Fakten 1854



1854

„Die demokratisierende Macht des Bieres“

München * Paul Heyse schreibt: „Die demokratisierende Macht des Bieres hatte doch eine Annäherung bewirkt.

Der geringste Arbeiter war sich bewusst, dass der hochgeborene Fürst und Graf keinen besseren Trunk sich verschaffen konnte als er; die Gleichheit vor dem Nationalgetränk milderte den Druck der sozialen Gegensätze.

Und wenn im Frühling noch der Bock hinzukam, konnte man in manchen Wirtsgärten eine so gemischte Gesellschaft zwanglos beisammen finden, wie sie in Berlin nirgends anzutreffen war“.

13. Januar 1854

Leonhard Romeis wird in Höchstadt an der Aisch geboren

Höchstadt an der Aisch * Leonhard Romeis, der spätere Haupt-Architekt der Richard-Wagner-Straße, wird in Höchstadt an der Aisch geboren.

Februar 1854

Franz Lenbach kommt zum studieren nach München

München * Franz Lenbach kommt nach München und beginnt dort sein Studium in der „Zeichenklasse“ von Professor Hiltensperger an der „Akademie der Bildenden Künste“.

31. März 1854

Joseph Schülein kommt in Thalmässing zur Welt

Thalmässing * Joseph Schülein kommt in Thalmässing, einer Gemeinde in der Nähe von Roth bei Nürnberg, zur Welt. In diesem Ort leben traditionell zahlreiche jüdische Vieh-, Geld- und Hopfenhändler.

6. April 1854

Grundsteinlegung für die Propyläen am Königsplatz

München-Maxvorstadt * Sechs Jahre nach der Abdankung König Ludwigs I. findet die Grundsteinlegung für die Propyläen am Königsplatz statt.

17. Mai 1854

Die Eingemeindung von Au, Haidhausen und Giesing ist genehmigt

Vorstadt Au - Giesing - Haidhausen * Fünf Jahre dauern die Überlegungen des Kgl. Bay. Staatsministeriums des Inneren, bis die 25 Paragraphen zur Eingemeindung ausgearbeitet sind. Nun ist die Vereinigung Münchens mit der Au, Haidhausen und Giesing genehmigt.

„Seine Majestät der König haben die nachgesuchte Vereinigung der Gemeinde Au, Giesing und Haidhausen mit der Reichshaupt- und Residenzstadt München in Eine Gemeinde unter Erhebung jener drei Gemeinden zu Vorstädten von München [...] allergnädigst zu genehmigen geruht.“

24. Juni 1854

Die Bahnstrecke ist bis „nach dem Belustigungsorte Hesselohe“ fertig

Großhesselohe * Der 10,7 Kilometer lange Streckenabschnitt der Bahnverbindung von München über Rosenheim nach Salzburg ist bis „nach dem Belustigungsorte Hesselohe“ fertiggestellt. 

27. Juli 1854

Das erste amtliche Opfer der Cholera-Epidemie

München * Der 39-jährige Tagelöhner Peter Stopfer ist das erste amtliche Opfer der Cholera-Epidemie.

2. August 1854

Ein Komitee kämpft gegen die epidemische Brechruhr

München * Das Bayerische Innenministerium beruft ein Komitee zur Beschließung von Maßnahmen gegen die epidemische Brechruhr, das sich bis Mitte Oktober wöchentlich zwei Mal treffen wird.

Beim ersten Zusammentreffen muss man seit dem 29. Juli weitere 22 Brechdurchfall-Erkrankungen zur Kenntnis nehmen, von denen zwölf mit dem Tod endeten. Aufgrund der Arztberichte bestätigt sich das Vorhandensein der Cholera.

Eine vorsichtige Information der Bevölkerung in der halbamtlichen Neuen Münchner Zeitung wird beauftragt. Mit den Warnungen vor bestimmten Lebensmitteln hofft das „Komitee“ auf keine weitere Verbreitung der Krankheit.

