der Cholera sind alleine auf Münchner Stadtgebiet 44 Todesfälle aufgetreten. |
8. August 1854 München * In der Neuen Münchner Zeitung wird erstmals zugegeben, dass die Gefahr einer Cholera-Epidemie besteht. |
13. August 1854 München * Die Ärztlichen Besuchsanstalten nehmen ihre Tätigkeit auf. Die Zahl der durch die Cholera verursachten Todesopfer ist auf 208 angestiegen. |
Bis 22. August 1854 Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * In den Vorstädten Au, Haidhausen und Giesing zählt man insgesamt 138 Cholera-Tote. |
23. August 1854 München * Der Epidemie-Höhepunkt ist in München erreicht. An diesem Tag sterben 82 Personen an der Cholera und erhöhen damit die Gesamtsterbezahl auf 803. |
28. August 1854 München-Graggenau * Um die Abwendung der Cholera-Epidemie zu erflehen und die Ausbreitung künftig möglichst zu unterbinden, wird ein großer Bittgottesdienst an der Mariensäule auf dem Schrannenplatz zelebriert. 25.000 Menschen sollen sich dort eingefunden haben. |
30. August 1854 Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * Der Epidemie-Höhepunkt ist in den Vorstädten Au, Haidhausen und Giesing erreicht. An diesem Tag sterben 34 Personen an der Cholera und erhöhen damit die Gesamtsterbezahl auf insgesamt 355. |
September 1854 München-Theresienwiese - München-Au - München-Maxvorstadt * Wegen der grassierenden „Cholera“ sagt die Regierung das „Oktoberfest“ ab, was zu zahllosen Klagen der Geschäftsleute führt. Als auch noch die „Auer Herbstdult“ storniert werden soll, bitten die Geschäftsleute, „dem ohnedieß diesem Sommer schwerheimgesuchten Gewerbestand“ nicht auch noch dieses „Bißchen Brot“ zu entziehen. Weder zur „Auer Herbstdult“ noch zu der seit 15. Juli stattfindenden „Industrie-Ausstellung“ im „Glaspalast“ finden sich viele Interessenten ein. |
2. September 1854 Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * Die Cholera-Sterbezahl in München und den Vorstädten Au, Haidhausen und Giesing beträgt an diesem Tag insgesamt 107. |
3. September 1854 München * Die täglichen Cholera-Sterbefälle nehmen in München deutlich ab. Seit dem Ausbruch der Epidemie sind 1.468 Münchner verstorben. |
9. September 1854 Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * Die täglichen Cholera-Sterbefälle gehen jetzt auch in den Vorstädten Au, Haidhausen und Giesing deutlich nach unten. Seit dem Ausbruch der Epidemie sind 564 Personen verstorben. |
13. September 1854 München * In München werden die ersten - wegen der Cholera-Epidemie eingerichteten - Ärztlichen Besuchsanstalten aufgelöst. |
Ab 23. September 1854 München • Die Münchner Armenärzte übernehmen wieder die Behandlung der Cholera-Kranken. |
29. September 1854 München-Graggenau * Ein „Verein hiesiger Bürger“ lädt für den 3. Oktober zu einem feierlichen Dankamt zur Mariensäule am Schrannenplatz ein, „um Gott den Herrn für die Errettung aus dieser großen Drangsal die innigsten Dankgebete darzubringen“. In dieser Einladung wird die Cholera schon für beendet erklärt. |
30. September 1854 München * Das Komitee zur Beschließung von Maßnahmen gegen die epidemische Brechruhr beschließt, das die Cholera in München erloschen ist. Nur drei Ärzte stimmen dagegen. Alle Ärztlichen Besuchsanstalten werden geschlossen, die Suppenanstalten wieder auf vier reduziert. Die ärztliche Versorgung in den Vorstädten wird eine Woche länger aufrecht erhalten. 2.143 von rund 114.000 Münchner Einwohnern fallen bis dahin der sogenannten Kalten Pest zum Opfer, das sind 1,9 Prozent. In den Vorstädten Au, Haidhausen und Giesing sterben 781 von 21.000 Bewohnern, das ist mit 3,7 Prozent eine fast doppelt so hohe Sterbequote. Kinder, Frauen und ältere Menschen machen die Mehrzahl der Opfer aus. In München liegt der Anteil der Frauen bei 45,7 Prozent, der der Kinder unter zehn Jahren bei 19,7 %. In den Vorstädten liegt die Sterblichkeit bei den Frauen bei 39,5 und bei den Kindern bei 25,2 Prozent. An der Cholera sterben stets mehr Frauen als Männer. Das liegt daran, dass Frauen immer einer größeren Infektionsgefahr ausgesetzt sind, da sie die Kranken versorgen und die Wäsche waschen. Während der Anteil der über 60-jährigen Opfer in der Stadt München fast 27 Prozent beträgt, sind es in den Vorstädten „nur“ 17,7 Prozent. Das liegt aber an der sowieso wesentlich geringeren Lebenserwartung. In Haidhausen wird fast kein Haus von der Cholera verschont. Hier liegt die Sterbequote bei 4,8 Prozent. Darunter sind 57 Mütter und 42 Väter, wodurch 102 Kinder einen Elternteil verlieren. Zwanzig Kinder werden zu Vollwaisen. Von den in der Strafanstalt in der Au einsitzenden 541 Häftlingen sterben 63, gleich 11,6 Prozent. |
1. Oktober 1854 München * Das Stadtgericht München wird um einen zusätzlichen Bezirk erweitert. Es enthält den Namen Stadtgericht rechts der Isar und umfasst die neu eingemeindeten Stadtviertel Au, Giesing und Haidhausen. Zwischen 1854 und 1862 existieren in München also zwei Landgerichte und zwei Stadtgerichte. |
1. Oktober 1854 München-Au - München-Haidhausen - München-Giesing * Eingemeindung nach München
Dadurch erhöht sich die Bevölkerungszahl Münchens um 20.662 Einwohner. Davon kommen aus der Au 10.840, aus Haidhausen 6.273 und aus Giesing 3.549 Menschen. Damit wächst zusammen, was zusammen gehört, den die Bewohner der drei Vorstädte gehörten schon immer „funktional“ nach München. Die Au ist zu diesem Zeitpunkt die zehntgrößte Stadt des Königreichs Bayern. Der Burgfrieden von München, der sich durch Korrekturen seit dem Jahr 1724 von 1.593 Hektar auf rund 1.700 Hektar erweitert hat, verdoppelt sich nahezu. Mit der Au [87 ha], Haidhausen [296 ha] und Giesing [1.287 ha] vergrößert sich das Stadtgebiet um weitere 1.670 Hektar. Wegen der noch grassierenden Cholera-Epidemie erfolgt der Eingemeindungsakt ohne großes Aufsehen. |
1. Oktober 1854 München-Au * Mit der Eingemeindung der Vorstädte Au, Giesing und Haidhausen kommt das Auer Leihhaus in der Lilienstraße 79 unter städtische Verwaltung. |
2. Oktober 1854 München * Die Cholera-Epidemie wird in der Neuen Münchener Zeitung offiziell für erloschen erklärt. An die Bevölkerung wird appelliert, auch weiterhin die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, da die Krankheit noch längere Zeit vereinzelt auftreten kann. |
3. Oktober 1854 München-Graggenau * Aus Dankbarkeit für die Abwendung der Cholera versammeln sich „zahllos die Andächtigen jeden Standes, Geschlechts und Alters um die im schönsten Blumenschmuck prangende Mariensäule“ am Schrannenplatz. Ein „Verein hiesiger Bürger“ hatte dazu bereits am 29. September eingeladen, „um Gott den Herrn für die Errettung aus dieser großen Drangsal die innigsten Dankgebete darzubringen“. |
14. Oktober 1854 München * Das Komitee zur Beschließung von Maßnahmen gegen die epidemische Brechruhr [= Cholera] hält seine letzte Sitzung ab. |
17. Oktober 1854 München-Kreuzviertel * Nachdem König Max II. mit seiner Familie wieder nach München zurückgekehrt war, musste auf seinen Befehl hin nochmals ein Dankgottesdienst zur Überwindung der Cholera in der Frauenkirche abgehalten werden. Hierzu haben alle Beamten in ihrer Uniform zu erscheinen. |
20. Oktober 1854 München-Graggenau * Der Stadtmagistrat teilt der Öffentlichkeit mit, dass „der bisherige Schrannenplatz dahier fernerhin 'Marienplatz' genannt werden dürfe“. |
26. Oktober 1854 München-Graggenau * Die Königinmutter Therese stirbt an der Cholera. Ihre Grabstätte befindet sich heute in der Basilika Sankt Bonifaz in München. |
28. Oktober 1854 München - Darmstadt * Der Ex-König Ludwig I. reist in Begleitung seiner Tochter, der Großherzogin Mathilde von Hessen, und seinem Sohn Adalbert mit dem Eilzug nach Darmstadt. Er will scheinbar bei der Bestattung seiner evangelischen Frau Therese in der Theatinerkirche einen möglichen Eklat ausweichen, wie er sich 1841 bei Königin Caroline ereignet hat. |
31. Oktober 1854 München-Kreuzviertel * Die evangelische Ex-Königin Therese wird vorübergehend in der Gruft der Theatinerkirche beigesetzt. |
1855
1855 München-Au * Da die „Vorstadt Au“ inzwischen nach München eingemeindet ist, entsteht das neue „Franziskaner-Bräuhaus“ auf Münchner Stadtgebiet. |
1855 München-Au * Pläne zum Ausbau des Dachgeschosses für das Wohnhaus des „bürgerlichen Tapezierermeisters“ Karl Falk werden zwar erstellt, aber nie ausgeführt. Die Höhe der zusätzlichen Wohnung hätte wegen des Satteldachs nur rund 2.30 Meter betragen. |
1855 München-Angerviertel - München-Au * Mathias Wilds Sohn Joseph übernimmt den „Singlspielerbräu“ und passt das Unternehmen den Bedingungen des 19. Jahrhunderts an. |
Bis April 1855 München * Die „Cholera“ tritt in München sporadisch immer wieder auf. Bis zu ihrem endgültigen Verschwinden kostet sie 3.082 Menschen das Leben. |
1856
1856 München * Das „Stadtgericht München“ und das „Stadtgericht rechts der Isar“ werden in „Bezirksgerichte“ umbenannt. |
1856 München-Au - München-Isarvorstadt * Wegen des großen Erfolgs der „Schweiger-Theater“ bei allen Bevölkerungsgruppen bittet „Hoftheaterintendant“ Franz Dinglstedt das „Innenministerium“, das „Interesse seines Hoftheaters“ gegen die lästige Konkurrenz aus der Vorstadt zu schützen. So kommt es zum „Aufführungsverbot klassischer Dramen“. |
1856 München-Kreuzviertel - München-Au - München-Haidhausen * Das „Bezirksgericht links der Isar“ residiert in der Weitegasse, der heutigen Ettstraße. Der Sitz des „Bezirksgerichts rechts der Isar“ befindet sich in der Ohlmüllerstraße 8 am Mariahilfplatz. Der Amtssitz des „Landgerichts links der Isar“ ist auf dem „Lilienberg“, der des „Landgerichts rechts der Isar“ in der Kirchenstraße 6. |
1857
1857 München-Au * Aus der Unteren Isargasse wird die Entenbachstraße. |
1857 München-Angerviertel - München-Au * Zwischen 1857 und 1859 verlegt Joseph Wild den „Singlspielerbräu“ an die Ecke Rosenheimer- und Hochstraße. Er schafft damit die Voraussetzungen für den weiteren Aufstieg der Brauerei. |
24. September 1857 Breslau * Carl Gabriel wird in Bernstadt in der Nähe von Breslau als Sohn eines Menageriebesitzers geboren. |
1859
1859 München-Haidhausen * Das alte „Brunnhaus auf dem Isarberg“ wird abgerissen. |
Seit dem Jahr 1859 München-Au * Johann Valentin Fey übt beim Auer „Tapezierer“ Karl Falk in der Entenbachstraße 63 die Tätigkeiten eines Geschäftsführers und Vorarbeiters aus. |
1860
1860 München-Haidhausen - München-Au * Das „Auer Tor“ an der Zusammenführung des „Gasteigs“ und der Rosenheimer Straße wird abgerissen. |
19. September 1860 Ebenried * Coletta Möritz kommt in Ebenried bei Pöttmes im Landkreis Aichach als zweites lediges Kind ihrer Mutter zur Welt. |
