München-Graggenau * Nachdem bekannt wurde, dass der verstorbene Geschäftsmann Karl Rosipal, der „Stifter des Glockenspiels“ am Neuen Rathaus, „nicht ganz arischer Herkunft“ war, schreckt der antisemitische Oberbürgermeister Fiehler nicht davor zurück, die „Stiftung“ rückgängig zu machen und die gestiftete Summe den Erben zurückzuzahlen.
München-Bogenhausen * Obwohl Elisabeth Braun am 4. Oktober 1920 der „Evangelisch-lutherische Kirche“ beigetreten war, muss sie ihrem Vornamen den Zusatz „Sara“ hinzufügen.
München-Maxvorstadt * Martin Bormann, Leiter der Partei-Kanzlei der NSDAP, gibt die vertrauliche Anweisung, in Reden der Partei alle christlichen Redewendungen und Begriffe zu vermeiden.
Prag * Deutsche Truppen marschieren in das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren ein.
Augsburg * Während eines Gastspiels mit Karl Valentin im „Apollotheater“ in Augsburg bricht Liesl Karlstadt zusammen.
Daraufhin zieht sie sich von der Bühne zurück.
Karl Valentin lässt umgehend Annemarie Fischer aus München kommen und besetzt die Karlstadt-Rolle bis zur Beendigung des Engagements am 30. April mit ihr.
München - Augsburg • Viel Zeit zur Erholung hatte Liesl Karlstadt nicht. Bereits Anfang Mai hatte sie Proben im Münchner Volkstheater. Am 16. Mai 1939 war dann die Uraufführung des Theaterstücks „Glück im Spiel, Glück in der Liebe“, einer Wiener Komödie, die ins Münchner Mileu verpflanzt wurde. Liesl Karlstadt wurde die Hauptrolle der Frau Betty Neubauer quasi auf den Leib geschrieben.
Sofort nach dem Gastspiel im Volkstheater begibt sich Liesl Karlstadt wieder ins Augsburger Krankenhaus. Die Angina vom April 1939 ist nicht ausgeheilt und verursacht eine massive Blutvergiftung mit sehr großen Entzündungen in beiden Oberschenkeln. Beinahe hätte das rechte Bein amputiert werden müssen.
München-Maxvorstadt * Pater Rupert Mayer gibt anlässlich einer Vorladung bei der Gestapo folgende schriftliche Erklärung ab:
München-Bogenhausen * Mit der „Gleichschaltung“ der Studentenverbindungen verliert das „Corpshaus der Suevia“ in Bogenhausen seinen Zweck.
Es wird um 350.000 Reichsmark an die Stadt München zur Unterbringung der „Meisterschule für Mode“ verkauft.
München * Karl Valentin verkauft um 20.000 Mark seine umfangreiche Fotosammlung an das Münchner Stadtarchiv.
Berlin * Der Euthanasiebefehl Hitlers, wird zwar erst Ende Oktober 1939 geschrieben, aber auf den 1. September 1939 rückdatiert. „Träger minderwertigen Erbgutes“ (siehe 14. Juli 1933) gelten den Nazis als „lebensunwertes Leben“. Das geheime Ermächtigungsschreiben Adolf Hitlers hat die planmäßige Tötung von 100.000 Erwachsenen und 20.000 Kindern zur Folge.
Die Verwirklichung des Euthanasieprogramms soll vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden, weshalb die unmittelbar Hitler unterstellte Kanzlei des Führers der NSDAP mit der Vorbereitung und Durchführung der Tötungsmaßnahmen beauftragt wird. Die Euthanasie-Aktion wird inoffiziell als Aktion T 4 bezeichnet, nach dem Sitz der zuständigen Dienststelle in der Berliner Tiergartenstraße 4.
Um keinen Verdacht zu erregen, werden in den Tötungsanstalten eigene Standesämter zur Ausstellung der Todesurkunden eingerichtet. Die Angehörigen erhalten eine Mitteilung, dass der Kranke „unerwartet an einer Krankheit“ gestorben und bereits eingeäschert worden ist.
München-Maxvorstadt * Um den „großen Einfluß des Theologieprofessorenzirkels auszuschalten“ schließen die braunen Machthaber das „Georgianum“.
München-Haidhausen * Die von Georg Elser im Bürgerbräukeller installierte Bombe explodiert zum vorgesehenen Zeitpunkt, doch Hitler verlässt die Veranstaltung der „Alten Kämpfer“ dreizehn Minuten zu früh.
München-Hackenviertel * Die Karl-Valentin-Szenenfolge „Ritter Unkenstein“ erlebt in der Ritterspelunke am Färbergraben 33 ihre Premiere. Valentins neue Partnerin ist die junge Schauspielerin Annemarie Fischer. Das Stück wird über einhundert Mal aufgeführt.