Berlin * Das „Warenzeichengesetz“ tritt in Kraft.
München-Haidhausen * Johann Karl Bernhard Müller vermacht der Stadt seinen gesamten Münchner Immobilienbesitz, um dafür ein Bad „für das unbemittelte Volk“ zu errichten.
München-Haidhausen * Die Stromerzeugungsanlage im ehemaligen Muffatwerk auf der Kalkofeninsel liefert erstmals Strom für die Straßenbeleuchtung. 278 Bogenlampen erhellen nun die Stadt.
München-Hackenviertel * Der Schausteller Carl Gabriel eröffnet gemeinsam mit dem Wachsplastiker Emil Eduard Hammer im ehemaligen Vogl'schen Kaufhaus in der Neuhauser Straße 1/Ecke Färbergraben das „I. Internationale Handels-Panoptikum“. Es ist das größte und bedeutendste Panoptikum Münchens und wird als „ein Bedürfnis der werdenden Großstadt“ bezeichnet.
Es gibt rund 2.000 Exponate zu betrachten, davon etwa 500 Wachsfiguren und Wachspräparate. Der Eintrittspreis beträgt 50 Pfennig, Kinder und Soldaten zahlen die Hälfte. Das Panoptikum ist täglich von 8 bis 21 Uhr geöffnet.
Als besondere Attraktion befindet sich in der dritten Etage das Anatomische Museum und ein Extrakabinett mit über 600 Exponaten. Das Extrakabinett dürfen nur Personen über 18 Jahren betreten. Personen beiderlei Geschlechts ist die gemeinsame Besichtigung polizeilich verboten. Am Dienstag und Freitag ist die Anatomische Abteilung ab 14 Uhr nur für Damen geöffnet.
Im Keller befindet sich die Inquisitionsabteilung mit einer Sammlung von Folterwerkzeugen, deren Anwendung an lebensgroßen Wachsfiguren dargestellt werden. In der angeschlossenen Verbrecher-Galerie werden hauptsächlich zeitgenössische Massenmörder als Wachsimitate gezeigt.
Rom * Adolf Friedrich von Schack stirbt in Rom. Er hinterlässt eine Sammlung von 267 Werken deutscher Maler. Davon sind 183 Originale und 84 Kopien, die er nach Gemälden alter Meister - darunter 17 von Franz Lenbach und 4 durch Hans von Mareés - hat erstellen lassen.
München-Maxvorstadt * Kaiser Wilhelm II. tritt Adolf Friedrich von Schacks Erbe an.
Der Nachlass soll in München bleiben. Das ist keineswegs so großzügig wie es den Anschein hat, sondern beruht auf politischem Kalkül.
Der Kaiser will mit der Verlegung der „Schack-Galerie“ nach Berlin das seit der „Reichsgründung“ angespannte Verhältnis zwischen Preußen und Bayern nicht noch mehr belasten.
Selbstverständlich ist jedoch, dass vor der „Galerie“ in der Brienner Straße - und später an der Prinzregentenstraße - das „kaiserliche Hoheitszeichen“ - der „Reichsadler“ - auf hohen Standarten aufgerichtet wird.
München * Die „Firma Hildebrand & Wolfmüller“ mietet eine Werkstatt für 150 Arbeiter.
Berg am Starnberger See * Oskar Graf, der spätere Schriftsteller Oskar Maria Graf, wird als neuntes von elf Kindern im elterlichen Bäckerhaus in Berg am Starnberger See geboren.
München-Untergiesing * Auf der Radrennbahn am Schyrenplatz findet wieder ein spektakulärer Wettkampf zwischen einem Ross und einem Stahlross statt. Der aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommende Reiter ist angeblich der Sohn von Buffalo Bill: Samuel Franklin Cody.
Doch weder der Wild-West-Weltstar William Frederick Cody alias Buffalo Bill noch dessen Sohn traten bei dem Radl-Pferde-Rennats am Schyrenplatz an den Start. Der Reiter ist vielmehr ein US-amerikanischer Wildwest-Show-Darsteller, der sein Vorbild Buffalo Bill nicht nur in Sachen Kleidung und Auftreten kopiert, sondern auch über die Angleichung an den berühmten Namen sogar bewusst mit einer Verwechslung spekuliert. Denn der Mann, der sich immer wieder Samuel Franklin Cody oder Captain Cody nennt, heißt in Wirklichkeit Samuel Franklin Cowdery. Der Rennradler ist der aus dem Westend stammende Josef Fischer.
Das Radl-Pferde-Rennats findet an mehreren Tagen (15., 17.und 19. August) - über insgesamt sieben Stunden - statt. „Zu diesem Schauspiel hatte sich am ersten Tag eine kolossale Menschenmenge auf dem Rennplatz des Münchner Velozipedclubs eingefunden“. Die Bahnlänge beträgt für den Radler 500, für den Reiter 494 Meter. S. F. Cody benutzt von seinen zehn Pferden sechs und beweist sich als ausgezeichneter Reiter, verliert beim Wechsel der Pferde aber jedes Mal sechzig Meter.
Fischer kann das Rennen nur deshalb für sich entscheiden, weil die Ausgangslage für die beiden Rivalen ungleich ist. So ist die Veloziped-Bahn eigens für Radrennen hergestellt worden, während die Reitbahn für ein Pferderennen ungeeignet ist. Die Kurven sind zu eng und die Längsseiten zu wenig lang, sodass Cody seine Pferde gar nicht richtig ausreiten kann. Wäre eine bessere Bahn vorhanden gewesen, hätte Cody den Dauerradfahrer auch geschlagen, so wie er in Paris, Pest und anderen Orten bis dahin alle Rennradfahrer besiegt hatte.
Zum Schluss schlägt Fischer den Texaner - bei einer Gesamtrennstrecke von 259 Kilometer - mit einem Vorsprung von knapp fünfzig Kilometern. Die Bezahlung für die sieben Rennstunden soll 350 Mark betragen haben.
München-Theresienwiese * Die „Dinka-Neger-Karawane“ begeistert die „Oktoberfest-Besucher“.
München * Der Münchner Bauunternehmer Jakob Heilmann, Wilhelm von Finck, Mitinhaber des Bankhauses Merck, Finck & Co. und die Darmstädter Bank für Handel und Industrie gründen mit einem Stammkapital von 2 Millionen Goldmark die Isarwerke GmbH.
Sie übernimmt den Betrieb des Drehstrom-Kraftwerks Zentrale I, das spätere Wasserkraftwerk Höllriegelskreuth, nachdem die Stadt München kein Interesse an diesem Projekt gezeigt hat. Die Isarwerke GmbH sind somit das erste regionale Elektrizitätsversorgungsunternehmen in Deutschland.
München-Haidhausen * Die Nebenwache IV der Berufsfeuerwehr bezieht ihre Unterkunft in der Kellerstraße 2 a.
München-Haidhausen * Der Holzhändler Johann Ueblacker erwirbt ein Anwesen in der Preysingstraße „mit 0,047 Tagwerk zum Preis von 9.912 Mark und 57 Pfennig, für das Wohnhaus mit angebauter Stallung, Abort, Schutzdach, Wagenremise und Hofraum“.
Das sogenannte Üblackerhäusl entstand schon im 18. Jahrhundert und war eines der ersten aus Ziegeln erbauten Herbergsanwesen an der Preysingstraße, das bis zum Jahr 1970 bewohnt war und dann wegen Baufälligkeit gesperrt werden musste.