1861
1861 München-Au * Josef Sedlmayer erwirbt den „Franziskaner-Keller“ an der Hochstraße und lässt ein auf neuester Technik basierendes Brauereigebäude errichten. Er verlegt auch seinen „Leistbräu“ hieher. |
6. Juni 1861 München * Die Gesellschaft zur Beförderung der Seidenzucht in Bayern löst sich auf. |
31. Dezember 1861 München - München-Au - München-Haidhausen - München-Giesing * Im Physikatsbericht des Bezirks der Stadt München finden sich über die Wohnverhältnisse in den Herbergsvierteln folgende Ausführungen: „München besteht gegenwärtig aus 2 Theilen, durch den Isarfluß voneinander getrennt. München links der Isar ist der größte Theil, und das ursprüngliche, eigentliche, alte München. München rechts der Isar enthält die erst seit 1854 zu München gezählten 3 Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing. In diesen 3 Vorstädten sind natürlich die Wohnungsverhältnisse ganz anders, wie auch die Population eine ganz andere ist, als wie in München links der Isar. In den genannten 3 Vorstädten, in welchen größtentheils Taglöhner, überhaupt Arbeiterbevölkerung wohnt, ist das Herbergswesen vorherrschend. [...] In diesen Herbergen ist die Bewohnung dichter, sind die Wohnungen überhaupt schlechter, den hygienischen Anforderungen nicht entsprechend, ja sie sind, wie dies namentlich in den Jägerhäuseln, in der Lohstraße, Quellenstraße, in der Grube zu Haidhausen der Fall ist, sogar im hohen Grade feucht in Folge ihrer tiefen Lage an dem Bergabhang und an den Canälen und dergleichen, sie sind finster, oft dumpf usw., und wunderbar dennoch ist, wie ich in einer speciellen Bearbeitung der Wohnungsfrage in München im Allgemeinen im vorigen Jahre nachgewiesen habe, die Mortalität in diesen Straßen und Häusern nicht im Geringsten eine größere, und sind die Erkrankungen, namentlich an Typhen etc. nicht einmal so häufig hier, als wie in den luftigsten und schönsten Quartieren der Stadt. Ich weiß dieses nur dadurch zu erklären, daß diese Bevölkerung eine abgehärtetere und obgleich arm, doch gut genährte, und größtentheils im Freien lebende ist.“ |
31. Dezember 1861 München-Au * Der Physikatsbericht gibt Auskunft über die Aufteilung der Häuser in Herbergseigentum in der Au:
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1862
1862 München-Haidhausen - München-Au * Die Wirtsleute Johann und Susanne Wagner verkaufen die Tafernwirtschaft „Zum Salzburger Hof“ und übernehmen dafür die Braustätte mitsamt der Bäcker- und Metzgergerechtsame in der Lilienstraße in der Au. Aus ihr wird später die „Wagner-Brauerei“. |
1862 München * In München gibt es noch 2.298 Rinder und rund 4.500 Hunde. |
1862 München-Au * Die „Eisenfronfeste am Lilienberg“ wird in „Bezirksgefängnis“ umbenannt. |
1862 München * Das „Gerichtswesen“ wird von der Verwaltung getrennt und in diesem Zusammenhang das „Landgericht links der Isar“ mit dem „Landgericht Starnberg“ vereinigt. Dadurch entsteht das „Bezirksamt links der Isar“. Das „Bezirksamt rechts der Isar“ bildet sich aus der Zusammenlegung des „Landgerichts Wolfratshausen“ mit dem „Landgericht rechts der Isar“. |
1863
1863 München * Die Seidenraupe ist in Bayern nahezu verschwunden. |
1864
4. März 1864 München * Der aus Darmstadt stammende Johann Valentin Fey stellt beim Münchner Magistrat im Alter von 30 Jahren den Antrag für eine persönliche Tapeciererconzession. Er tritt dabei gegen den Tapeziergehilfen Voll in Konkurrenz.
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8. Juli 1864 München - München-Au * Durch Beschluss des Magistrats wird Johann Valentin Fey, der spätere Vater von Karl Valentin, „als Bürger und Tapezierer dahier aufgenommen“. Das kostet dem Neubürger 75 Gulden Bürgeraufnahmsgebühren. |
16. September 1864 Darmstadt * Das Großherzogliche Hessische Kreisamt Darmstadt erteilt dem Tapezierer Johann Valentin Fey die Entlassung aus dem Großherzoglich Hessischen Unterthanen-Verbande. Damit steht seiner endgültigen Übersiedlung nach München nichts mehr im Wege. |
29. Oktober 1864 München-Au - München * Johann Valentin Fey, der Vater von Karl Valentin, erwirbt das kostenpflichtige und mit einem direkten Steuersatz verbundene Münchner Bürgerrecht, das nur etwa 5 Prozent der Münchner Einwohnerschaft besitzen. Damit verbunden ist beispielsweise das kommunale Wahlrecht. (siehe auch 5. Dezember 1893) |
1865
Seit 1865 München * An den bayerischen „Hochschulen“ werden „Lehrstühle für Hygiene“ eingerichtet. |
1865 München-Au * Der aus Darmstadt kommende „Tapeziermeister“ Johann Valentin Fey heiratet die 25-jährige, kinderlose Hausbesitzerstochter und „Tapeziererswitwe“ Elisabeth Sigl, geborene Falk. Das ermöglicht ihm, bei seinem Schwiegervater als „Compagnon der Firma Falk & Fey“ einzusteigen. |
2. August 1865 München * Münchens erste öffentliche Toilette wird von der ersten städtisch bestallten Abortwärterin eröffnet. Zu ihren Aufgaben gehört es: „streng die angeordnete Scheidung der Geschlechter bei Benutzung der Abtritte zu überwachen und allen den Abtritt benützenden Personen mit Höflichkeit entgegenzukommen“. |
15. September 1865 München-Isarvorstadt - München-Au * Am Ende bringt die politisch stärkere Konkurrenz die Schweiger-Theater zur Strecke. Als das Aktien-Volkstheater am Gärtnerplatz eröffnet wird, müssen die Schweiger-Theater schließen. |
1866
1866 München-Hackenviertel * Joseph Wild kann die Leistung seiner Singlspielerbrauerei auf 9.000 Scheffel Malz erhöhen. Er erreicht dabei aber auch die Grenzen seiner finanziellen Leistungskraft. |
1867
1867 München-Au - München-Untergiesing * Mit der Errichtung der „Frühlingsanlagen“ ober- und unterhalb der „Reichenbachbrücke“ wird begonnen. Das Gelände verbindet die rechtsseitigen Isarauen mit der Stadt, wobei es sich zunächst lediglich um einen Spazierweg mit „Begleitbepflanzung“ in den ehemaligen Wiesen handelt. Erst nach der Fertigstellung der „Wittelsbacher Brücke“ - im Jahr 1876 - werden auch die Wege durch die „Birkenleitenau“ - in Verlängerung der „Frühlingsanlagen“ - bis nach Harlaching angelegt. Die „Stadtgärtner“ wollen damit die rechtsseitigen „Isaranlagen“ - unter Einbeziehung der „Gasteig- und Maximiliansanlagen“ - in eine zusammenhängende Promenade von Harlaching bis nach Bogenhausen verwandeln. Eine Idee, die bereits auf eine Initiative König Max II. zurückgeht, der ganz München mit einem Ring von „Anlagen“ umgeben wollte. |
1868
1868 München-Au * Elisabeth Fey stirbt im Alter von 28 Jahren. |
1868 Angerviertel - Au * Das Stammhaus der „Singlspielerbrauerei“ in der Sendlinger Straße wird versteigert. Den Braubetrieb an der Rosenheimer- Ecke Hochstraße erwerben die „Braugrafen“ Butler-Haimhausen und machen ihn mit hohem Kapitaleinsatz wieder flott. |
1869
13. Juli 1869 München - München-Au * Johann Valentin Fey stellt ein „Gesuch um Ausfertigung eines Verehelichungszeugnisses“. Der verwitwete Tapezierer möchte Johanna Maria Schatte heiraten. |
29. August 1869 München-Au - Herwigsdorf * Der 36-jährige Tapezierer Johann Valentin Fey heiratet die 24-jährige Köchin Johanna Maria Schatte aus Zittau in Herwigsdorf in Sachsen nach evangelischem Ritus. Sie möchten ganz bewusst der selben Zeremonie im erzkatholischen München entgehen. |
1870
11. April 1870 München-Au * Scheinbar haben die Eheleute Johann Valentin und Johanna Maria Fey ihre in Sachsen vollzogene Eheschließung nicht bei der Königl. Polizeidirektion München gemeldet, weshalb die Behörde Nachforschungen anstellt. |
15. September 1870 München-Au * Karl Valentins älteste Schwester Elisabeth wird geboren. Sie stirbt kurz nach der Geburt. |
1871
11. November 1871 München * Die Kreislehrerinnenbildungsanstalt für Oberbayern wird als Lehranstalt für weltliche Lehrerinnen durch einen Beschluss des Bayerischen Landtags gegründet. Damals werden Schulen nur von klösterlichen Lehrerinnen geleitet. Für interessierte und begabte Frauen ist es jedoch nur über Einrichtungen dieser Art möglich, eine beruflich gehobene Qualifikation zu erreichen und damit zu gesellschaftlichem Ansehen zu kommen. Da die Universitäten „frauenfrei“ gehalten werden, ist der Beruf der Volksschullehrerin eine der wenigen, möglichen Alternativen. |
1872
1872 München * Die dritte Welle der „Cholera“ kündigt sich an. In München sterben 17 Menschen an der Seuche. |
8. April 1872 München-Angerviertel * Zunächst wird die Kreislehrerinnenbildungsanstalt für Oberbayern im Schulhaus im Rosenthal untergebracht. |
14. Oktober 1872 München-Maxvorstadt * Die Kreislehrerinnenbildungsanstalt für Oberbayern hat im Gebäude des Damenstifts an der Ludwigstraße ihre neue Unterkunft gefunden. Die Lehramtsaspirantinnen müssen eine höhere Erziehungs- und Unterrichtsanstalt besuchen und anschließend eine zweijährige Fachausbildung durchlaufen, werden aber nicht in den gleichen Fächern ausgebildet wie die Männer. Behörden und Lehrer sehen die Frau in der Schule - zwar als einen hübschen, aber dennoch - als Ärgernis erregenden Fremdkörper an. Kritiker betonen, dass der Körper der Lehrerinnen „den Anstrengungen des Schulberufs weniger gewachsen ist als der der Männer. Wir Deutsche aber, die dem konzentrischen Drucke aller Völker Europas ausgesetzt sind, können die Verweiblichung am allerwenigsten brauchen. Wir können uns in unserer Stellung nur halten aufgrund jener harten Männertugenden, die das schönste Erbteil des deutschen Volkes sind.“
Die Unvereinbarkeit zwischen Ehe und Lehrberuf wird begründet und verteidigt. So kommt der Bayerische Landtag zur Erkenntnis, dass das Eheverbot „einem dem Interesse der Schule schädlichen Widerstreit zwischen den Pflichten einer Frau als Lehrerin und als Ehefrau“ zuvorkomme. |
1873
Ab 1873 München * Dritte „Cholera-Epidemie“ bricht in München aus. Sie führt zur Umsetzung der von Professor Max von Pettenkofer vorgeschlagenen hygienischen Maßnahmen der Stadtsanierung:
Damit wird München, als eine der schmutzigsten Städte die „sauberste Stadt Europas“. |
September 1873 München-Theresienwiese * Das „Oktoberfest“ wird wegen der heraufziehenden „Cholera-Epidemie“ abgesagt. Seit 1810 fällt das Volksfest damit zum fünften Mal aus. |
Ab 9. November 1873 München * Die dritte Cholera-Epidemie bricht zwischen 9. und 15. November in München aus. Sie wütet am Schlimmsten bis April 1874 und wird bis 1875 andauern. Obwohl die Seuche diesmal vergleichsweise glimpflich abläuft, werden dennoch etwa 1.400 Münchner an der Cholera sterben. Sie führt zur Umsetzung der von Professor Max von Pettenkofer vorgeschlagenen hygienischen Maßnahmen der Stadtsanierung:
