Fakten 1611



1611

Vom Weinanbau in der „Herzog-Max-Burg“

München-Kreuzviertel * Der Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer berichtet vom Weinanbau in der „Herzog-Max-Burg“ folgendes:

„[...] haben Sie mir zur nachtmahlzeit zwo grosse Flaschen ihres [Münchner] gewächß geschickhet, als ein rotten, den Sie Rappes [Kräuterwein, Würzwein] nennen, und ein schiller [rosafarbener Wein], der so schön im glaß, als wannß ein Carfunkel were, und kein schönern Wein nie gesehen habe und ist nit nur schön, sondern auch guet darneben“.

24. Januar 1611

Dr. Cosmas Vagh legt dem Hofrat sein Hexen-Mandat vor

München * Der Jurist Dr. Cosmas Vagh, der wegen seinen Positionen und seiner Härte in der Hexenverfolgung berüchtigt ist, hat ein „Landgebott wider die Aberglauben, Zauberey, Hexerey und andere sträffliche Teuffelskünste“ verfasst, das er nun persönlich dem Gremium des Hofrats in aller Ausführlichkeit vorträgt. Zuvor war es inhaltlich mit den Jesuiten abgestimmt worden. Die Hofräte verabschieden das Hexen-Mandat noch in der gleichen Sitzung. 

Februar 1611

Das baierische „Aberglaubens- und Hexenmandat“ geht in Druck

München * Abschließend wird das baierische „Aberglaubens- und Hexenmandat“ dem „Hofratskanzler“ Dr. Johann Simon Wagnereckh zur abschließenden Kontrolle vorgelegt, bevor es in der Druckerei der „Anna Bergin wittib“ im Februar 1611 auf Papier gebracht wird.

Wie so oft, handelt „Hofratskanzler“ Wagnereckh auch hier wieder eigenmächtig.

Das Werk geht in Druck, bevor es Herzog Maximilian I. unterzeichnet hat - und damit nicht rechtskräftig ist. 

28. März 1611

Der Geheime Rat will das Hexen-Mandat nicht veröffentlichen

München * Der Geheime Rat kann sich erst jetzt mit dem Hexen-Mandat befassen. Er nimmt - besonders an den Paragraphen, in denen es um die Konfiszierung von Eigentum geht - umfangreiche Korrekturen vor und erklärt, dass er das Mandat in der vorliegenden gedruckten Form nicht veröffentlichen will. 

23. Mai 1611

Die Böhmischen Stände krönen Matthias zum Böhmischen König

Prag * Die Böhmischen Stände krönen Kaiser Rudolfs II. Bruder Matthias zum Böhmischen König, nachdem er die im Majestätsbrief gegebenen Bestimmungen zugesagt hat.

Um Juli 1611

Der „Hexenrichter“ Dr. Gottfried Sattler muss in den „Falkenturm“

München * Der aus Ingolstadt stammenden Dr. Schober mit der Untersuchung der „Prozess-Umstände“ von Wemding beauftragt.  

Schobers Urteil ist für den „Hexenrichter“ Dr. Gottfried Sattler niederschmetternd, woraufhin alle in München und Wemding Angeklagten auf Befehl des „Hofrats“ freigelassen werden müssen.

Dafür wird Dr. Sattler verhaftet und in den „Falkenturm“ nach München gebracht.
Die Kosten der Untersuchung durch Dr. Schober und die Unterbringung der vier Verdächtigen im „Falkenturm“ werden dem „Hexenrichter“ Sattler und dem „Gerichtsschreiber“ aufgebrummt.

Bei den Vernehmungen kommen nicht nur die „Unterschlagungen und Veruntreuungen“ in Höhe von 3.000 Gulden ans Tageslicht, sondern auch ein „adulterium“, eine unzüchtige sexuelle Handlung.

Damit ist die Geduld des „Hofes“ erschöpft und das Todesurteil über den „Hexenrichter“ schnell gefällt.
Und das, obwohl er aus dem Kreis der „Hofräte“, die sich zur „Partei der Hexenprozess-Befürworter“ zählen, massive Unterstützung erhält. 

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