Fakten 1920



1920

Das Geschäftsfeld der Firma Münchner Möbelheim, vormals Falk & Fey

München * Die Firma Münchner Möbelheim, vormals Falk & Fey betätigt sich mit der „Einrichtung von Wohnungen nach eigenen Entwürfen, Handel und Kommissionshandel von Waren aller Art insbesondere Antiquitäten und Kunstgegenständen, außerdem Übernahme von Versteigerungen“.

15. Januar 1920

Der Prozess gegen Graf Anton von Arco auf Valley beginnt

München * Aufgrund seiner Schussverletzungen beginnt der Prozess gegen Graf Anton von Arco auf Valley erst jetzt im Münchner Justizpalast. Der Gerichtspsychiater Professor Rüdin beschreibt Arco als „eine intellektuell mäßige, gerade noch durchschnittliche Begabung, eine unreife, ungefestigte Persönlichkeit, die zu impulsivem Handeln neigt“

Bis Februar 1920

5.233 Strafprozesse gegen Räterepublikaner

München * 5.233 Strafprozesse gegen Räterepublikaner werden eröffnet. 

  • Zehn Todesurteile werden ausgesprochen und vollzogen.
  • Viele werden zu langen Haftstrafen verurteilt.
  • Auf Milde dürfen sie nicht hoffen. 

16. März 1920

Der Antisemitismus wird gewalttätig

München * Der Antisemitismus wird gewalttätig.

  • Der konservative Ministerpräsident Gustav von Kahr (BVP) kündigt in seiner ersten Regierungserklärung an, gegen die „Überfremdung durch Stammesfremde“ einzuschreiten und erklärt die „Reinhaltung des eigenen Volkes von fremden Elementen“ zum Gebot der Stunde. Er meint damit den besonders verhassten „Teil der jüdischen Rasse“, die Ostjuden.
  • Münchens Polizeipräsident Ernst Pöhner hält es für nicht ausgeschlossen, wenn „wegen der unerträglichen Teuerung etwas unternommen, etwa einige Juden aufgehängt würden“. Gegen die gewalttätigen und gewaltbereiten Antisemiten unternimmt die Münchner Polizei allerdings nichts.
  • Nun wird die Situation für die jüdischen Mitbürger unerträglich. Viele verlassen die Stadt.

April 1920

Der „Österreichische Touristenklub - öTK“ führt den „Arier-Paragraphen“ ein

Wien * Der „Österreichische Touristenklub - öTK“ in Wien führt den „Arier-Paragraphen“ ein.

31. Mai 1920

Die Münchner Neuesten Nachrichten werden aufgekauft

München * Ein „Konsertium von Münchner und auswärtigen Vaterlandsfreunden“ kauft Bayerns einzige weltweit beachtete Tageszeitung auf: die Münchner Neuesten Nachrichten. Die Mehrheit hält die Gutehoffnunghütte. Sie will die Zeitung für die Propagierung ihrer Ziele benutzen und macht sie zu einem „Bollwerk für nationale Erneuerung gegen Sozialismus und republikanische Politik“.

Das besondere Interesse der Redaktion gilt der Dolchstoß-Theorie, nach der das siegreiche deutsche Heer im Ersten Weltkrieg von den Umstürzlern in der Heimat zur Kapitulation gezwungen worden sein soll. Diese „Schmach“ soll durch die Wiederaufrüstung getilgt und Deutschland zu einer Weltmacht gemacht werden. Finanziert durch die deutsche Schwerindustrie und einflussreiche politische Kreise spielen die Münchner Neuesten Nachrichten eine wichtige Rolle bei der Entstehung der rechtsradikalen „Ordnungszelle Bayern“. Professor Paul Nicolaus Cossmann wird politischer Leiter der Zeitung.

12. Juni 1920

Der dritte Geiselmordprozess beginnt

München * Der dritte Geiselmordprozess beginnt. Das Volksgericht verhängt ein Todesurteil, das zwei Tage später vollstreckt wird. 

8. Juli 1920

Eine Straße und ein Platz für den Brauereigründer Joseph Schülein

München-Berg am Laim * In Berg am Laim wird eine Straße und ein Platz nach dem Brauereigründer Joseph Schülein benannt.

22. August 1920

Erste Aufführung des „Jedermann“ in Salzburg

Salzburg • Erstmals finden die Salzburger Festspiele statt. Auf dem Domplatz wird der „Jedermann“ aufgeführt. 

5. September 1920

Adolf Hitler hält im Münchner-Kindl-Keller eine Rede vor 3.000 Zuhörern

München-Au * Adolf Hitler hält im Münchner-Kindl-Keller eine Rede vor 3.000 Zuhörern, in der er die Juden verurteilt, da sie hinter dem Elend Deutschlands stecken. Wenn man erst mal die Macht habe, so sagt Hitler weiter, dann „werde man den Fetzen von einem Friedensvertrag zerreißen”.

Der NSDAP-Parteivorsitzende führt aus, dass Deutschland zwar geknebelt und wehrlos ist, sich aber nicht vor einem Krieg gegen Frankreich scheuen darf. Seine Rede beendet er mit dem Schiller-Wort: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, nicht trennen uns in Not und Gefahr“.

1. Oktober 1920

Das Rettungswesen geht auf die Berufsfeuerwehr über

München * Das Rettungswesen, das von der Münchner Freiwilligen Rettungsgesellschaft und der Freiwilligen Sanitätskolonne des Roten Kreuzes betrieben wurde, geht jetzt auf die Berufsfeuerwehr über.

7. November 1920

Eine Gedenktafel für Kurt Eisner wird enthüllt

München-Isarvorstadt * Im Lichthof des Gewerkschaftshauses an der Pestalozzistraße wird eine Gedenktafel für Kurt Eisner enthüllt.

4. Dezember 1920

Die Eberl-Faber-AG wird städtisch

München-Haidhausen * Die Eberl-Faber-Aktiengesellschaft am Gasteig, die zuletzt im Besitz der Paulaner-Salvator-Brauerei Aktiengesellschaft war, geht in das Eigentum der Landeshauptstadt München über. Sie wird unter dem Namen „Stadtkeller“ weitergeführt.

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