Damit wird München, als eine der schmutzigsten Städte die „sauberste Stadt Europas“. |
25. Dezember 1873 München-Au * Karl Fey, der älteste Bruder von Valentin Ludwig (Karl Valentin), kommt zur Welt. |
1874
8. August 1874 München-Au * Unter der Bauherrschaft des bürgerlichen Tapezierermeisters Karl Falk wird von den Maurermeistern Muckenthaler & Sepp an das vier Fensterachsen umfassende Wohnhaus in der Entenbachstraße 63 ein Neubau mit drei Fensterachsen angefügt. In diesem Teil der heutigen Zeppelinstraße 41 befindet sich der Geburtsort von Karl Valentin. |
1875
1875 München-Au * Josef Sedlmayer übergibt die „Brauerei zum Franziskaner (Leistbräu)“ an seinen Sohn, den „Commerzienrat“ Gabriel Sedlmayer. |
Um 1875 München-Angerviertel * Coletta Möritz arbeitet als „Wassermadl“ und „Krüglputzerin“, später als „Kellnerin“ beim „Sterneckerbräu“ im Tal. |
1. Juli 1875 München-Haidhausen - München-Au * Das nördlich der Rosenheimer Straße gelegene Gasteig-Gebiet wird von der Anna-Vorstadt [= Lehel] abgetrennt und Haidhausen zugeteilt. Gleiches gilt für das südlich der Rosenheimer Straße gelegene Gasteig-Gebiet, das von der Isar-Vorstadt abgetrennt und der Au zugeschlagen wird. |
16. Juli 1875 München-Au * Der Anbau für das Wohnhaus des bürgerlichen Tapezierermeisters Karl Falk an der Entenbachstraße 63 wird von der Baupolizei abschließend besichtigt. Mit der Umbaumaßnahme ergibt sich ein Raumgewinn von zwei größeren Zimmern pro Etage, die als Wohnungen vermietet werden. Der Eingang ist auf die Rückseite verlegt worden. Das Dach ist zur Hofseite hin abgewalmt. |
1876
21. August 1876 München-Au * Max Fey, der zweitälteste Bruder von Valentin Ludwig, wird geboren. |
1877
1877 München-Au * In den Jahren zwischen 1872 und 1877 produzieren die „Braugrafen“ Butler-Haimhausen in der „Singlspielerbrauerei“ jährlich zwischen 20.000 und 25.000 Scheffel Malz Bier. |
1879
1879 München-Au * Das „Bezirksgefängnis am Lilienberg“ wird in „Landgerichtsgefängnis München II“ umbenannt. |
1880
1880 München-Au * Mit einem Bierausstoß von 360.000 Hektolitern liegt die „Franziskaner-Brauerei“ an dritter Stelle in München. Acht Dampfmaschinen erzeugen eine Leistung von 800 PS. Fünf Kälteerzeugungsmaschinen ersetzen täglich 4.000 Zentner Eis und diesen zur Kühlung der Lagerkeller. |
1880 München-Au * Ein anonymes Finanzkonsortium erwirbt die „Singlspielerbrauerei“ und betreibt sie unter dem Namen „Münchner-Kindl-Aktiengesellschaft“ weiter. Die neue Leitung der Aktiengesellschaft vermehrt den Immobilienbesitz an der Rosenheimer Straße beachtlich. |
1881
1881 München-Au * Johann Bucher gründet seine gleichnamige „Drahtfabrik“ in der Zeppelinstraße in der Au. |
1881 München-Au * Baumeister N. Debold errichtet für die Brauerei „Zum Münchner Kindl“ ein „Restaurationsgebäude“ an der Rosenheimer Straße. |
1881 München * Coletta Möritz erzählt, wie sie der Maler Friedrich August von Kaulbach im Jahr 1881 auf die Leinwand gebannt hat, als „draußen auf der Wiesn das große deutsche Bundesschießen stattfinden sollte. [...] Dort kam ihm plötzlich der Einfall: „Die Coletta - die mal ich als Wirtshausschild“. Und weiter erzählte die betagte Maßkrugschlepperin: „Gleich ist’s ans Modellstehen gegangen, Krügl hab ich in der Hand tragen und den Fuß hab i heben müssen, als tät ich auf einem Fuß tanzen, und der Kaulbach hat gezeichnet und dann daheim im Atelier die Schützenscheibe g’malt“. |
1882
1882 München-Graggenau * Für die evangelischen Schulkinder des Münchner Ostens ist die protestantische „Schule an der Herrnstraße“ zuständig. Lediglich den Kindern des ersten und des zweiten Schuljahres ist es wegen der Länge und Gefährlichkeit des Schulweges gestattet, die entsprechenden Klassen in einer katholischen Schule zu besuchen. Von diesem Entgegenkommen machen jedoch nur wenige Schüler Gebrauch, da die Mehrzahl der Eltern befürchtet, ihre Kinder würden von dem „katholischen Geist dieser Klassen“ negativ beeinflusst werden und nehmen deshalb lieber den Weg in die Stadt in Kauf. |
1882 Schwabing * Coletta Möritz heiratet den Schwabinger Gastwirt Franz Xaver Buchner. |
4. Juni 1882 München-Au * Valentin Ludwig Fey wird als Sohn des Tapeziermeisters Johann Valentin Fey und seiner Ehefrau Johanna Maria in der Entenbachstraße 64/I, heute: Zeppelinstraße 41, geboren. |
10. Juni 1882 München-Ludwigsvorstadt * Valentin Ludwig Fey wird in der Matthäuskirche nach evangelischem Ritus getauft. |
Juli 1882 München-Theresienwiese * Auf der „Theresienwiese“ findet das „VII. Deutsche Bundesschießen“ statt. |
27. Oktober 1882 München-Au * Max Fey, Karl Valentins Bruder, stirbt im Alter von 6 Jahren an der Diphtherie. |
24. November 1882 München-Au * Karl Fey, der älteste Bruder von Karl Valentin, stirbt im Alter von 8 Jahren ebenfalls an der Diphtherie. |
1883
1883 München-Au * Johann Valentin Fey führt das „Möbeltransport-Geschäft Falk & Fey“ in eigener Regie. |
1883 Dresden * Carl Gabriel heiratet in Dresden Margarete Meisel, deren Vater ein „anatomisch-ethnologisch-naturhistorisches Museum und Panoptikum“ betreibt. Mit dieser Schau reist das neuvermählte Paar mehrere Jahre durch Europa. |
1883 Ägypten - Indien * Robert Koch entdeckt die „Cholera-Erreger“, die die akute bakterielle Darminfektion verursachen. |
1883 München * Die „Wasserversorgung aus dem Mangfalltal“ bringt reines, gesundes Wasser nach München. |
14. November 1883 München-Au * Johann Valentin Fey kauft das Anwesen in der Entenbachstraße 63 [später:Zeppelistraße 41] vom Tapezierer Karl Falk um 50.000 Mark. |
1884
1884 Au * Valentin Ludwig Fey tritt in die „Kleinkinderbewahranstalt der Vorstadt Au“, in der Lilien-Ecke Ohlmüllerstraße, ein. |
1884 München-Au - München-Haidhausen -München-Giesing * Der Auer „Pfarrer“ Simon Knoll schreibt: „Die Entstehung der sogenannten Herbergenhäuser setzt eine besitzlose Bevölkerungsklasse voraus, welcher die Mittel zu der bisher üblichen Niederlassung auf eigenem Grund und Boden fehlte, und sich daher auf anderweite ebenso rasche wie billige Weise die nöthigen Wohnräume zu verschaffen suchte. [...] Fülglich läßt die Herstellung solcher Häuser den Zufluß einer Bevölkerung erkennen, welche in der Wahl der Niederlassung beschränkt, sich deshalb nur auf abgelegenen, vordem unbenutzte und selbst ungesunde Plätze zusammengedrängt sieht. So entstanden die Herbergen aus dem Bedürfnis heraus, in Orten, in denen die Zahl der Hausstellen aus räumlicher Beengung nicht vermehrt werden konnte, den Bewohnern gleichwohl die rechtlichen und sozialen Vorteile der Eigentümerstellung zu gewähren. In jenen Gegenden, in denen genügend Bauland zur Verfügung stand, waren Herbergen nicht üblich.“ |
6. Februar 1884 Au * Der Anbau am Wohnhaus in der Entenbachstraße 63 [später: Zeppelistraße 41] wird seit Dezember 1883 erneut umgebaut. In jedem der drei Stockwerk werden Wände eingezogen, die die Errichtung einer separaten Küche ermöglichen. Die Herde und Öfen müssen einen Mindestabstand zu den mit Lehm verputzten Lattenwänden aufweisen. |
1885
Um 1885 München * Toni Aron malt „Die schöne Coletta“ im Auftrag der „Löwenbräu AG“. |
1886
1. Mai 1886 Chicago * Am „Haymarket“ in Chicago kommt es zu blutigen Straßenkämpfen mit der Polizei. In der Folge werden acht Gewerkschaftsführer verhaftet und nach einer konstruierten Anklage zum Tode verurteilt. |
1887
1887 München * Dr. Bruno Schoenlanks Buch „Zur Lage der arbeitenden Klasse in Bayern“ erscheint. |
1887 München-Haidhausen - München-Au - München-Giesing * Die protestantischen Bewohner der Vorstädte Haidhausen, Au und Giesing fordern neben der Errichtung einer „Notkirche“ die Einrichtung von „evangelischen Klassen“. Es war nämlich zu dieser Zeit den evangelischen Kindern nicht erlaubt, in Haidhausen die Schule zu besuchen; sie mussten in die protestantische Schule an der Herrnstraße im Tal ausweichen. Nur Erst- und Zweitklässlern gestattete man - wegen der Länge des Schulwegs - den Besuch der Haidhauser Schule an der Kirchenstraße. |
1888
Um August 1888 München-Au * Johann Bucher kauft die Anwesen Entenbachstraße 11 (heute Zeppelinstraße) und Lilienstraße 89. Dort kann er im Innenhof eine große Werkstätte mit Schmiedefeuer und einem Webstuhl zur Drahtgitterherstellung einrichten und betreiben. In Handarbeit stellt er und seine Beschäftigten Siebe, Wurfgitter für Baustellen sowie Kies- und Sandgewinnungs-Unternehmen „Rabitzgewebe“ und verschiedene Formen von Ziergitter her. |
1890
30. September 1890 Berlin * Das stets befristete Ausnahmegesetz „Gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ läuft aus. Reichskanzler Otto von Bismarck ist im März 1890 grollend abgetreten. |
1891
Oktober 1891 München * Die „Ludwigsbrücke“ wird erweitert. Sie erhält plastischen Schmuck in Form von je zwei „Pylonen“, die die Allegorien der „Fischerei“, der „Flößerei“, der „Industrie“ und der „Kunst“ aufnehmen. |
1892
1892 München * Carl Gabriel kommt nach München. |
1892 München-Au - München-Graggenau * Valentin Ludwig Fey wechselt in die rein protestantische „Schule an der Herrnstraße“ über. Den Schulbesuch empfindet er als „Siebenjährige Zuchthausstrafe“. |
1. Mai 1892 München-Au * Im „Münchner-Kindl-Keller“ treffen sich über 5.000 Arbeiter zur „1.-Mai-Feier“. Die Anwesenden stellen die Forderungen nach „Verkürzung der Arbeitszeit“ und zum „Arbeitsschutz“. |
1893
1893 München-Angerviertel - Viktualienmarkt * Eine Münchner Zeitung beschreibt unter dem Titel „Kuranstalt“ den „Ziegenmilchmarkt am Freibankeck“ mit nachstehenden Zeilen: „Knapp an der nördlichen Schrannenhalle stellen sich frühmorgens einige Frauen mit etwa zwei Dutzend Ziegen ein und verzapfen brühwarme Ziegenmilch an die leidende Menschheit“. |
September 1893 München-Theresienwiese * Carl Gabriel zeigt erstmals seine „Wachsfigurenausstellung“ auf dem „Oktoberfest“. |
1894
10. März 1894<p><strong><em>München-Hackenviertel</em></strong> * Der Schausteller Carl Gabriel eröffnet gemeinsam mit dem Wachsplastiker Emil Eduard Hammer im ehemaligen Vogl'schen Kaufhaus in der Neuhauser Straße 1/Ecke Färbergraben das <em>„I. Internationale Handels-Panoptikum“</em>. Es ist das größte und bedeutendste Panoptikum Münchens und wird als <em>„ein Bedürfnis der werdenden Großstadt“</em> bezeichnet. </p> <p>Es gibt rund 2.000 Exponate zu betrachten, davon etwa 500 Wachsfiguren und Wachspräparate. Der Eintrittspreis beträgt 50 Pfennig, Kinder und Soldaten zahlen die Hälfte. Das Panoptikum ist täglich von 8 bis 21 Uhr geöffnet.</p> <p>Als besondere Attraktion befindet sich in der dritten Etage das Anatomische Museum und ein Extrakabinett mit über 600 Exponaten. Das Extrakabinett dürfen nur Personen über 18 Jahren betreten. Personen beiderlei Geschlechts ist die gemeinsame Besichtigung polizeilich verboten. Am Dienstag und Freitag ist die Anatomische Abteilung ab 14 Uhr nur für Damen geöffnet.</p> <p>Im Keller befindet sich die Inquisitionsabteilung mit einer Sammlung von Folterwerkzeugen, deren Anwendung an lebensgroßen Wachsfiguren dargestellt werden. In der angeschlossenen Verbrecher-Galerie werden hauptsächlich zeitgenössische Massenmörder als Wachsimitate gezeigt.</p> |