September 1854

Wegen der „Cholera“ wird das „Oktoberfest“ abgesagt

München-Theresienwiese - München-Au - München-Maxvorstadt * Wegen der grassierenden „Cholera“ sagt die Regierung das „Oktoberfest“ ab, was zu zahllosen Klagen der Geschäftsleute führt.

Als auch noch die „Auer Herbstdult“ storniert werden soll, bitten die Geschäftsleute, „dem ohnedieß diesem Sommer schwerheimgesuchten Gewerbestand“ nicht auch noch dieses „Bißchen Brot“ zu entziehen.

Weder zur „Auer Herbstdult“ noch zu der seit 15. Juli stattfindenden „Industrie-Ausstellung“ im „Glaspalast“ finden sich viele Interessenten ein.

1. Oktober 1854

Au, Giesing und Haidhausen werden nach München eingemeindet

München-Au - München-Haidhausen - München-Giesing * Eingemeindung nach München 

  • der Vorstadt Au mit den Gemeindeteilen Niedergiesing und Nord-Falkenau,
  • die selbstständige Gemeinde Haidhausen und
  • die Gemeinde Giesing mit den Gemeindeteilen Obergiesing, Lohe, südliche Falkenau, Pilgersheim, Birkenleiten, Siebenbrunn, Hellabrunn, Harlaching, Soyerhof, Stadelheim und Menterschweige. 

Dadurch erhöht sich die Bevölkerungszahl Münchens um 20.662 Einwohner. Davon kommen aus der Au 10.840, aus Haidhausen 6.273 und aus Giesing 3.549 Menschen. Damit wächst zusammen, was zusammen gehört, den die Bewohner der drei Vorstädte gehörten schon immer „funktional“ nach München.

Die Au ist zu diesem Zeitpunkt die zehntgrößte Stadt des Königreichs Bayern. Der Burgfrieden von München, der sich durch Korrekturen seit dem Jahr 1724 von 1.593 Hektar auf rund 1.700 Hektar erweitert hat, verdoppelt sich nahezu. Mit der Au [87 ha], Haidhausen [296 ha] und Giesing [1.287 ha] vergrößert sich das Stadtgebiet um weitere 1.670 Hektar. Wegen der noch grassierenden Cholera-Epidemie erfolgt der Eingemeindungsakt ohne großes Aufsehen.

November 1854

Die „Armen-Industrie-Schule“ wird aufgelöst

München-Au * Mit der Eingemeindung der Au nach München wird die „Armen-Industrie-Schule“ aufgelöst.

In dem frei gewordenen Gebäude an der Gebsattelstraße wird später eine Knabenschule untergebracht.

8. Dezember 1854

Papst Pius IX. verkündet das dritte Marianische Dogma

Vatikan * Papst Pius IX. verkündet das dritte Marianische Dogma, das besagt: „Maria hat unbefleckt empfangen.“  Es geht darum, dass bereits Maria ohne Erbsünde geboren worden ist.  

Damit entscheidet das Oberhaupt der katholischen Kirche einen Jahrhunderte alten theologischen Streit. Doch nicht nur der Inhalt des Dogmas erregt Aufsehen, sondern auch die Tatsache, dass der Papst diese Entscheidung ohne ein Konzil und damit völlig eigenmächtig getroffen hat. Dogmen gelten in der katholischen Kirche als geoffenbarte Glaubenswahrheit und sind deshalb für alle Katholiken verbindliche und unumstößliche Glaubenssätze.  

Ignaz von Döllinger und viele deutsche Theologen sind entsetzt über dieses Dogma. Döllinger kann aber weder in der Heiligen Schrift noch in der Überlieferung der alten Kirche etwas auffinden, das diesen Glaubenssatz gerechtfertigten würde. Die Münchner theologische Fakultät rät dem Papst jedenfalls in einem Gutachten von diesem Schritt eindringlich ab. Ignaz von Döllinger hält sich dabei noch zurück. 

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