1895
1895 München-Graggenau * Valentin Ludwig Fey beginnt mit seiner Ausbildung in der „Privat-Bürgerschule Dr. Ustrich“ in der Münzstraße 4. |
28. Dezember 1895 Paris * Die Brüder Louis und Auguste Lumiére zeigen im Pariser Grand Café mit einem „Cinematographe“ genannten Gerät „lebende Bilder“. Umgehend nimmt Carl Gabriel Verhandlungen auf und erreicht die Absendung eines Operateurs nach München. |
1896
1896 München-Au * Der „Kaisergarten“ an der Lilienstraße 2 wird abgerissen und dafür der heute noch bestehende Bau errichtet. Das neue Wirtshaus trägt den Namen „Gasthaus & Singspielhalle zum Kaisergarten“. |
1896 München-Isarvorstadt * Valentin Ludwig Feys Zitherlehrer, Ignaz Hepper, nimmt seinen „Zögling“ mit in das „Kolosseum“, wo der „Gesangshumorist“ Karl Maxstadt auftritt. Das war Valentins „Erweckungserlebnis“. |
11. Juli 1896 München-Hackenviertel * In der bayerischen Haupt- und Residenzstadt werden erstmals „lebende Bilder“ gezeigt. Die Aufführung findet - „unter lebhafter Anteilnahme des Münchner Publikums“ - in Carl Gabriels und Emil Eduard Hammers Panoptikum statt. Der Vorführapparat wird mit Theaterkulissen umspannt und dann „drauflos gekurbelt“. Die Vorführungen richtet Carl Gabriel nach französischem Vorbild ein. Das ganze Programm ist circa 100 Meter lang und läuft innerhalb von einer Viertelstunde ab. Drei bis fünf kleine Filme werden gezeigt:
Schon einer der ersten Filme verursacht einen Skandal. Er heißt „Endlich allein“ und zeigt ein Brautpaar am Hochzeitstag. Die Schlussszene wird umgehend zensiert. |
19. Dezember 1896 München * Im Simplicissimus wird das Gedicht „Mörtelweibs Tochter“ veröffentlicht. |
1897
1897 München-Au * Als in diesem Jahr das Niveau der Zeppelinstraße um einen Meter angehoben wird, bietet sich für Johann Bucher ein Neubau seines Hauses für seinen Laden und seine „Drahtfabrik“ förmlich an. |
1897 München-Au * Der „Architekt und Städteplaner“ Theodor Fischer schreibt zur „Lilienstraße“ folgende Zeilen: „[...] in ihrer im Laufe der Jahre gewachsenen natürlichen Form versprach die Straße, daß sie, wenn sie erst einmal ausgebaut sein würde, zu den schönsten der Stadt gehören werde“. |
Seit dem Jahr 1897 München * Der 15-jährige Valentin Ludwig Fey tritt bereits als „Vereinshumorist“ auf. Dabei begleitete er sich selbst mit der Zither und der Ziehharmonika, um anschließend mit dem Teller bei den Gästen ein wenig Geld einzusammeln. Diese Tätigkeit nannte man „schuberln“. Sein „Auftrittsverzeichnis“ umfasst bis zum Jahr 1908 eine Vielzahl von Engagements. |
4. März 1897 München-Haidhausen * Valentin Ludwig Fey beginnt auf Wunsch seines Vaters eine Lehre beim Schreinermeister Johann Hallhuber in der Weißenburger Straße 28, Rückgebäude. Der Vater muss für seinen Buben insgesamt 500.- Mark Lehrgeld bezahlen. |
April 1897 München-Hackenviertel * Im „Internationalen Handels-Panoptikum“ wird eine „Witwenverbrennung in Indien“ und der „Tod eines lebenslänglich Verurteilten in den sibirischen Bergen“ gezeigt. Mit solchen Darstellungen soll den Besuchern die Überlegenheit der westlichen Zivilisation insbesondere gegenüber der außereuropäischen Welt vor Augen geführt werden. |
1898
1898 München-Au * Ludwig Weinberger senior gründet eine Wagnerei in der Brunnthaler Straße und beschäftigt sich zunächst mit der Herstellung von Pferdefuhrwerken. |
1898 München-Au * Dr. Joseph Freudenberger schreibt über die hohe sozialpolitische Bedeutung der Herbergen: Es ist „nicht zu verkennen, daß sie gegen die sozialistischen Irrlehren vielfach feit, die ja bekanntlich darauf hinausgehen, Unzufriedenheit und Haß zu säen, und den diesen Gefühlen Verfallenen zum Kampfe gegen die Besitzenden aufzustacheln, wogegen jeder, der einen, wenn auch noch so kleinen Besitz hat, veranlaßt und verpflichtet ist, für Erhaltung der bestehenden Verhältnisse einzutreten. Nimmt man ihm aber diesen Besitz, fertigt man ihn und seine Ansprüche mit einer schnöden Summe Geldes ab, so wirft man ihn der Umsturzpartei [gemeint waren damit die Sozialdemokraten] förmlich in die Hände.“ |
1898 München-Au * Der Bäcker Josef Bernbacher verkauft sein Brot in der Quellenstraße 42. |
1899
1899 München-Hackenviertel * Schon einer der ersten im Internationalen Handels-Panoptikum gezeigten Filme verursacht einen Skandal. Er heißt „Endlich allein“ und zeigt ein Brautpaar am Hochzeitstag. Die Schlussszene wird umgehend zensiert. Auch in den folgenden Jahren sorgen Filme wie „Im Bad einer Pariserin“ oder „Im Chambre séparée“ für Aufregung. Die Neue Bayerische Zeitung schreibt über das neue Medium Kino: „Es scheinen für dieses Etablissement überhaupt nur Nacktheiten als sehenswert und interessant zu existiren. Wir enthalten uns jeglicher weiterer Ausführungen und stellen nur die ergebene Anfrage: Wo bleibt die Münchner Sittenpolizei? Schläft sie oder existirt sie nicht mehr?“ Freilich werden neben solchen Filmen auch regelmäßig Aufnahmen von den verschiedenen und aktuellen Kriegsschauplätzen gezeigt. |
1899 München-Maxvorstadt * Nach Ablegen seiner Gesellenprüfung arbeitet Valentin Ludwig Fey beim Schreinermeister Röder in der Arcisstraße 66 und später beim Schreinermeister Nürnberger, Barer Straße 70. Er verdient in der Woche zwischen 20.- und 25.- Mark. |
16. Mai 1899 München-Au * Friedrich von Thiersch und das Baugeschäft Heilmann & Littmann unterzeichnen Pläne für die Erweiterung des Münchner-Kindl-Kellers an der Rosenheimer Straße. Thiersch gestaltet einen in den Proportionen wesentlich verbesserten Bau in Formen des Jugend- und Heimatstils. Die Fassadengestaltung strahlt eine Münchner Behäbigkeit aus. Der weit über Münchens Grenzen hinaus bekannte Biertempel wird so beschrieben: „Die neue Hauptfront des Erweiterungsbaues ist in Deutschrenaissance gehalten. Die Mitte des Baues besteht aus einem 25 Meter hohen Giebel, an dessen beiden Seiten Türme angebracht sind; eine geräumige Terrasse, von Kreuzgewölben getragen, mit seitlichen Treppentürmchen versehen, erstreckt sich in der Höhe des ersten Stockwerkes. Dass man sich vor einem modernen Bierpalast befindet, kennt man sofort an der originellen, dekorativen Weise, in der der Bau ausgeführt ist. Die an Maßkrugdeckel erinnernden Turmhauben und das große Bild des Münchner Kindls aus farbigen Tonplatten an der oberen Giebelfläche ist der beste Beweis hierfür”.
Am weithin sichtbaren Giebel, der von zwei Türmen mit kupfergedeckten Hauben flankiert ist, findet sich ein Mosaik mit dem Münchner Kindl. Zwischen den Turmgeschossen sind stilisierte Eichenbäume mit Blattwerk angebracht. An der Ecke zur Hochstraße, an der die Stützmauer des Biergartens mit schönen alten Kastanienbäumen die Höhe eines Vollgeschosses erreicht, schiebt sich ein Balkon zur Straße vor, überwölbt von einem Bogen, auf dem ein maßkrugschwingendes „Münchner Kindl“ steht. Thiersch hat die Baugruppe zu einem Blickfang an der von der Isar her ansteigenden Rosenheimer Straße gestaltet. Die Formensprache seines Anbaus zeigt keinerlei Anklänge an die Renaissancearchitektur des bestehenden Altbaus, der streng symmetrisch gegliedert war. Sehr geschickt löst er die Aufgänge zum Biergarten und die Stützmauern aus Sichtbeton. Als Abschluss des Wirtschaftsgartens ist an der südlichen Grenze desselben noch eine gedeckte hölzerne Halle errichtet, die die unschönen Brandmauern der benachbarten Brauereien abdeckt. |
15. August 1899 München-Au * Gisela Royes, Karl Valentins spätere Ehefrau, wird im Hause Fey als Dienstmädchen [Köchin] angestellt. |
13. September 1899 München-Bogenhausen * Die Isar schwillt auf 1.290 Kubikmeter in der Sekunde an. Bei diesem sogenannten Jahrhunderthochwasser wird die Luitpoldbrücke in Bogenhausen von den Fluten des Gebirgsflusses weggerissen. |
1900
Um 1900 München * Der durchschnittliche Stundenlohn für eine Speisträgerin, ein sogenanntes Mörtelweib, liegt bei 22 Pfennige. Ein männlicher Mörtelträger erhält für die gleiche Arbeit 50 Pfennige in der Stunde. Die Mörtelweiber arbeiten im Akkord und bilden zu je Zweien eine Partie, die in einer Trage den Mörtel, auch Speis genannt, zu den Maurern hinaufbringen. Besonders in den Bauboom-Jahren vor der Jahrhundertwende sind die Mörtelweiber in ihren dicken, unförmigen und langen Röcken, ihren kalkzerfressenen Blusen und den straff gebundenen Kopftüchern, aus dem Münchner Stadtbild nicht wegzudenken. Den robusten und anspruchslosen Frauen und Mädchen, die für Hungerlöhne Fronarbeit leisten, ist der Aufbau Münchens in der Gründerzeit zu verdanken. Der Arbeitstag dieser Frauen beginnt um sechs Uhr früh; dabei befindet sich die Baustelle oft in der entgegengesetzten Richtung, irgendwo in Schwabing oder in Nymphenburg, was erstmals einen - zum Teil - mehrstündigen Fußmarsch - schon vor Arbeitsbeginn - bedeutet. Zur Brotzeit „gönnt“ man sich eine Halbe Bier, ein paar „Maurerloabe und einige Radi“. Mittags gibts einen Krug Bier, mehrere Scheiben Brot und „ein Fünftel warmen Leberkäs’ minderer Sorte“. Das „Nachtessen“ besteht aus Bergen von gerösteten Kartoffeln mit Zwiebeln. |
1. Januar 1900 Berlin - München * Das Bürgerliche Gesetzbuch - BGB tritt inkraft und schließt eine Neubegründung von Herbergen künftig aus. |
21. Oktober 1900 München-Au * In den aufgelassenen Räumen der München-Dachauer-Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation, am Kegelhof 3 in der Au, wird das Museum für Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen eröffnet Es ist das erste Museum dieser Art im deutschsprachigen Raum. |
1901
1901<p><strong><em>München-Haidhausen</em></strong> * Valentin Ludwig Fey arbeitet wieder als Geselle beim Schreinermeister Johann Hallhuber. Diesem entwendet er einen Nagel, <em>„schlug ihn in die Wand und hing an demselben das goldene Handwerk der Schreiner für immer auf“</em>.</p> |
1901 München-Au * Die Gebäude des „Bezirksamtes am Lilienberg“ werden renoviert. |
1902
1902 München-Kreuzviertel * Die ältesten Münchner Filmaufnahmen entstehen. Sie zeigen die Fahrt einer „Pferdetrambahn“ am Promenadeplatz und am Maximiliansplatz. |
Januar 1902 München-Au * Das „Zucht-, Arbeits- und Korrekturhaus Au“ wird aufgelöst und umgebaut. Die Gefangenen kommen in die aufgelassene „Klosterkirche der Benediktinerinnen am Lilienberg“. |
1903
Seit dem Jahr 1903 Straßburg - Speyer * Bis zu seiner Ernennung zum Bischof von Speyer im Jahr 1911 ist Michael Faulhaber Inhaber eines Lehrstuhls eines Professors für alttestamentarische Exegese und biblische Theologie an der Kaiser-Wilhelm-Universität in Straßburg. Bereits während dieser Zeit nimmt er ultrakonservative Positionen ein. Unter anderem stuft er Frauen als „Menschen zweiter Wahl“ ein, wenn er sagt: „Die hausrechtliche Stellung der Frau ist dem Gotteswort umzirkelt, das Weib soll die Gehilfin des Mannes sein. [...] Diese untergeordnete Stellung ist der ursprüngliche Wille des Schöpfers.“ Demzufolge ist auch die Entscheidung der Reichsregierung, wonach eine verheiratete Frau auch Lehrerin werden darf, gegen den Willen Gottes. Er bezeichnet die Regelung als eine „Missgeburt mit einem doppeltem Gesichte, weil man nicht im Nebenamt Mutter sein und weil eine Person nicht zwei Berufe erfüllen kann“. Natürlich hat die Kirche nichts gegen die Frauenbildung, doch auf den Hochschulen sollen die Damen die Ausnahme und in der Kirche haben sie stumm zu sein. Gerne zitiert er das Paulus-Wort: „Wenn sie [die Frauen] lernen wollen, sollen sie zu Hause ihre Männer fragen. Es ist eine Schande, wenn in den gottesdienstlichen Versammlungen eine Frau das Wort nimmt.“ |
1904
1904 München-Au * Ludwig Weinberger senior karossiert seinen ersten Motorwagen. Damals sind Automobile überlicherweise noch zweigeteilt:
Meistens werden beide Komponenten nicht vom selben Hersteller produziert, weshalb es den Beruf des „Wagenbauers“ gibt. |
September 1904 München-Au * Das „Untersuchungsgefängnis Neudeck“ wird eröffnet. |
1. Dezember 1904 München-Au * Das Landgerichtsgefängnis München II am Lilienberg wird geschlossen. |
1905
22. Januar 1905 Petersburg * Der Petersburger Blutsonntag. Zaristische Truppen erschießen zahlreiche Demonstranten einer friedlichen Kundgebung in Petersburg. |
3. Februar 1905 München-Au * Im Münchner-Kindl-Keller findet eine Solidaritätskundgebung zu Gunsten der Opfer der ersten Russischen Revolution statt. |
19. Oktober 1905 Aufhausen/Oberpfalz * Karl Valentins Freundin Gisela Royes bringt die gemeinsame uneheliche Tochter Gisela zur Welt. Um kein Aufsehen zu erregen und weil das Kind zum unpassenden Zeitpunkt geboren wird, findet die Geburt in Aufhausen in der Oberpfalz statt. Das ist der Wohnsitz der Familie der Mutter. |
1906
Vermutlich am 1906 München-Au * Ein Teil der Entenbachstraße wird in Zeppelinstraße umbenannt. |
11. September 1906 München - München-Au * Der etablierte Spediteur Jean Hopp stirb im Alter von 39 Jahren. Er kaufte kurz vor seinem Tod die Firma Falk & Fey samt Inventar um 2.000 Mark. Der erst 1903 aus der damals bayerischen Rheinpfalz nach München zugewanderte Unternehmer will durch den Firmenkauf als „lange eingeführte Firma“ erscheinen. |
7. Oktober 1906 München-Au * Das Fey-Anwesen in der Entenbachstraße 63 [später: Zeppelinstraße 41] wird um 74.018 Mark an den Spediteur Adolf Weiß und seine Ehefrau Maria über. Nach Abzug aller ausstehenden Forderungen und Hypotheken, die noch der verstorbene Vater „infolge schlechten Geschäftsganges“ aufgenommen hat, verbleiben Karl Valentin und seiner Mutter etwa 6.000 Mark. |
15. November 1906 München-Au - Zittau * Karl Valentin und seine Mutter melden sich in München ab und ziehen um nach Zittau. |
1907
17. März 1907 Halle * Die Geschäftsführung des „Süssmilch‘s Walhalla-Theaters“ in Halle kündigt dem „Musical-Fantast“ Charles Fey. |
1908
1908 München-Au * Die „Brauerei zum Franziskaner-Leistbräu“ wird von Gabriel Sedlmayer in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Sie bleibt jedoch, von kleineren Beteiligungen abgesehen, in Familienbesitz. |
1908 München * Mit dem „Änderungsgesetz der Gewerbeordnung“ verschwinden die „Mörtelweiber“ von den Baustellen, da darin die Verwendung von Arbeiterinnen beim Transport von Materialien aller Art untersagt wird. Bis dahin betrug der „Frauenanteil im Baugewerbe“ knapp 10 Prozent. |
Bis 1908 Berg am Laim * Bis zur Änderung des „Kommunalwahlrechts“ ist die Stimmabgabe bei politischen Wahlen weitgehend an Besitz gebunden. Von den 2.200 Berg am Laimer Gemeindebewohnern dürfen nur 50 männliche Gemeindebürger wählen. Kein Wunder also, dass nahezu alle Bürgermeister betuchte „Ziegeleibesitzer“ sind und sich auch der „Gemeinderat“ zu etwa einem Drittel aus diesem Berufsstand rekrutiert. |
März 1908 München-Au * Die Gebäude des ehemaligen „Landgerichtsgefängnisses München II am Lilienberg“ werden abgerissen. |
3. Dezember 1908 München-Au * Der von Hans Grässel geschaffene Neubau für die Kreislehrerinnenbildungsanstalt für Oberbayern in der Frühlingstraße [heute: Eduard-Schmid-Straße] wird seinem Zweck übergeben. |
10. Dezember 1908 München-Au * Der Brunnenweibchen-Brunnen an der Gebsattelbrücke geht in Betrieb. |
1909
4. September 1909 München-Au * Karl Valentin tritt - neben vielen anderen Künstlern - beim Bürgerrechts-Verein München-Ost und dem Sozialdemokratischen Verein, Sektion München-Ost im Münchner-Kindl-Keller - an herausgehobener Position - als Instrumental-Karikaturen-Komiker auf. |
1910
1910 München * Die „katholischen Lehrerinnenvereine“ vertreten die Auffassung, dass die Ehe die Entfaltung der Kräfte in Erziehung und Unterricht verhindert. Mit dieser „Zölibat-Diskussion“ blamieren sich die deutschen Lehrervereinigungen europaweit, denn fast überall lehren dort verheiratete Frauen an den Schulen. |
1910 München-Au * Das Anwesen in der Zeppelinstraße 41 geht in das Eigentum von Ludwig Weinberger senior über. Er lässt das Rückgebäude der ehemaligen „Spedition Falk & Fey“ abreißen und baut dort neue Werkstätten ein. |
1912
1912 München-Au * Der „Franziskaner-Keller“ an der Hochstraße wird wiefolgt beschrieben: „Der Franziskaner-Keller in der Hochstraße wurde im Auftrage der Franziskaner-Leistbrauerei nach dem Entwurfe des Professors Dr. Gabriel von Seidl errichtet. Die Halle im Erdgeschoss besitzt eine mit Malerei dekorierte sichtbare Eisenkonstruktion. Im 1. Stock befindet sich ein kleiner Saal mit Terrassen, der mit einem Bilde von Rudolph von Seitz geschmückt ist“. |
15. Februar 1912 München * Die „SPD-Fraktion des Gemeindebevollmächtigtenkollegiums“ beantragt: „Einen beliebigen Block geeigneter Herbergsanwesen von besonderer Eigenart für die Nachwelt zu erhalten“. |
1913
1913 Deutsches Reich * Deutschland führt im Jahr 1913 vier Millionen Kilo Rohseide im Wert von 158 Millionen Mark ein. |
1914
1914 München-Au * Im Vordergebäude des „Karl-Valentin-Geburtshaus“ in der Zeppelinstraße 41 wird ein Ausstellungsraum für Kraftfahrzeuge der Firma Weinberger eingerichtet. Der Hauseingang wird wieder an die Vorderseite verlegt. |
21. März 1914 München-Au * Rosa Luxemburg hält im brechend vollen Münchner-Kindl-Keller eine mitreißende Rede zum Thema „Militarismus und Volksfreiheit“. Sie fordert auf, die Waffen nicht gegen die ausländischen Klassenbrüder zu erheben und das Wettrüsten zu stoppen. Die Sozialdemokraten gehen zu diesem Zeitpunkt noch davon aus, dass der Krieg zu verhindern ist. Rosa Luxemburg sagt: „Wenn ein Mann von Blut und Eisen wie Bismarck trotz Ausnahmegesetz nicht mit uns fertig geworden ist, wie wollen das die Knirpse fertig bringen, die heute an der Spitze stehen!“ |
Nach dem 4. August 1914 München-Au * Die Maria-Theresia-Kreisrealschule wird - kriegsbedingt - bis 1919 im Gebäude der Kreislehrerinnenbildungsanstalt für Oberbayern in der Frühlingstraße [heute: Eduard-Schmid-Straße] untergebracht. |
1915
1915 Dresden * In Dresden wird der Deutsche Seidenbauverband gegründet. In seinem Leitfaden für die deutsche Seidenraupenzucht stellt er - den früheren Misserfolgen zum Trotz - fest:
In einem Punkt unterscheidet sich der Deutsche Seidenbauverband dann aber doch von der früheren Euphorie, indem er feststellt, dass der Seidenbau keinesfalls eine „glänzende und gewinnbringende Erwerbsquelle für weite Volkskreise“ sein wird. Im Gegenteil, die Seidenraupenzucht muss als Liebhaberei und Nebenerwerb gesehen werden, ähnlich wie die Bienenzucht. |
1915 München * Auch in München wird eine Ortsgruppe des Deutschen Seidenbauverbandes gegründet. In einem gemeinsamen Flugblatt wird dazu aufgerufen, die Seidenzucht als Nebenerwerb für Kriegsinvalide zu fördern. Denn: „Es ist die Ehrenpflicht des deutschen Volkes, nun mit allen Kräften für die bedauernswerten Opfer des blutigen Ringens um unsere Freiheit und Kultur zu sorgen“. Auch Zeitungsartikel und weitere Flugschriften werben für den Seidenbau und für die notwendige Geduld, denn „die Kartoffel hat anderthalb Jahrhunderte gebraucht, um all die törichten Vorurteile des Volkes gegen dies billigste und gesunde Nahrungsmittel zu überwinden“. |
1915 München-Au * Ludwig Weinberger sen. lässt an der ehemaligen Wohnung der Familie Fey im „Karl-Valentin-Geburtshaus“ in der Zeppelinstraße 41 einen Balkon anbringen. Der Hof wird teilweise überdeckt. |
1916
1916 München-Au * Oskar Richard Moler übernimmt von Carl Gabriel das inzwischen in „Gabriels Lichtspieltheater“ umbenannte Kino an der Lilienstraße 2. |
1916 München-Neuhausen * Umbenennung der „Firma Falk & Fey“ in „Münchner Möbelheim, vormals Falk & Fey“. |
1918
1918 München-Au * Das Gabriels Lichtspieltheater in der Lilienstraße 2 wird in Museum-Lichtspiele umbenannt. |
1918 Deutsches Reich * Mit dem Auftreten einer tödlichen Raupenerkrankung ist das Abenteuer Seidenbau schon wieder vorbei. |
1919
1919 Molsheim * Die Planungen und Entwürfe für den Bugatti Royale Typ 41 beginnen. Ettore Bugatti will ein Luxusfahrzeug konstruieren, das, angetrieben von dem stärksten und laufruhigsten Motor seiner Zeit, der Konkurrenz von Rolls-Royce, Mercedes-Benz, Maybach und Cadillac überlegen ist. Als Kundschaft hat Ettore Bugatti die europäischen Königshäuser und die Reichen der Zeit im Blick. Es werden allerdings nur sechs Fahrzeuge gebaut werden. |
2. April 1919<p><strong><em>München-Au</em></strong> * In einer Versammlung im Münchner-Kindl-Keller wird von den Teilnehmern die Forderung erhoben, sämtliche Mietshäuser des Stadtgebiets, mit Ausnahme der Einfamilienhäuser, zu enteignen. Zur Bekräftigung des Beschlusses will man ab 15. April keine Miete mehr bezahlen. </p> |
11. April 1919<p><em><strong>München</strong></em> * Gustav Landauer, der Volksbeauftragte für Volksaufklärung, führt in der kurzen Zeit der (sozialistischen) Räterepublik Baiern einige Sozialreformen im Bildungsbereich ein. Nachdem das Erziehungswesen durch die Regierung Eisner auf eine staatliche Grundlage gestellt worden war, führt Landauer folgende Neuerungen ein:</p> <ul> <li>Die Einheitsschule für alle Schüler vom 7. bis zum 13. Lebensjahr,</li> <li>die Handwerksschulen für die praktische Ausbildung,</li> <li>die Mittelschulen für die weiterführende geistige Ausbildung.</li> <li>Die Abschaffung der Prügelstrafe,</li> <li>die Aufhebung des Zölibats für Lehrerinnen und</li> <li>die Wahl von Schulräten, in die Lehrer, Eltern und Schüler gewählt werden.</li> <li>Die Kirche spielt in diesem Erziehungskonzept keine Rolle mehr.</li> <li>Ein neues Hochschulprogramm für die zweitgrößte deutsche Universität in München wird entwickelt.</li> <li>Der Lehrkörper und die Studenten sollen auf rechtsextremistische Aktivitäten überprüft werden. </li> </ul> |
11. August 1919 Weimar * Erst in der demokratischen Weimarer Republik darf die Lehrerin vom Hochzeitsmahl wieder an die Schultafel zurückkehren. Das Zölibat für Beamtinnen wird durch die Weimarer Verfassung aufgehoben. |
1920
1920 München * Das Bayerische Volksschulgesetz führt die Unvereinbarkeit zwischen Ehe und Lehrberuf, also das Zölibat für Lehrerinnen, wieder ein. |
1920 München * Die Firma Münchner Möbelheim, vormals Falk & Fey betätigt sich mit der „Einrichtung von Wohnungen nach eigenen Entwürfen, Handel und Kommissionshandel von Waren aller Art insbesondere Antiquitäten und Kunstgegenständen, außerdem Übernahme von Versteigerungen“. |
1920 München-Au * Die „Drahtfabrik Bucher“ wird technologisch auf den neuesten Stand gebracht. |
5. September 1920 München-Au * Adolf Hitler hält im Münchner-Kindl-Keller eine Rede vor 3.000 Zuhörern, in der er die Juden verurteilt, da sie hinter dem Elend Deutschlands stecken. Wenn man erst mal die Macht habe, so sagt Hitler weiter, dann „werde man den Fetzen von einem Friedensvertrag zerreißen”. Der NSDAP-Parteivorsitzende führt aus, dass Deutschland zwar geknebelt und wehrlos ist, sich aber nicht vor einem Krieg gegen Frankreich scheuen darf. Seine Rede beendet er mit dem Schiller-Wort: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, nicht trennen uns in Not und Gefahr“. |
1921
1921 Berlin - München * Das Reichsgericht erklärt den bayerischen Alleingang der Unvereinbarkeit zwischen Ehe und Lehrberuf, also das Zölibat für Lehrerinnen, für verfassungswidrig und beendet. Trotzdem kommt es in Bayern immer wieder zu Entlassungen verheirateter Frauen. Selbst Dienstwohnungen I. Ordnung können Lehrerinnen nicht erhalten, da sie den männlichen Lehramtsinhabern vorbehalten sind. |
1922
1922 München-Au * Die „Brauerei zum Franziskaner-Leistbräu“ fusioniert mit der „Spatenbrauerei“, die im Besitz der anderen Sedlmayer-Familienlinie ist. Die Brauerei wird als „Gabriel und Josef Sedlmayer Spaten-Franziskaner-Leistbräu AG“ weitergeführt. |
1922 München * Der „Lustige Führer durch München“ bezeichnet die „Herbergen“ als „Ein- und Zweifamilienhäuser mit mehr lebendem als totem Inventar. Der Haustürschlüssel wird in der Dachrinne aufbewahrt. |
1924
1924 München-Au * Josef Liebl leitet die „Museum-Lichtspiele“. |
1925
7. Mai 1925 München-Isarvorstadt * Das Deutsche Museum auf der Kohleninsel wird eröffnet. |
1926
1926 Molsheim * Der erste „Bugatti Royale“ (Chassis 41-111) wird hergestellt. Wie damals im Luxuswagen-Markt üblich, liefert die Firma Bugatti nur das „Rolling Chassis“, also, das Fahrgestell mit allen Komponenten samt Motor und Kühlergrill, während die Gestaltung des Aufbaus unabhängigen Karosseriebauunternehmen überlassen wird. Ettore Bugatti behält jedoch die Kontrolle über sein Projekt, indem er die Lieferung des Chassis von seiner Zustimmung zum ausgewählten Karosseriebauer und zum Karosserie-Entwurf abhängig macht: |
1927
1927 Berlin * In Berlin erscheint eine Broschüre mit dem euphorischen Titel: „Doch deutscher Seidenbau! Der lohnende neue Betriebszweig“. In der Broschüre ist die Rede vom „mangelnden Rohstoff im Lande“ und den durch Professor Pasteur besiegten Raupenkrankheiten. Außerdem hätten deutsche Raupenzüchter neue „Blutlinien“ hervorgebracht, die die „deutsche Raupe“ einen bedeutend längeren Faden spinnen lässt, als ausländische Raupen. Sozusagen die „deutsche Turbo-Seidenraupe“. Und weiter: Es sollte unbedingt die „deutsche Edelbrut“ verwendet werden, da von „ausländischer Brut“ eine erhebliche Infektionsgefahr ausgeht. Schließlich will man sich ja auch die Unabhängigkeit vom Ausland bewahren. |
1927 Halle * In Halle kommt es zur Gründung des Reichsverbandes für deutschen Seidenbau. Eine Denkschrift an den Deutschen Reichstag trägt den Titel „Deutscher Seidenbau schafft Werte für Volk, Staat, Familie, ist Kulturaufgabe, ist soziale Tat“. Natürlich dreht sich bei der schon von nationalsozialistischem Gedankengut durchdrungenen Schrift alles um die „deutsche Seide“, um die „deutsche Maulbeere“ und natürlich um die „deutsche Brut“. |
1928
1928 München-Au * Wilhelm van Laak und Valentin Neumeier übernehmen die „Museum-Lichtspiele“ in der Lilienstraße 2. Das Kino wird umgebaut und das Fassungsvermögen auf 280 Plätze erhöht. |
Juni 1928 Nürburgring * Beim „Großen Preis von Deutschland“ am „Nürburgring“ wird der „Bugatti Royale Typ 41“ erstmals öffentlich vorgeführt. Das Auto ist sechs Meter lang, schluckt fünfzig Liter Benzin pro hundert Kilometer und erreicht dank seines 300 PS starken Motors eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. |
1930
1930 München-Au * Neuer Leiter der „Museum-Lichtspiele“ ist Erich König. |
1931
1931 München-Au * Ludwig Weinberger junior, der zuvor sein Studium am „Technikum“ in Köthen abgeschlossen hat, tritt in das väterliche Karosserie-Unternehmen in der Au ein. Fast gleichzeitig übernimmt Weinberger eine BMW-Vertretung. Dr. Joseph Fuchs, der rennfahrende Chirurg aus Nürnberg, lässt sich von Ludwig Weinberger jun. einen Bugatti Typ 50 mit 4,9-Liter-Maschine karossieren. Die Gestaltung dieses Autos weist schon eine große Ähnlichkeit mit dem „Bugatti Royale“ auf. |
1931 Frankreich * Der Erste, der einen „Bugatti Royale“ kauft, ist der französische Industrielle Armand Esders. |
1932
1932 München-Au * Ludwig Weinberger junior macht den Zwanzig-Mann-Betrieb in der Zeppelinstraße 41 in der Autowelt über Nacht berühmt. Der Nürnberger Modearzt Dr. Joseph Fuchs, der bereits auch einige Rennen mit kleineren „Bugatti-Rennwagen“ gefahren ist, lässt in der Werkstatt in der Au sein „Bugatti Royale“-Fahrgestell (Typ 41) mit einer imposanten Karosserie versehen. Das Chassis 41-121 ist das erste Fahrgestell der „Bugatti-Royale“-Serie, das nur einen Aufbau erhält. Das Luxusauto erhält eine Cabriolet-Karosserie mit langer Motorhaube und knapp geschnittenem Fahrgastabteil. Drei Monate dauert die Herstellung der „Karosserie“, die etwa 7.000 RM kostet. |
28. August 1932 München * In der Süddeutschen Sonntagspost erscheinen unter dem Titel „Karl Valentin der Lausbub“ die Jugenderinnerungen des großen Komikers. |
1933
1933 München-Au * Die Museum-Lichtspiele werden von Anton Rösch betrieben. |
Nach dem 30. Januar 1933 Deutsches Reich * Mit dem Nationalsozialismus kommen die alten, stockkonservativen Töne wieder zurück. Die NS-Machthaber entlassen alle verheirateten Lehrerinnen und kürzen den verbliebenen das Gehalt um zehn Prozent. Die Meinung, „die deutsche Mutter gehört zu den Kindern nach Hause“, ändert sich programmatisch erst wieder, nachdem die Lehrer zum Kriegsdienst eingezogen worden sind. Nun darf die Frau wieder einmal ihren Mann stehen. |
30. Januar 1933 Berlin * Der Tag der sogenannten Machtübernahme. Adolf Hitler wird vom Reichspräsidenten Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er leitet eine Koalitionsregierung bestehend aus NSDAP, DNVP und Stahlhelm. |
1934
1934 Nürnberg * Der Nürnberger Arzt Dr. Joseph Fuchs muss nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten - aufgrund seiner „jüdischen Abstammung“ - emigrieren. Seinen „Bugatti Royale“ nimmt er mit ins Exil, das ihn über die Schweiz, Shanghai und Kanada nach New York führt. |
1934 München-Au * In den Erdgeschossräumen des „Bezirksamtes am Lilienberg“ nistet sich der „SA Sturm 4“ ein. |
November 1934 Goslar * Der Durchbruch für die erneute Seidenerzeugung in Deutschland kommt erst auf dem Reichsbauerntag in Goslar im November 1934. Die NSDAP hat dort zur „Erzeugungsschlacht der deutschen Landwirtschaft“ aufgerufen. Das Ziel des Agrarprogramms ist die maximale Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, um den Bedarf an Nahrungs- und Futtermitteln, aber eben auch an Textilrohstoffen weitestgehend aus eigener Erzeugung zu sichern. Das bedeutete die Förderung der Seidenraupenzucht durch den Anbau von Maulbeerbäumen. |
1935
1935 München-Au * Das „Gesundheitsamt“ bezieht Räume im „Bezirksamt am Lilienberg“. |
November 1935 München-Lehel - München-Isarvorstadt * Nachdem die „Ludwigsbrücke“ schon wieder für den sich ständig verstärkenden Verkehr zu schmal geworden war, wird sie auf 29 Meter verbreitert. Sie dient nun als Zubringer für die nach Salzburg führende „Autobahn München - Landesgrenze“. Alle vier „Pylone“ werden an der Altstadtseite angebracht. |
1937
1937 München-Au * Wilhelm Sensberg führt die „Museum-Lichtspiele“ in der Lilienstraße 2. |
Um den Dezember 1937 München-Au - New York * Der von Ludwig Weinberger gestaltete „Bugatti Royale“ erleidet infolge eines eingefrorenen Kühlsystems einen kapitalen Motorschaden. Schließlich gelangt der Wagen auf einen Schrottplatz in der Bronx. |
1938
1938 München-Au * Das „Bezirksamt am Lilienberg“ wird in „Landratsamt“ umbenannt. |
13. Juli 1938 München-Au * Die Cenovis-Werke schreiben an die IHK München die Zeilen: „[…] teilen wir Ihnen hierdurch mit, dass die Gesamtanteile an unserer Gesellschaft nunmehr in arischen Besitz übergegangen sind. Dr. Julius Schülein kann gerade noch rechtzeitig vor der sogenannten Reichs-Kristallnacht in die USA emigrieren. |
1940
1940 Deutsches Reich * Der Seidenbau ist aus „volkswirtschaftlichen, medizinischen und wehrpolitischen Gesichtspunkten besonders wünschenswert“. |
Ab dem 29. Mai 1940 München * Am 29. und 30. Mai 1940 regnete es in Strömen und ununterbrochen. Beim gewaltigsten Hochwasser der Isar stürzen 1.440 Kubikmeter Wasser in der Sekunde durch das Flussbett. |
1942
1942 München-Au * Das „Gesundheitsamt am Lilienberg“ wird in „Staatliches Gesundheitsamt München-Land“ umbenannt. |
5. November 1942 München-Au * Unter „Ausnutzung der Verdunkelung“ überfällt der 33-jährige Wilhelm Heppert die Kassiererin der Museum-Lichtspiele und raubt den Betrag von 150 Mark. Der Räuber wird von einem Wehrmachtsangehörigen gefasst und der Polizei übergeben. Er wird vor ein Sondergericht gestellt und als „Volksschädling“ zum Tode verurteilt. Eine Begnadigung lehnt das Gericht ab. |
1943
1943 New York * Der General-Motors-Ingenieur Charles Chayne erwirbt den Bugatti Royale vom Schrottplatz in der New Yorker Bronx. |
1943 München-Au * Das ehemalige Gebäude der Kreislehrerinnenbildungsanstalt für Oberbayern in der Frühlingstraße [heute: Eduard-Schmid-Straße] wird durch Bomben zerstört. |
1943 Deutsches Reich * Der Seidenbau ist von kriegsentscheidender Bedeutung, denn: „Naturseide lässt sich nur durch Kunstseide ersetzen, wenn es sich um die Herstellung von Luxusgegenständen (Bekleidungsstücke) handelt. Sie ist unersetzlich für technische Zwecke und für den Bedarf des Heeres (Fallschirme).“ |
27. Januar 1943 München-Obergiesing * Wilhelm Heppert, der die Kassiererin der Museum-Lichtspiele überfallen und die Kasse um 150 Mark erleichtert hat, wird im Strafgefängnis München-Stadelheim durch den Scharfrichter hingerichtet. Sein Leichnam wird dem Anatomischen Institut zur Verfügung gestellt. |
1945
Ende April 1945 München-Au * Die „Museum-Lichtspiele“ müssen kriegsbedingt schließen. |
8. Mai 1945 Deutschland * Der Tag der bedingungslosen Kapitulation oder Tag der Befreiung vom Nazi-Terror. Der Zweite Weltkrieg ist für Deutschland verloren. |
1946
Ab dem 1946 München-Au - USA * Der von Ludwig Weinberger gestaltete „Bugatti Royale“ wird vom „General-Motors-Ingenieur“ Charles Chayne restauriert. Technisch gehört dazu
Zu den äußerlichen Veränderungen gehört eine Umlackierung auf perlmutt-weiß mit schwarzen Akzenten, schwarzem Verdeck und ebensolchem Koffer. Auch den Innenraum überarbeitet Charles Chayne nach seinen Vorstellungen. |
12. Juni 1946 München-Au * Die Museum-Lichtspiele können mit dem Alfred-Hitchcock-Film „Im Schatten des Zweifels“ wieder eröffnet werden. |
1949
1949 München-Au * Im „Landratsamt am Lilienberg“ wird die „Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle für den Landkreis München-Land“ eröffnet. Die rasch anwachsende Motorisierung führt zu katastrophalen Zuständen in der kurzen und schmalen Sackgasse „Am Lilienberg“. |
1951
1951 Bundesrepublik Deutschland - Bonn * Das „Gesetz über das Wohnungseigentum“ ermöglicht den Wunsch nach einer „dinglichen Sicherung von Wohnräumen für den Wohnungsinhaber“. Damit besteht erneut die Möglichkeit der Teilung von Gebäuden in „Brucheigentum“. |
1953
1953 München-Au * Der in der Zwischenzeit weltweit angesehene „Auto-Designer“ Ludwig Weinberger gibt aus Altersgründen den „Karosseriebau“ auf und zieht sich ins Privatleben zurück. Ludwig Weinberger hat - nach eigenesn Angaben - insgesamt etwa zehn Bugattis und fast 300 „BMW- Fahrgestelle“ karossiert. Das Anwesen in der Zeppelinstraße 41 bleibt auch weiterhin in Weinbergers Familienbesitz. |
1954
1954 München-Au * Am „Karl-Valentin-Geburtshaus“ in der Zeppelinstraße 41 wird eine Gedenktafel für den großen Komiker angebracht und von seiner langjährigen Partnerin Liesl Karlstadt eingeweiht. Anwesend ist auch Schorsch Blädel und viele Fahnenabordnungen. Die Tafel ist eine Stiftung der „Freunde des Nationaltheaters“ unter Federführung der Süddeutschen Zeitung. |
1956
1956 München-Au - München-Kreuzviertel * Nach dem Umzug des „Amtsgerichts München II“ in die „Maxburg“ wird das ehemalige Gerichtsgebäude am Mariahilf-Platz zum Sitz des „Landratsamtes München“. Nun kann auch die „Kraftfahrzeugzulassungsstelle für den Landkreis München-Land“ vom „Lilienberg“ an den Mariahilfplatz ziehen. |
18. August 1956 München-Au * Das Landratsamt München übergibt ihre Räume am Lilienbergman die Regierung von Oberbayern, die in dem Haus die Verwaltung des Auswandererlagers unterbringt. |
1958
1958 Dearborn * Der „General-Motors-Ingenieur“ Charles Chayne schenkt den restaurierten „Bugatti Royale“ dem „Henry Ford Museum“ in Dearborn, wo er noch bis heute eine der größten Attraktionen darstellt. Er befindet sich noch immer in dem modifizierten Zustand, in dem ihn das Museum erhalten hat. |
1966
1966 Freistaat Bayern * Der „Bund Naturschutz“ wildert die ersten Biber wieder in Bayern aus. |
1968
November 1968 München-Au * Die „Auto-Zentrum GmbH & Co“ tritt mit einem 50 Millionen DMark umfassenden Riesenprojekt an die öffentlichkeit. Sie will auf dem Ruinengrundstück des ehemaligen „Münchner-Kindl-Kellers“ an der Ecke Rosenheimer- und Hochstraße ein Großhotel und eine Ladenstraße anlegen. |
1969
1969 München-Au * Die ehemaligen Gebäude des „Landratsamtes am Lilienberg“ werden umfangreich saniert. |
1970
24. September 1970 München-Au * Das Haus des Deutschen Ostens am Lilienberg wird als „Geschenk des bayerischen Staates an die vertriebenen Mitbürger“ den Heimatvertriebenen und ihren Verbänden übergeben und damit eröffnet. Die nichtrechtsfähige öffentliche Anstalt wird als Behörde des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung geführt. |
1971
20. Juli 1971 München-Au * Der Grundstein für das neue Auto- und Einkaufszentrum an der Rosenheimer Straße wird gelegt. Bauherrn des inzwischen auf 100 Millionen DMark bezifferten Projekts sind die Treuhandgesellschaft mbH & Co KG Berlin-München und die Europaen Hotel Company. |
1973
1. Oktober 1973 München * Das Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler des Freistaats Bayern tritt in Kraft. Es bildet die gesetzliche Grundlage für den Denkmalschutz. |
1975
1975 München-Au * Die „Museum-Lichtspiele“ werden in drei Kinos aufgeteilt. |
1975 München-Au * Mit einem „Italo-Western“ werden die inzwischen als „Revolver-Kino“ bezeichneten „Museum-Lichtspiele“ an der Lilienstraße 2 geschlossen. |
September 1975 New York * Die „Rocky Horror Pictures Show“ wird in New York uraufgeführt. |
Dezember 1975 München-Au * Hartmut Hinrichs übernimmt die „Museum-Lichtspiele“ und wandelt es zu einem „Spezialkino für Musicalfilme“ um. |
1976
1976 München-Au * Weil das reine Musikprogramm nicht im gewünschten Umfang läuft, kommt in den „Museum-Lichtspielen“ ein „Kino 2“ mit 35 Plätzen dazu. Das „Intime Theater“ wird mit anspruchsvollen Filmen für Erwachsene bespielt. Die Filme stammen alle aus der Produktion von Beate Uhse oder sind von ihr angekauft. |
1976 München-Au * Die „Drahtfabrik Bucher“ wird in eine GmbH umgewandelt. |
April 1976 New York * Die New Yorker stürmen die Kinokassen. Der Film „Rocky Horror Pictures Show“ zieht die Menschen nur so an. Sie Kinobesuch mit Netzstrümpfen und Korsagen. Sie sprechen die Texte und singen die Lieder mit. Die Fans tanzen synchron mit den Stars auf der Leinwand und machen den Film durch ihr eigenes Einbringen und Zutun noch immer zum absoluten Hit. Deshalb gehört es auch zum Ritual, sich an der Kinokasse ein Set mit Utensilien zu kaufen, das Reis, Luftschlangen, „Wunderkerzen“ und anderes beinhaltet. Während der Trauungsszene werfen die Fans mit Reis; wenn Janet und Brad durchs Unwetter stapfen, halten sie sich eine Zeitung über den Kopf und zum Song „There’s a Light“ schwenken sie rhythmisch die „Wunderkerzen“. |
4. Oktober 1976 München-Au * Bevor die Museum-Lichtspiele in der Lilienstraße 2 endgültig zum Pornokino verkommen, läuft die „Rocky-Horror-Picture-Show“ an. Ein Kino wird eigens dafür umgebaut. Es ist damit das erste Kino der Welt, dessen Inneneinrichtung für einen einzigen Film gestaltet worden ist. |
1977
24. Juni 1977 München-Au * Die „Rocky-Horror-Picture-Show“ läuft regelmäßig und ohne Unterbrechungen in den Museum-Lichtspielen. |
1980
1980 München-Au * Für die „Rocky-Horror-Picture-Show“ wird ein weiterer Kinosaal in den „Museum-Lichtspielen“ eingerichtet. Es ist weltweit das erste Kino, dessen Inneneinrichtung für einen einzigen Film gemacht ist. |
1981
1981 Freistaat Bayern - München * Der „Freistaat Bayern“ vergibt als erstes Bundesland neben Zuschüssen für Modernisierung eigene „Filmtheater-Prämien“ für herausragende Programmgestaltung. |
1984
18. April 1984 München-Au * Die Eigentümer des „Karl-Valentin-Geburtshauses“ in der Zeppelinstraße 41, Bernhard Sprenger und Evelyn Hofer, wollen das Haus abreißen und durch einen Neubau ersetzen. |
1985
1985 München-Au * Der „Erfolgs-Regisseur“ Joseph Vilsmeier kauft das inzwischen ziemlich heruntergekommene „Pesthaus“ in der Auer Franz-Prüller-Straße um 300.000 DMark. |
17. Juli 1985 München - München-Au * Der Planungsausschuss des Stadtrats lehnt den Antrag auf Abriss des „Karl-Valentin-Geburtshaues“ in der Zeppelinstraße 41 ab und tritt mit den Eigentümern, Bernhard Sprenger und Evelyn Hofer, in Verkaufsverhandlungen ein. |
1987
1. Oktober 1987 München-Au * Die Landeshauptstadt München [Kulturreferat] kauft das Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 um 1,6 Millionen DMark und lässt es sofort unter Denkmalschutz stellen. |
1988
1988 München-Au * Die Museum-Lichtspiele kommen - neben weiteren Münchner Filmtheatern - in den Genuss der Filmtheater-Prämie in Höhe von 10.000 DMark. Oberbürgermeister Georg Kronawitter kann den Preis übergeben. Bundesweit werden 98 Kinos ausgezeichnet. Doch an keinen Ort gehen mehr Auszeichnungen wie an München. |
1991
1991 Atlanta * Bei einer Auktion in Atlanta (USA) überschreitet die Bietersumme für einen „Bugatti Royale Typ 41“ die Marke von 10 Millionen US-Dollar. Ein nicht genannter Japaner erhält den Zuschlag. Den „Bugatti Royale“ verehren Liebhaber noch heute als „das schönste Auto der Welt“. |
Ab 1991 München-Au * Joseph Vilsmeier lässt das sogenannte „Pesthaus“ in der Franz-Prüller-Straße mit viel Mühe, Detailtreue und rund vier Millionen DMark restaurieren. |
4. Oktober 1991 München-Au * 15 Jahre nachdem der Film Rocky Horror Pictures Show in den Museum-Lichtspielen angelaufen war, feiern die Fans den Kino-Weltrekord im Guiness-Buch der Rekorde. |
1992
23. Januar 1992 München - München-Au * Weil die Sanierung des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 nicht finanziert werden kann, beschließt der zuständige Kultur-Ausschuss den Verkauf des Anwesens. |
2. April 1992<p><strong><em>München-Au</em></strong> * Der Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 wird beschlossen, nachdem man den Sanierungsbedarf berechnet hat. Er ist mit 6 Millionen DMark für die Stadt München nicht finanzierbar. </p> |
18. April 1992 München-Au * Ein Verkaufsinserat für das „Karl-Valentin-Geburtshaus“ in der Zeppelinstraße 41 wird in der Süddeutschen Zeitung abgedruckt. |
1. Oktober 1992 München-Au * In einer Beschlussvorlage des Stadtrats wird der Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 an den Modemacher Rudolph Mooshammer vorgeschlagen, wenn der zuständige Bezirksausschuss dem Vorhaben zustimmt. |
23. Oktober 1992 München-Au * Der Bezirksausschuss Au-Haidhausen lehnt den Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 ab und beantragt die Erstellung eines Sanierungsgutachtens durch die Münchner Gesellschaft für Stadtsanierung - MGS. Bis zur Erstellung des Gutachtens sind alle Verkaufsabsichten zu stoppen. |
1993
1993 München-Au * Das „Motorama“ an der Rosenheimer Straße wird eröffnet. |
1. Februar 1993 München-Au * Der Dipl.-Ing. Klaus Schmidt wendet sich an die Stadtbaurätin Christiane Thalgott und macht auf das verwahrloste, seit über fünf Jahren leerstehende Anwesen in der Zeppelinstraße 41 aufmerksam. Die Stadtbaurätin hatte zuvor aufgerufen, dem Planungsamt „verwahrloste Wohnhäuser“ zu benennen. |
5. April 1993<p><strong><em>München-Au</em></strong> * Das Sanierungsgutachten der Münchner Gesellschaft für Stadtsanierung - MGS listet die Kosten für die weitere Vorgehensweise mit dem Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 auf. </p> <ul> <li>Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes würde 6 Millionen DMark kosten,</li> <li>ein Teilabbruch und Sanierung kämen auf 5,5 Millionen DMark,</li> <li>ein Abbruch und anschließender Neubau würde mit 5 Millionen DMark zu Buche schlagen. </li> </ul> |
27. April 1993 München-Au * Die „Stadtbaurätin“ Christiane Thalgott teilt dem Dipl.-Ing. Klaus Schmidt die Schwierigkeiten mit dem „Karl-Valentin-Geburtshaus“ in der Zeppelinstraße 41 mit. |
Um den 30. Mai 1993 München * Die Münchner Wohnungsbau-Gesellschaften und die Münchner Gesellschaft für Stadtsanierung - MGS haben kein Interesse am Erwerb des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41. |
7. Juni 1993 München-Au * Beim Planungsreferat wird um eine Abbruchgenehmigung für das Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 ersucht. |
30. Juni 1993 München-Au * Der Dipl.-Ing. Klaus Schmidt tritt an das Referat für Stadtplanung und Bauordnung heran, um die Konditionen für einen möglichen Erwerb des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 zu erfahren. |
13. August 1993 München-Au * Der Heimatpfleger fordert den Erhalt des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41. |
1994
21. Juli 1994 München-Au * Der Stadtrat beschließt mit schwarz-grüner Mehrheit den Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 an Rudolph Moshammer. Sein Konzept sieht folgendermaßen aus: Moshammer will im Valentin-Haus die „längste Theke Münchens“ einrichten. Eine Gaststätte im Vorderhaus mit etwas Wohnraum darüber, ein weiteres Lokal im Bistrostil samt Terrasse, ein Kino oder Theaterraum im Rückgebäude. |
7. September 1994 München-Au * Der Vertragsentwurf für den Verkauf des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 geht an den Modeschöpfer Rudolph Moshammer. |
30. September 1994 München-Au * In der Bürgerversammlung des Bezirksausschusses Au-Haidhausen werden Räume für die Freunde der Vorstadt Au gefordert. |
1. Dezember 1994 München-Au * Der Modeschöpfer Rudolph Moshammer erklärt sich mit der Unterbringung der Freunde der Vorstadt Au in den Räumen des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 einverstanden. Der Passus wird in dem Vertrag aufgenommen. |
1995
1995 München-Au * Ein zusätzlicher Kinoraum wird in den „Museum-Lichtspielen“ eingerichtet. Damit stehen vier Kinosäle zur Verfügung. |
24. Januar 1995 München-Au * Der Investor des Modeschöpfers Rudolph Moshammer hat von dem Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 Abstand genommen, weil sein Investor abgesprungen ist. Ein neuer Investor wird gesucht, was etwa zwei bis drei Monate dauern wird. |
5. Mai 1995 München-Au * „Löwenbräu“ will sich am Projekt „Karl-Valentin-Geburtshaus“ in der Zeppelinstraße 41 beteiligen, wenn die Stadt die Gaststättennutzung genehmigt. |
Um den 10. September 1995 München -München-Au * Die Bewerbung von Dipl.-Ing. Klaus Schmidt für das Karl-Valentin-Geburtshaus wird eingereicht. Er erhöht sein Kaufangebot von damals 800.000 DMark auf die valentieske Summe von 888.888,88 DMark. |
13. Oktober 1995 München-Au * Probleme der Stellplatzablöse, der baurechtlichen Genehmigungen einer Hofüberdachung und des Umfangs der Gaststättennutzung tauchen auf. Inzwischen will der Modemacher Rudolf Moshammer in dem Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 auch eine Schule für männliche Mannequins unterbringen. Einen konkreten, greifbaren Plan legt Rudolph Moshammer - trotz mehrerer Aufforderungen - nie vor. |
1996
vor 1996 München-Au * Rudolph Mooshammer will im „Valentin-Haus“ in der Zeppelinstraße 41 „Münchens längste Theke“ unterbringen. Die Haidhausen-Auer Stadtteilpolitiker laufen gegen das Projekt Sturm. |
1996 München-Au * Die Renovierungsarbeiten an dem aus dem Jahr 1780 stammenden Hauses an der Lilienstraße 1 werden abgeschlossen. 1,7 Millionen DMark mussten inverstiert werden. |
1. Februar 1996 München-Au * Der Modeschöpfer Rudolph Moshammer zieht sich - völlig frustriert und regelrecht verbittert sowie unter einem Wust von Vorwürfen gegenüber der Landeshauptstadt München - von dem Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 zurück. Den Bezirksausschussvorsitzenden Hermann Wilhelm bezeichnet er in diesem Zusammenhang als „Vereinsmeier ohne Durchblick“. Er selbst empfindet sich als ein „Opfer von Zauderern“ im Planungsreferat. Der Herrenschneider wörtlich: „Das ganze Land befindet sich in der schwersten wirtschaftlichen Krise, seit seinem Bestehen. Eine Krise, die sich in Zukunft nur noch verschlimmern wird.“ Und weiter: „Angesichts einer solchen Zukunft dürfte man eigentlich gar nichts mehr investieren.“ Zuvor war in mehreren Anträgen des Bezirksausschusses und verschiedenen Bürgerversammlungen gefordert worden, die Verhandlungen mit dem Münchner Modezaren wegen „offensichtlichem Desinteresse“ einzustellen. Die bereits im Herbst 1993 eingereichte Bewerbung des Nachbarn Klaus Schmidt wird an den Planungsausschuss weitergeleitet. |
Um den 5. Juli 1996 München-Au * Die letzten Hürden für das Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 sollen in einem Gespräch zwischen dem Dipl.-Ing. Klaus Schmidt, Oberbürgermeister Christian Ude und der Stadtspitze beseitigt werden. Der Au-Haidhauser Bezirksausschuss-Vorsitzende Hermann Wilhelm fordert „alles Nötige zu unternehmen, damit der schon zugesagte Verkauf des Valentinhauses an das Architekturbüro Klaus Schmidt noch vor der Sommerpause notariell abgeschlossen werden kann“. |
Um den 1. September 1996 München-Au * Beinahe wären die Verkaufsverhandlungen für das Projekt Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 gescheitert. Dipl.-Ing. Klaus Schmidt: „Ich war schon kurz vor dem Hinschmeißen - wegen der Auflagen und der Kosten“. Nun scheint alles perfekt. Und höchste Zeit ist es geworden. Das Gebäude ist schon 20 Zentimeter in den sandigen Kiesboden eingesackt. Risse durchziehen die Wände. Damit das Haus nicht auseinander fällt, mussten von außen Quer- und Stützbalken angebracht werden. |
1997
17. Januar 1997 München-Au * Der Dipl. Ing. Klaus Schmidt stellt den Antrag auf Sanierung des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41. |
21. April 1997<p><strong><em>München-Au</em></strong> * Beginn der Fundamentierungsarbeiten am Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41. </p> |
19. Juni 1997 München-Au * Die Baugenehmigung des Referats für Stadtplanung für das Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 liegt vor. |
1. Juli 1997 München-Au * Die Bauarbeiten am Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 beginnen. |
1998
Um den 15. Dezember 1998 München-Au * Die Bauarbeiten am Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41 sind fertig gestellt. Die Baumaßnahme hat rund 7 Millionen DMark verschlungen. |
1999
Um den 10. Februar 1999 München-Au * Die Amtliche Abnahme der Baumaßnahme Karl-Valentin-Geburtshaus in der Zeppelinstraße 41. |
Mai 1999 München * Obwohl die Isar beim „Pfingsthochwasser“ nur 750 Kubikmeter Wasser in der Sekunde führt, gibt die „Wilde Karwendelkönigin“ einen Eindruck ihrer Macht und Gewalt, die in ihr steckt. |
2. Juni 1999 München-Au * Die Freiflächen, der Garten, des Karl-Valentin-Geburtshauses in der Zeppelinstraße 41 werden amtlicherseits abgenommen. Damit ist das Bauvorhaben endgültig abgeschlossen. |
10. November 1999 München-Au * Der Stadtrat beschließt, dem Dipl.-Ing. Klaus Schmidt und seinem Architekten Gert Bayer für die fünf Stadthäuser im Hof der Zeppelinstraße 41 als vorbildliche Baumaßnahme eine „Lobende Erwähnung“ zuzuerkennen. Die entsprechende Urkunde wird ihnen am 7. Februar 2000 ausgehändigt. |
2000
April 2000 München-Au * Nach einer zweijährigen Umbau- und Renovierungszeit wird das „Motorama“ wieder eröffnet. |
2001
2001 München-Au * Die „Museum-Lichtspiele“ werden vom „FilmFernsehFonds Bayern“ mit einer Prämie von 15.000 DMark ausgezeichnet. |
5. April 2001<p><strong><em>München-Isarvorstadt - Museumsinsel - München-Englischer Garten</em></strong> * Die Abendzeitung meldet: <em>„Die Biber sind wieder zurück in München“</em>. Nördlich der Zenneck-Brücke am Deutschen Museum und am Oberst-Jägermeister-Bach im Englischen Garten können die Tiere seither beobachtet werden.</p> |
2006
2006 München-Au * Die „Museum-Lichtspiele“ beteiligen sich am „Münchner Filmfest“. |
2014
31. März 2014<p><strong><em>München-Au</em></strong> * Der Mietvertrag des Sanitärgroßhandels im Kegelhof in der Au läuft aus. Nun kann die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG mit der Weiterentwicklung des Komplexes Kegelhof beginnen. </p> |
31. Juli 2014 München-Au * Das Konzept für das Großprojekt Kegelhof wird vorgestellt. Das Gebäude entlang dem Auer Mühlbach wird abgerissen und mit 27 Wohnungen für Senioren neu aufgebaut. Unter dem Gelände entsteht eine Tiefgarage. Der Gebäudekomplex am Imma-Mack-Weg wird saniert und umgebaut. Unten bezieht die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG Büros, darüber kommen elf Wohnungen. |
2019
2. Juli 2019 München * Der Stadtrat beschäftigt sich mit der Detailplanung für das neue König-Ludwig-Zwo-Denkmal auf dem Isarbalkon der Corneliusbrücke. Damit geht ein Herzens-Projekt des Deutsche-Eiche-Wirts Dietmar Holzapfel endlich in Erfüllung. |